Wollte Gott
Ein Bremberger. Gedruckt zu Zürich aus 1500.
Meiner Frauen rother Mund,
Der brennt recht scharlachfarb;
Er brennt recht wie ein rothe Ros',
In ihrer ersten Blüth.
Er brennt recht wie der roth Rubin,
In Goldes Farb;
Er brennt recht, wie ein heiße Kohl,
Liegt in des Feuers Glut.
Ihr Hälslein weiß, ihr schwarze Aeuglein klar,
Darzu trägt sie ein goldfarb krauses Haar;
Ihr werther Leib ist weißer als kein Hermelein,
Kein Meister lebt auf dieser Erd,
Der mirs mahlen könnt so fein.
Wollt Gott, wär ich ein lauter Spiegelglas!
Daß sich die allerschönste Frau
All Morgen vor mir pflanzieret;
Wollt Gott, wär ich ein seiden Hemdlein weiß,
[115]Daß mich die allerschönste Frau
An ihrem Leibe trüge.
Wollt Gott, wär ich ein roth Goldringelein!
Daß mich die allerschönste Frau
An ihre Händlein zwinge;
Wollt Gott, wär ich ein Eichhorn traun,
Und spräng auf ihren Schooß,
Von rechter Liebe sie mich in ihr Aermlein schloß.
Sie küßt mich an mein rosenfarbes Mündlein,
Das nehm ich für des Kaisers Gut,
Sollt ich drum desto ärmer seyn.