Brautführer Tod
Der Bräutigam:
Ich lese Lieder aus fremden Seelen, aber alle Lieder künden mir nur dich und deine Seele.
Und über Wiesen schau ich und tausende Blumen, aber überall seh ich nur dich und die Blume deiner Schönheit.
Komm, o komm, du meiner Seele lebendiges Gedicht, du meiner Seele atmende Blume, komm! Komm, du mein Leben!
Wie du so bebst! Gieb, gieb mir deine Hand! Ich habe mich so sehr nach dir gesehnt, und wie du kamst, bin ich erschrocken.
Die Braut:
Ich habe mich nach dir so bang gesehnt; nun bin ich froh.
Mir wars, mich führte Wer zu dir, und Einer spräche leis an meinem Ohr: Geh hin, geh hin, heut überschattet dich an seiner Brust das tiefe, tiefe Glück, in dem der Sonne Aufgang ist und Niedergang!
[193] Und mir war bange, da ich zu dir ging.
Nun bin ich froh.
Der Brautführer:
Sterne führ ich einander zu im Kreislauf geketteter Ewigkeiten und bin im Aneinanderflügeln des Mückentanzes.
Von meinem Atem getragen fliegen die Samenstäubchen aus Blütennarben in Blütenkelche, und was ich raune, bebt im Herzen der Braut und läßt die Brust des Bräutigams drängend gehn.
Wohin ich führe, braucht ihr nicht zu fragen. Fühlt euch, so fühlt ihr mich.
Ich segne euch.