Die Braut von Bessa

Kornmanns Frau Veneris Berg. Frankfurt am Main 1614. S. 305.


Zu Felsberg bat mich Kledte,
Ich solt ihm schreiben recht,
Was ich gesehen hätte,
Von manchem stolzen Knecht,
In einem Dorf hieß Bessa,
Da war ein groß Kürmes,
Darzu ein grosser Tanz
Um einen Ketten-Kranz.
Ich kam einmal gen Beß,
Auf einen Sonntag früh,
Da war ein groß Kürmes,
[251]
Davon ich singen will,
Ich ward gar schön empfangen,
Von ein'm der hieß Hans Lange,
Mit dem ich ziehen pflegt
Gar manche liebe Täg.
Er bracht mich unter ein Linde,
Die war unterschieden recht,
Da fand sich ein wüst Gesinde,
Das waren die Eisern Knecht,
Die hätten sich bezeichnet mit Weiden,
Kein Hochmuth wollen sie leiden,
Sie sprungen auf den Plan,
Ein jeder wolt den Vorreihen han.
Die andern trugen Berken,
Das war also gethan,
Das einer den andern soll merken,
Wann sich erhüb ein Schlan,
Die dritten trugen Hopfen
Am Hals und auch am Kopf,
Truz wer sie zornig mächt,
Und sie zum Zanke brächt.
Wohl an demselbigen Tanze,
Sahe man ein wunder schöne Magd,
Sie kunt gar wohl umschwanzen,
Vor allen wohlbehagt,
Sie kunt gar wol begaffen
Mit Mönchen und mit Pfaffen,
Sie wolt kein andern han,
Als Eisserer Henzen Sohn.
[252]
Sie hieß die Riebel feiste,
Das war ganz offenbar.
Viel Spott thät sie beweisen,
An manchem Knecht fürwahr,
Es hofft ein jeder Knabe
Kundschaft mit ihr zu haben,
Dadurch wuchs ihr der Muth,
Keinem Geringen thät sie gut.
Sie war so schön gezieret,
Den Sternen ward sie gleich,
Darzu konnt sie vexieren
Die Knaben meisterlich,
Sie war von solcher Schanze,
Daß jeder wolt mit ihr tanzen,
Dadurch zulezt geschah,
Groß Leid und Ungemach.
Da kam ein stolzer Knabe,
Der hieß Bellerstein,
Den Vortanz wolt er haben,
Mit der schönen Magd allein,
Er sprach: Mich thun verdrießen,
Die Helleparten und die Spiesse,
Der sehe ich also viel,
Daß ich nicht tanzen will.
Ein Zank erhub sich balde,
Durch die Eissern und Bessar Knecht,
Ein jeder wolt den Plaz behalten,
Sie waren all kühn und frech,
Sie begundten sich zu schlagen,
Die Bessar waren zagen,
[253]
Sie machten die Flucht darvon,
Die Eissern behielten den Plan.
Wol an demselben Tanze,
Sag ich wohl auf mein Eid,
Waren vier und vierzig Knechte,
Waren alle roth Lündsch gekleidt,
In gelben Wammes und Hosen,
Sie sprungen als wären sie rasend,
Sie machten sich so breit,
Zum Streit waren sie bereit.
Großen Hochmuth thäten sie treiben,
Mit Trotzen, Keiben und Schlan,
Das wolt ich bald aufschreiben,
Und nicht vergessen lan,
Sie thäten sich bald bedenken,
Ein Trinkgeld wolten sie mir schenken,
Sie brachtens zu mir her,
War gar nicht mein Beger.
Sie thäten mich bald fragen:
Ob ich der Schreiber wär?
Das solt ich kurzum sagen,
Dazu ward mir nicht her.
Ich gab ihn gute Worte,
Als die keiner nie erhörte,
Ich macht mich bald darvon,
Ihr Klopfen an mich kam.
Sie wolten mich lernen schreiben,
Die zornig Bursche Art,
Bei ihn war nicht zu bleiben,
[254]
Sie waren mir viel zu gelahrt;
Ihr Buchstaben thaten sie ziehen
Mit Schlägen und großen Striemen,
Ich macht mich bald darvon,
Begert von ihn kein Lohn.
Der uns dies Lied thut singen,
Will ich berichten bald,
Von dannen mußt er entspringen,
Sonst er nicht worden alt,
Er ging mit kurzen Schritten,
Recht nach der Hasen Sitten,
Ja lauffete über Nacht.
Ade zu guter Nacht.

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TextGrid Repository (2011). Arnim, Ludwig Achim von. Gedichte. Des Knaben Wunderhorn. Band 2. Die Braut von Bessa. Die Braut von Bessa. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-09E2-3