Kerbholz und Knotenstock

Fliegendes Blatt.


Seyd lustig und fröhlich
Ihr Handwerksgesellen,
Denn es kommt die Zeit,
[381]
Die uns all erfreut;
Sie ist schon da!
Wir haben uns besonnen,
Feierabend genommen
In der Still,
Reden nicht zu viel,
Brauchen nicht viel Wort!
Wir haben uns besonnen,
Wo wir werden hinkommen,
Reisen ist kein Schand,
Zu Wasser und zu Land,
Gehn auch Abends zu Bier.
Wir haben uns besonnen,
Wo wir werden hinkommen,
In das Oesterreich,
Gilt uns alles gleich,
Wien ist die Hauptstadt!
Kaiser, Königinn zu sehn,
Etwas zu erlernen,
Von Bescheidenheit,
Von der Höflichkeit,
Wie auch von Manier!
Preßburg in Ungarn,
Hat uns bezwungen,
Breslau in der Schlesing,
Bin ich schon gewesen,
Das gefällt mir wohl.
[382]
Moskau in Rußland,
Allerlei Leder sind mir da bekannt,
Juchten und Korduan,
Zucker und Marzipan
Ißt man allda zum Frühstück.
Botzen in Ellischland,
Inspruck im Tirolerland,
Setz mich auf das Meer
Fahre hin und her,
Nach Holland hinein.
Amsterdam in Holland,
Schöne Farben sind uns wohlbekannt,
Grün und blau,
Scharlachroth,
Karmasinfarbroth.
Haben einen weiten Gang
Fort in das Tirooolerland,
Frankreich in Paris,
Wo ich meine Stiefel ließ,
Ist allda ein Lazareth!
Dresden in Sachsen,
Wo die schönen Mädel auf den Bäumen wachsen,
Hätt' ich dran gedacht,
Hätt' ich eine mitgebracht,
Für den Altgesellen auf der Post.
Prag in Böhmen, mag ich auch nicht seyn,
Seyn so viele Juden darein,
Alle liebe Tag
[383]
Ist es eine Klag,
Daß eine Mordthat geschach.
Dreißig tausend groß und klein
Studitutidenten thun drin seyn,
Jederzeit
Ist es ihre Freud,
Wenn sie machen brave Beut.
Können Juden vexiren,
Recht tribuliren,
Sie gehen her
Mit Schweinenschmeer
Schmieren sie ihnen die Bärt.
Haben noch einen harten Stand
Bis nunter ins Kravattenland,
Sitz ich auf der Sau
Und herummer schau,
Belgrad ist schon da.
Nun adje Heidelberg,
Bist eine rechte Staatsherberg,
Ist ganz still,
Wenn man will
Singen die ganze Nacht.
Nun adje du werthe Stadt,
Weil es ausgeregnet hat,
Mit dem Parableh
Geh ich nach der See,
Wenn ich komm vom großen Faß.
[384]

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Kerbholz und Knotenstock. Kerbholz und Knotenstock. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1325-B