Der Berggesell

1500-50


Wär ich ein wilder Falke,
So wollt ich mich schwingen auf,
Ich wollt mich nieder lassen,
Für eins reichen Bürgers Haus.
Darinn ist ein Mägdelein,
Madlena ist sie genannt,
[27]
So hab ich alle meine Tag
Kein schöners brauns Mägdlein erkannt.
An einem Montag es geschah,
An einem Montag früh,
Da sah man die schöne Madlena,
Zu dem Obern Thor ausgehn.
Da fragten sie die Zarten:
Madlena, wo willt du hin?
In meines Vaters Garten,
Da ich nächten gewesen bin.
Und da sie in den Garten kam,
Wohl in den Garten einlief,
Da lag ein schöner junger G'sell,
Unter einer Linden und schlief.
Steh auf junger Geselle,
Steh auf, denn es ist Zeit,
Ich hör die Schlüssel klingen,
Mein Mütterlein ist nicht weit.
Hörst du die Schlüssel klingen,
Und ist dein Mütterlein nicht weit,
So zeuch mit mir von hinnen,
Wohl über die breite Heid.
Und da sie über die Heide kamen,
Wohl unter ein Linde was breit,
Da ward denselben zweien,
Von Seiden ein Bett bereit.
[28]
Sie lagen beieinander,
Bis auf drithalbe Stund,
Kehr dich brauns Mägdlein herum,
Beut mir dein'n roten Mund.
Du sagst mir viel von kehren,
Sagst mir von keiner Eh,
Ich fürcht ich hab verschlafen,
Mein Treu und auch mein Ehr.
Fürchst du, du habst verschlafen
Dein Treu und auch dein Ehr.
Laß dichs Feinslieb nicht kümmern,
Ich nehm dich zu der Eh.
Wer ist der uns dies Liedlein sang,
Von neuen gesungen hat,
Das hat gethan ein Berggesell,
Auf Sanct Annenberg in der Stadt.
Er hats gar frei gesungen,
Bei Meth, bei kühlem Wein,
Darbei da seyn gesessen,
Drei zarte Jungfräulein.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 3. Der Berggesell. Der Berggesell. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0F69-1