Der tapfre König von Preutzen

1813.


Der König von Preußen zieht reisig aus
Mit dreimalhunderttausend Mann.
Sie sehen so lustig und freudig aus,
Daß er die Welt wohl bezwingen kann;
Und wie zu dem Zuge die Trommel klingt,
Und wie in dem Zuge die Fahne wallt,
Einem jeden das Herz in dem Leibe springt,
Einem jeden der Mund nur von Freuden schallt!
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Einem jeden der Mund nur von Freuden schallt.
Bei Lützen sie hielten die erste Schlacht,
Da blühten die Maiblumen blutigrot,
Da schläft wohl mancher, der nie erwacht,
Ein fauler Langschläfer ist der Tod.
Doch schliefen die Burschen gar lustig ein,
Ein jeder nahm drei der Franzosen mit –
Sie schlugen wie Donner und Wetter drein
Mit Sturmeswut und im Sturmesschritt:
Heididei! Dideldei! Heididei! Dideldei!
Mit Sturmeswut und im Sturmesschritt.
[160]
An der Katzbach auch hatt' es gar heißen Strauß,
Da jagte der Blücher den Macdonald,
Da rissen die Welschen wie Hasen aus,
Weil der alte Herr so gewaltig knallt';
Da deckten zehntausend den grünen Plan,
Und zwanzigtausend streckten's Gewehr,
Viele Tausende schwammen die nasse Bahn
Des Stromes als Leichen hinab zum Meer:
Heididei! Dideldei! Heididei! Dideldei!
Des Stromes als Leichen hinab zum Meer.
In Böhmen bei Kulm in den Bergeshöhn –
Hei vivat, mein König! Mein Siegesheld! –
Da hast du den giftigen Ratten schön
Die mordliche Falle gar fein gestellt.
Sie liefen mit gierigem Stolz hinein,
Der Rattenkönig Vandamme voran,
Bald klang's dir lustig von groß und klein:
Er hat sie gefangen mit Maus und Mann!
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Er hat sie gefangen mit Maus und Mann.
Auch taten's deine Preußen bei Dennewitz,
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Da mißte der Mareschall Ney den Witz
Und lief wie ein Toller Berlin vorbei.
Herr Marschall, Herr Marschall, wo wollt Ihr hin?
Gen Süden liegt nimmer die Königsstadt,
Gen Norden zu reiset Ihr nach Berlin!
Doch er hört nicht und läuft wie ein Wagenrad.
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Doch er hört nicht und läuft wie ein Wagenrad.
Bei Leipzig sie hielten den letzten Tanz,
Der Franzosenkehraus der sollt' es sein.
Drei Tage ward getanzt, sie verspielten's ganz,
Achtzigtausend nur flohen lebendig zum Rhein,
Achtzigtausend von dreihunderttausend Mann,
Die übrigen tot und gefangen all.
Alle Welt lobt den König, den tapfern Mann,
Und der alte Blücher ward Feldmarschall:
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Und der alte Blücher ward Feldmarschall.
[161]
Drum vivat der König von Preußen, der Held!
Drum vivat der Blücher, der Feldmarschall!
Sie säeten Kugeln wie Erbsen ins Feld
Und spielten zum Tanz mit Kanonenknall.
Auch vivat der Bursche, der flink hinterdrein
Frisch folgte dem König, dem Feldmarschall.
Bald singen wir Heidideldei! am Rhein
Und treiben nach Frankreich die Jagd mit Schall:
Heididei! Dideldei! Dideldei! Dideldei!
Und treiben nach Frankreich die Jagd mit Schall.

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TextGrid Repository (2011). Arndt, Ernst Moritz. Gedichte. Gedichte. Der tapfre König von Preutzen. Der tapfre König von Preutzen. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0002-0512-6