843. Der Petersberg
Von dem steilen Petersberg oder Werberg bei Marktbergel gehen viele Sagen im Munde des Volks. In der Nacht auf den ersten Mai, so lautet eine, tanzen die Druden oder Hexen darauf herum; kein ehrlicher Mensch darf es in dieser Nacht wagen, den Berg zu besteigen, sonst wird ihm der Hals umgedreht. Schon in der Heidenzeit soll der Berg berüchtigt gewesen sein; in spätern christlichen Zeiten stand eine Benediktinerabtei darauf, nebst einer Wallfahrtskirche, die von den Päpsten mit großem Ablaß begnadigt war; aber Kloster und Kirche wurden später zerstört, wann, weiß man nicht. Noch finden sich viele Gewölbe und unterirdische Gänge in diesem Berge, einer deren soll in die Kirche von Marktbergel und von da bis ins Pfarrhaus gehen. – Eines Tags wagte ein Mann in diese Gewölbe, welche große Schätze enthalten, einzudringen. Als er hineinkam, sah er alles glimmern und schimmern und steckte sich von den Kostbarkeiten, die seine Augen schier blendeten, so viel in seine Schubsäcke, als nur hineinwollte. Als er nun wieder zu dem Ausgang kam, so fand sich, daß dieser so enge war, daß der Mann nicht herauskonnte, voll Angst drängte er sich dennoch durch die Öffnung, blieb aber in der Felskluft stecken wie jener Gute im Weingartenloch und konnte weder vorwärts noch rückwärts, bis ihm, dem ängstlich um Hülfe Schreienden und Winselnden, einige Leute zu Hülfe kamen; diese rissen ihn mit großer Mühe aus der Spalte, aber seine Kleider hatten sich so dazwischengeklemmt, daß ihm die Taschen davon abrissen und im Berge zurückblieben, in ihnen waren nun auch die Kleinodien und Kostbarkeiten. Mußte froh sein, daß er seinen Kopf noch glückhaft wieder ans Tageslicht gefördert sah. Kein Mensch wagte es, wieder in die Kluft hineinzugehen, am wenigsten der, dem der Gang in das Bergesinnere so übel bekommen war, der verlangte all sein Lebetage nicht wieder hinein.