Der Ritterschlag am heiligen Grabe.
Die Kirche des heiligen Grabes in der Frühe nur wenigen Pilgern eröffnet, die in den einzelnen Kapellen vertheilt, theils beten, theils die heiligen Überbleibsel von dem Leiden Christi, sein Kreuz, die Säule, an der er gegeisselt, beschauen.
Viren und Bromly kommen zusammen und lesen in Briefen.
BROMLY.
Ein für allemal gesagt, der Glaube geht mir nicht recht ein, was sie mir hier gezeigt, das thut auf mich noch keine Wirkung; mit ausgehungertem Magen, wie hier die meisten Pilger, da sieht man freilich manches; ich habe gut gefrühstückt, bin nun fest. Das Wunder mit dem Lichtanzünden ist ein Skandal, wer weiß, die Priester schämen sich desselben wohl, doch müssen sie es wegen dieses allgemeinen Glaubens jährlich wiederholen. Ja freilich schlag ich einen in die Augen, so sieht er Licht, solch Licht wirds heute geben; die Armenianer und die Griechen balgten sich schon in des Bassa Saale heute Morgen tüchtig um den ersten Platz am heiligen Grabe, die Hälfte ist gebläut, zerschunden und zerkratzt, ein schöner Anblick für die Christenheit.
[375]VIREN.
Ich halt nicht viel auf Mönche und auf Priester, doch, das ist des Glaubens herrlichster Triumph, wenn er durch schlechte Priester nicht entstellt, durch gute nicht erhöhet werden kann, wenn wie der Fixstern er im Fernrohr und mit bloßen Angen gleich erscheint.
BROMLY.
Mir kommt der Glaube wie die Sonne vor, die längst herunter ist gesunken untern Horizont, wenn sie am größten scheint; macht sich der Glaube gar zu breit, da ist gewiß nichts an ihm, der Glaube in den ersten Christen, das war ein ander Wesen, wenig Worte, viele Thaten, jetzt wiederholen sie ein Halleluja tausendmal mit sauerem Gesicht.
VIREN.
Das Halleluja kann ich gar nicht leiden, ich muß dabei an Halle denken; der Traum in dieser Nacht, die Briefe haben mir den alten Grundmorast schnell aufgerührt, ich ahnete im Traum die Briefe.
BROMLY.
Was schreibt man dir?
VIREN.
Es ist nichts Wichtiges, und doch er greift es mich. Für einen Spottpreis hat Nathanael mein groß Familienhaus gekauft, es ist der Sohn des Juden Nathan, der am Cardenio gestorben, darauf hat er sich einen Grafentitel angeschafft und ein Paar Klöster, ein Mönchs-, ein Nonnenkloster als der Mindestfordernde sich zur Verpflegung übernommen, das alte Volk in meinem Haus zusammengesperrt und die vermehren sich darin nach Herzenslust. Pamphillo, [376] ein lustger Freund Cardenios, hat sich zum Abt darüber setzen lassen und treibt sein Wesen drin in lustiger Erfindung.
BROMLY.
Je das ist ja unendlich lächerlich, ich platz vor Lachen, komm ich nicht ins Freie; begleit mich Bruder, sieh nur den Bruder Reisenden mit einem großen Kräuterbündel und zwei Lämmern durch diese Hallen zu dem Altar milder Gaben schreiten.
VIREN.
Herr Voyageur.
DER REISENDE.
Jetzt hört, nun hab ich fertig meine Zueignung der Opfer.
Als ich ein sinniger Knecht des Herrn, die Welt mir erschauet,
Lag mir in mystischem Duft, tief am Altare das Herz,
Doch da entzündet mein Flehn der Kerzen eine, die höchste,
Streifig leuchtete sie durch in Jerusalems Nacht,
Und ich sahe die Stäubchen durchzuckt von Freuden im Hirne,
Und ich beschrieb es so gern wie mir der Staub noch so lieb.
Doch da haben die Ritter der Wallfahrt gar höhnend gelachet,
Und ihr Lachen verdarbs, wirbelnd den ewgen Staub.
Traurig befürchtete ich zu sinken ins mystische Dunkel,
Denn die Flamme sie war ohne den Staub mir nicht lieb.
Aber da zündet sich hell die Flamme der anderen Seite,
Blumen die sah ich verwelkt, nirgend ein Opfer das lebt,
Und die Ritter sie schwanden wie leere Gestalten im Zwielicht,
Und das heilige Grab war von Pilgern so leer.
Doch da rief mir von oben, denn eben das Höchste war helle,
Jene, beschrieb ich sie wem, der sie nicht selber gesehn:
Lasse den Staub, wer des Staubes, nehme was Eins und verbunden
Drücke ans höhere Herz Blumen und Thiere mit Lust.
BROMLY.
Zum Teufel, ich weiß ja das Ganze, du hast es uns täglich wiedergekäut.
[377]VIREN.
So viele Mühe gabst du dir, dein elend Opfer zu beschönen, es ist kein Bettelweib im Orte, die nicht was besseres an diesem Fest verehrte.
BROMLY.
Ich möchte deine Braut nicht sein, ich glaub, du bringst ihr welke Blumen und ein langes Lied zur Morgengabe.
REISENDER.
So stört ihr mich in meinem Glück, doch seht gleich stört der Himmel euch in eurem Spott, seht Sidney ernst den Gang hinunter schreiten, gleich seid ihr ernst und weichet ihm.
Alle drei ab.
SIDNEY.
Schon heller Tag! – Das waren große Stunden, da kämpfte tief in sich mein ganzes Wesen und kann ich nicht zum Tage kommen so weiß ich doch, wo mich das Dunkel drückt. – Es scheint die Kirche mir jetzt enge, hat sich mein eignes Wesen so gedehnt? – so wüst, so weit ist mir im Kopfe, als hätte ich in andrer Welt geschwebt. O wunderbare Rechenschaft vor unserm eignen Wesen, wer richtet, wer warnt uns, was scheuen wir in uns, ist denn nicht alles, was aus uns stammt, aus einem Wesen? – Es kann nicht sein – es ist ein doppeltes Gewebe und durch das Netz gemeiner Fäden schlinget sich das Silber und das Gold des höhern Lebens, an dem die Sonne glänzt und das kein Feuer kann verbrennen. – So lang die Neugier mich von einem Bild zum andern trieb, und Wunderschauer mich ergriff von tausendfachen [378] Zeichen jenes heilgen Lebens in dem engen Kreise, das alle Welt vom Tod erlöst, da ließ sich diese Gegenwart ertragen und wie ich mir verschwand so ward die Welt mir größer. Doch wie ich sah den Felsenriß, der nach dem Tod des Herrn seine Macht verkündete, da hab auch ich gefühlt daß ich noch Großes Herrliches zu Gottes Ehre oft mir zugeschworen und wie das alles jetzt so fern von mir im Nebel ruht. Es ging die eigene Bestimmung mir so ernst vorüber, ich wollte mit den Hoffnungsbildern eigner Schöpfung reden, doch meine Zunge, wie von einem Schlag gelähmt, sie rief denselben fremden Namen, Olympie, da wendeten sich die Gestalten fort von mir und kannten mich nicht mehr. Ach dieser Name, dieser Name bezeichnet mir jetzt jeglichen Gedanken und alles ist in ihr und all mein Willen ist von ihr erschöpft, der Eimer steckt so fest im irdschen Sand, daß meine Kraft ihn nicht mehr von dem Boden hebt, o du Erlöser erlös meine Seele von dem Übel irdscher Liebe. Im Glück und Unglück hab ich Gott erkannt und war sein treuer Sohn, doch in des Zweifels Drang erkenn ich dich Erlöser und deines Lebens Wahrheit, du schauest die Gedanken, du kennst des Menschen wandelbar Gemüth, o Herr, du kennest meinen ernsten Willen, laß mich in deiner Gnade stehen, laß nicht mein festes helles Werk in dunkler Liebe irrend untergehen, ist unvereinbar meiner Thaten Lauf mit meiner Liebe Glück, [379] laß nicht mein höhres Streben untergehen in der Vergänglichkeit. O Herr gieb mir die Klarheit wieder und die Kraft, gieb mir ein einzig Zeichen deines Willens, noch immer hab ich deinem Triebe mich veschlossen, ich harre nur auf dich, auf deinem Leidenwege will gern mein Herz verbluten, sein Blut vermischen mit dem deinen, doch lasse meine Stirn noch in der Schlacht an deiner Treuen Spitze leuchten. O Herr du läßt mich nicht, ich fühle deine Nähe, gewiß du giebst mir bald ein Zeichen deines Willens.
Der Guardian des Klosters, einer der drei Alten, tritt zu ihm.
GUARDIAN.
Geendet ist mein Morgendienst mit Gottes Hülfe, ich komm zu dir zurück mein vielgeliebter Sohn. Ich zeigte dir zuletzt den tiefen Riß im Felsen, du sahst in dieser Kirche weitem Raum, um dieses heilgen Grabes Rand, das Leben des Erlösers in treuer Darstellung erscheinen, wir führen alle Pilger durch sein heilges Leben, damit die Seele ganz begreife, ganz durchdrungen werde von seinem Geist, der sich in seinem Leben wie in seinem Tode gleich gespiegelt, der uns das ewig wechselnde und ewig gleiche Jahr mit seiner hohen Deutsarnkeit erfüllt und tausend Wunder an uns thut, wogegen alle, womit der heilge Ort verherrlicht und begnadet ist, schier ganz verschwinden. Was ists daß jährlich fromme Schwalben uns so viele Ölbeern bringen, die Lampen zu erfüllen, die heute [380] von dem heilgen Licht entflammet werden, doch was ist dieser Dienst der kleinen Vögel, wenn wir es mit dem Trost vergleichen, den er dem Frommen im Gebete in die Seele träufelt, da geht dem Menschen auf das wahre Licht in alles Lebens Zweifeln; was ist das Licht, das aus dem Grabe steiget, gegen jenes das allen Gläubigen aus seinem Tod im Herzen flammet, dies alles was ihr seht ist nur ein Bild des innern Lebens, mag dieses nicht die wahre Stätte sein, wo er gestorben, mag Erdbeben diese heilgen Stellen ganz dem Aug entrücket haben und nur ein frommer Sinn in diesen Steinen seines Lebens Spuren sich erträumet haben, o dieses Träumen ist das schönste Zeichen tiefer innerer Bedeutung, sie werden tausend rohe Sinne auferwecken aus des gemeinen Lebens ewigem Genießen; doch selig sind wie Christus spricht die glauben und nicht sehen, doch wenige erreichen dieses Glaubens Höhe.
SIDNEY.
Das spricht wohl gegen unsern Glauben, wir schämen uns des Wunderbaren in dem Leben und achtens nur in der Vergangenheit.
GUARDIAN.
Es läßt sich manches sagen gegen euch, ihr urtheilt früher als ihr habt empfunden, doch ihr seid stark in euerm Glauben, ihr glaubt an Christus, das ist genug, wir alle weichen hier in allerlei Gewohnheit ab, in allen den Begriffen, da fällt uns eure Lehre gar nicht auf, wir ehren sie wenn sie euch genüget.
[381]SIDNEY.
Mir genügt sie nicht ehrwürdger Vater, mir fehlt bei uns ich weiß es jetzt bestimmt dies äußere mich immer wieder mahnde Reich des Herrn; die innere Andacht kann in jedem Gläubigen erwachen; was hilft der Wille ohne That, der in Gedanken wie ein Fluß im Sande sich verirret und verliert. O sagt was ist bei uns de Glaubens wegen noch geschehen? Ein jeder braucht ihn nur für sich in müßgen Augenblicken, die Welt hat keine Freude mehr an ihm; daß ich zum heilgen Grabe bin gewallt, das würde unsern Predgern Thorheit scheinen und wären sie nun hier, statt aller heiligen Erhebung erzählten sie von eueren Gebräuchen wie von Wahnsinnspossen. Heut als ich in der Nacht den Vollmond scheinen sah durch diese bunten Scheiben, da fühlte ich daß uns bei allem Reichthum, der aus dem Ost und West der Wahren Pracht uns lockt gar vieles fehlt; nie hätte ich zu dieser Zeit gewacht als zum Geschäft, wir wissen nur durch Stille unsern Feiertag zu heiligen, doch meine Feier müßte jubelnd sein und alle Zeit umfassen, der herrlichste Gesang, der schönsten Bilder Pracht müßt alle Elemente unterworfen zeigen, und was ein frommer Sinn erfunden das müßte nicht als Neuerung besprochen werden, nein, frei und offen müßte es sich zeigen und gleiche Sinne locken und verbinden, oder still in sich verblühn.
GUARDIAN.
Du hast ein großes Wort gesprochen,[382] du fühlst was allem Glauben unsrer Tage fehlt, nicht deines Volkes Glauben nur allein, das thätig Strebende das alles anpaßt und den Glauben bindet und nicht als angewohnte Überlieferung das ewig Neuerschaffene im Herzen kennet. Doch sieh, auch unserm Glauben fehlt jetzt diese Kraft, wir zehren auch von einer reichen Vorzeit Überfluß und legen keinen Wein der Zukunft ein und plötzlich wird der Keller dann geleert sich finden – und darum bleib bei jenem ernsten Glauben der dich bei Akre hat gestärkt, die Welt muß ihn durchlaufen eh sie sich schaffend dehnen kann, – doch findest du in deinem Volke oder in der Fremde viele die jenen hehren Mondenschimmer kennen, der dich durch wunderbarliche Geschichten in den Fenstern angeblickt, die achten was die Sinne reizt und sich nicht dran versündigen, da binde sie in treuer Freundschaft fest zusammen, dein Land giebt Freiheit allem Glauben, so sollt es sein in aller Welt. Doch glaub ich nicht daß du zu diesem Werk berufen.
SIDNEY.
O sprich wozu bin ich berufen, in Zweifeln irret meine Seele; kann ich das Glück und auch die That erfassen, das sage mir mit einem Wort, ich nehme es als eine Stimme aus der höhern Welt, bedenk ob du dazu berufen bist dies Wort mir zu verkünden.
GUARDIAN.
Ich bins. Nur im Entbehren findest du die Kraft. Ab.
[383]SIDNEY.
Weh mir, er sprach das Wort, weh mir, o haltet mich ihr Mauern, warum ist mir so Schweres aufgebürdet, warum soll ich entbehren wo Schuldige genießen, im seligen Genuß den Herrn erkennen. Weh mir, da kommt sie lieblicher als je, und nahet sich als hätte sie in Liebe mich erwählt, was soll ich sprechen zu der Vielgeliebten.
Olympie und die Äbtissin treten auf.
ÄBTISSIN.
Du siehst ihn liebe Tochter, sprich jetzt zu ihm so wie dein Herz dir sagt, ich kann ihm deine Worte nicht verkünden.
OLYMPIE.
Mein gütger Freund.
SIDNEY.
O sprecht von meiner Güte nicht, o sprecht von meiner Liebe.
OLYMPIE.
Ich soll in heilgen Grabe einen Bruder finden, so ist mir einst verkündet, ich finde euch, o seid mein Bruder, mein vielverehrter Bruder, das Unglück hat mein irdisch Dasein ausgelöscht, laßt mir den Frieden eines stillen Klosters; unwerth bin ich dem frischen Leben einer neuen Welt das in euch strahlt.
SIDNEY.
O setzt mich nicht so tief herab daß ihr mich trennt von euch, ach eure Demuth ist so grausam wie der Stolz in andern Frauen.
OLYMPIE.
Sollt ich in Demuth nicht vor euch erscheinen? Ich will den Kindern lehren Gebet und Schrift, die Sprache und den Glauben, ihr edler Freund, ihr redet zu der Welt in Thaten, sie glaubt[384] au euch, wir sind vereint, wir sind getrennt, getrennt vor dieser Welt, in höherm Sinn verbunden, so hat die ewge Weisheit über uns beschlossen.
SIDNEY.
So ists beschlossen – und so sollt es sein, ich bin vernichtet und doch rufe ich, so sollt es sein; o gebet nur ein Zeichen der Gewißheit, nur ein Angedenken daß eine höhre Hand uns trennt.
OLYMPIE
übergiebt ihm ihr Kind.
Hier ist das schönste liebste Angedenken, mein einzig Kind, es soll dem Vaterlande dienen, ihr sollet ihm ein Vater werden, mit diesem Schmerzenskusse geb ichs euch, es soll der Welt gehören, in allen seinen Kräften sie erkennen, ein Frauenkloster ziemet nicht dem Knaben, führt es zu Thaten ein ins Leben, ich bin dem Himmel scholl vermählt. Ab nach dem Chore.
ÄBTISSIN.
Gott schenk euch Trost, es ist des Himmels Werk, nicht meine Überredung, daß diese fromme Seele in den Orden eingetreten. In diesem heißen Land ist ihre Andacht schnell erblüht, sie ist die erste reine Lilie auf dem Grabe Christi die ich geschaut, ihr seid das erste Christenschwert dem ich vertraue. Ab nach dem Chore.
SIDNEY.
Ich sollt ein Schwert des Ewgen sein und fühl sein Schwert in meinem Herzen. O könnt ich weinen, doch das versagte mir sogar der Herr zum Trost. Weh mir da ich so ungeheure Schmerzen kann ertragen, ich fühle daß dies nicht die [385] letzten sind. – Gelobt sei Gott in der Verzweiflung, gelobt sei Gott, jetzt weiß ich was ich muß. Ab.
Der Bube als Einsiedler gekleidet mit einer Kreuzfahne tritt ein von vielen kleinen Hirten und Hirtinnen begleitet, mühsam schleichen ihm Cardenio und Celinde nach.
HIRTINNEN.
Wir haben Jesus wohl erkannt,
Da er mit uns gespielt,
Daß er vom höchsten Gott gesandt,
Das haben wir gefühlt,
An seiner Blicke Wunderkraft,
An seiner Worte Meisterschaft.
HIRTEN.
Erst war er klein, dann ward er groß,
Doch macht er sich von uns nicht los,
Er sprach noch wie in alter Zeit,
Als er berühmt so weit und breit.
BUBE.
Wir gehen ihm nun treulich nach,
Bis wir erreicht sein heilges Dach.
ALLE.
Die Welt wird jährlich wieder jung,
Die Weihnacht hell von Freuden klung,
Da sangen wir so hoch so tief,
Als noch der kleine Jesus schlief,
Wir grüßten ihn als arme Hirten
Und unsre Schäflein sich verirrten,
Wir suchten sie in allen Landen
Und als wir sie dann endlich fanden,
Da seufzte Jesus schon am Kreuze,
Da reute uns die weite Reise,
Doch als der Herr dann lag im Grab,
Da sank uns allen der Wanderstab.
Wir harren an dem Grabesthor
Bis er zum Himmel steigt empor.
[386]BUBE.
Ich pflanze meine Fahne ein
Hier an des Herren Grabesstein.
CARDENIO.
Du heilger Gott, ich glaub ich bin im Grabe, es ist so dunkel hier.
CELINDE.
So ruhen wir zusammen, wo reine Liebe wohnt, dem irdschen Trieb entladen.
BUBE.
Noch lebet ihr auf Erden, wir sind gewürdigt das irdische Leben unsers Herrn anzuschauen, des Lichtes Wunder zu erblicken.
CARDENIO.
Du heilger Gott, gieb mir die Stärke unsre Kerzen mit diesem heilgen reinen Lichte zu entzünden, daß ich darauf mag sehen in dem Sterben, wenn mir die Augen löschen aus.
CELINDE.
Laß mich in deine Augen sehen.
BUBE.
Schleicht hier zur Seite armen Freunde, ihr seid so schwach und bald wird sich die Kirchenthüre öffnen. Sie treten auf die Seite.
Es öffnet sich die Kirchenthüre, geführt vom Guardian tritt Sidney herein, paarweis folgen alle andern Engländer und einige Pilger.
CHOR DER NONNEN
Kirchengesang.
Veni sancte spiritus, reple tuorum corda fidelium et tui amoris in eis ignem accende, qui per diversitatem linguarum cunctarum gentes in unitate fidei congreavit. Alleluja. Alleluja.
Die Griechen und Armenianer drängen sich gegen einander durch zwei Thüren.
[387]GRIECHEN.
Nein wir halten vor die Fahnen, uns gebührt die Gnadennähe an des Grabes heilgem Rand.
ARMENIANER.
Allen Christen steht der Himmel offen, allen Christen ist das Grab des Herrn eigen, denn es starb der Herr für alle Seelen. Haltet eure Fahnen vor, dränget zu der heilgen Quelle, unser Blut gehört dem Herrn denn er gab für uns das Blut.
GRIECHEN.
Griechische Männer zeiget eures frommen Sinnes wandellose Festigkeit, eurer Ahnherrn hohen Muth, der im Heidenthum gegolten, wie viel höher jetzt für Christus.
CARDENIO.
Schont der Schwachen die zum Heil sich sehnen. Euer Drängen reißt mich nieder.
ARMENIANER.
Dränget wie zu Gottes Gnade durch die schwarze Finsterniß, wie zum Lichtstrahl, wie das Kind zur Mutterbrust.
CELINDE.
Harte Männer tretet ihr den heilgen Mann mit Füßen, zu dem Heile zu gelangen. Weh Cardenio du bis verloren.
GRIECHEN.
Haltet fest an euerm Glauben, steht wie Mauern fest gekettet, und die Lebenden die Todten sollen noch verbunden stehen.
CARDENIO.
Weh mir. Weh! Mein Gott mein Herr, welche Marter, welch Zerfleischen unter dieser Christen Füßen. Gnädger Gott beschütz Celinden.
Der Sturm wird im Dunkel immer schrecklicher, Cardenio [388] und Celinde werden niedergedrängt, der Bassa mit seinen Türken sucht vergebens sie zu trennen, als die Wuth am höchsten erhellt sich der hintere Theil der Kirche, das heilige Grab erscheint geöffnet, ein blendendes Licht schwebt darin, alle
stürzen erschrocken nieder und rufen: Gnade!
CHOR DER NONNEN
Kirchenegesang.
Erstanden ist der heilge Geist,
Der aller Welt ein Tröster heißt. Halleluja.
Und wär er nicht erstanden,
So wär die Welt vergangen.
Es gingen drei heilge Frauen
Des Morgens früh im Thauen.
Die Weiber kamen zu dem Grab,
Sie brachten Salben mit hinab.
Sie suchten unsern Jesum Christ,
Der von dem Tod erstanden ist.
Und in dem Grab zwei Engel sahn,
Die trösten die Frauen lobesan.
»Ach Engel, liebe Engel fein,
Wo find ich denn den Herren mein?«
Er ist erstanden aus dem Grab,
Heut an dem heilgen Ostertag.
»Zeig uns den Herren Jesum Christ,
Der von dem Tod erstanden ist.«
So tretet zu der heilgen Statt,
Wo man ihn hingeleget hat.
Seht an das Tuch, darin er lag
Gewickelt bis zum dritten Tag.
»Wir sehens wohl zu dieser Frist,
Zeigt uns den Herren Jesum Christ.«
Seht an das Licht in dunkler Zeit,
Das ist der Herr, der ist nicht weit. Halleluja.
Der kleine Bube hat Cardenios Licht zuerst angezündet, [389] Celinde zündet das ihre daran, alles drängt sich ihn, er erscheint hell erleuchtet.
CELINDE.
Du lebst noch, siehst das Licht? Ach unsrer Wunden Blut fließt hier zusammen.
CARDENIO.
Lobt Gott der große Wunder wirkt, der wilde Sturm der Christen zu dem heilgen Grabe hat mich in Staub getreten und erleuchtet.
OLYMPIE
kommt vom Chore herab.
Mein Bruder, mein Bruder, so jammervoll zerschmettert muß ich dich hier wiederfinden, du armer Märtyrer.
CARDENIO.
Du bists, du liebst mich, du er kennst mich, wie hast du mich so brüderlich erkannt.
OLYMPIE.
Dem Pflegevater hat es uns verkündet – doch sprich jetzt nicht, schon eilen fromme Schwestern deine Wunden mild zu salben.
CARDENIO.
Auf Erden hilft mir nichts, dir sah ich noch so freudenhell ins Auge bei diesem heilgen Licht, und diese Freude ist so sturmlos, ist so sicher. Sieh hier Celinden, sie ist zum Heil gelangt.
VIREN
kommt.
Weh mir, sie ists! So muß ich dich Celinde hier in Noth und Elend sehen, mit Blut bedeckt, von falschen Christen hier zerschmettert.
CELINDE.
Wir wurden nirgend aufgenommen in der Nacht, ich muß verschmachten und fühle mich so glücklich, wir wurden hier im Heiligthum der Kirche in den Staub getreten, ich fühl mich glücklich in dem neuen Lichte.
[390]VIREN.
Jetzt weiß ich alles, von meinem Lager bist du fortgewiesen, die ich nach meinem Lager tausendmal ersehnt, ich hörte deine Stimme und folgte ihr doch nicht, o Gott so hab ich deine Stimme oft vernommen und bin ihr nicht gefolgt. Du Heilige verzeihe mir, dein Wandel bricht die Kälte meines Herzens, ich fühl den warmen Strom des Heiles in mir rinnen. Er kniet nieder bei ihr.
GUARDIAN.
Kann ich euch Armen hülfreich sein, ich bringe Öl und Wein.
CELINDE.
Gieb einen Tropfen Öl in meine Schläfe.
GUARDIAN
er giebt ihr die letzte Ölung.
Zieh hin in Frieden.
CELINDE.
In mir so tief verschlossen,
Was brennt so lichterloh,
Hat mir die Welt erschlossen,
Und macht mich einzig froh,
Ich möchte ihn wohl schauen
Der dort im Innern haust,
Ich konnt mich ihm vertrauen,
Als mich der Sturm umbraust.
Er hob mich über Wogen,
Er trug mich übers Eis,
Mit Jesu bin ich gezogen
So froh in heilgem Fleiß.
Er hat in dunkeln Träumen
Mein schwaches Herz erfüllt,
Wenn hoch die Wellen schäumen,
Ein Tropfen Öl sie stillt.
[391] Dies letzte Öl soll geben
Dem Tode Lebensmuth,
Den Schranken mich entheben,
In seiner innern Gluth;
Durchs Dunkel werd ich sehen
In Seines Lichtes Kraft,
Und leitend euch beistehen,
Frei von des Leibes Haft.
Ihr Licht verlöscht, sie stirbt.
VIREN.
O leite mich auf deinen frommen Weg, wie du mich sonst geleitet zu dem Bösen. Die Heilige stirbt, sie ist gestorben, – schon ist sie todt; was will ich auf der Erde, an ihrem Grab werd ich der Jugend Thorheit erst betrauern.
CARDENIO.
Fahr wohl du Mitgenossin schwerer Prüfungszeit, hier sterb auch ich, hier bin ich nah dem Paradiese, doch kann ich noch nicht sterben, die Mutter wird mir hier erscheinen und mich zur Ruhe bringen. Geliebte Schwester sprich, wem lasse ich dich hier, ist denn Lysander fern von dir?
OLYMPIE.
Er ist im Himmel – ich bin im Kloster, bete singe und lehre Gottes Wort den armen Kindern, mein Kind wird wachsen unter Sidneys Augen.
CARDENIO.
So ist für alle wohl gesorgt. Geliebte Schwester leb in Frieden, was mich wie schuldge Liebe einst zu dir gebannt, das war des Blutes Stimme die uns verband; in böser Lust nur ist sie mißverstanden, die Mutter sei gepriesen die uns mit geistgem Flügel hat beschützt, o könnt ich ihr mit diesem heilgen [392] Lichte Ruhe geben für die zweifache Ehe um die sie leidet, es würde ihr den Weg zum Himmel zeigen. Sie kommt. O Mutter, nun ist alles mir gewährt dir bring ich die geweihte Kerze zum Opfer dar, du wirst mich führen durch des Todes Sturz, du hast ihn überstanden, was ich verbrochen habe ich gebüßt o Jugendlust, so bleibt auf Erden nichts von mir als Liebesgruß.
Die Mutter erscheint, nimmt sein Licht, sein Leichnam sinkt nieder, seine Lichtgestalt verschwindet mit ihr durch das geöffnete heilige Grab.
GUARDIAN.
Nahe sind wir hier
Dem Paradiese,
Durch des Grabes Thür
Ging ein Riese,
Wo der Felsen bis zum Grund
Ist zerrissen,
Daß wir seinen ewgen Bund
Innig wissen,
Die Erlösten gehen ein
Durch den offnen Grabesstein,
Gehen ein zum Paradies,
Das der Heiland uns verhieß.
BROMLY.
Heiliger Gott, es war meine Mutter, dir nach du vielgeliebte Mutter, hinab in den Felsenschooß.
Er will nach dem heiligen Grabe, der Guardian hält ihn.
GUARDIAN.
Schmerz verwirret deine Sinne.
BROMLY.
Laß mich sterben, laß mich untergehen,[393] Thorheit, Frevel, Glaubensleere haben dieses Herz befleckt, nun die Wahrheit mir erschienen, flieh ich nichts so sehr auf Erden als mich selber. Gott und Christus habe ich geleugnet, meine Lust war mir der Himmel, nimmer wird der Himmel mir verzeihen.
GUARDIAN.
Endlos ist des Himmels Gnade ist die Reue tief und dauernd, aus dem Saulus ward ein Paulus, aus dem Spötter alles Glaubens wird ein Retter unsres Glaubens.
BROMLY.
Zeig mir Wege unersteiglich, die ich für den Glauben soll erklimmen, zeig mir Inseln unerreichlich, Meere die mein Glauben soll durchschwimmen, fort ins Meer und aufs Gebirge, mit Gazellen will ich klettern, daß mich zählt zu ihren Rettern, Christi ewge Gnadenkirche.
VIREN.
Kann nicht sprechen, kann doch handeln, Tod und Liebe mich verwandeln, für den Glauben will ich sterben und die ewge Lieb erwerben.
REISENDER
tritt mit einem Schwert ein.
Nein noch ist nicht das heilge Grab verloren,
Aus dem das ewge Leben quillt,
Ha meiner Andacht Strömung schwillt
Und kühnen Plan hat brausend sie geboren,
Der Himmel hat zum Ritter mich erkoren,
Das Heidenthum soll untergehen,
Ein Engel wird an meiner Seite stehen,
Ich hab es bei dem heilgen Grab geschworen
Und sollt ich kämpfend untergehen
Wird nimmer doch der Thaten Ruhm verwehen.
Er kniet am Grabe.
[394] Sidney, das Kind Olympiens auf dem Arme, kommt mit einem Pilgerzuge zu dem Guardian gezogen.
SIDNEY.
Ich weiß die trauervollen und die wunder baren Zeichen, die diesen Tag erschüttern, der schmerzerfüllten Seele geben sie die Klarheit und die Kraft, Begeisterung zur That zurück; die Gemeinschaft aller Geister, die zu allen nieder wirket, ihre Rechenschaft und Gnade füllet mich mit Zuversicht und ich fühl, ich bin in ihren Händen nur ein Werkzeug, und ich möcht ein Zeichen nehmen, daß sie meine Lehnherrn sind.
GUARDIAN.
Was begehrst du?
SIDNEY
kniet nieder.
Ich begehr ein Ritter von dem heilgen Grab zu werden.
GUARDIAN.
So schwöre mir daß du ein freier Mann daß du zu jeder Zeit mit deines Leibes Kraft mit deines Geistes Weisheit den Glauben schützen willst.
SIDNEY.
Ich schwörs.
GUARDIAN.
So sei ein treuer Ritter deines Herren Jesu Christi, ein Schützer seines heiligen Grabes, zum Zeichen rühre ich dich an mit diesem heilgen Kreuzesstamm, woran er für uns alle hat gelitten, ich gürte dieses Schwert um deine Lenden und hänge diese Kette um den Hals, die Kette bindet dich, das Schwert beschütze dich, es giebt dir Kraft, wem du vertraust, durch Ritterschlag zu gleicher Gnade ihn zu erheben.
SIDNEY
steht auf.
Ich danke Gott, in dessen Namen du dieses Werk vollbracht und wer sich tüchtig[395] glaubt zum großen Werk, den wird mein Schwert berühren, es tödtet die Unwürdigen.
BROMLY.
Auf Segen oder Tod knie ich hier nieder.
SIDNEY
schlägt ihn dreimal mit dem Schwerte.
Du stehst als Ritter auf.
VIREN.
Ich bin bereit zum Sterben.
SIDNEY
schlägt ihn dreimal mit dem Schwerte.
Du stehst als Ritter auf.
VIREN.
Ich bin bereit zum Sterben.
SIDNEY
schlägt ihn dreimal mit dem Schwerte.
Du stehst als Ritter auf.
DER REISENDE.
Ich will das heilge Grab befreien von des Türken Macht.
SIDNEY
erhebt das Schwert.
Erst thu's, dann sags!
Der Reisende wendet sich beschämt fort und zieht in alle Welt und spricht vom Christenthum in tausend Worten, aber seine Worte haben keine Kraft des ewigen Lebens, weil seine Liebe ohne That ist, von ihm kommen alle neuen poetischen Christen, ich rede von denen die es nur in ihren Liedern sind.
SIDNEY.
Er flieht vor einer höhern Hand, ich hab das Schwert geführt wie bei den andern, doch übergeb ich es zum Angedenken dieses Wunders, das meines Weges mich versichert, Olympien, der tiefbetrübten, die bei der Leiche ihres Bruders trauert, in heilgen Mauern sei es aufbewahrt.
OLYMPIE.
In meiner Hand wird dieses blutge Schwert zum Kreuz, ich geh damit voran die Todten zu bestatten, sie sollen ruhn bei jenen ersten Christen die dieses heilge Grab befreit.
SIDNEY.
Ich trag Lysander, meinen Retter, den Gefährten meiner Thaten, meinen Freund zu Grabe, er [396] ruh an Gottfrieds Seite, ihr Freunde singt ein freudig Lied, er hat erreicht, wonach sein edles Herz getrachtet.
DIE ENGLÄNDER.
Schwenket hoch die Freudenfahn
Über unserm Heldentodten,
Denn er fiel auf großer Bahn,
Und er ruht bei großen Todten,
Ruht bei Gottfried,
Der befreit das heilge Grab,
Gottes Fried
Sank auf ihn herab.
Heilger Krieg
Kränzte ihn mit Sieg.
Lasset alle Trommeln schallen,
Alle Pfeifen fröhlich klingen,
Das Gewölb muß wiederhallen,
Laßt uns volle Becher bringen,
Gebet Feuer
Bei der Feier,
Rufet ihm ein dreifach Hurrah,
Singt dem Herrn Halleluja.
VIREN.
Ich trage die Geliebte hier zu Grabe ihre Schönheit, fast erlöscht in Kummer, blühet aus dem Tode neu hervor, sie ruh an Balduins Seite den Schönheit in dem Leben hochbeglückt.
CHOR DER NONNEN.
Unschuld stehe für die Schuld,
Die hier still zu Grab getragen,
Reue bringt ihr ewge Huld,
Und kein Sünder soll verzagen,
Decket sie mit Blumen zu,
Ihre Seele finde Ruh.
BROMLY.
Ich trage meinen unbekannten Bruder hier zu Grabe und sehe staunend noch in den erblaßten Zügen ein Wunderbild von jeder Kraft, die einst in[397] ihm gebunden war, doch wie ein Samenkorn auf dürren Fels gestreut, ist nichts auf Erden von ihm aus geblühet, mag seine Seele hoch im Himmel blühen.
ALLE.
Leise tönet unsre Klage
Um den Starken, Großen, Kühnen,
Der die frischen Lebenstage
Nicht mit Thaten konnt verdienen,
Sondern sie in Liebes Bann
Nur nach Thränen messen kann,
Christus hat die Lieb gebrochen,
Die nur mit dem Tod gekettet,
Und der Tag ist angebrochen
Der ihn von dem Tod errettet,
Ewger Liebe hohes Licht
Seiner Augen Dunkel bricht.
SIDNEY.
Olympie nimm der Trauer und des Abschieds Kuß, er schließet meinen Mund für jede Frau.
OLYMPIE.
Ich bin die deine im Gebet. Sie küßt ihn.
CHORGESANG.
Als die Jünger in dem Dunkel saßen
Trat der Herr zu ihnen ein,
Und ein Grauen thät sie alle fassen,
Daß es sei ein Geisterschein,
Doch er sprach: Was seid ihr so verstöret,
Fühlt die Narben meiner Hände,
Daß ihr aller Welt die Wahrheit lehret,
Bleib ich bei euch bis zu dem Weltende.
Selig wer mich nicht gesehn und glaubet,
Auf ihn baue ich mein Haus,
Weil die Welt ihm nie den Glauben raubet,
Er besteht des Todes Graus.
CHOR.
Selig sind die glauben
Und nicht sehen.
GEGENCHOR.
Ich will sehen
Und will glauben.
[398]CHOR.
Was ist Sehen
Ohne Glauben?
GEGENCHOR.
Was ist Glauben
Ohne Sehen?
STIMME AUS DEM HEILGEN GRABE.
Ihr sollt sehen in dem Glauben
Und mit Feuer tauf ich euch,
Und der Tod soll keinen rauben,
Der geschaut mein ewges Reich.
Mit dem Speere will ich stechen
In der Schlange Feueraug,
Und mit meinem Schwerte brechen
Ihrer Flamme schwarzen Ranch.
Helles Licht bricht durch die Wolke,
Blaue Luft euch froh umquillt,
Wer da steht in meinem Volke
Ist gedeckt von meinem Schild.
Hängt euch an die goldnen Sporen,
Seht der Füße Wunden an
Und ihr gehet nie verloren,
Flüchtet nie von eurer Bahn.
Seht mein Kreuz, das wird zum Schwerte,
Kommt der böse Antichrist,
Und ich schütze meine Heerde
Gegen alle Teufelslist.
Ähnlich möcht er sich mir stellen,
Aber seht mein Wappenschild,
Sehet seine Schandgesellen,
Sehet eurer Todten Bild.
Wer in diesem Kampf gefallen
Für mein irdisch heilges Haus,
Den wird hohe Ehr umwallen,
Denn er steigt zu Gott hinaus.
Lasset die Posaunen klingen,
Eh der jüngste Tag begann,
Diese Helden sollen dringen
[399] Zu dem Himmelsthor hinan.
Gott mit seinem Richterschwerte,
Schon den weiten Raum bewegt,
Und im Zittern eurer Erde
Sie zu Grabesrittern schlägt.
Seht zum Zeichen ihrer Ehre
Schwebt ein Kreuz von leichtem Licht
Über ihres Leichnams Schwere,
Frei zum Himmel aufgericht.
Drei helle Kreuze erscheinen über den Gräbern Lysanders, Celindens und Cardenios.
CHORGESANG.
Wir glauben und wir sehen
Der Brüder ewgen Lohn,
Sie stehn vor Gottes Thron,
Als Ritter in den Höhen.
Kein Tod schlug sie darnieder,
Der Herr schlug sie zu Rittern,
Die Erde hebt die Glieder,
Es muß das Todte zittern.
Die hohen Kreuzessfammen,
Durchstrahlen Zions Mauern,
Und stürzten sie zusammen,
Wir stürben ohne Trauern.
Der Mittelpunkt der Erde,
Ist Christi heilges Grab,
Es rufet uns herab
Der Schöpfung ewges Werde
Das Erdbeben endet.
DER DICHTER.
Schaffen zeigt sich im Verwandeln,
Ernst verwandelt sich in Spiel,
Dieses ist der Worte Ziel,
Doch des Lebens Ziel ist Handeln.