Die Psyche preist die unbefleckte Empfängnis der heiligen Jungfrau Maria
Zur Metten
1
Sei gegrüßt, du Frau der Welt,
Königin ins Himmelszelt,
Reinste Jungfrau der Jungfrauen,
Morgenstern, auf den wir schauen.
2
Sei gegrüßt, du göttlichs Licht
Voller Gnad, schön zugericht.
Komm zu Hilf dem Erdenkreis,
Du, o aller Frauen Preis.
3
Dich hat Gott von Ewigkeit
Ausersehn, gebenedeit,
Dich zur Mutter auserkorn,
Daß sein Wort von dir geborn.
4
Dich hat er ganz schön geziert
Und zur Braut sich zugeführt,
Dich, in der die sündig Art
Adams nie gespüret ward.
[283] Zur Prim
5
Weise Jungfrau, sei gegrüßt,
Haus, welchs Gott geweihet bist,
Siebensäulig aufgeführt,
Mit gedecktem Tisch geziert.
6
Sei gegrüßt, du edle Frucht,
Frei von aller Sündensucht,
Heilig, rein und auserkoren,
Ehe du noch warst geboren.
7
Mutter alles, was Gott lebt,
Tür der Heilgen, hoch erhebt,
Neuer Stern von Jakobs Stamm,
Frau der Engel, sanfte Flamm.
8
Satans Schrecken wie ein Blitz,
Kriegesheer, Schwert und Geschütz,
Sei der Christen unser Port,
Unser Zuflucht fort und fort!
Zur Tertie
9
Sei gegrüßt, du Arch der Pflicht,
Salmons Thron voll Glanz und Licht,
Regenbogen schön geneigt,
Brombeerstrauch, da Gott sich zeigt.
10
Rute, die stets grünt und blüht,
Gedeons Fell, wie man sieht!
Samsons Honig für und für,
Zugeschlossne Gottestür.
[284] 11
Billig war es, daß dein Kind,
Der seins gleichen nirgend findt,
Vor dem Erbfall hat behüt
Deine Seel, Leib und Geblüt.
12
Denn weil er dich auserkoren,
Um zu sein aus dir geboren,
Hat er auch in keiner Schuld
Wissen wollen solche Huld.
Zur Sechste
13
Tempel der Dreifaltigkeit,
Kammer ewger Reinigkeit,
Freude, die der Engel küßt,
Mutter, Jungfrau, sei gegrüßt.
14
Trost in Trübsal und in Leid,
Garten der Wollüstigkeit,
Wahre Palme der Geduld,
Zederbaum der keuschen Huld.
15
Erde, die gebenedeit,
Priesterlich von Gott geweiht,
Heilig und von Evens Fall
Frei erhalten überall.
16
Du, des Allerhöchsten Stadt,
Morgenpforte, die er hat,
Jungfrau sonderbarer Zier,
Alle Gnade wohnt in dir.
[285] Zur None
17
Stadt der Zuflucht sei gegrüßt,
Fester Turm, recht zugerüst
Mit der Schutzwehr und dem Schild
Davids, schön und wohlgebildt.
18
Durch der Liebe Feurigkeit
Hast du zur Empfängniszeit
Der vergiften Schlangen Schlund
Unterdrückt, zerknirscht zu Grund.
19
O du Weib von großem Mut,
Judith, die nichts scheuen tut,
Schönste Abisai der Welt,
Die den wahren David hält.
20
Rahel hat den Mann gebracht,
Der Ägypten Kost gemacht.
Aller Welt Heil, Trost und Zier
Bringt Maria uns herfür.
Zur Vesper
21
Sei gegrüßt, du Sonnenuhr,
Dran die Sonn zurücke fuhr,
Da das Wort der Ewigkeit
Fleisch ward und ein Kind der Zeit.
22
Daß der Mensch vom tiefsten Tal
Würd erhebt in höchsten Saal,
Wird der Höchste, den man denkt,
Niedrig und herabgesenkt.
[286] 23
Nun von dieser Sonnen Strahlen
Ist Maria voller Prahlen,
Diese Rötin hat von ihr
Zur Empfängnis Zeit und Zier.
24
Diese Lilie, die das Haupt,
Kraft und Macht der Schlang geraubt,
Leuchtet wie der Mondenschein
Denen, die verirret sein.
Zum Completorio
25
Sei gegrüßt, schöns Blümelein,
Mutter unbefleckt und rein,
Königin voll Mildigkeit,
Derer Krons Gestirn bereit.
26
Du bist ohne Makel ganz,
Rein vor aller Engel Glanz,
Stehst bei Königs rechter Hand
Im vergoldeten Gewand.
27
Gib, daß wir, du Brunn der Huld,
Hoffnung aller, die beschuldt,
Meeresstern und süßes Licht,
Zuflucht, denens Schiff gebricht,
28
Offenstehnde Himmelstür,
Heil der Kranken für und für,
Auf der Heilgen schönsten Auen
Unsern König Jesum schauen.