Sie setzt sich unter den Baum des heiligen Kreuzes
1
Selig, wer sich suchet Raum
Auf den grünen Friedensmatten,
Bei des heilgen Kreuzes Baum,
Sitzend unter seinem Schatten;
Denn er bleibet wohl beschützt,
Wenns gleich donnert, kracht und blitzt.
2
Keine Sonne brennet ihn
Und kein Monde kann ihm schaden,
Sein Gemüte, Herz und Sinn
Wird mit keinem Weh beladen.
Er ist sicher, daß nicht Gift
Noch ein Unheil ihn betrifft.
3
Er erquicket seine Brust
Mit der Frucht, die auf ihm stehet,
Wird dadurch nach Wunsch und Lust
Inniglich zu Gott erhöhet.
O wie süß ist diese Frucht!
Selig, wer sie recht versucht!
[128] 4
Seine Seele wird getröst
Wie ein Schaf auf frischer Weiden,
Wenn sie den, der sie erlöst,
So verliebet siehet leiden.
Wenn der Balsam auf sie fließt,
Der sich reichlich da ergießt.
5
Kommet her, ihr allesamm,
Die ihr schwach und abgemattet,
Setzt euch unter diesen Stamm,
Daß er eure Seel beschattet.
Eilt dem heilgen Kreuze zu,
Denn ihr findt da wahre Ruh.
6
Jesu, laß mich für und für
Unter deinem Kreuze bleiben,
Laß mich keinen Feind von dir
Und aus deinem Schatten treiben;
Denn dein Kreuz und deine Pein
Ist mein Trost und Ruh allein.