346. Die Totenglocke

Zu Calbe an der Milde, dem Sitze der edeln Herren von Alvensleben, steht das feste Haus, wie man das Stamm- und Ahnenschloß dieser alten und begüterten Familie nennt, und in diesem Hause hing eine Glocke, die begann von selbst anzuschlagen und zu läuten, wann ein Glied der Familie derer von Alvensleben mit Tode abgehen sollte, mochte sich dieses auch in den fernsten Landen befinden. So wunderbar die Eigenschaft dieser Glocke war, so wenig Angenehmes hatte sie für das lebende Geschlecht, dessen zahlreich verzweigter Stamm in vielen Gliedern blühte, wenn sie so plötzlich in das schönste Frühstück oder Mittagsmahl hinein ihre schaurige Prophetenstimme erschallen ließ. Da hatte einer des Geschlechts den einfachen und gar nicht übeln Gedanken, die Glocke zu beseitigen. Mit einem Male war sie weg, und noch heute weiß keiner, wo sie geblieben.

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TextGrid Repository (2011). Bechstein, Ludwig. Sagen. Deutsches Sagenbuch. 346. Die Totenglocke. 346. Die Totenglocke. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-2523-2