Sündenlast

Mündlich.


Es sterben zwei Brüder in einem Tag,
Ein armer und ein reicher,
Der reiche, der wird in die Hölle begraben,
Der arme in den Himmel.
Und da der Reiche begraben ward,
Saß er in großer Hitze,
Sah er seinen herzgeliebten Bruder,
In der ewigen Freude sitzen.
Ach Bruder, herzliebster Bruder mein,
Reich mir ein Tröpflein Wasser,
Wohl auf meine Zunge, wohl auf meinen Mund,
Das mich erquicken möge.
Ach Bruder, herzliebster Bruder mein,
Kein Tröpflein soll dir werden,
Du hast den Armen das Brod versagt,
Hasts Hunden und Schweinen gegeben.
Hab ich den Armen das Brod versagt,
Habs Hunden und Schweinen gegeben,
Mein großes Gut trieb Uebermuth,
Kann es nicht mit mir nehmen.
Wenn Berg und Thal aufeinander ständ,
Viel lieber wollt ich sie tragen,
Als daß ich soll stehn vor dem jüngsten Gericht,
Soll alle meine Sünden beklagen.
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Und käm alle Jahr ein Vögelein,
Und nähm nur ein Schnäblein voll Erden,
So wollt ich doch die Hoffnung haben,
Daß ich könnt seelig werden.
Amen, Amen, steht auch dabei,
Gott helf uns allen zusammen,
Wohl hier und dort aus aller Noth,
Durch Jesum Christum Amen.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Sündenlast. Sündenlast. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0C39-3