Vertraue

Mündlich.


Es ist kein Jäger, er hat ein Schuß,
Viel hundert Schrot auf einen Kuß:
»Feins Lieb, dich ruhig stelle,
Und willst du meinem Kuß nicht stehn,
So küßt dich mein Geselle.«
»Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth,
Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth,
Du brauchst dich nicht zu schämen,
Ich will den schwarzen Vogel dir
Vom Haupt herunter nehmen.«
»Feins Lieb sitz still im grünen Moos,
Der Vogel fällt in deinen Schoos,
Wohl von des Baumes Spitzen;
In deinem Schoose stirbt sich gut,
Feins Lieb bleib ruhig sitzen.«
Sie wollt nicht trauen auf sein Wort,
Brauns Mädelein wollt springen fort,
Der Schuß schlug sie darnieder;
Der schwarze Vogel von dem Baum
Schwang weiter sein Gefieder.
»Mein Kuß ist leicht, wiegt nur ein Loth,
Du wirst nicht bleich, du wirst nicht roth,
Brauchst dich nicht mehr zu schämen,
In deinem Schoose stirbt sichs gut.«
Er thät sichs Leben nehmen.
[133]

Der annotierte Datenbestand der Digitalen Bibliothek inklusive Metadaten sowie davon einzeln zugängliche Teile sind eine Abwandlung des Datenbestandes von www.editura.de durch TextGrid und werden unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung 3.0 Deutschland Lizenz (by-Nennung TextGrid, www.editura.de) veröffentlicht. Die Lizenz bezieht sich nicht auf die der Annotation zu Grunde liegenden allgemeinfreien Texte (Siehe auch Punkt 2 der Lizenzbestimmungen).

Lizenzvertrag

Eine vereinfachte Zusammenfassung des rechtsverbindlichen Lizenzvertrages in allgemeinverständlicher Sprache

Hinweise zur Lizenz und zur Digitalen Bibliothek


Holder of rights
TextGrid

Citation Suggestion for this Object
TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Vertraue. Vertraue. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-10E0-C