Trinklied

Erasmus Widtmanns musikalische Kurzweil. Nürnberg 1623.


Zu Klingenberg am Maine,
Zu Würzburg an dem Steine,
Zu Bacherach am Rhein
Hab ich in meinen Tagen
Gar oftmals hören sagen,
Soll'n sein die besten Wein.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläslein fein,
Und bring mirs her,
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Ich will euch diesen bringen,
Frölich und guter Dingen.
Frisch auf ihr Herrn! her und dran,
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
Bin ich schon nit am Maine,
Zu Würzburg an dem Steine,
Noch diesesmal am Rhein,
Sein dennoch andre Reben,
Die auch gut Säftlein geben,
Lieblich und edle Wein.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläslein Wein,
Und bring mir's her,
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Ich kanns euch nit abschlagen,
[413]
Will's kecklich mit euch wagen,
Frisch auf ihr Herrn! her und dran,
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
Im Wirtenberger Lande
Ist weit und breit bekannte,
Das edle Nekarthal,
Da wächst ein gesunder Safte,
Der giebt uns gute Kräfte,
Mit Freuden oftermal.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläslein Wein,
Und bring mir's her,
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Ich bitt ihr wöllt mit Freude
Fein redlich thun Bescheide.
Frisch auf ihr Herrn! her und dran,
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
Und kann ein Land nit haben
Des edlen Weines Gaben,
So führts der Fuhrmann drein,
Darum an allen Orten
Von viel und manchen Sorten
Wird gefunden guter Wein.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläßlein Wein,
Und bring mirs her,
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Ich will es jenem bringen,
Thut ihr ein' Weile singen:
[414]
Frisch auf ihr Herrn! her und dran,
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
Im fruchtbarn Taubergrunde
Wächst Wein stark und gesunde,
Auch an viel Orten mehr,
Dabei wir fröhlich singen,
Und oft mit Freuden springen,
Gut Wein jagt Trauern fern.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläßlein Wein,
Und bring mir's her,
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Das Wasser g'hört dem Fische,
Der Wein dem Menschen frische.
Frisch auf ihr Herrn! her und dran,
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
In Oesterreich und Steier
Sind gewachsen fern und heuer,
Gesund und gute Wein,
So die Leut lustig machen,
Daß sie singen und lachen,
Tag und Nacht fröhlich seyn.
Jung! schenk mir ein
Ein Gläßlein Wein,
Und bring mir's her
Wie ichs begehr.
Mein lieber Herr!
Jung! thu das Gläslein schwenken,
Ein frisches einzuschenken.
Frisch auf ihr Herrn! her und dran!
Das Fäßlein hat kein'n Panzer an.
[415]

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Trinklied. Trinklied. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0F93-0