461. Das kleine Hütchen

In einem Dorfe hinter dem Hörseelenberge gibt es Hütchen, das sind kleine Hausgeisterlein von gar hülfreicher Art, doch leidlich zu erzürnen. Ein solches Hütchen war im Gehöft eines Bauers viele Jahre lang, half bei der Arbeit unsichtbar und ließ sich wohl bisweilen auch sehen. Zusehends mehrte sich des Bauers Reichtum, aber wie es fast immer der Fall ist, daß der, welcher hat, nie genug haben kann, so auch dieser Bauer. Einmal erblickte er das kleine Hütchen, wie sich's gar emsig plackte und mit aller Mühe einen langen Strohhalm, der ihm sehr schwer zu halten war, die Bodentreppe hinanzog. Über solche zwecklose und nichtsnutzige Arbeit erzürnte sich der Bauer, fuhr das Hütchen zornig an und rief: Ei, daß dich, du fauler Schlingel! Augenblicklich verschwand das kleine Hütchen, auf der Treppe aber lag jetzt sichtbar ein großer Sack voll Getreide, daran vier Mann zu tragen hatten; das war der Strohhalm gewesen. Das Hütchen ließ sich nie mehr weder hören noch sehen, und nach einiger Zeit brannte das Haus des reichen Bauers nieder samt der vollen Scheuer, sein Vieh fiel, und er kam durch allerlei Unglück so herunter, daß er bettelarm wurde.

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TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 461. Das kleine Hütchen. 461. Das kleine Hütchen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-296A-F