Bergreihen

(Nürnberg 1547.)


Ach Gott, was wollen wir aber heben an,
Daß wir das recht und wohl ersinnen,
Wir wollens auch nicht unterwegen lahn,
Von den Hauern da wollen wir singen,
Sie hauen das Silber, das Gold mit Fleis,
Sogar aus festem Gesteine,
Gott weiß wohl wo es liegt.
Ein Hauer in die Grube fuhr,
Aus frischem freiem Muthe,
Man sieht wohl, daß er Eisen führt,
Darum gewinnt ihr das Gute,
Wenn er kömmt wieder wohl auf sein Ort,
Wenn er an Gott gedenkt,
So ist er fein wohl behüt.
Wenn er nun sizt und will bestechen,
Die ganze Woche so sehr,
Hilf lieber Gott, das Erz woll brechen,
Wir ringen ja fast nach Erze,
Gott hat es nur selber verriegelt gar schon,
Für manchen gar verschlossen,
Es bauet mancher Mann über das Jahr.
[435]
Er wird des gar hart verdrossen,
Gott will es uns wieder aufriegeln gar schön,
Der Hauer mit seinen Händen,
Er getraut des zu genießen zwar,
Wenn uns nun Gott ein Glück gäb,
Daß wir das Erz begreifen,
Unser Lob steht auf dem Bergwerk so breit,
Wir achten keines harten Reifes,
Wir sitzen gar gern bei gutem Getränk,
Wies Menschenbild geneusset,
Der Malvasier oder Rheinische Wein,
Den trinken gar gerne die Reichen.
Wenn nun die Hauer kommen dar,
Wenn uns die Herren erkennen,
Unser Lob, das preiset man gar,
Herr Wirth, die Stube ist uns viel zu enge,
Auch rücken wir Tische und Bänke,
Wir begießen das Flötz recht überall,
Sieht man die Äuglein herwanken,
Dazu kommen uns die Fiedler dar,
Man hört die Saiten klingen,
Dazu die werthen Pfeifferlein gut,
Man sieht die Hauer herspringen,
Dazu die Jungfräulein säuberlich,
Sie tragen rosenfarbe Mündlein,
Ihre Wänglein sind Lilien weis,
Der gewaltige Münzerhof ist uns viel zu enge,
Darauf wir das Silber bringen,
Merkt auf ihr werthen Münzer gut,
Helft mir die Hauer erkennen,
Sie hauen das Silber aus der alten Wand,
Die Gott der Herr selber gebauet hat,
Mit seiner selbst Gewalt.
[436]
Auf dem Berg findet man,
Manchen guten Berggesellen,
Der wohl des Bergs geneusset,
Wo findet man denn einen bessern Berg,
Da uns das Silber rausfleusset,
Damit so preisen wir St. Annaberg,
Er ist geziert also schön,
Man lobt ihn in aller Welt,
Damit so preisen wir St. Joachims Thal,
Er ist geziert also schön,
Man singet ihn in der Hauer Thon,
Damit so preisen wir dem Kaiser seine Kron,
Sie ist geziert also schon,
Man singet sie in der Hauer Thon.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Bergreihen. Bergreihen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0B00-9