Das Weltende

Mündlich.


Ob ich gleich kein Schatz nicht hab,
Will ich schon ein finden,
Geh ichs Gäßlein auf und ab,
Bis zur großen Linden.
Als ich zu der Linden kam,
Saß mein Schatz daneben:
[291]
»Grüß dich Gott, herzlieber Schatz!
Wo bist du gewesen?«
»Schatz, wo ich gewesen bin,
Darf ich dir wohl sagen,
War in fremde Lande hin,
Hab gar viel erfahren.
Sah am Ende von der Welt,
Wie die Bretter paßten,
Noch die alten Monden hell
All in einem Kasten.
Sahn wie schlechte Fischtuch aus,
Sonne kam gegangen,
Tipte nur ein wenig drauf,
Brannt mich wie mit Zangen.
Hätt ich einen Schritt gethan,
Hätt ich nichts mehr funden,
Sage nun mein Liebchen an
Wie du dich befunden.«
»Ich befand mich in dem Thal,
Saßen da zwey Hasen,
Fraßen ab das grüne Gras
Bis zum dürren Rasen.
In der kalten Wintersnacht,
Ließest du mich sitzen,
Ey mein schwarzbraun Aeugelein,
Must du Wasser schwitzen.
[292]
Darum reis' in Sommernacht,
Nur zu aller Welt Ende,
Wer sich gar zu lustig macht,
Nimmt ein schlechtes Ende.«

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 1. Das Weltende. Das Weltende. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0EF1-4