An den Teufel

Man will dir, Armer, jetzt den Abschied geben,
Und läugnet deine Macht:
Man führt bei Tag ein teufelloses Leben,
Und scheut dich nur bei Nacht.
Dir geht's, wie einem König auf der Bühne,
Man spottet deiner keck,
Seit Jahren schon schreibt wider dich die kühne
Berliner Bibliothek.
Ein jeder Knabe neckt dich zum Vergnügen,
Und dünkt dabei sich klug,
Du gleichst dem Löwen, den in letzten Zügen
Sogar der Esel schlug.
Doch all' die Neckerei ist – wo nicht Sünde –
Doch ohne Consequenz,
Wir haben leider! noch zu viele Gründe
Von deiner Existenz.
Die schwarzen Buben treiben ja noch immer
Mit Menschen ihren Hohn;
Nur thun sie, was sie sonst verübten, nimmer
In eigener Person.
Sie dürfen keinen Hexentanz zwar halten;
Doch sieht man sie das nun
In männlichen und weiblichen Gestalten
Auf der Redoute thun.
Die wilde Jagd mit gräßlichem Gebelle
Hast du zwar eingestellt;
Doch machest du, daß sie an deiner Stelle
Der Junker selber hält.
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Und schreckst du gleich die fromme Dame nimmer
In schwarzer Liverei,
So kommst du Nachts doch oft noch in ihr Zimmer
Als Läufer und Lakei.
Zwar lässest du, gleich allen bösen Geistern,
Nicht mehr Gestank zum Hohn;
Doch riecht man dich in unsern kleinen Meistern
Auf fünfzig Schritte schon.
Dein Hörnerdiadem hat, wie ich höre,
Zwar noch kein Mensch geseh'n;
Doch uns're Männer rechnen sich's zur Ehre,
In diesem Schmuck zu gehn.
Du gehst nicht mehr, um Jungen zu verstricken,
Als Weib zu ihnen hin;
Doch fährst du jetzt, sie sich'rer zu berücken,
In eine Kupplerin.
Der schwarze Bock, der oft zu Lustgelagen
So manche Hexe trug,
Ist abgeschaft, doch gibts in unsern Tagen
Noch graue Böcke g'nug.
Aus Spiegeln guckt die Schönen zu bestrafen,
Zwar jetzt kein Satan mehr:
Doch sind gar viele, die sich d'rin begaffen,
Noch häßlicher, als er.
Du wagst dich zwar nicht mehr in Menschenlieber,
Seit Gaßner dir gedroht;
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Allein du fährst doch stets in uns're Weiber,
Und quälest uns zu Tod.
Du unterschiebst dem kaum entbund'nen Weibe
Zwar nun nicht mehr ein Kind,
Doch sieht man Kinder, die im Mutterleibe
Schon unterschoben sind.
Zu Kohlen wird das Geld, wenn Filze sterben,
Nicht mehr auf dein Geheiß;
Doch machst du's in den Händen ihrer Erben
Noch immer glühend heiß.
Du kommst zwar, wenn man dich exorcisiret,
Nicht mehr, und bleibst in Ruh,
Doch machen's Schuldner, wenn man sie citiret,
Gerade so, wie du.
Man sieht dich zwar nicht Seelenhandel treiben,
Nicht Pakte machen mehr;
Allein Verschwender ohne Zahl verschreiben
Sich nun dem Wucherer.
Zwar marterst du die armen Menschenseelen
Mit List, Gewalt und Trug
Nicht mehr, allein die Narren quälen
Einander selbst genug.
Und braucht man gleich jetzt keine Lukaszettel,
Noch Amulette mehr,
So rühmt uns doch den schon vergeß'nen Bette!
Ein Pater Fast noch sehr.
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Und hebet alles dies nicht jeden Zweifel
An deines Reichs Gewalt;
So sieht man ja noch täglich viele Teufel
In menschlicher Gestalt.

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TextGrid Repository (2012). Blumauer, Aloys. Gedichte. Sämmtliche Gedichte. Satyrische, scherzhafte und erotische Gedichte. An den Teufel. An den Teufel. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-3628-9