O. F. Berg / David Kalisch
Berlin, wie es weint und lacht
Volksstück mit Gesang
in 3 Aufzügen und 11 Bildern
Personen
1. Akt
Erstes Bild
1. Auftritt
Erster Auftritt.
Hm? – Er steckt die Zigarre verkehrt in den Mund, Ausdruck des Ekels, schläft wieder ein und schnarcht weiter.
Attention! Er sucht in allen Taschen nach Geld und findet nichts, steht auf, zieht sein Schnupftuch, es fallen zwei Kassenbillets aus demselben, hebt sie auf. Auf die Dame! Er wankt nach dem Tische und setzt, das Spiel geht weiter.
I bewahre! Noch länger hier sitzen bleiben. Es kann ja nicht weit vom Morgen sein. Was ist denn die Uhr? – Er sieht nach. Dreiviertel auf Sechs! – Er sieht durchs Fenster. Heller, lichter Tag! Die schöne Nacht wieder um die Ohren geschlagen! Wenn man nicht seinen Profit davon hätte, es wäre nicht zum Aushalten. Aber ich denke, man muß sich nichts daraus machen. Andere Leute leben in den Tag hinein und kommen zu nichts, unsereins lebt in die Nacht hinein und kommt dadurch zu etwas. Er liest in dem Buche.
Ich weiß, daß Sie die Bedeutung eines gegebenen Ehrenwortes kennen. Sie werden aber auch wissen, daß ich in dieser Beziehung Erfahrungen gemacht habe.
Dann müssen Sie mit Leuten im Verkehr stehen, die von dem Prädikate »ehrenhaft« in angemessener Entfernung leben!
Alles hin! Die 150 Taler, welche zu meinem Examen bestimmt waren und nun noch diese 40 Louisdor. Wenn ich das Geld nicht heut' noch auftreibe, bin ich ruiniert. Ich darf meinem Vater nicht unter die Augen treten. Was anfangen? Auf Ferdinand deutend. Der Kellner hat Geld. Ich weiß, er hat sich ein Kapital zusammengespart. Es ist demütigend, diesen Menschen anzusprechen, aber – wenn ich mich nur vorläufig aus dieser drückenden Verlegenheit reiße. Meine Tante Quisenow wird mich ja nicht im Stich lassen. Er ruft. Ferdinand!
Aber Ihre Frau Tante ist eine sehr ungemütliche Dame. Das letzte Mal, wie Sie auch nicht bei Mammon waren, und ich wegen der kleinen Nota kam, hat sie mich fast die Treppe hinuntergeworfen.
Geht beim besten Willen nicht, Herr Schlicht. Ich habe mir meine paar Groschen mühsam zusammenapportiert [11] und muß sie zusammenhalten, denn unter uns gesagt, ich will heiraten, ich habe was in Aussicht; Sie werden reinen Gebrauch davon machen; ich etabliere etwas Großartiges – ich will den Leuten was zeigen.
Das wäre so was, jetzt mein Geld wegborgen, wo ich den Leuten was zeigen will. – Wenn sich die andere Schwefelbande nur auch endlich drücken wollte. Es ist schon heller Tag und ich muß auf den Markt gehen, Karolinen zu treffen. Falle ich bei ihr ab, so werfe ich mich an die Brand Agnes. Vorläufig habe ich beiden schon eine schriftliche Erklärung gemacht. Doppelt hält besser. Nun will ich doch schnell noch einmal nachlesen, was dieser »Ratgeber für Unverheiratete, oder die Kunst, in acht Tagen Bräutigam zu werden,« in bezug auf die erste persönliche Begegnung sagt –Er blättert und findet die Stelle. Aha hier –
2. Auftritt
Zweiter Auftritt.
Einen Bittern! Guten Morgen, meine Herren! Schon so fleißig? Oder vielmehr noch so fleißig? Das kann mir gefallen. Morgenstunde hat Gold im Munde. Er tritt an den Spieltisch. Ist erlaubt, so halte ich etwas.
Nicht wahr, je schöner der Abend, je später die Gäste. Wollen Sie nicht so freundlich sein, und 'n bißchen zusammenrücken, meine Herren! Es geschieht nicht.
Hoffentlich haben Sie nichts dagegen, wenn ich mit pointiere!? Mein Geld ist auch kein Blei! Ein Louis auf den König!
Ich! Sie sind mir noch dreißig Taler schuldig, und ich habe mir vorgenommen, jede anständige Gesellschaft vor Ihnen zu warnen. Meine Herrn! Spielen wir nicht mit diesem Lumpen.
Was hab ich hier erlebt! Welche Gesellschaft? Und morgen wird vielleicht mir eine ähnliche Beschimpfung zu teil, wenn ich mein Wort nicht halte. Nein, lieber alles tun, als min Ehrenwort brechen. Meine Tante muß und wird mir helfen, ich will noch einmal meine Zuflucht zu ihr nehmen, und wenn sie mich nur diesmal noch rettet, dann wahrhaftig nie mehr eine Karte in die Hand – nie mehr einen Fuß in diese Höhle! Er stürzt ab.
Gott sei Dank, daß sie alle fort sind. Es ist wahrhaftig keine Kleinigkeit, vierundzwanzig Stunden [13] auf den Ruf: Kellner! hören zu müssen, ohne sich aufs Ohr legen zu können. Es heißt immer, der Mensch ist nur ein Gast auf Erden, warum soll ich grade Kellner sein? Jetzt rasch auf den Markt und das Terrain rekognosziert! Er zieht sich einen eleganten Rock an. In diesem Landsberger wird Karoline mir nicht widerstehen. Das Buch hier sagt: Wer den Brauen gefallen will, darf sein Äußeres nicht vernachlässigen. Nun auch den neuen Bibi – Wo ist er denn – mein Hut – Er ergreift den liegen gebliebenen Hut. Was ist denn das? Es hat einer meinen Hut genommen und dafür diesen durchgeschwitzten Pomadenfilz stehen lassen! Das ist niederträchtig! Aber halt – da ist ja eine Karte – ein Namen drin – da kann ich gleich sehen, wem er gehört – Er liest. Nationaleigentum! Er spricht. Nationaleigentum! Er besieht den Hut von allen Seiten. Schauderhafte Bosheit! Aber da muß man sich nichts draus machen.
Nr. 1. Couplet.
Verwandlung.
Zweites Bild
3. Auftritt
Dritter Auftritt.
Nr. 2. Marktchor.
4. Auftritt
Vierter Auftritt.
Sagen Sie mal Fräulein Karolinchen, wie geh meiner Nichte, der Agnes? sie dient auch in Ihrem Hause im ersten Stock Sie zeigt hinüber. bei dem Stadtverordneten.
Ach, die Agnes bei Quisenows, die immer so vornehm tut. Na, der geht es eben wie sie's verdient, die stolze Trine.
Wie denn? Ihr Vater ist 'n armer Maurer. Wenn sie stolz wäre, würde sie nicht bei fremden Leuten dienen.
[17]Ich will Ihnen sagen, Karlinchen, die Agnes ist still und für sich und bei ihrem Onkel, dem Schullehrer, erzogen, aber deshalb ist sie doch ein braves Mädchen.
Na, wir im Hause sind ihr alle nicht grün. Und ihre Madame erst recht nicht. Aber Auf Ferdinand zeigend. sehen Sie mal den, ich glaube dem pickt es hier. Sie zeigt auf den Kopf.
Das ist ja der Kellner von da drüben aus dem Keller, der das große Etablissement pachten und durchaus heiraten will. Sie spricht mit Karoline leise einige Worte und schickt sich an abzugehen.
Seite 45 heißt es ausdrücklich: Wenn du mit einem Mädchen von Liebe sprich, so klopfe erst leise an – wohlan, so will ich es denn versuchen.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt.
Der Verfasser hat sich getäuscht – sie hält mich vielleicht für einen Verführer – Er wirft das Buch weg. Weg damit!
Hören Sie mal, Sie sind ja wohl derselbe, der mir gestern abend unten im Hanse aufpaßte? Was wollen Sie denn eigentlich?
O nein, es kann auch hell sein. Ich aber, ich liebe ie, Karolinchen, und ich werde nicht eher dieses Zimmer verlassen, bis ich Gegenliebe finde.
Ach so! Das sieht so in dem Buche – wollt' ich sagen – Karlinchen, Sie find recht stichlich, wie 'ne Distel – aber ich liebe die Disteln.
Vorläufig noch Kellner, aber ich habe bereits ein Etablissement gepachtet und beabsichtige, nächstens dasselbe zu eröffnen. Ich werde den Leuten was zeigen!
Nr. 3. Duett.
Gletscher malt Gropius 2 drauf,
Und das Eis kriegt man zu Kauf
[19]KAROLINE. | FERDINAND. | |
Den Berg stellt Hiltl auf, | Hiltl auf, | |
Gletscher malt Gropius drauf, | Gropius drauf, | |
Das Eis kriegt man zu Kauf | Zu Kauf | |
Von Kranzeleer. | ||
Dui dui dui dudelde. | Lalala. |
BEIDE
KAROLINE. | FERDINAND. | |
Das Echo ist nicht schwer. | Ist nicht schwer usw. |
BEIDE
KAROLINE. | FERDINAND. | |
Ein Pustrohr wird aufgepfropft. | Aufgepfropft usw. |
BEIDE
KAROLINE. | FERDINAND. | |
Doch darf's nicht teuer sein | Teuer sein, | |
Entree sechs Dreier sein, | Dreier sein, | |
Das ist was für Berlin, | Für Berlin. |
Da stürzen alle hin. Da stürzen alle hin!
Ah, guten Morgen, Stramberger. Sie hängt sich an seinen Arm und geht an seiner Seite, Ferdinand stolz messend, ab.
6. Auftritt
Sechster Auftritt.
Sie ist bereits militärpflichtig! Das haben wir davon, daß man ein Militärstaat ist, aber da muß man sich nichts daraus machen. Nun habe ich noch eine Hoffnung, die gebildete Maurerstochter, die Brand Agnes. Ihr Vater ist hier an dem Hause beschäftigt. Ich will ihn drüben von meinem Keller ans erwarten und dann meinen Antrag machen. Er geht ab.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt.
Das hilft einmal alles nischt. Wenn ich meine Tochter Agnes sehr gebildet habe erziehen lassen, so liegt das bloß daran, daß wir Maurer selbst eine ganz unsinnige Bildung [21] nötig haben. Erstens müssen wir Juristen sein, das heißt, wir müssen es verstehen, alles so viel wie möglich in die Länge zu ziehen; dann müssen wir Mediziner sein, denn wenn wir 'n Haus bauen, müssen wir sehen, daß wir es auch als Patienten behalten; daß wir mit Finanzwirtschaft Bescheid wissen, wird niemand bezweifeln, denn wer versteht denn alles so schön zu verputzen wie wir? und geborene Theologen sind wir, weil wir alles erbauen. Mit einem Worte, wir sind so gebildet, daß einem der Verstand stehen bleibt. – Ah, da ist ja meine Tochter, die Agnes.
8. Auftritt
Achter Auftritt.
Du, mach' dich nicht schwarz – Aber was ist denn? Du siehst mir ja gar nicht richtig ans? Hör mal, Mädchen, du hast geweint – Was ist denn geschehen? Er schwingt den Pinsel. Ich laß eine ganze Bevölkerung über die Klinge springen.
Davon später, Vater, sag' mir nur zuerst, wie es mit der Mutter geht? Ich sehe jeden Augenblick von meinem Küchenfenster hinüber, und heut' nacht – ich habe kein Auge zugemacht – lieber Vater – ich weiß, der Doktor war gestern abend noch bei der Mutter – es steht gewiß nicht gut mit ihr?
Der Doktor – gestern abend bei uns! Er kämpft mit sich selbst und lacht gezwungen. Was fällt dir denn ein?
Na ja, er war bei uns – weißt du, man muß immer aufs Schlimmste gefaßt sein – der Doktor will durchaus ich soll sie ins Hospital bringen, weil sie zu Hause keine rechte Pflege hat. Aber du weißt ja, Kind, mit der Charité darf ich ihr nicht kommen, und in ein Privatkrankenhaus da geht es wieder Bewegung des Geldzählens zwischen Daumen und Zeigefinger. hier bei uns nicht.
[22]Ich habe ihr mein gestriges Abendbrot aufgehoben, um es der Mutter gleich nach dem Aufräumen rüber zu bringen; denn wenn ich beim Milchholen zu lang ausbleibe, dann gibt es wieder einen schrecklichen Skandal.
Einen Gänseflügel. Wenn man mir den aufs Sterbebette legte, dann sterb' ich gar nicht – aber das ist für Muttern zu schwer, Er wickelt ihn, nachdem er ein Stückchen Fleisch davon abgelöst und in den Mund gestopft, in ein Stück Papier und steckt ihn vorn in den Brustlatz der Schürze. das bekommt ihr wohl nicht, es ist ihr zu schwer. Aber nu sag mal, Kind, warum bist du denn in Tränen zu mir herabgeschwommen?
Du weißt ja schon, der Dienst bei Quisenows ist zu streng – es ist ein hübscher Lohn, ja, das Essen ist auch gut, sehr gut.
Der gnädige Herr ist auch recht freundlich, aber die Madame ist fürchterlich. Du kannst dir keinen Begriff davon machen. Ich tue gewiß meine flicht, ich arbeite redlich, aber jeden Augenblick kommt sie mit einem neuen Vorwurf, einer neuen Verdächtigung. Du weißt, lieber Vater, daß ich nur in den Dienst gegangen bin, um euch das Leben zu erleichtern, aber das Dienen ist schwer, sehr schwer.
Glaube dir's gern, Kind! Aber halte aus! 's ist deine erste Stelle, und wenn du da so schnell wieder fortgehst, dann hält's schwer mit der zweiten.
Ach Gott ja, lieber Vater, das sehe ich ein, und ich würde auch vielleicht in dem Betragen meiner Herrschaft gegen mich nichts Ungewöhnliches finden, wenn – wenn –
Wenn dir der Onkel, der Schullehrer, nicht die gelehrten Raupen in den Kopf gesetzt hätte. Nu flattert das als Schmetterling dadrin rum; das paßt nicht für'n Mädchen vor alles. Mein Schwager ist ein guter braver Mann und hat Wunder gedacht, was er uns für einen Dienst [23] leistet, daß er dir die feine Erziehung gegeben, aber der Teufel soll ihm danken.
Das ist unrecht, lieber Vater! oder wäre es dir lieber, wenn deine Tochter gegen die rohe Behandlung der Menschen weniger empfindlich wäre?
Das versieht sich! Das ist ja eben das Unglück heutzutage, daß die Leute sich deshalb nicht mehr gegenseitig gefallen, weil sich keiner vom andern will was gefallen lassen. – Und nun geh, mein Kind, und verplaudere dich nicht länger.
Von dem Kellner hier drüben aus dem Weinkeller. – Er setzt mir seine Verhältnisse sehr weitläufig auseinander, und warum er gerade mich zur Frau wünscht. Stil und Orthographie sind höchst komisch.
Erst noch rasch zur Mutter! Adieu! Adieu! Vater! Sie geht ab in das Haus, aus welchem Brand gekommen ist.
9. Auftritt
Neunter Auftritt.
Na, was sagen Sie zu so 'ner Tochter? Nett, sauber, tugendhaft, sittsam, brav, bescheiden, arbeitsam, willig – aber wie gesagt, als Mädchen vor allens zu viel Gouvernante und als Gouvernante doch wieder auch zu viel Mädchen vor allens. Er bemerkt Ferdinand, welcher ausgetreten ist, und den Hut in der Hand, vor ihm stehen bleibt.
Ein Bettler! Er greift in die Tasche und sucht vergebens. Hm! hm! Ärgerlich. Grade ein anständiger Mann, der es vielleicht verdient!
Ja – das macht die Übung – wollt' ich sagen – man hat mir gesagt – Ihre Tochter habe Bildung. – Das paßt mir gerade. Ich habe Geld; Bildung ist Geld; folglich kommt Geld zu Geld, und so werden ja die meisten Partien geschlossen. Ich beabsichtige nämlich, etwas Großes zu etablieren, und da brauche ich zunächst eine Frau, die deutsch spricht.
Sie gefallen mir, wie gesagt, nicht übel, es ist möglich, daß meine Tochter – nach längerer Bekanntschaft – – reden Sie mit ihr selber.
Nein, Lieber, das tun Sie nicht! Meine Agnes ist in dem [25] Quisenowschen Hause, wo dergleichen nicht geduldet wird! Madame Quisenow ist keine Liebhaberin von Liebhabern.
O, die kenne ich, mit der will ich nichts zu tun haben. Aber halt! Ich habe da einen Einfall! Ich werde mich in einer durchaus nicht auffallenden, der Küche angemessenen Verkleidung bei ihr einführen. Das wird mir auch Ihrer Tochter gegenüber mehr Mut geben, und sie wird gleichzeitig sehn, was meine Liebe zu wagen imstande ist. Ich werde den Umständen – wie sagt man doch –
Nein, nur nicht Rechnung tragen, das ist mir bei Madame Quisenow schon mal schlecht bekommen. Nein, etwa anderes – O! ich habe nicht umsonst in der Konkordia kleine Partien gespielt. Ich werde meine Rolle durchführen, und Ihre Tochter soll nicht ahnen, wer ich bin.
Da haben Sie auch recht, aber Er fällt mit einem Fuß in das Schaff und zieht ihn ganz weiß heraus. sapperlot – da muß man sich nichts draus machen. Er spricht mit Brand weiter, welcher ruhig dabei an dem Hause fortarbeitet, und nicht bemerkt, das Hahnekamm mit der Pfeife aus dem Fenster sieht.
Ja, wissen Sie, ich sehe Sie lieber vor mittags zum Fenster raus, damit ich die Nachmittage für mich habe.
Nr. 31/2. Aktschluß-Musik.
[26] Verwandlung.
Drittes Bild
10. Auftritt
Zehnter Auftritt.
Nr. 4. Couplet.
Kein Mensch sieht mir an, was ich leide! Auf seinen Bauch schlagend. Alles Kummer! Das reine Angstfett! Ich habe schon verschiedene Ärzte zu Rate gezogen, einer der größten hat mich auskultiert und meinte, ich müßte nach Marienbad. Meine Frau aber meinte: Auf'n Auskultator gibt kein Mensch was! – So bin ich denn genötigt, mir jeden Morgen den [27] vorschriftsmäßigen Struve und Soltmann in den Leib zu schlagen. Ist mir auch ganz lieb, denn das Reisen mit den Eisenbahnen ist jetzt kein Vergnügen mehr. Alles reist heutzutage und überall trifft man Bekannte. Ein ungeniertes Alleinsein, ein Fliehen in eine stille abgezogne Waldeinsamkeit ist bei den gegenwärtigen Verkehrsverhältnissen nicht mehr möglich. Früher ging man nach Italien, nach den Apenninen und konnte sich in abgeschiedener Ruhe erholen. Man machte vielleicht die Bekanntschaft einer Räuberstochter und verlebte mit ihr schöne Tage in einer finstern Höhle. Man soll es jetzt nur versuchen, so dauert es gewiß nicht lang, da kommt ein Berliner und sagt: Herr Jeses, Herr Quisenow, was machen Sie denn hier. Ihre liebe Frau Gemahlin auch hier? – Die Arme in die Seite stemmend. Was! – schreit die Räuberstochter. Tu uno Berlino? Jo verheiratetto? Jo verfluchio tibi. Addio. Und weg ist sie! – Ah – da ist sie schon!
11. Auftritt
Elfter Auftritt.
Recht gut. Der Doktor hat mir strenge Diät verordnet. Nichts Aufregendes, nichts Saures und vor allen Dingen keinen Ärger.
Ich habe keine gesehen. Du bist wirklich imstande und glaubt, ich trinke Marienbader wegen der Frauenzimmer.
Ich meine, daß unmöglich ist, weil ach fange nicht schon wieder am frühen Morgen an, du verdirbst mir meinen ganzen Marienbader.
Ja, aber nicht gut aus dich. – Ich will endlich einmal wissen, wie lange dein liederliches Leben noch dauern wird. Du bist ein leichtsinniger Schlingel!
Ei sieh! Noch den Beleidigten spielen. Schulden machen, flott leben, die ganze Welt mit Champagner traktieren, auf allen Bällen der Erste und Letzte sein, sich mal täglich frisieren lassen. Hunderttaler-Zigarren rauchen, mit zwei großen Neufundländern die Linden lang flanieren, im Tiergarten Kinder überreiten, anstatt zu studieren und ans Examen zu denken, das ist allerdings eine Tätigkeit, die eine andere Achtung verdient, als die, welche ich dir zu ie werden lasse –
Wir haben Schulden für dich bezahlt – weit über unsere Kräfte, wir haben geglaubt du wirst endlich bessern, aber es ist alles vergebens. Rechne auf nichts mehr, wir sind wütend!
[29]Ich habe Sie sprechen lassen, Tante! Jetzt hören Sie auch mich an. Mein lebhaftes Temperament, verführerische Gesellschaft, die Einschränkungen, welche mir die Strenge meines Vaters auflegte – alles das mag mich zu mancher Verirrung, zu manchem leichtfertigen Streich getrieben haben, aber seien Sie überzeugt, es lebt ein unauslöschlicher funken Ehrgefühl in mir –
Retten Sie mich nur diesmal, ich habe mich in hohes Spiel eingelassen, man drängt auf Zahlung, meine Ehre, meine bürgerliche Stellung ist gefährdet, Leise. es sind nur vierzig Louisdor, liebe Tante; meinem Vater kann ich mich nicht entdecken, es würde mir auch nichts helfen; ich weiß, er ist augenblicklich außerstande, mir die Summe vorzustrecken – aber ich werde binnen vier Wochen mein Examen machen und –
Also vierzig Louisdor, sonst nichts. Und noch dazu im Kartenspiel – als wenn vierzig Louisdor gar nichts wären.
Nein, lieber Bernhard, das werden wir uns überlegen. – Bei dieser Zeit, wo man gleich wer weiß wie verschrien wird, wenn man eine Etage um einhundert Taler steigert, wo man sein Geld kaum mehr in Hypotheken anlegen kann, verspielst du zweihundert Taler im Pharao.
Wohlan denn, es ist genug! Sie wollen mir nicht helfen, Sie weisen den Sohn Ihres Bruders zurück, Sie brandmarken seine Ehre in den Augen der Welt und stoßen ihn hoffnungslos in den Abgrund der Verachtung – nun so mögen Sie auch alle folgen ertragen und verantworten.
Ich werde sie nie vergessen – aber die Verzweiflung, Ihre Beleidigungen, Tante. – Kleine Pause, innerer Kampf, endlich flehend. Liebe – gute – Tante!
Ah, wieder dieser Ton! Und nun Weibisch eigensinnig. – nun gewiß nicht. Nein, nein, und ein für allemal nein!
Jetzt wär's famos, wenn ich mir was zu sagen getraute. Du lieber Himmel, warum bin ich Stadtverordneter!
Leben Sie wohl, Tante, auf lange – vielleicht auf immer! Beiseite, mit innerm Kampf. Was soll ich tun? Wie kann ich mich retten? – Hm! hm! – Entsetzliches Mittel – aber nur so geht es. Es bleibt mir nichts anderes übrig!
Ich danke Ihnen für Ihre Teilnahme.Er drückt ihm die Hand. Adieu, Onkel! Er bleibt einige Augenblicke im Hintergrunde und schlüpft durch die Seitentüre links ab.
12. Auftritt
[31] Zwölfter Auftritt.
Nun ist es bald aus mit dem Widersprechen? Du kennst mich – Fritzchen, du weißt, wenn ich böse werde –
Ruhig! – Aber was ist denn das? Sie sieht nach der Uhr. Halb neun Uhr und noch keinen Kaffee! Da hast du deine Mamsell, deine schöne Köchin, Fräulein Agnes – die dir so sehr gefallen hat.
Ach, gefallen hat. Sie ist ein gutes, wohlerzogenes Mädchen, die nur in den Dienst gegangen ist, um mit ihrem Lohn ihre Eltern unterstützen zu können. Die kann man doch wahrhaftig nicht wie'n ordinären Dienstboten behandeln.
Sie erkennt es aber nicht an, sie vernachlässigt ihren Dienst, sie hat sich wie ne Prinzessin. Es ist jetzt halb neun Uhr und wir müssen noch auf den Kaffee warten.
So läute doch ordentlich. Sie läutet aus Leibeskräften. – Helltönende Glocke. Das sollte mir fehlen, solche Person im Hause! Na warte, noch heute jage ich sie zum Teufel!
Ich muß meiner Frau das Bett so stellen fassen, daß sie unmöglich mehr mit dein linken Fuß aufstehen kann.
13. Auftritt
[32] Dreizehnter Auftritt.
Nun, ist das Fräulein endlich einmal ans den Federn? Ich habe schon geglaubt, wir werden heute gar nicht die Ehre haben, die vornehme Dame zu Gesicht zu bekommen.
Entschuldigen Sie gnädige Frau, ich habe aufgeräumt, ausgekehrt, Milch geholt, bin auf dem Markt gewesen und –
Das habe ich nicht getan und werde ich auch nicht tun. Ich war nur auf einen Sprung bei meiner Mutter, bei meiner armen Mutter deren Sterbe stunde vielleicht bald schlagen wird.
Ah, es stirbt sich nicht so schnell, noch dazu heutzutage, wo 'n Begräbnis gleich 'n Masse Geld kostet.
Und diese Familienangelegenheiten gehen mich überhaupt gar nichts an. Warum hast du denn gestern das blaue Zimmer aufgeräumt?
Du sollst schweigen, sag ich Kleine Pause. Das wußt' ich wohl, daß dir jeder Grund zu einer Entschuldigung fehlen würde.
[33]Es geschehen Dinge in meinem Hause, daß einem die Haare zu Berg stehen. Das Mittagessen ist regelmäßig verdorben. Die Möbel sind immer staubig, 's wird allerhand verschleppt – es kommt so viel weg –
Gnädige Frau, ich bitte Sie, hören Sie aus. Sie sehen nur ein armes Mädchen vor sich – das Kind armer Eltern – gezwungen zu dienen und sich – für den Lohn, den Sie zahlen, alles fallen zu lassen; aber das einzige Gut, die einzige Habe, die ich besitze, meine Ehre, dürfen Sie nicht angreifen. Darum erkläre ich Ihnen, daß – Sie kämpft mit sich und sucht ihre Aufregung zu unterdrücken. daß – ich –
Ich kann nicht aufsagen – meine Eltern haben mich beschworen – ich bin ihre einzige Stütze; Laut. darum sage ich Ihnen, daß Sie mich tief, Sie zeigt aufs Herz. recht tief gekrankt haben – verzeihen Sie es mir nur diesmal noch, gnädige Frau! Sie geht heftig weinend ab.
14. Auftritt
Vierzehnter Auftritt.
Ah, das ist fürcht – Er will sagen fürchterlich; Auguste sieht ihn scharf an. fürcht ich, zu viel. Ein Mädchen von Gefühl so zu behandeln. Aber ich werde sie trösten. Er will durch die Mitte nach der Küche.
Du bist – Er will mit dem Fuße aufstampfen, sie sieht ihn scharf an, er läßt den wütend erhobenen Fuß sanft sinken. Du bist heut sehr schlimm, Auguste!
Mich kann einer um den Finger wickeln, aber [34] wenn man bei den Leuten nicht fortwährend hinterdrein ist, so ist's nicht zum Aushalten. Und wenn sie auch wirklich ihre Schuldigkeit tun, man muß sie doch von Zeit zu Zeit immer ein bißchen auffrischen. Danke du deinem Schicksal, daß du so eine Frau hast.
Nun wollen wir endlich Kaffee trinken. Beiseite, im Abgehen. Mir scheint, mein Mann und die Agnes – Sie geht ab nach rechts.
Es gibt nur ein Mittel, diese Frau zum Schweigen zu bringen, man muß sie ausreden lassen. Aber ich will nicht undankbar sein. Sie hat mich durch ihr auffahrendes Wesen eine große Kunst gelehrt: die Kunst, zu schweigen und meine Gedanken durch Gebärden auszudrücken – und das ist heutzutage viel wert.
Nr. 5. Couplet.
15. Auftritt
Fünfzehnter Auftritt.
Endlich sind sie fort! Er besieht den Schmuck und greift sich an die Stirn. Was habe ich getan! – Ich will meine Ehre retten, durch eine ehrlose Handlung. Aber – sie härte mir helfen können, sie tat es nicht. – Zahlen muß ich – ich habe mir den alten Erbschmuck meiner Tante zugeeignet! – Ich weiß, sie trägt ihn nie, sie wird es nicht sogleich bemerken, ich will eine Summe darauf borgen, meine Schuld bezahlen und es wird mir gewiß gelingen, das Pfand bald, recht bald wieder einzulösen und an seinen Ort zu legen. Nun fort – schnell fort! Er sieht durch die Mitteltür in die Küche. Agnes ist allein in der Küche – sie sieht mich nicht – fort. Er geht schnell durch die Mitteltür ab.
Verwandlung.
Viertes Bild
16. Auftritt
[37] Sechzehnter Auftritt.
Es würde so viel verschleppt und ich wäre so zudringlich – das hat sie mir ins Gesicht gesagt, mir! Hätte ich ihr das wiederholen sollen, was ihr die ganze Stadt nachsagt.
Was ist denn das? Sie sieht Bernhard fortgehen. Da schleicht sich ja einer fort – er versteckt was. Sie öffnet die Mitteltür und sieht ihm nach. Ach so, Herr Bernhard! Ich glaubte schon, es wäre ein Dieb. Sie tritt zum Tisch und macht Nudeln. Aber jetzt zur Arbeit, sonst wird das Mittagsbrot nicht fertig. Kleine Pause. – Auf der Straße ertönt der Ruf: »Sand, Sand, kauft Sand! weißen Sand!« und wiederholt sich bis zum Auftreten Ferdinands. Ein recht lieber Mann der junge Schlicht. Immer so artig und freundlich zu mir – und doch sonst ein stolzer und gemessener Herr. Sie seufzt. Ach! Wie mag es nur meiner Mutter gehen! Sie stützt den Kopf auf die Hand. Wie schwach und elend war sie heut' früh, sie vermochte kaum mir die Hand zu reichen. Ein Leierkasten spielt das in der Partitur angegebene Lied. Ah, die Drehorgel! Die tröstende Poesie der Köchinnen. Ich will doch dem Mann was runter werfen! Sie nimmt einen Dreier aus der Tasche, wickelt ihn in Papier, steigt auf die Bank, öffnet das Fenster und will den dreier hinunterwerfen. In dem Augenblick tritt Ferdinand ein.
17. Auftritt
Siebzehnter Auftritt.
Nur in dieser Verkleidung konnte ich mir Bahn brechen. Sie ist zwar nicht sehr propper. Aber dadraus muß man sich nichts machen. Sie verschaffte mir den Eingang [38] und wird meinem weiteren Siegeslauf kein Hindernis in den Weg legen.
Sie verkennen mich. Diese Schürze ist nur eine Maske, und hinter diesem Sandhaufen schlägt ein edles Herz.
Du! O Agnes! Dieses kleine »Du« macht mich überglücklich. Er stürzt ihr zu Füßen und läßt dabei die Schürze fallen, der Sand bedeckt den Boden. Stoßen Sie mich nicht zurück. – Nur um Ihnen keine Ungelegenheiten zu machen, wählte ich diese Maske. – Nur in dieser Verkleidung war es mir möglich, mir diese Unterhaltung an Ihrem Herde zu erwirken. Ich bin Ferdinand – der Kellner von drüben – der so frei war, sich bereits schriftlich an Sie zu wenden.
Um Gottes willen! – Es klingelt an der Haustür, das ist die Friseurmamsell der gnädigen Frau, wenn die Klatschliese Sie hier sieht, sie ist imstande und sagt der – Sie geht durch die Mitteltür, diese bleibt offen und man sieht, wie sie durch einen Fußtritt die Haustür öffnet.
Ich begreife! Seien Sie ruhig. Wozu wäre dort dieser Schrank, wenn man sich nicht dahinter [39] verstecken sollte? Er flüchtet hinter die Gardine des Schrankes.
18. Auftritt
Achtzehnter Auftritt.
Guten Morgen! Sie haben mich ja heute sehr lange läuten lassen? Vielleicht 'ne kleine Fensterunterhaltung nach dem Hofe gehabt? Für sich. Diese weiße Hand des Mädchens gegen die meinige, und diese Taille – ich kann gar nicht sagen, wie mir diese Person zuwider ist. Sie sieht sich forschend um. Was ist denn das für ein Sandhaufen mitten in der Küche? Na, das ist jetzt hier eine schöne Wirtschaft. Sie eilt rasch nach rechts ab.
19. Auftritt
Neunzehnter Auftritt.
Seien Sie ruhig, meine Frau läßt sich von der Friseuse in Szene fetzen, sie war heute wieder sehr bös, meine Frau! Sie wissen, liebe Agnes, sie hat zuweilen ihren schlimmen Tag – das heißt – wenn man's will – man könnte beinah sagen, sie hat ihn täglich, aber Sie müssen ihr das nicht übel nehmen. Hier! Nehmen Sie eine kleine Entschädigung – für Ihre kranke Mutter! Er will ihr Geld aufnötigen.
Aber Kindchen, so sein Sie doch gescheit – ich liebe Sie – wie meine Tochter, ich –Man hört ein Geräusch und die Stimme Augustens. Was ist das? Die Stimme meiner Frau; wenn sie mich hier findet, im Schlafrock in der Küche, ich – Er sieht sich nach einem Versteck um. – Man hört Auguste immer langer zanken und toben.
20. Auftritt
Zwanzigster Auftritt.
Nun, Mamsell, noch immer obenauf wie heute früh? Hm! Empfindlich sein, die Beleidigte spielen, wenn die Herrschaft für ihre Sache spricht, und hinterdrein – stellen sich die schönsten Geschichten heraus. Sie schüttelt mit dem Kopf, daß das Haar flattert.
Meine Leidenschaft trägt die ganze Schuld. Aber ich versichere Sie – sie hat mich noch nicht erhört – es ist nichts vorgefallen – als dieser Sandhaufen.
Still! Lügner! Ich habe wohl gesehen, woher du kamst. Also das muß ich in meinem Hause erleben, solche Person habe ich in meinen Diensten, die sich die Männer in alle Winkel versteckt? Vielleicht kommen noch wo ein paar heraus.
Nu, versteht sich, glaube ich jetzt alles. Ja, nichtsnutzige Heuchlerin, jetzt ist mir alles klar. – Du hast ihn, du hast meinen Schmuck gestohlen.
Es kam niemand in da blaue Zimmer, als du gestern beim Aufräumen, und wie ich die Brillanten jetzt der Mamsell für den Juwelier zum Aufputzen mitgeben will, sind sie fort, verschwunden. Das ist dir wohl recht unangenehm, daß das so geschwind herausgekommen ist – nicht wahr?
Gnädige Frau – auf diese Anklage kann ich mich nicht verteidigen. Sie zeigt auf die Brust. Hier liegt es zu schwer – wie Zentnerlast.
Komödiantin! Deinen Kommodenschlüssel! Den Schlüssel zu deinem Kasten. Zu Minna. Fräulein Minna, lassen Sie mal 'nen Polizeimann holen!
Auf dem Polizeiamte werden sie dich schon sprechen lehren. Sie öffnet die Kommode, zieht einen Schub nach dem andern heraus und wirft suchend Wäsche, Kleidungsstücke usw. auf die Erde.
Das glaube ich, daß du sie in Schutz nehmen möchtest – leichtsinniger alter Schutzgeist! Aber warte, mit dir spreche ich schon noch unter vier Augen! Sie wirft ihm ein Mieder an den Leib.
Wer hätte das von dem Mädchen geglaubt! Brr! Ich kann's nicht mit ansehen, wie sie sie abführen werden. – Nun bleibt mir wieder nichts übrig, als mich an die Karoline zu halten. Er geht schnell ab.
21. Auftritt
Einundzwanzigster Auftritt.
Sie verzeihen, gnädige Frau, wenn ich störe – aber ein dringender Fall – Agnes! Er stürzt auf sie zu. Du weinst – du weißt es also schon?
22. Auftritt
Zweiundzwanzigster Auftritt.
Es ist niemand in das Zimmer gekommen, wie mein Dienstmädchen hier. Sie wendet sich an den Polizeimann und spricht leise mit demselben.
Agnes! Agnes! Das hast du deinem Vater getan. Nein, es ist nicht möglich – es ist Verleumdung – Er will auf Agnes und sie umarmen.
Nr. 6 Melodram und Aktschluß.
2. Akt
Fünftes Bild
1. Auftritt
Erster Auftritt.
Sie sind einer unserer ältesten hiesigen Advokaten, Herr Rechtsanwalt, aber wenn das so fortgeht, wie jetzt dann werden wir bald weniger zu tun haben, als der Jüngste. – Schartek hat sich zu einer Vorschußzahlung von fünfzehnhundert Talern erboten, solche Leute wirft man nicht zur Türe hinaus.
So? Ich soll also die Handlung eines anerkannten Betrügers verteidigen, um Geld zu machen. – Nein, lieber Schröpfer, daß kann Ihr Ernst nicht sein!
Möglich. Aber der Advokat soll nicht seine Kenntnisse dem ersten besten Gauner verkaufen, nicht sein Amt durch Pfiffe und Kniffe und durch Verdrehung der Gesetze entweihen und nicht jede Sache verteidigen, sei sie noch so schlecht, wenn sie ihm nur einen reichlichen Gewinn abwirft. Wir sind dazu da, die Gesetze zu handhaben, aber nicht sie nur bei der Hand zu haben, Mit entsprechender Handbewegung. wenn etwas in dieselbe hineingesteckt wird.
Die habe ich. Die Reinheit meiner Grundsätze unter allen Umständen bewahrt zu haben, darf ich als die Freude und den Stolz meines Lebens ansehen, und mit dem vollen Gefühle dieses Bewußtseins zahle und danke ich mir selbst. Wenn man einen unschuldig Angeklagten durch seine Bemühungen lossprechen sieht, wenn man eine arme Familie vor den Ränken und hinterlistigen Plänen eines Schurken geschützt hat, wenn die Geretteten mich umringen, die Tränen in ihren Augen beredter sprechen, als alle Worte der Welt, wenn sie für Lebenszeit an uns das Band treuer Anhänglichkeit, das Band reinster Dankbarkeit knüpft, dann denk ich – Er hat wie unwillkürlich an seinem Knopfloch gespielt. kann man ein – anderes Band entbehren.
[45]Er ist und bleibt der alte.Laut. Da sind auch die Wechsel, die ich eingelöst habe. Er geht in die Kanzlei ab.
2. Auftritt
Zweiter Auftritt.
Der gute Mensch will, daß ich mit der Sonne des Rechts meinen Bratofen heize, damit auch er sich die Hände daran wärmen kann.
Seit acht Tagen hast du dich nicht sehen lassen. Natürlich, die Nächte durchschwämmst du, da mußt du freilich am Tage dafür schlafen, statt zu arbeiten. Für deinen Vater hast du keine Zeit, ich bin nur gut dazu, Auf die Wechsel zeigend. deine Wechsel zu bezahlen.
Wie oft hast du das schon gesagt, wie oft mir Besserung versprochen, um bei der nächsten Gelegenheit das Wort zu brechen. Du besuchst schlechte Gesellschaft, treibst dich in Spielhäusern herum und wirst dich noch ganz zugrunde richten.
Habe nur diesmal noch Vertrauen zu mir. Ich will von nun an alles tun, dir meine aufrichtige Reue zu beweisen.
Wenn du die Wahrheit sagtest mein Sohn! Du weißt, ich bin zu jedem Opfer bereit, je doch meine Praxis ist, vielleicht weil ich meinen Vorteil nicht verstehe, oder verstehen will, keine glänzende zu nennen, wobei ich nicht imstande bin, deine Schulden zu bezahlen. Soll ich die Schande erleben, dich im Gefängnisse zu sehen?
Vater, ich will von nun an mich von allen Zerstreuungen zurückziehen und ausschließlich meinen Studien leben. Ich hoffe, nächstens mein Examen zu machen und zu bestehen.
[46]Nicht die Kenntnisse, sondern der Charakter macht erst den Mann. Wissen ohne Ehrenhaftigkeit der Gesinnung ist wie ein Gebäude ohne festen Grund. Darum sei aufrichtig und offen gegen mich. Behandle mich wie deinen besten Freund, schließe dein Herz mir auf und schenke mir dein volles Vertrauen. Auf die Wechsel deutend. Sind mit diesen Wechseln alle deine Verpflichtungen erfüllt?
Um so besser. Jetzt geh' an deine Arbeit. Es soll mich freuen, wenn du dein Examen bestehst. Er reicht ihm die Hände.
3. Auftritt
Dritter Auftritt.
Du fragst noch? Heute vormittag ist ja die Verhandlung der saubern Geschichte mit meiner Köchin. Ich habe da eine Vorladung auf das Kriminalgericht bekommen. Es ist wirklich schauderhaft, diese Schererei um eine Lumpengeschichte.
Die Sache scheint mir höchst wichtig. Du hättest nach meiner Meinung nicht so vorschnell handeln sollen. Das Mädchen macht durchaus den Eindruck einer unschuldig Angeklagten auf mich, und ich habe auch deshalb ihre Verteidigung von Amts wegen übernommen.
Was muß ich hören! Du willst diese nichtswürdige Kreatur verteidigen, und trittst gegen deine leibliche Schwester auf? Ah, du bist mir ein netter Bruder.
[47]Das offene Gesicht des Mädchens: ihr ganzes Benehmen, das von einer innern Seelenruhe zeugt, ihre stille Ergebung haben mich zu dem Glauben gebracht, daß ihr unrecht geschieht. Vielleicht gelingt es noch, den wahren Täter zu entdecken.
Na, das fehlt noch. Damit das Frauenzimmer mir mit einer Verleumdungsklage auf den Hals rückt und ich ihr noch Entschädigung, Kost und Lohn zahlen muß.
Jeder Mensch, der seine Pflicht tut, hat Ehre, und ein armes Dienstmädchen, das vom frühen Morgen bis zum späten Abend arbeiten muß, damit ihre Frau die Hände in den Schoß legen kann, verdient vielleicht mehr Achtung, als eben diese Dame, die dem lieben Gott die Zeit stiehlt, von einem Modegewölbe in das andere, von einer Putzhändlerin zur andern läuft und ihre häuslichen Pflichten vernachlässigt.
So? So sprichst du mit mir? Mit deiner reichen Schwester? Du, der sich nicht einmal so viel zusammen federfuchsen konnte, um die Schulden seines Sohnes zu bezahlen, der die ganze Welt bessern will und nicht einmal imstande ist, seinen eignen Sohn zu korrigieren? Ich sehe, die Leute haben wirklich recht mit dem, was sie von deinen Humanitätsbestrebungen sagen, und wir sind wahrscheinlich am längsten Freunde gewesen, Herr Philanthrop. Werde meinetwegen Magdalenenstifter oder Mägdeherbergsvater, aber mich verschone mit deinen Besuchen. Sie hebt die Vorladung auf und eilt fort, indem sie beim Hinaustreten mit Nünecke zusammenrennt.
4. Auftritt
[48] Vierter Auftritt.
Bald hätte ich mich alteriert. Aber man muß derartige Beleidigungen von seinem Bewußtsein wie den Regen von seinem Wachstuchmantel abgleiten lassen. Was kommen denn da für neue Figuren?
Na, das is Ihr Glück, daß Sie nicht von Rixdorf sind, Sie ließ ich stante pede arretieren. Den Schulzen von Rixdorf umrennen, so was is noch nich dajewesen. Wenn Sie ooch noch so die Lippen ziehen, was ich mir davor koofe! Er gewahrt Schlicht und sieht ihn einige Zeit an. Sind Sies?
Freilich ist er's. Wissen Sie, Herr Justizrat, die Maurerstochter, die Brand Agnes, die bei Quisenow gedient hat und geschnipft haben soll und jetzt Nummer Sicher sitzt, das is meine Schwestertochter, Herr Justizrat.
Halt'n Mund! Der Schulze von Rixdorf wird überall mit Hochachtung empfangen. Sie werden mich wohl kennen.
Ich schreibe mir gar nich. Wozu ist denn der Schulzenstempel? Ich bin Schulze und ein Mann, der was vom Gesetz versteht, kenne ooch den ganzen Schwindel und nu bin ich heut ringekommen, um mir mit Ihnen 'n bißken zu besprechen, wie wir mein Geschwisterkind, die Agnes, aus der Patsche bringen könnten.
Na ja, und wenn Sie 'n geriebener Kerl sind, [49] wie ich, dann werden wir beide schon was ausdüfteln daß man dem Gerichtshof ein X für ein U macht. Mein Gerichtsschreiber in Rixdorf, ich sage Ihnen, des is ooch 'n Freudig lachend. Hauptspitzbube.
Ach, »Herr« – wat ick mir davor koofe. Ich kenne den Rummel. Ich weiß als Schultze, wodrauf es ankommt – Schmieren muß man, wenn man gut fahren will drum haben wir uns auch ordentlich vorgesehen. Aus dem Korbe die Schnapsflasche holend. Hier, ein Püllecken Getreidekümmel, echter Iilka Nr. 1. Die Flasche schmunzelnd betrachtend. Der Troppen geht runter, sag ich Ihnen, da brauchen Sie keinen Zucker zu. Er trinkt einen gehörigen Schluck und stellt die Flasche auf den Tisch. Die reine Sahne, wie sie voin der Kuh kommt –
Da wären Sie doch der erste, der mit so wenig genug hätte. Nee, wenn wir Bauersleute mal anfangen, denn hören wir nicht so balde uf. Jetzt werden Ihnen gleich die Augen übergehen. Er nimmt den Schinken aus dem Korbe. Was? Wie? Wat sagen Sie zu det Gevatterhäppken. Er schnalzt mit der Zunge. Da möcht ich mir bei Ihnen zu Gast laden! Schlicht auf die Schulter klopfend. Das war aber auch ein Schweineken, sage ich Ihnen – propper. Und wenn wir Ihnen noch ein paar Pfund Brot zugeben, so denke ich, daß Sie vor vier Wochen Abendbrot ausgesorgt haben. Auf das Brot klopfend. Allens Teig, kein Krinolin.
Nu sieh dir bloß den Menschen an, was der vernagelt ist. Laut. Und damit Sie sehen, daß wir Dorfleute ooch wissen, was bei euch Städter am besten flutscht, Er greift in die Hosentasche und holt eine Hand voll Taler vor. so. – Das Geld verächtlich auf den Tisch legend. Was ich mir davor koofe.
Aber sagen Sie mir nur, was Sie mit all dem Auf die Geschenke weisend. wollen – sonst bin ich genötigt –
Verstehen Sie noch nicht? Laut, beiseite. Is das en oller Dämelkopp. Zu Schlicht. Da wo es nötig is, 'n bißken was druflegen, 'n bißken Durchstecherei – dem Gerichtshof was in die Hand drücken, so wie ich's bei Ihnen hier mache. Er zeigt auf die Geschenke. Wenn man die Sache richtig anpackt, geht allens, als Schulze muß ich das wissen. Ich habe ooch schon manchen geholfen, wenn er sich 'n bißken zu helfen wußte.
Jetzt hab' ich es satt. Ist das ein infamer Schlingel! Will mich hier durch Bestechung verleiten; mir nichts, dir nichts –
Nimm die Sachen zusammen und sieh alles nach, ob nischt wegjekommen ist. Er nimmt das Geld, dann die Schnapsflasche. Wissen Sie was? Na denn nich, lieber Mann! Er trinkt die Flasche fast leer.
Halt 'n Mund! Er trinkt. Und Sie wollen der Agnes ihre Sache führen? Sie haben ja gar keine Tiktak – Taktik – haben Sie nich –
Halt 'n Mund! Sie wollen mir sagen – das Schmieren wäre heut nicht mehr erforderlich – Sie oller Krauskopp?
Halt 'n Mund! Ich werde die Agnes frei machen, ich weiß, wie es gemacht wird. Komm! – Aber halt! – Nur sich nicht lumpen lassen. Wir waren eine Viertelstunde [51] hier bei Ihnen – Sie sind Instizrat – Sie haben mit mir gesprochen und mir einen Rat erteilt – fortzugehen – das nennt man einen Konsul – Sultan – Konsultation – hier! Er zieht Geld aus der Tasche. Zwei Personen, zehn Silbergroschen die Viertelstunde ist die Taxe, hier haben Sie 'n halben Taler! Er wirft das Geld hin. Wat ick mir davor koofe! Er geht mit seiner Frau, Schlicht stolz musternd, ab.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt.
Der Mensch ist zu albern, als daß man ernstlich ärgerlich über ihn sein könnte. Er sieht nach der Uhr. Halb Elf. Die Verhandlung beginnt um elf Uhr. Er nimmt seine Akten, Hut und Stock. Der Himmel gebe, daß sich das Schicksal des armen Mädchens günstig entscheide. Er geht durch die Mitte ab.
Verwandlung.
Sechstes Bild
6. Auftritt
Sechster Auftritt.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt.
Es ist schändlich. Drei Monate habe ich Tag [52] und Nacht gearbeitet und mit 'n Nagel die Wand durchkratzt, um 'rauszubrechen, und kaum war ich vierundzwanzig Stunden ungebrochen, da hatten sie mich schon wieder!
Ja, ihr Herrn Spitzbuben habt jetzt auch 'ne schlimme Zeit. Brecht ihr aus, so ist nicht recht, brecht ihr ein, so ists auch nicht recht. Ihr könnt's auch keinem mehr recht machen! Er öffnet die Tür Nr. 25 und läßt Schneppke ein.
8. Auftritt
Achter Auftritt.
Nun hoffe ich, wird endlich einmal Ruhe sein. Jetzt muß ich mal bei dem jungen Fräulein – nachsehen, die wegen dem Brillantschmuck sitzt. Sie ist mir besonders empfohlen worden. Er will zu einer mit Nr. 40 bezeichneten Tür, in diesem Augenblick wird am Eingangstor geläutet. Schon wieder jemand! Er öffnet.
9. Auftritt
Neunter Auftritt.
10. Auftritt
Zehnter Auftritt.
Da logiert vielleicht ein Mordbrenner, da ein Straßenräuber – ringsherum nichts als Verbrechergesindel und mitten drin – meine Tochter. Wenn ich jetzt durch die Straßen gehe, dann heißt's nicht mehr. Seht den fidelen Maurer, den Brandwillem, den alten Spaßmacher! Jetzt zischeln sie: Da ist der Brand, wißt ihr schon, seine Tochter sitzt, das leichtsinnige Mädchen hat [53] Brillanten gefaßt, muß ihr ne recht schöne Erziehung gegeben haben, der Alte. Er verhüllt sichs Gesicht. O mein Gott! Ich habs recht weit gebracht! Er bleibt in Schmerz versunken stehen.
11. Auftritt
Elfter Auftritt.
Es ist jemand da. Kommen Sie heraus!Beiseite. Dem schönen Geschlecht muß man schon was nachsehen. Laut. Aber nur die gesetzlichen fünf Minuten sind Ihnen gestattet, sonst muß ichIm freundlichsten Ton. grob werden. Er geht ab.
12. Auftritt
Zwölfter Auftritt.
Wenn sie kommt, so will ich ihr sagen, daß sie Schmach und Schande über mich gebracht hat, daß sie uns entehrt hat, für immer, daß ich – daß ich nichts mehr wissen will von ihr, daß ich – Er sieht Agnes und fällt ihr um den Hals. Agnes! Agnes! Meine arme Tochter!
Vater! Lieber Vater! Ich bin so froh, dich wieder zu sehen, o Gott! Sie betrachtet ihn. Wie du dich in den acht Wochen verändert hast!
Nicht acht Wochen – Kind – acht Jahre – acht lange Jahre voll Kummer und Sorgen waren es. Er streicht ihr die erbleichten Wangen. Aber wir haben keine Zeit zu verlieren – sprich, sag' es mir, war wirklich niemand außer dir in dem Zimmer? Hast du vielleicht aus irgend wen einen Verdacht?
Einen Verdacht? Ja, ja – nein, nein – will ich sagen – mein Vater – man soll keinem Menschen etwas Böses nachsagen, wenn man nicht einen Beweis dafür hat.
Nein, mein Vater – was glaubst du [54] denn? Ich weiß nichts, als daß mich keine, gar keine Schuld trifft –
Du hast was auf dem Herzen, Agnes, ich seh' dir's an, rede, sage mirs, oder ich werde an dir irre. Er ringt die Hände verzweiflungsvoll.
Mein Gott! Es kann ja nicht sein – wie sollte denn Herr Bernhard, der stolze, vornehme Mann – und dann – Nein, ich kann ihn nicht anklagen. Laut. Ich weiß nichts – ich weiß gar nichts.
Gut, so weiß ich, was ich zu tun habe. – Wer völlig unschuldig ist an einem Verbrechen, und dem dies geglaubt werden soll, der muß irgend einen Beweis für sich haben. Du weißt aber nichts anderes, als zu leugnen. Ich, ein Vater, sage dir daher, du hast gestohlen, gestohlen hast du! – – Du gehörst dahin, wo du jetzt bist – und ich sage mich los von dir – ja – ich – Er kämpft mit sich selbst, eilt auf sie zu, tritt aber plötzlich wieder zurück. Ja! Ja! Ich sage mich los von dir – auf ewig! Er stürzt durch das Eingangstor ab.
13. Auftritt
Dreizehnter Auftritt.
Bis jetzt habe ich mir die Geschichte ruhig mit angesehen – die werden Augen machen, wenn sie hören werden, wer ich bin. Laut. Wissen Sie, wer ich bin?
Er kennt mich nicht. Soll ich es ihm gleich sagen? – Nein, er könnte zu sehr erschrecken. Laut. Wissen Sie, was ich gemacht habe?
[55]Geprügelt haben Sie sich – und dem Wirt eine Bierlokals mit einem Seidel ein Loch in den Kopf geworfen, so groß wie 'n Achtgroschenstück.
Was ich mir davor koofe. Wissen Sie denn, wie es gekommen is? Es war die Rede von meinem Geschwisterkind, von der Brand Agnes, die gegenwärtig sitzt, aber unschuldig. Nun behauptete der nichtwürdige Kerl von Bierwirt, sie hätte wirklich gestohlen. – Ich sage: Herr, wie können Sie das sagen? Noch ist kein Richterspruch gefällt und so lange nichts gefällt ist, tun Sie mir den Gefallen und schweigen Sie. Bei diesen Worten nehme ich mein Seidel Bier und will trinken, er aber will mir mit seinem Kopfe Ziegenbockstoß- Pantomime. aus der Hand schlagen und stoßt sich 'n Loch in die Stirne. Ist das erlaubt?
Jetzt wollte er noch Geld raus haben, det heeßt vor des Glas. Nu wurde ich aber grob und habe ihn aus sein Lokal rausgeworfen und ein paar Kellner, die mir in den Weg kamen – Er macht links und rechts die Bewegung des Zubodenwerfens. Was aus die geworden ist, weeß ick nich.
Guten Tag ooch, Herr Nünecke. Wat machen Sie denn hier? Kennen Sie mir denn nicht mehr? Ich bin ja Schneppke, Ihr alter Stammgast aus Rixdorf, vom Schweinausschieben.
Na, das lassen Sie mal gut sein, das kost't mich ein Wort, denn sind Sie draußen. Zu Bremser. Hören Sie mal, Sie, nu kommen Sie mal her, nu will ich Ihnen sagen, wer ich bin und dann will ich machen, daß ich nach Hause komme. Ich bin – Er sagt Bremser ins Ohr. der Schulze von Rixdorf.
[56]Was ich mir davor koofe! Aber es ist doch gut, wenn der Mensch was ist. Zu Bremser, vornehm. Wenn Sie mal was durchgesetzt haben wollen, bei des – Er besinnt sich. Philisterium des Innern –
Wat ick nur da vor – gestellt habe! Ich habe geglaubt, Sie machten Spaß, Sie wollten mir bloß aufziehen.
14. Auftritt
Vierzehnter Auftritt.
Was ist passiert? Er erblickt seine Frau. Meine Frau! – Was will denn die? Leise zu Bremser. Hören Sie mal, können Sie nicht meine Frau statt meiner hier behalten? Die ist vom Markt her – das Sitzen eher gewohnt.
Ihre Nichte wird gleich abgeführt werden! Er geht in Agnes' Gefängnis; bald darauf kommen die beiden Gefängniswärter, welche sich ebenfalls dahin begeben.
[57]Aber du bist auf einmal so – Sie erblickt Agnes. Ach du barmherziger Himmel, die Agnes – da bringen sie sie schon.
15. Auftritt
Fünfzehnter Auftritt.
Ich dank' euch von Herzen! Seid nicht böse auf mich – wegen dem Kummer, den ich Euch gemacht habe. Mit göttlicher Hilfe wird die Wahrheit an den Tag kommen.
16. Auftritt
[58] Sechzehnter Auftritt.
Womit soll ich mir auch trösten? Laut. Ich warte hier bis die Agnes zurückkommt, damit ich gleich erfahre, wie es steht. – Ich komme schon nach.
Sie – hören Sie mal, wenn jemand nach mir fragen sollte – ich bin nicht zu Hause. Zum Publikum. Wat ick mir davor koofe!
Verwandlung.
Siebentes Bild
17. Auftritt
[59] Siebzehnter Auftritt.
Nr. 7. Chor.
Meine Herren und Damen! Indem ich dieses Glas ergreife, fühle ich mich selbst höchst ergriffen, indem Sie meine Verlobung mit der tugendsamen Jungfrau Karoline –
Warum soll ich denn grade bei der Tugend aufhören? – Also, daß Sie meiner Verlobung mit Fräulein Karoline die Ehre Ihrer Anwesenheit geschenkt haben und vorläufig – Er huscht einen kleinen Jungen in den Haaren, welcher in seiner Nähe in eine Schüssel gegriffen. Junge, willst du wohl?
Sie wissen ja auch, wie es mit den kleinen Wohnungen in der Stadt geht. Es war der reine Zufall, daß ich dieses Quartier hier bekommen habe. Es hat nämlich früher ein Maurer, ein gewisser Brand, hier gewohnt, der aber plötzlich verschwunden ist.
Das heißt, der Wirt hat ihn holen lassen und ihm gesagt, er müsse auf der Stelle ausziehen, er leide kein Diebesgesindel in seinem Hause, weil eine Tochter des Brand wegen Einbruch sitzt.
So? Du möchtest sie wohl noch in Schutz nehmen? Das nichtsnutzige Frauenzimmer sitzt dir wohl noch [60] im Kopf. Ich weiß recht gut, daß du der hochnasigen Person auch deinen Heiratsantrag gemacht.
Ja, Karlinchen hat recht, es war eine übermütige, eingebildete Person, die Brand Agnes. Mit mir verhält sich doch jeder gern im Hause, denn als Portierfrau kann man jeden schaden, aber immer stolz vorbeigeflitzt und rasch die Treppe ruf und nie Stich gehalten.
Bei mir im Keller hat sie nie etwas gekauft, beim Bäcker und im Laden bekäme man alles besser – meinte sie –
Und mir hätte sie auf der Treppe im Finstern bald mal 'ne Ohrfeige gegeben, weil ich – weil ich – Sich besinnend. ich wollte bloß 'nen Witz machen.
Rede nicht – die Schlange hat dir umstrickt und dir mit ihren gebildeten Redensarten den Kopf verdreht, aber ich werde ihn dir schon wieder zurecht setzen.
Aber – Er will seine Wut an dem naschhaften Knaben auslassen, dieser hat jedoch seinen frühern Platz verlassen und ein Erwachsener hat sich neben Ferdinand gesetzt, ebenfalls von der Schüssel naschend. Ferdinand huscht den Erwachsenen. Junge, willst du wohl?
18. Auftritt
Achtzehnter Auftritt.
Fort; seit drei Tagen hat er sich hier nicht mehr sehen lassen. Die Leute sagen, daß die Aufführung seiner Tochter vielleicht zu – – Na ja – Vornehm. solche Leute –
[61]Ich gehe, ihn aufzusuchen. Wer weiß, wozu sonst die Verzweiflung den armen Mann treibt. Laut zu den übrigen. Ich überlasse Ihnen dies Mädchen auf wenige Stunden und teile Ihnen mit, daß der Staranwalt die Anklage gegen die Agnes Brand wegen Mangel an Beweis hat fallen lassen, und sie auch deshalb auf freien Fuß gesetzt ist. Ich hoffe, Sie werden ihr als Freunde zur Seite stehn und ihr mit Liebe entgegenkommen. Er geht ab.
19. Auftritt
Neunzehnter Auftritt.
Ja, ja, es gibt Leute, die sehen aus, als wenn sie nicht Fünfe zählen könnten und hinterdrein haben sie den Gescheitesten zum Narren.
Ich sage bloß, ein Mensch, der 'nmal bestraft ist, der muß nicht noch die Nase so hoch tragen wollen.
Wegen Mangel an Beweis freigelassen. Das steht ja wohl immer in der Gerichtszeitung, wenn alles pfiffig [62] abgeschwindelt und abgeleugnet worden ist. Das ist wirklich eine saubre Unschuld!
I sieh mal! Alte Liebe rostet nicht! Ich glaube gar, du möchtest uns alle rauswerfen, um mit deiner früheren Poussade allein zu sein, mit deiner schönen Zuchthäuslerin!
O Gott, das ist zu viel – ich gehe ja schon – gleich – auf der Stelle! Soweit mich meine Füße tragen – ich komme gewiß nicht mehr zurück – nie mehr. Ihr habt hart an mir gehandelt – hart und unbarmherzig – mögt ihr es nie bereuen! Sie wankt ab.
20. Auftritt
Zwanzigster Auftritt.
Nr. 8. Quodsibet.
Verwandlung.
Achtes Bild
21. Auftritt
Einundzwanzigster Auftritt.
Nr. 9.
22. Auftritt
Zweiundzwanzigster Auftritt.
Die Füße schmerzen mich – ich kann nicht mehr weiter. Sie lehnt sich ans Brückengeländer. Hier kann ich weinen – hier kennt mich niemand, da ist kein Mensch – der mich beschimpft, mit Füßen tritt! Großer Gott – wird das so fortgehen, werde ich immer ein Auswurf bleiben – verstoßen von den Menschen als eine Verbrecherin – keinen Vater mehr, keine Mutter, keine Seele, die für mich fühlt, keinen Menschen, der mich liebt – Stärkere Tanzmusik oben in dem Hause. Da oben sind sie luftig – da oben tanzen sie und freuen sich des Lebens und ich möchte tief – unten liegen in der Erde. – Sie stützt den Kopf in die Hände und verharrt so einige Augenblicke. – Die Musik verstummt. Von nun an ist nur Verachtung mein Los; wenn mich einer eine Diebin nennt, so werde ich's dulden müssen, so werde ich nichts sagen dürfen, denn ich habe ja keinen Beweis für meine Schuldlosigkeit. – Sie schluchzt heftig. So wird mein Leben sein – ohne Liebe, ohne Ehre auf dieser Welt. Sie richtet sich auf und erblick die Spree. Da unten wäre Frieden für mich – da unten allein.Mit sich kämpfend – sie läuft dem Ufer zu. Wenn mich solch ein Leben erwarten sollte, dann lieber – Gott steh mir bei! Sie seufzt tief auf und läuft dem Wasser zu, nach rechts.
Nr. 10 Melodram.
23. Auftritt
Dreiundzwanzigster Auftritt.
Aber Mensch, was ist dir? So sei doch nicht so verstimmt. Ein solches Maskenfest hat Berlin noch nicht gesehen! Du hast zu wenig Sekt getrunken.
[68]Nein, nein! Man hört Agnes' Hilferuf. Hast du's gehört? Ein Hilferuf! Er eilt zum Brückengeländer. Dort – vielleicht ein Menschenleben – siehst du – schnell hin – Er wirft Frack und Hut weg und geht nach der Seite wo Agnes weggegangen.
Er ist schnell wie der Wind, er springt ins Wasser – er faßt eine Gestalt – er bringt sie ans Ufer – schnell ihm entgegen! Er geht ab.
Nr. 101/2. Aktschluß-Musik.
3. Akt
Neuntes Bild
1. Auftritt
Erster Auftritt.
Wie ich Ihnen sage, gnädige Frau. Er soll seinem Vater das Geständnis abgelegt haben. Die ganze Stadt ist voll davon.
Jetzt wird mir alles klar – also darum hat sich der verwünschte Schmuck schon zwei Tage nach der Arretierung vorgefunden.
So? Ich hätte wohl hinlaufen und mich blamieren sollen und sagen. Die Sachen haben sich wieder vorgefunden. 's war ein bloßes Mißverständnis. Das Gericht hätte es mir doch nicht geglaubt, und zuletzt hätte man mich vielleicht noch gar zur Verantwortung gezogen.
So? I, sieh doch. Zuletzt werde ich vielleicht noch schuld an der ganzen Geschichte sein. Wer hat denn Bernhard durch seine Hartherzigkeit zu dem verzweifelten Streich getrieben? Wer hätte durch lumpige zweihundert Taler dem ganzen Unglück vorbeugen können? Du, du, du!
Wer hat den Schlüssel zum Geldschrank – du oder ich? Hat der Mann über das Vermögen zu verfügen oder die Frau? Wer ist denn Herr hier im Haufe?
Bis jetzt warst du es, aber ich schwöre es dir – Er schlägt auf den Tisch. Jetzt will ich Herr im Hause sein!
Was zu viel ist, ist zu viel. – Das Lamm wird endlich zur Hyäne, und der Wolf durchbricht endlich seinen Käfig! – Das arme Mädchen umsonst gesessen, Fast weinend. gratis! Aber – Er nimmt die Flasche, drückt an das Ventil und [70] spritzt sich Sodawasser ins Glas. Aber die Rache ist eine Speise, die man kalt verzehren muß!Er behält die Flasche in der Hand.
Nein, aber die Geduld! Ich habe alles mit angesehen, jahraus, jahrein, mit der Ruhe eines Stadtverordneten. Du hast mich behandelt nicht wie der Mensch den Menschen, nein, wie der Wirt den Mieter behandelt! Ich habe den Mund halten müssen, wie ein Aktionär, der nicht im Verwaltungsrat sitzt, ich war stumm, wie Frankreich, denn du warst mein Cayenne, aber was zu viel ist, ist zu viel. Er spritzt sich wieder Wasser ein.
Ja, ich kenne dich, und die ganze Welt soll dich kennen lernen. – Du bist meine Frau, ja – ein braver Mann soll seiner Frau nichts Schlechtes nachsagen – aber du mußt bestraft werden, denn was zu viel ist, ist zu viel – Er spritzt wieder.
Nur zu! – Auf körperliche Verletzung stehen verschiedene Monate Spandau – Er reibt sich die Hände. Nur zu!
Ja, alles sieht mir näher – alles stell' ich bloß – Er spritzt sich Wasser ein. Ich bin kein Mensch mehr – ich bin Tyrann, Wütrich, einen Scharfrichter hast du aus mir gemacht. Die Leute zusammensetzen, jedem Menschen etwas anhängen, überall was zu verleumden haben, alles schlecht finden und selbst dabei nicht gut sein – Wie? Er nimmt die Flasche, spritzt in der Wut auf die Erde und behält die Flasche in der Hand. Der Topf läuft über und die Suppe ist fertig, die du dir eingebrockt hast! Kreuzdonnerwetter noch einmal!Mit ganzer Kraft. Ich leide es nicht, daß in meinem Hause eine anständige Person um ihre Ehre gebracht werden soll. Er ergreift ihre Hand. Du wirst es ihr abbitten, öffentlich feierlich, vor Zeugen –
Hilfe! Er ist imstande – und vergreift [71] sich an mir – Sie fällt in einen Stuhl. Hilfe! Sie wird ohnmächtig. Ich sterbe!
Das hast du mir schon oft versprochen, aber noch nie hast du's getan. Er bespritzt sie mit der Flasche.
2. Auftritt
Zweiter Auftritt.
Macht nichts, lieber Schwager. Meine Frau fiel nur in Ohnmacht, ich habe sie jedoch auf hydropathischem Wege wieder zum Bewußtsein gebracht.
Es betrifft die unglückliche Agnes Brand. Ich weiß alles, Schwester. Du hast die Anzeige von dem wiedergefundenen Schmuck unterlagen – die Sache kann schlimm werden –
Ich werde dir zeigen, daß ich doch noch Gefühl besitze. Wenn du eingesperrt wirst, schicke ich dir Essen ins Gefängnis –
3. Auftritt
[72] Dritter Auftritt.
Ah, jetzt wissen wir, wer Herr im Hause ist! Wie das wohl tut, sich endlich Lust gemacht zu haben! Ist denn niemand hier zum Umarmen? Es war göttlich! Und mein Gewissen sagt mir, daß ich recht getan, und das ist die Hauptsache, denn hier – hier – Er zeigt auf das Herz. hier muß es ruhig sein! Vom Gewissen spricht jeder einmal, aber nur bei wenigen das Gewissen.
Nr. 11 Couplet.
[74] Verwandlung.
Zehntes Bild
4. Auftritt
Vierter Auftritt.
Ja, ich weiß es genau, Herr Justizrat. Die Karoline, meine frühere Geliebte, die jetzt ohne Dienst ist, liegt hier im Hause auch in Schlafstelle.
Sie meinen gewiß ehrlich mit ihm, nicht wahr? Sie werden ihm begreiflich machen, daß er seiner Tochter unrecht tut, und bei ihr, der Agnes, werden Sie vielleicht ein gutes Wörtchen für mich einlegen.
Ich war neulich draußen bei ihren Verwandten in Rixdorf, die sie jetzt aufgenommen haben, da hat sie mir allerdings so halb und halb zugesagt, aber sie meinte, so lange ihre Schuldlosigkeit nicht vor aller Welt klar und offen dargelegt wäre, müßte ich mich ja stets noch ihrer schämen.
Sie ist damals, als sie frei kam und bei Ihnen eine Zuflucht suchte, von der Gesellschaft bei Ihnen arg behandelt worden.
Ich habe zu der heut' abend stattfindenden Eröffnung die ganze Sippschaft von damals eingeladen und werde öffentlich vor ihr und der ganzen Welt Agnes meine Hand, mein Herz und mein Haus anbieten.
[75]Gut! Auch ich werde mit einigen Ihnen nicht unbekannten Personen bei Ihrem Gartenfeste erscheinen. Überlassen Sie es mir, Ihnen den alten Brand mit rauszubringen.
Wenn er hört, daß die Agnes frei von ihrer Schuld ist, dann ist gewiß alles mit ihm aufzustellen. Er geht durch den Mittelgang nach links ab. Schlicht begleitet ihn, leise mit ihm sprechend.
5. Auftritt
Fünfter Auftritt.
So. Ich danke dir mein Junge, daß du mich hierher geführt hast. Jetzt bin ich wieder auf meiner Schlafstelle – wär' ich's lieber nicht. So lange ich im Wirtshaus sitze und trinke, da gehts gut, da denk' ich an nichts. Seufzend. Das tut so wohl – aber wenn ich nach Hause komme, da werde ich gleich nüchtern. Da kommen denn wieder die Erinnerungen. Andere Leute lesen Romane, damit sie einschlafen, ich habe ein anderes Mittel.Er schenkt sich Branntwein ein und trinkt ihn aus, macht sich dann während der folgenden Reden seine Lagerstätte zurecht und legt sich darauf.
Jawohl – ich bin 'n Spitzbubenvater; 'n schlechter Kerl, ein Lumpacivagabund, die ganze Welt ist – schlecht erzogen. Er trinkt.
6. Auftritt
Sechster Auftritt.
Er ist fort – freilich, er mag nicht so lang in schlechter Gesellschaft sein – sonst [76] sprechen die andern Lehrjungen nicht mehr mit ihm! Komm her, Fläschchen – Er stellt die Flasche an sein Lager. und wenn ich munter werde, gleich wieder ein Schlückchen obenrin, da träumt mir von meiner Seligen, von vergangenen glücklichen Reiten und von meiner – Er richtet sich auf und sieht Schlicht. Was ist denn das? – Ein fremder Mann?
Ich habe Ihnen frohe Botschaft zu bringen. Fassen Sie sich und vernehmen Sie: – Die gänzliche Schuldlosigkeit Ihrer Tochter hat sich herausgestellt und ich, ihr Verteidiger, der Rechtsanwalt Schlicht, werde aus Grund dieser Erklärung ihrer frühern Herrschaft Er zeigt ein Papier. die vollständige Freisprechung Ihrer Tochter Agnes erwirken.
Zweifeln Sie nicht länger, lieber Mann – es ist so, und Madame Quisenow hat sich bereit erklärt, Ihrem Kinde eine vollkommene Genugtuung zu geben.
Was, meine Agnes ist – sie hat nichts verbrochen? – ein anderer – mein Kind – wo ist mein Kind? Wo ist meine Agnes?
Kommen Sie, Sie sollen Zeuge des öffentlichen Triumphes sein, den Ihre Tochter heut' noch feiern wird.
7. Auftritt
Siebenter Auftritt.
Aber wie ist mir denn? Wo ist denn mein Rausch – weg, zum Teufel. Ich wackle nicht mehr, ich stehe gerade – ich bin wieder ein gemachter Mann. Was? Er zeigt auf sein Handwerkzeug. Mein Handwerkszeug kommt wieder zu Ehren – weg mit der Flasche! Er wirft sie hinweg. Ich brauche mich nicht mehr über die Achsel ansehen zu lassen, ich kann mich wieder sehen lassen unter ehrlichen [77] Leuten. – Er nimmt Agnes am Arm und stolziert mit ihr über die Bühne. Ich werde wieder mit meinem Kinde über die Straße stolzieren, ungeniert, frei und offen, hahaha! Wir sind wieder was! Komm her, mein Kind! Er umarmt sie unter Weinen und Lachen.
Verwandlung.
Elftes Bild
8. Auftritt
Achter Auftritt.
Nr. 12. Quartett.
9. Auftritt
Neunter Auftritt.
Nr. 13. Chor.
Den Schmuck, den du uns entwendet – haben solltest – ich erkläre es hier zu deiner Genugtuung – er war von mir bloß verlegt – ich habe ihn längst gefunden, und nur die – die –
Es tut mir daher sehr leid – dich gekränkt und falsch beschuldigt zu haben, und ich gebe dir hier als eine kleine Entschädigung eine Aussteuer von fünfhundert –
Und bitte dich, mir meine harten Worte zu verzeihen – ich war – ich habe mich übereilt – hier – hast du meine Hand.
Und von mir empfangen Sie tausend Dank, daß Sie einem schwer geprüften Vater die öffentliche Beschämung seines Sohnes ersparten. Der Schuldige hat seine Strafe gefunden, und Sie, liebe Agnes, sollen vor Ihren Richtern vollkommen gerechtfertigt werden.
Dieser Händedruck soll für mich sprechen. Wie gut wäre es, wenn es mehr Leute gäbe, die dem Schein nicht glaubten und die wahren Freunde des Volkes wären, wie Sie. – Zu Ferdinand. Und jetzt Ferdinand brauchen Sie sich meiner nicht mehr zu schämen. Sie reicht ihm die Hand.
Nr. 14. Schlußcouplet.
Ende.
[80]Fußnoten
1 Hoftapezierer.
2 Dekorationsmaler.
3 Kranzler, bekannte Berliner Konditorei.
4 Die Reihenfolge der Szenen wird zuweilen so verändert, daß das achte Bild mit dem zweiundzwanzigsten Auftritt beginnt, Agnes nach ihrer Rettung abgetragen wird und dann der einundzwanzigste Auftritt folgt, so daß das Bild mit Quisenows Lied schließ.
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- TextGrid Repository (2011). Berg, O. F.. Drama. Berlin, wie es weint und lacht. Berlin, wie es weint und lacht. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2E80-2