296. Der Ottilienberg bei Eppingen.
Das Frauenkloster auf dem Ottilien- oder Jägersberg ist von der heiligen Ottilie gestiftet und eine Zeit lang regiert worden. Im Schwedenkriege ward es verheert, nachdem die Nonnen sich geflüchtet und Geld und Glocke auf dem Berg verborgen hatten. Bei dem Geld gingen nachmals eine weiße Klosterfrau mit einem Gebund Schlüssel und eine weiße Ziege um, die im Maul auch ein solches Gebund trug. Wegen dieses Spuks blieb der Pachthof, worein das Kloster umgewandelt worden, längere Zeit unbewohnt. Endlich träumte dem Kuhhirten des benachbarten Dorfes Mühlbach drei Nächte nacheinander, er solle auf die Heidelberger Brücke gehen, dort werde er sein Glück machen. Unverweilt begab er sich dahin, und nachdem er einen halben Tag auf das verheißene Glück geharrt, wurde er von einem Heidelberger Bürger gefragt, auf was er hier so lange warte. Da erzählte er ihm seinen Traum, worauf der Bürger erwiederte: »Auf Träume ist nicht zu gehen, mir hat auch geträumt, auf dem Ottilienberg sei unter dem Waschkessel viel Geld verborgen, und ich weiß doch nicht [278] einmal wo dieser Berg gelegen ist!« Mit dieser Nachricht wohl zufrieden, reis'te der Kuhhirt nach Hause, suchte auf dem Ottilienberg an der bezeichneten Stelle nach und fand den Schatz, mit welchem er sich aus dem Lande machte. Seitdem sind die Geister auf dem Berge verschwunden, und der dortige Pachthof ist wieder bezogen. – Einst sah ein Bewohner desselben das Oehr der Glocke aus dem Boden ragen, aber als er des andern Tages nach ihr grub, war sie nicht mehr zu finden.
Von der Sakristei der Klosterkirche ging ein unterirdischer Gang nach Mühlbach, welcher gegenwärtig verschüttet ist.