432. Schatz auf der Karlshöhe.
Auf der Karlshöhe im Spessart heißt ein Platz die Schatzgräberei, weil nach dem dort verborgenen Schatze schon oft gegraben worden ist. Dieser besteht in einer silbernen Glocke und einer Kiste voll Geld und hat der Frauenabtei Schmerlenbach gehört. (Andere sagen, er sei Eigenthum eines Nonnenklosters gewesen, das auf der Karlshöhe gestanden habe.) Bei dem Schatze geht eine gespenstige Klosterfrau mit einem Gebund Schlüssel um, weßhalb der Platz auch bei der Nonne genannt wird. Sie ist schon öfters, mittags zwischen elf und [376] zwölf, zu den Holzhauern in den Wald gekommen und eine Weile vor ihnen stehen geblieben; aber keiner von ihnen hatte den Muth, sie anzureden. Zu einem Köhler aus Steinmark, welcher nachts auf der Karlshöhe Kohlen brannte, kam sie ebenfalls, zeigte ihm einen großen Schlüssel, den sie in der Hand trug, und winkte ihm, mit ihr zu gehen. Der Köhler aber, voll Angst, wagte sich nicht aus seiner Hütte, worauf die Nonne traurig davonging.