409. Schätze in und bei Reicholzheim.
Die Bewohner des zweiten Hauses links an der Straße von Bronnbach her hörten einst nachts einen Lärmen, als wenn der Schornstein einstürzte und außen viele Hunde bellten. Beim Hinausschauen in den Hof sahen sie in den Brennnesseln am Thor ein helles Licht. Während sie nun hin und herstritten, ob sie hingehen und die Hebung des Schatzes versuchen sollten, nahm das Licht allmälig ab und erlosch endlich ganz. Als sie gleich darauf nachsahen, war weder eine Spur des Lichts, noch eine Beschädigung des Schornsteins zu entdecken.
In dem Gärtchen vor demselben Hause zeigt sich alle sieben Jahre ein nächtliches Flämmchen, das vom [363] ersten Advents- bis zum Dreikönigstage umwandelt. Als einmal zwei Mädchen es von der Straße aus erblickten, wollte die eine stillschweigend ein Stück Brod darauf werfen, die andere aber rief: »Sieh, ein Lichtlein!« und sogleich war das Flämmchen verschwunden.
Auch im hintern Garten dieses Hauses erschien früher in den heiligen Nächten ein Licht, das, anfangs klein, in Verlauf der Nacht sich mächtig vergrößerte. In keiner Nacht war es übrigens größer als in der andern, und es blieb immer auf demselben Platze. Dort haben Leute schon nachgegraben, allein keinen Schatz gefunden.
Eine Frau, welche auf ihrer Wiese gras'te, sah daselbst hie und da glänzende Steinchen liegen. Sie hob vier derselben für ihr Kind daheim auf und that sie unter das Gras in ihre Köze. Als sie nach Haus kam, waren die Steine zu uralten Silbermünzen geworden, jede so groß wie ein Halbkronenthaler.
Ein fünfzehnjähriges Mädchen sah auf einer Wiese in einem Erlenbusch ein grünes Henkelhäfchen stehen, worin etwas Glitzerndes zu wimmeln schien. Sie holte ihre in der Nähe befindliche Mutter herbei, aber als sie mit ihr zu dem Busch kam, war der Hafen verschwunden.