Sie findet ihre Liebe am Kreuze
1
Ach, was hast du getan, ach, was hast du verschuldt,
Du Brunn der Freundlichkeit, du Ursprung aller Huld,
Daß du gekreuzigt bist!
2
Du unbeflecktes Kind, du reiner Jungfraunsohn,
Du sanftmutvolles Lamm, du weißer Keuschheit Thron,
Ach, was hast du getan!
3
Du himmelische Lieb, du kleiner großer Gott,
Ach, warum hängst du da! Ach, warum bist du tot!
Ach, warum ists geschehn!
4
Ists, daß du mir mein Herz mit deinem Pfeil verwundt,
So hast du wohl getan; denn schau, ich bin gesund,
Ich bin gesund davon!
[251] 5
Was leidest du denn dies? Weil du mir nichts getan?
Weil ich dich, o mein Kind, auch nie geklaget an
Und stets gepriesen hab.
6
Ach ja, ach du vergießt dein rosenfarbnes Blut,
Gleich wie ein Pelikan für seine Küchlein tut,
Daß ichs genießen soll!
7
Ists dies, du süßer Gott? Ists dies, mein Pelikan?
So fülle doch mein Herz und Seel damit ganz an
Und wandle mich in dich.
8
Denn schau, ich wünsche mir mit großer Innigkeit,
Dein Ebenbild zu sein und so zur Dankbarkeit
Für dich gekreuzigt stehn.
9
Drum werd ich dich, mein Kind, anrufen für und für
Und warten mit Geduld bei deiner Gnadentür,
Bis ich gekreuzigt bin.