414. Feuriger Mann.
Jakob Lohr aus dem Kloster Bronnbach erzählte:
»Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ging ich am Tage vor Weihnachten, morgens um zwei Uhr, von Urfar nach Bronnbach. Als ich einige Zeit auf der Höhe fortgegangen, erblickte ich in der Ferne ein Feuer, welches ich bald aus den Augen verlor, jedoch, als ich kaum durch den Schafhof war, vom Richtplatz her auf den Weg nach Bronnbach kommen sah, wo es, nahe vor mir, stehen blieb. Es war über mannshoch, und ich erkannte darin deutlich eine männliche Gestalt, deren Gesichtszüge, ja selbst Haare, ich unterscheiden konnte. Nicht lange, so verließ es seinen Platz, wandelte eine Strecke gegen das Kloster und stand dann wieder stille. Ich beschloß, meinen Weg fortzusetzen, aber nicht an dem Feuer vorbeizugehen, auch mich stets in einiger Entfernung davon zu halten. Wenn dasselbe ging, ging auch ich; wenn es stehen blieb, blieb auch ich stehen. Manchmal brannte es ganz ruhig, manchmal loderte es wild und sprühte Funken nach allen Seiten. In der Nähe von Bronnbach verließ es den Weg und wandte sich links, einem Bildstock zu. Als es bei diesem kurze Zeit gestanden hatte, läutete es im Kloster zur Mette und augenblicklich versank das Feuer in den Boden. Nachdem ich in Bronnbach die Sache erzählt, gingen, als es Tag geworden, einige Geistliche mit mir zu dem [367] Bildstock; wir konnten aber weder dort noch auf dem Weg eine Spur des Feuers entdecken.«
Auch viel andere Leute haben schon, in den heiligen Nächten, diesen feurigen Mann gesehen. Er war, bei seinen Lebzeiten, Knecht im Kloster Bronnbach, erschlug dessen Schmied und ward deßhalb hingerichtet. Auf dem Platze, wo die Mordthat geschehen, ist gleich nachher der Bildstock errichtet worden.