[36] Die Buche
Allein steht eine Buche
Entfernt vom Waldesplan,
Von Sträuchern nur umgeben
Zu klein, sie zu erstreben,
An die sie sich nicht lehnen kann.
Doch wie sie so alleine
Dort wurzelt stolz und stark,
Verkünden Wuchs und Krone,
Daß tief im Innern wohne
Ein kräftiges und edles Mark.
Es mag der Sturm umpeitschen
Und wild umtoben sie;
Er mag die Zweige knicken,
Die Blitze sie umzücken,
Den Wipfel beugt sie feige nie!
Doch unter diesem Wipfel
Hängt sicher manches Nest,
Zur Blüthe Knospen streben,
Hebt sich zu höh'rem Leben
Am Stamm empor der Epheu fest.
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O, Baum, in deiner Höhe,
Wie glücklich scheinst du mir!
Die Starke bei den Schwachen,
Darfst du sie stolz bewachen
Und Alles schaut hinauf zu dir!
Da reget sie die Zweige
Und flüstert leis' und lind:
»Wohl schön ist's, daß ich ihnen,
Den Schwachen, hier kann dienen,
Doch bin ich drum nicht frohgesinnt.
Wie ich allein hier stehe
Ganz auf mich selbst gestellt,
Wär' unter meinem Dache
Ich lieber doch die schwache
Feldblume, die mein Schutz erhält.
Wär' lieber selbst das Vöglein,
Das süß mir Lieder singt,
Am liebsten wohl der warme
Epheu, der seine Arme
In Lieb' und Treue um mich schlingt!«