957. Spinne aus dem Munde

Einstmals sind zwei Weiber aus Betzingen miteinander in das Gras gegangen, und da sie von ihrer Arbeit an einem Rain ausruheten, klagte sich die eine großer Müdigkeit und schlief ein, die andre aber blieb munter und wunderte sich, daß ihre Gefährtin also sehr schläfrig war. Auf einmal nahm sie mit Staunen wahr, daß der schlafenden Frau eine Spinne aus dem Munde herauskroch und im Grase des Rains sich bald verlor. Darauf stieß sie die Schlafende an und wollte sie wecken und ihr das Gesehene mitteilen, aber jene erwachte nicht, sondern lag stocksteif, gleich dem Weibsbild, das die Schnitter bei Vilforde fanden, dem ein Tierlein in den Mund hineinkroch, und gleich der Magd zu Unterwirrbach bei Saalfeld, der das rote Mäuselein aus dem Munde kroch. Es dauerte eine ganze halbe Stunde, da kam die Spinne wieder und kroch der Schlafenden in den offnen Mund hinein. Gleich darauf erwachte sie und raffte sich auf, wieder ihrer Arbeit zu warten; der Gefährtin aber grausete, sie wußte nun, daß die andre eine gefährliche Trude war und mittlerweile anderswo gewesen.

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TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 957. Spinne aus dem Munde. 957. Spinne aus dem Munde. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-257F-3