360. Wunderbar blühende Lilien.
Vor etwa vierzig Jahren hatte in Waibstadt die Andacht zum heiligen Antonius von Padua so abgenommen, daß der Schlüssel zu seiner Kapelle einem Bettelbuben anvertraut war. Dieser gab am Antoniustage dem Standbild des Heiligen den Stängel einer weißen Lilie in die Hand, an dem eine Blume und eine Knospe sich befanden. Letztere entfaltete sich darin zur schönsten Blume und blühte, nebst der andern, so frisch und lange wie im besten Boden. Im nächsten Sommer trieb der Stängel, der nicht vom Bilde weggekommen war, drei herrliche Blumen, welche erst spät verwelkten. Durch [322] dieses Wunder wurde die Andacht zu dem Heiligen wieder geweckt, und, in Folge derselben, die Kapelle neu hergerichtet.
Noch jedes Frühjahr wird ein knospiger Lilienstängel dem Bild in die Hand gegeben, und stets trägt er zur Blüthenzeit schöne Blumen. Einmal that man, zum Versuche, nur eine Lilienzwiebel in des Bildes Hand, und sie erwuchs darin zum blumenreichen Stocke.