115. Die Schlorpengasse.
Noch im vorigen Jahrhundert trieben sich zwischen Basel und Frankfurt vierzigtausend Betteljuden, Männer, Weiber und Kinder, heimathlos umher. Bei Karlsruhe hatten sie in dem Wald südlich von der Stadt ihren Lagerplatz, wo sie häufig aus dort blühendem Holler und zusammen gebetteltem Mehl und Schmalz sich Hollerküchlein bereiteten. Endlich wurde ihnen von der Karlsruher Judenschaft ein Haus in der Rüppurrerthorstraße zur Herberge hergerichtet und nun schlorpten (schlarften) sie bei Tag und Nacht hinein und heraus. Davon erhielt die Straße auch den Namen Schlorpengasse, welchen [84] sie aber jetzt, wo die Herberge nicht mehr besteht, beinahe wieder verloren hat.