6. Romanze

Auf Stauffenberg zur ersten Nacht,
Zur schönen Frau sein Herze dacht,
Alsbald an seinem Arme lag,
Die sein mit steten Treuen pflag,
[398]
Sie weinte, sprach: »Nun wehe dir,
Du folgtest gar zu wenig mir.
Daß du ein Weib nimmst zu der Eh,
Am dritten Tag du lebst nicht mehr,
Ich sag dir was geschehen muß,
Ich lasse sehen meinen Fuß,
Den sollen sehen Frau und Mann,
Und sollen sich verwundern dran.
So nun dein Aug den auch ersieht,
So sollst da länger säumen nicht,
Denn es sich immer anders wendt,
Empfangt das heilge Sakrament,
Du weist, daß ich dir Glauben halten,
Auf ewig sind wir nun zerspalten.«
Mit nassem Aug sie zu ihm sprach:
»Herr denket fleißig nach der Sach,
Ihr dauret mich im Herzen mein,
Daß ich nicht mehr kann bey euch seyn,
Daß mich nun nimmer sieht ein Mann,
Ich fall in ewger Liebe Bann.«
Dem Ritter liefen die Augen über:
»Soll ich denn nie dich sehen wieder,
So seys geklagt dem höchsten Gott,
Der ende balde meine Noth,
Ach daß ich je zu Ruhm gekommen,
Daß mich ein fürstlich Weib genommen.
Sie küßte ihn auf seinen Mund,
Sie weinten beide zu der Stund,
Umfingen einander noch mit Lieb,
[399]
Sie drückten zusammen beyde Brüst:
»Ach sterben das ist jezt euer Gewinn,
Ich nimmermehr wieder bey euch bin!«

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Ritter Peter von Stauffenberg und die Meerfeye. 6. Romanze. 6. Romanze. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-1190-B