Geburt-Geschichte des Syrischen Aramenes.
Ich kan nicht gnug die wunderbare regirung des Höchsten betrachten / die derselbe hiernieden auf erden / bei den hohen dieser welt und in ihren k \nigreichen / erscheinen låsset: da deren glück-wechsel so seltsam / und die fůrsorge vor deren erhaltung öfters so verborgen und weislich waltet / daß man satsam daraus ersehen und abnemen kan / wie nichtes alhier von ungefär geschehe / und dieser weiße regent alles zuvor wol geordnet und versehen habe. Diese höle muß iezt der ort seyn / darinn Aramenes zu erst erfahre / wer er sei; in deren er gezeuget ist / und die ehmals seiner fraumutter gedienet / ihren falschen götzendienst dem Dagon hier zu halten: und es muß nun dieser verborgene erdgang / dem sohne / den eingang in seine k \nigliche stadt er \ffnen / der von dessen fraumutter / ům durch ihren abfall / das unglůck über Syrien / und ůber ihren gemal und sohn zu füren / also zubereitet worden.
Es ist aller welt bekant / daß der grosse Aramenes erstlich die Philistina meine schwester geheuratet: mit der er dan bis in das zehende jahr lebte / sonder eine eheliche [682] frucht mit ihr zu zeugen. Weil nun dieses allein ihren sonst glůcklichen ehestand unruhig machte /also ware auch die Philistina am meisten besorget /ihren herrn so wol / als ganz Syrien / hierin zu vergnůgen: daher sie ůberall raht suchte / wo sich weiße leute funden / die ihr zur fruchtbarkeit verhelfen mochten. Nach vielen vergeblichen bemühungen /gabe sich eine alte dame aus der Philister lande an /die der K \nigin unfehlbar zu helfen versprache / und meine schwester mit dieser verheisung dermassen erfreute / daß ihr nichts so schweres von dieser frauen /die sich Manabath nennte / kunte auferlegt werden /das sie nicht willigst volzogen håtte. Wie nun also diese Philisterin geh \r bekommen / brachte sie nach und nach das gift ihrer falschen lehre der Philistina bei / und solches anfangs meisterlich verbergend /wandte sie andere ursachen fůr / dadurch sie die K \nigin überredte / gegenwårtige h \le bauen zu lassen: darinn sie aber / dem Dagon einen tempel anzurichten / gemeinet war. Sie triebe dieses werk so heimlich /daß weder der K \nig / noch einiger Syrer / hiervon etwas gewar wurde.
Weil die königliche hofhaltung damals auf der Kemuelsburg war / als ließe Philistina diesen verborgenen gang vom schloß bis zu dieser h \le füren / welcher fürter / auf der Manabath angeben / in das feld hinaus geleitet wurde: da sie unvermerkt ihre priester aus der Philister lande / die der König unser bruder von dannen verjaget / hinein kommen ließe / welche ihrem abgotte diesen ort zum tempel v \llig ausrüsteten. Weil Manabath mir nicht trauete / als verbote sie der K \nigin / mir hiervon etwas zu eröffnen: das dan der lieben schwester kein geringes leiden war / weil wir ståts so vertreulich mit einander gelebt hatten. Doch folgte sie gerne der [683] Manabath / ům an sich nichtes zu verseumen / das ihr den ehesegen zu wege bringen solte. Sie wuste aber anfangs nicht / wozu alle diese zurüstungen angesehen waren / und wurde nicht wenig bestůrzt / als eines tags / wie die Manabath sie hinein fürete / sie des Dagons bild / neben dessen altar / und verschiedene priester erblickte / und zugleich von der Manabath unterrichtet wurde / daß sie diesen gott anruffen můste / wan sie wolte einen sohn gebären. Sie wiedersezte sich damals diesem anmuten / eilete auch ganz betrůbt von dannen / und ließe eine sonderbare traurigkeit blicken / sonder deren ursache iemanden zu eröffnen / mit deren sie auch sich etliche wochen geschleppet. Sie kame zwar nicht wieder nach der höle: dultete aber doch die Manabath ferner ům sich / deren stätigen beredungen gehör erteilend.
In solcher zeit entsponne sich der krieg mit dem König in Armenien: da dan Aramenes höchst betrůbt mit seiner gemalin in ein gespråche sich einließe / und mehr als iemals ihre unfruchtbarkeit beklagte / einwendend / wiedaß dieses dem K \nig von Armenien zu solchem krieg bewege / weil er unbeerbt wåre /und daher Barzanes hoffete / daß die Syrer nicht so eifrig fechten würden / weil sie keinen Erbprinzen håtten. Dieses ginge der K \nigin so nahe / daß sie ihr geheimnis nicht länger verschweigen konte / sondern ihrem gemal eröffnete / daß sie wol einen sohn bekommen könten. Was håtte Aramenes erfreulichers /als dieses / vernemen können? welcher / nach fernerem unterricht / von der Manabath / die die K \nigin zu dem K \nig fůrete / sich ůbereden ließe / diesen tempel des Dagons zu besuchen. Es war in Syrien bereits die abg \tterei so sehr eingerissen / und fande sich bei so wenigen der wahre [684] und reine glaube / daß dieser abfall dem König so schwer nicht / wie ihr /ankame. Wie er nun v \llig der Manabath traute / daß er / durch verehrung des Dagons / seinen wunsch erlangen wůrde / beginge er heimlich / neben der Königin / ohne iemands wissen / diese torheit / etliche nächte nacheinander mit verehrung dieses g \tzens zu zubringen. Wie er nun mit der Königin zum öftern daselbst geschlaffen hatte / verhängte Gott (welcher /wan man / ům irdischer wünsche und eitelkeiten willen / die liebe zur warheit verlieret / in irrtum fallen lässet /) daß sie sich endlich schwanger befande: das dan der Manabath ruhm so groß machte / daß es ihr nun nicht schwer fiele / diesen ihren angefangenen g \tzendienst / durch herbeischaffung mehrer priestere / zu bestätigen. Weil damals noch keine götzentempel in der stadt waren / die erst hernach von Assyriern sind erbauet worden / als dorfte der K \nig der Manabath begehren hierinnen nicht erfůllen / öffentlich ihren g \tzendienst einzufüren / welcher dan in dieser höle verbliebe. Immittels ginge der zug nach Armenien fort / da die K \nigin auch mit reisete / als die nicht gewonet war / ihren herrn zu verlassen.
Was in diesem krieg vorgegangen / und wie sich der geendigt / gehöret zu meiner erzehlung nicht: demnach wil ich solches übergehen / und nur sagen /daß die K \nigin / meine schwester / nach geendigtem kriege / durch einen unglücksfall / wieder nach Damasco gekommen / und darauf euch gegenwårtigen meinen vettern zur welt geboren. Wiewol bei der hierob-entstehenden allgemeinen freude / nichts solches in ihr herz kame / und sie / gleich nach der entbindung /so traurig wurde / daß iederman darob sich verwunderte. Sie vertraute mir aber ihr anligen / wie nåmlich ihr gewissen [685] sie quålte / daß sie durch sůndliche mittel diesen sohn erworben / und deshalben falschen göttern nachgegangen wåre. Ich erschracke nicht wenig / alles das / so ich iezt erzehlet / von ihr zu vernemen: und erwiese sie hiernächst so grosse und ungemeine reue / daß diese bängung ihrer selbst ihr v \llig alle kråfte bename / und sie also zum tod förderte. Sie befahle mir aber zuvor gar sehnlich ihren kleinen Aramenes / (wie sie euch / mein vetter! nach dem König nennen lassen) und name von mir einen eid / nach ihrem tod euch aus Syrien hinweg zu bringen / und entweder zu Caphtor bei unsrem bruder dem Ahusath / oder zu Gerar bei dem König / unsrem åltern bruder / im wahren glauben zu erziehen: damit ihr also wieder ersetzen m \chtet / womit sie sich versündigt hatte. Der betrůbte König / so mit zugegen war / muste in dieses ihr begehren mit einwilligen: massen er es auch nach ihrem tod hielte / und mir vergönnte / euch / seinen einigen sohn / und das ůbrige von seiner liebsten Philistina / aus Syrien hinweg zu füren. Er hat aber ihrer andren bitte / des Dagons tempel auszurotten / kein geh \r gegeben: welches mich dan so viel mehr bewoge / von dem orte zu entweichen / da die abg \ttische Manabath so viel zu sagen hatte.
Ich wehlte zwar / lieber nach Caphtor / als nach Gerar / zu gehen / weil an diesem orte die Königin Eglone sich befande / die auch sehr abg \ttisch ware. Wie ich aber dahin nicht gelangen kunte / muste ich euch doch in der Philister land bringen. Als ich mit euch zu Gerar angekommen / hatte eben die Königin Eglone meinem bruder auch einen sohn geboren. Sie /die den göttern ůberaus ergeben war / wolte diesen ihren sohn heimlich nach Basan / zu ihrem herrvattern dem König Abinael / schicken: damit er daselbst im aberglauben [686] der falschen götter erzogen / und nicht den wahren glauben / den man zu Gerar bekennet /annemen m \chte. Aber der K \nig Abimelech erfuhre dieses / und meinem raht hierin folgend / gabe er mir seinen sohn / den kleinen Abimelech / und euch / zu erziehen: da ich dan mit euch beiden nach Gaza zoge /und viel kinder von den fůrnemsten aus dem lande /die euch an jahren gleich waren / mit aufname. Diese wurden euch in allem gleich gehalten / ům der Eglone die gelegenheit zu benemen / ihren sohn / wie sie sich verlauten lassen / von Gaza zu entfůren: weil es also angestellet war / daß sie denselben nicht von den an dern kindern zu unterscheiden wuste. Wiewol sie nun dieses sehr geschmerzet / so muste sie es doch geschehen lassen. Ich triebe hierauf zu Gaza diese kinderzucht mit so glücklichem fortgang / daß ich lauter wolgeratene knaben aus euch zoge. Ich sahe insonderheit meine lust an euch / mein vetter! und an eurem eiver zum wahren Gottes-dienst: den ihr / neben allen andren wolanständigen tugenden / so reichlich hervor scheinen ließet / daß ich euch vor allen andren lieben muste / und durch eure person den an meiner liebsten schwester erlittenen verlust zu verschmerzen begunte.
Es schickte aber der himmel etwas in den weg / das mir diese vergnůgung auf die allerschmerzlichste art entziehen und mich eurer berauben muste. Es ware /nach dem unglücklichen krieg in Syrien / der eurem herrvattern und der K \nigin Philominde das leben gekostet / auch Syrien den Babyloniern in die hånde gespielet / wegen dessen / daß mein bruder Ahusath und die Philister eurem herrvattern in diesem kriege gedienet / ein vergleich zwischen dem Belochus / und meinem bruder dem König Abimelech / aufgerichtet worden / des inhalts / daß der Philister K \nig seinen einigen sohn zur [687] geißel nach Babel schicken / und ihn fünfzehen jahre lang daselbst lassen solte: dessen sich Abimelech so wenig entziehen / als willig sich darzu entschliessen kunte. Weil etliche wenig jahre vorher /die Eglone ihre bis dahin behaubtete falsche meinung von den göttern verlassen / und rechtglåubig worden war / hatte sie damit erlanget / daß der K \nig sie den jungen Abimelech zu Gaza sehen ließe: welches eben ům die zeit geschehen / als euer herrvatter / der unglůckliche Aramenes / zu uns ins land kame / und wider die Assyrier ům hülfe ansuchte. Damals sahe er auch euch zum ersten und leider zum lezten mal / und schenkte euch ein gůldenes band am arme zu tragen /welches man auf eine verborgne weise öffnen kunte /und waren darin / meines behalts / diese worte zu lesen.
Trage dieses band / zu deines vatters Aramenes gedåchtnis: bis dir der himmel dermaleins gönnet / dessen reich einzunemen.
Ahalibama / dieses hörend / fande in ihrem gedåchtnis / wie die K \nigin von Ninive / die jůngere Aramena / ein solches band gehabt / welches ihr der alte Thebah gegeben / und berichtete dessen die Andagone; welches dem erkanten Aramenes anlaß gabe /zu sagen: Ich erinnere mich ganz wol / daß der K \nig von Syrien mir zu Gaza ein band gegeben; ich wuste aber nicht / daß es von meinem vatter mir ware geschenket worden / und habe ich dasselbe zu Babel verloren. Man fande fůr gut / (antwortete Andagone) euch so wol / als dem kleinen Abimelech / eure rechte geburt beståndig zu verhelen / üm dadurch keinen ůbermut in euch zu erwecken / noch euch tråge zu ma chen / alle wissenschaften mit solchen fleiß / wie ihr tåtet / anzunemen. Dan ihr lebtet in der einbildung /daß ihr mittelmäßigen standes wäret / und n \tig håttet / [688] durch großen fleiß euch geschickt zu machen / ům durch die welt zukommen. Weil nun / wie gesagt / die Königin Eglone ihren sohn kente / und dieses harte begehren von Babel ankame / lage sie ihrem herrn tag und nacht in den ohren / daß er euch / an stat des kleinen Abimelech / nach Babel zu geißel schicken wolte. Vergebens widersezte ich mich diesem ihrem vorschlag / und muste also zugeben / daß man euch nach Gerar brachte / und euch daselbst eröfnete / wiedaß ihr der Prinz Abimelech wåret / und daß ihr nach Babel reisen soltet.
Eure freude / ein K \nigs-sohn zu seyn / war in euch nicht so gros / als die zeitung / nach dem entfernten Babel zu reisen / und sahe ich mit verwunderung / wie freudig ihr zu diesem weiten weg / da auch die entfernung solang dauren solte / euch gerüstet. Der weiße Bagastanes wurde euer hofmeister / deme dan eure geburt wol bekant war / und befahle ich ihm eifrigst die aufsicht ůber euch. Ich gabe euch auch eine büchse mit / darin das bildnis eurer fraumutter samt einer verborgenen schrift von eurem herkommen / so kůnstlich verschlossen / daß / wer den handgriff nicht weiß / es nicht wird eröffnen k \nnen. Indem Andagone dieses sagte / lösete Aramenes diese bůchse von seinem halse ab / und überreichte sie dieser Prinzessin: welche sie sofort erkante / und mit leichter mühe er \fnete. Die ganze gesellschaft beschauete nun darin der K \nigen Philistina bildnis / und die Andagone zoge daraus einen zettel herfůr / aus deme sie folgendes ablase.
Wisset / daß ihr Aramenes / der erbe von Syrien /auch dieses Königs und der Philistina von Gerar sohn seit. Euer widriges verhängnis wil nicht leiden / daß ihr zu eurem nutzen eure [689] herkunft erfahret / bis der gerechte himmel / euch zu verfolgen ermůdet / verleihen wird / daß ihr auf eures vatters tron diese kentnis erlangen möget. Inzwischen lebet und erwachset / zur grossen hofnung dem verlassenen Syrien / und eurer Pflegmutter
Andagone.
Warum aber / liebste Mume! (fiele alhier Aramenes ihr in die rede) muste ich so lang unwissend leben /wer ich wåre? Darüm / (antwortete die Prinzessin) weil euer grosser leuenmut euch zur unzeit håtte wider den Belochus aufregen m \gen: und weil ihr ja an dessen hofe leben mustet als ware euch båßer / nicht zu wissen / daß ihr an eures abgesagten feindes hof lebtet / als wan / durch solche kentnis / ihr euch ein unglück sonder nutzen hättet auf den hals geladen.
Wie ihr nun / mein vetter! (fuhre sie fort zu erzehlen) erwehnter massen für den Prinzen Abimelech nach Babel fortgesandt waret / bliebe der warhafte Abimelech (unter dem namen des Ahusath / aus furcht vor Babel) noch ferner in meiner zucht: wiewol nachdeme mit so ůblem fortgange / daß dessen ungedult /von euch geschieden zu seyn / ihn zu allen dingen verdrüßig machte. Er erwiese sich so wild / und sehnte sich so häftig / in die welt zu kommen / daß er / wie er das achtzehende jahr erreichet / sich nicht länger wolte halten lassen / sondern dem König / der Königin und mir / so häftig anlage / daß die endlich fůr gut befanden / ihn unter dem namen Ahusath / nach Babel an den Bagastanes zu schicken. Also seit ihr beide wieder zusammen gekommen. Wie ich nun hiernåchst nach nichtes mehr trachtete / als euch zu eurem reiche wieder zu verhelfen / als [690] gedachte ich nacht und tag auf ein mittel / wie ich es in solche wege richten möchte. Aber die furchtsamkeit des K \nigs / meines bruders / die große macht der Assyrier hier im lande /und die schlechte einigkeit der Syrischen Fůrsten /machte mich von einem jahr zum andern aufschieben /wornach ich so sehnlich strebte.
Zwischen solcher zeit kame der Abimelech / unter des Ahusath namen / wieder nach haus / mit dem Bagastanes / welcher euch zu Salem bei der Prinzessin Cölidiane hinterlassen hatte: da der König / so wol als ich / erfreulich verstanden / daß zwischen euch und ihr eine liebe entsprungen; massen wir auch keiner Prinzessin lieber / als dieser / den Syrischen tron zu-g \nneten. Ich sahe mich aber in dieser hoffnung sehr betrogen / als bei eurer wiederkunft ich das gegenteil verno en / und ihr mir er \fnet / daß die schöne Delbois von Assyrien euch eure freiheit genommen hätte. Weil ich sie damals fůr eures hauses abgesagte feindin hielte / als bemühte ich mich sehr / euch von dieser liebe abzubringen: wiewol ich damit nichts ausgerichtet. Als ihr nachgehends in den Basanischen krieg ginget / bekamen wir nach Gerar die betrübte zeitung aus dem reich Ammon / daß der Ahusath /welcher alda unter dem Bagastanes die waffen gefůret / in einer schlacht mit den Teutschen / ůmgekommen wåre. Es würde ein überfluß seyn / das leiden des Königs und der Königin ůber dem verlust dieses ihres einigen sohnes hier fürzustellen. Mein bruder fassete hierauf den schluß / euch / mein vetter! der ihr bis dahin seinen sohn fürgestellet / forthin beståndig dafůr zu halten. Um des willen / schwatzte er mir aus dem sinn / euch ferner in meinen gedanken zum K \nig in Syrien zu machen; zumal solches ja ohnedas unmůglich schiene / [691] und der himmel euch / an dessen stat / den tron von Gerar bestimmet håtte.
Dieserwegen stellte ich nun auf ein zeitlang mein vorhaben ein / des willens / wan ihr dermaleins die kron von Gerar würdet aufgesezt und also mehr macht und gewalt gewonnen haben / alsdan euch kund zu machen / wie ihr noch ům ein größers reich euch anzunemen hättet. Also bliebe euch nun verborgen / daß ihr nicht Abimelech wåret / und verliefen also wieder etliche jahre: inner welchen der rechte Abimelech unter des Ahusath namen / nicht wissend / was für qual sein ausgesprengter tod dem Gerarischen hofe gemachet / in der welt ůmher schwebte; bis / ungefår vor sieben monden / die unvermutete zeitung nach Gerar erscholle / daß er noch lebte / und aus dem Bactrianischen krieg nach Babel glůcklich angekommen wäre. So gros vorher das leiden gewesen / so gros war nun auch die freude / und kunte man sich kaum bei uns darin mäßigen / welches doch / wegen des Königs von Babel / den man stäts hierin gefůrchtet / höchstn \tig ware: und muste Bagastanes jemand nach Babel absenden / der den Ahusath / nach Gerar zu kommen /beruffen solte.
Die freude des K \nigs / gabe mir nun auch die freiheit wieder / für euch zu sorgen / und ließe er zu / daß ich / durch verschiedene zetel / die ich ůberall in Syrien heimlich ausstreuen ließe / den Syrern dorfte zu wissen thun / wie ihres Königs Aramenes sohn noch vorhanden wåre: wodurch ich zu erfahren suchete / ob sie in Syrien beherzt gnug seyn wůrden / einen aufstand wieder den Belochus anzufahen. Inzwischen ich nun hierauf laurete / kame Ahusath zu Gerar an / und erregte mir solche freude / daß der K \nig und die K \nigin / ihrer ehmaligen regeln / sich zu bergen /vergessend / sich ihrem sohn entdeckten / [692] und ihn fůr den wahren Abimelech erklärten. Dieses erweckte in seinem gemüte so große bestůrzungs freude / daß er nicht wuste / wie ihm geschahe / als er so unversehens sich in hohen stand gesezt sahe / darnach seinen muht ståts verlanget hatte. Als er aber nach euch / als den bisher geglaubten Abimelech / fragte / wurde es noch zu früh zu seyn erachtet / eure wahre geburt zu entdecken: daher mustet ihr für einen jüngern Abimelech euch ausruffen lassen / den man / und nicht den åltsten / nach Babel schicken wollen. Ich ließe solches gern geschehen / in hofnung / euch diesen namen bald wieder abzunemen / und den rechten zuzulegen.
Wie nun / nach dieser kentnis / der Prinz Abimelech seine liebe zu der Prinzessin von Ammon kund machte / erhielte er alles / was er hierbei suchte / und wurde zugleich hierdurch die mishelligkeit / so bisher zwischen Ammon und uns geschwebet / gänzlich aufgehoben: da dan gesandten von beiden K \nigen nach Damasco abgefårtigt wurden / die Prinzessin Ammonide abzuholen. Der verliebte Prinz wolte hierbei seine Prinzessin průfen / ob sie ihn unter dem namen des Ahusath noch liebte / und verbote den gesandten /in Damasco nicht kund zu machen / was mit ihme sich zugetragen / sondern blos in des Prinzen Abimelech namen die anwerbung abzulegen: da sie / auf den fall / wan Ammonide sich mitzuziehen weigern wůrde / alsdan erst ihr alles entdecken / und erzehlen solten /wie ihr geliebter Ahusath eben dieser Abimelech wäre. Immittels kamet auch ihr zu uns nach Gerar / da ihr dan diesen euren vermeinten bruder fůrfandet. Ihr habt aber / wegen der liebe zur Königin von Ninive /und des fürhabens / ihr reich wieder zu erobern / solches nicht geachtet / daß ihr hierdurch die erstgeburt zu [693] Gerar verloren / da euch ein andrer tron hingegen offen stunde.
Wir beide / der König zu Gerar und ich / wolten damals diesem eurem fürnemen nicht widersprechen: in hoffnung / weil nun in Syrien die unruhe stark anginge euer anschlag auf Ninive solte die erste staffel seyn / euch auf den Syrischen tron zu erheben. Durch ein sonderbares verhångnis / mustet ihr uns zu Gerar nicht eröffnen / daß die K \nigin Delbois fůr die Aramena von Syrien erkant worden: welches wir erst erfuhren / als unsres Abimelech braut / die Ammonide /sich eingefunden / und uns diese zeitung mitbrachte. Ihr kont gedenken / wie ich mich entsetzet / hiedurch zu vernemen / daß ihr in eure leibliche schwester /eures vatters tochter / verliebt wäret. Ich fassete demnach alsbald den entschluß / selber eilends hieher zu reisen / und euch zu entdecken / wie es mit eurer geburt beschaffen: massen auch keine bequemere / als diese gegenwårtige unruhige zeit / sich herfůr thun können / mein lang-gehegtes fůrnemen nach wunsche werkstellig zu machen.
Ehe ich aber abreisete / muste ich zuvor die unruhe stillen helfen / die bei der Prinzessin von Ammon ankunft zwischen den beiden verliebten entstunde: massen Abimelech ganz ůbel zu frieden war / daß die Prinzessin / ohne ihn fůr den Ahusath zuerkennen /diese werbung angenommen; und sie hinwieder es ungleich entfunde / daß der Prinz sie in solche versuchung gesetzet / und nicht zugleich die wahre beschaffenheit seiner person ihr håtte zu wissen gemacht. Wie aber die gesandten dem Abimelech / seiner braut ståts-verspürte traurigkeit / so sie unterwegs erwiesen / sattsam beschrieben / und ich / wie erwehnt / sie beide wieder zu vereinigen / mich gebrauchen lassen / wurde endlich dieser liebesstreit aufgehoben /und [694] das beilager vollzogen. Ich reisete des andern tags ab / meinen weg hieher nemend: muste aber zu Abela / wegen unsicherheit / verbleiben / und also den Asdod mit briefen an euch abschicken: weil mir der sin zusagte / daß es hohe zeit und sehr nötig seyn wůrde / hiermit zu eilen ehe eure und eurer schwester unwissenheit euch in eine grobe blutschande stůrzen möchte.
Indem ich nun h \chst begierig auf antwort wartete /kame gegenwärtige Prinzessin von Caphtor / mit dem Bileam ihrem entfůrer / in Abela / und wurde so sehr über mein da-sein erfreuet / als ich über ihre ankunft bestůrzt und betrübt worden. Bileam / wie er erfuhre /daß ich der C \lidiane blutsfreundin wåre / verwilligte / daß wir zusammen kommen dorften: wiewol er ja vermuten k \nnen / daß unsere unterredungen ihm zuwieder seyn würden. Ich erfure von dieser meiner basen alles / was sie / aus dem lager vor Damasco hinwegzugehen / gen \tigt hatte / auch wie es alhier zustünde / und wie sie dem Baleam so unversehens in die hände geraten. Diß alles hatte mich sehr gerüret /nichtes aber so häftig / als daß ich befahren muste /euer beider heurat mõchte schon vollzogen seyn. Meine ungedult kame hierůber ganz aus schranken /und beklagte ich wol tausendmal / daß ich gegen euch so verschwiegen gewesen / und also zu dieser sůnde mitgeholfen hatte.
In solcher meiner gemůts-unruhe / die ich der C \lidiane nicht verhelete / wůrden wir in Abela von den eurigen belagert: welches dem Bileam anlaß gabe /mit der C \lidiane sich davon zu machen. Ich wolte diese trostlose nicht verlassen / und wie wir also miteinander vor euren siegreichen waffen flohen / stieße der Fürst von Haran / der dapfere Nahor / auf uns: der uns nicht allein befreiete / und den Bileam schwerlich verwundet in [695] die flucht triebe / sondern auch mir die fröliche zeitung brachte / daß eure heurat noch nicht vollzogen / sondern durch der K \nigin entfürung wåre gestöret worden. Demnach eilete ich / das lager hier zu erreichen / weil ein jeder augenblick / den ich versäumte / mich zu lang důnkte / euch aus dem irrtum zu setzen / darin euch die unwissenheit eurer geburt gestůrzet: und danke ich tausendmal dem H \chsten /der mich nun den tag erleben lassen / euch zu sagen /daß ihr Aramenes von Syrien seit / und euch in solchem zustande zu sehen / daß ihr eure krone den Babyloniern wieder abnemen könnet. Erwartet demnach von dem gütigen und gerechten himmel / einen unfehlbaren sieg wider eure feinde / und erweiset aller welt / durch / besteigung eures vätterlichen trones /daß der himmel doch gerecht bleibet / ob er gleich ein zeitlang die bösen hier auf erden herschen låsset.
* * *
Hiemit endete Andagone ihre erzehlung / und zweifelte Aramenes nun nicht mehr / wer er ware / daher er / die schöne Aramena seine schwester ansehend / zu ihr sagte: Nun ich ja meine K \nigin verlassen muß /so vergnůget / mich dannoch / daß ich dieselbige forthin als ihr bruder lieben darf. Euren einrat aber zu folge / liebste schwester! der meinem eignen willen ganz gleichförmig / werde ich das herze / welches bisher Delbois und Aramena besessen / der sch \nen Cölidiane ůbergeben / in hofnung / daß deren gůtigkeit /durch die eure erwecket / dieses anerbieten nicht aus schlagen werde. Meine unverruckte freundschaft (antwortete die sch \ne Eyrerin) bleibet ewig euch zu eigen / und wie ich gerne den Abimelech der sch \nen Cölidiane ganz überlasse / also wil ich hingegen den Aramenes mit ihr teilen / und sie zwar die besitzerin seines [696] herzens seyn lassen / aber nur so viel davon behalten / als eine schwester mit fuge begehren und ihr zu eignen kan. Ihr seit ja dessen zufrieden / werteste freundin! (sagte sie ferner / sich zu der Cölidiane kehrend) und wollen wir in diesem stuck forthin mitbulerinnen seyn / uns in die wette zu befleissen / welche von uns beiden am meisten ihre treue dem König von Syrien erweisen k \nne. Die schamhafte Cölidiane /die / in gegenwart sovieler personen / diese reden nicht zu beantworten vermochte / sprache dannoch durch ihre schöne augen / die sie so holdselig auf den Aramenes schießen ließe / daß er / bei aller seiner verwirrung / ganz vergnůgt und verliebt verbliebe.
Er erinnerte sich indem seines liebsten freundes /des Cimbers / den er bisher mit solcher marter fůr seinen mitbuler erkant hatte / und dessen glůckseligkeit nun auch zu befördern / sagte er zu seiner schönen schwester: Mir hat der himmel den verlust / den ich an euch erlitten / durch die ůberkommung der schönen Cölidiane ersetzet. Gleichwie nun dieselbe forthin meine Delbois und Aramena seyn sol / also bitte ich euch / meine schwester! auch den edlen Cimber / den wir nun fůr den Tuscus Sicanus erkennen / in des glücklich-gewesenen Abimelechs stelle anzunemen /und dessen unvergleichliche treue zu belonen. Eine häftige röte ůberzoge der schönen Syrerin zarte wangen / als sie diesen fürtrag anh \rte; doch erholete sie sich bald wieder / und sagte: Weil ich einmal so unrechtmäßig geliebet / als stehe ich billig an / mich zum zweiten mal aus meiner freiheit zu setzen? Wan ich / als euer König / (antwortete Aramenes) euch gebieten solte / den Tuscus Sicanus allen Potentaten in der welt vor zu ziehen / so wolte ich nicht zweiflen /daß dieser mein erster befehl von euch willigst wůrde angenommen werden. Nun ich euch aber / ům [697] unserer ehmaligen getreuen liebe willen hierům anflehe / als getr \steich mich üm soviel mehr / ihr werdet forthin den Tuscus Sicanus euren Abimelech seyn lassen / der eben so mein ander-ich ist / gleichwie ich in der C \lidiane die andere Aramena sehe. Weil mein K \nig /(antwortete die schöne Syrerin) auch mein bruder /und gewesner Abimelech / mir dieses befihlet / werde ich billig gehorchen můßen / zu einem zeichen des überrests meiner ehmaligen liebe. Diese worte / ihr Prinzessinnen! (sagte hierauf Aramenes zu der gesamten gesellschaft) und ihr / dapferer Prinz von Seir /sollen zeugen seyn / wessen meine schwester sich iezt erkläret: daß nåmlich weder Marsius von Basan /noch Baleus von Assyrien / noch einiger anderer / iemals einigen vorzug vor dem Tuscus Sicanus haben /sondern daß der allein der sch \nen Aramena liebe kůnftig genießen solle. Wie nun die anwesende vier Prinzessinnen / wie auch der Dison / solches bekräftigt / und ferner diesem neuen König von Syrien glůck gewünschet hatten / traten auch alle in der h \le sich befindende Syrer hinzu / und fielen nieder auf die erde / ihres Königs fůße zu kůßen.
Wie nun hierauf die zeit sie erinnerte / zu beratschlagen / was bei so-gestalten sachen / so wol auf der Kemuelsburg / als im lager / fůrzunemen seyn möchte / triebe Dison / als bei diesem handel der ruhigste von gemůte / die andre an / auf die Kemuelsburg zu kommen: welches sie auch beliebten. Es kame auch der Nahor eben wieder zu ihnen / mit dem bericht / wiedaß nun der gang geraumt / und bei tausend Syrer schon hindurch nach der burg gegangen wären. Wie sie nun vor die tür dieser höle kamen /und der Sabeer Casban in dem verborgenen gang sie fortfůrete / fügte es sich / daß die sch \ne Syrerin /neben der Amesses und Ahalibama / [698] die vörderste waren / Aramenes aber / samt der Andagone / Cölidiane und dem Dison etwas hernach kamen: da dan /weil die durchgegangene Syrer an beiden seiten in die frische erde zu weit hinein gearbeitet hatten / dieselbe von oben pl \tzlich herunter schosse / und die sch \ne Aramena mit den zweyen Prinzessinnen von den nachfolgenden absonderte / also daß dieselben kaum vor diesem erdbruch sich retten konten / und halbtodt den übrigen weg nach der Kemuelsburg verrichteten.
Der Fürst Nahor und seine Syrer / die hinter dem König Aramenes / dem Prinzen Dison und beiden Prinzessinnen hergegangen / erschracken über alle massen / so unvermutlich eine wand von der herabgeschossenen erde vor sich zu sehen / welche ihren König und dessen liebste Prinzessin / ihrer meinung nach / samt allen den andren / bedecket und lebendig begraben hatte. Ein so ungemeiner zufall / der sie aus der grösten hofnung in die h \chste verzweifelung gestürzet / erregte auch billig ein ungemeines entsetzen bei ihnen allen / und triebe sie endlich die furcht /damit sie nicht auch vom erdfall erschlagen wůrden /eiligst heraus zu laufen: da sie dan allen / die sie vor der h \le antraffen / ankůndigten / was sich begeben hatte. Sie machten hiemit die Syrer erstutzen / welche nach und nach / sich in die Kemuelsburg zu werfen /im anzuge waren / und erregten ein solches schrecken und klaggeschrei unter ihnen allen / daß in kurzer frist von einem zelt zum andern / und endlich durch das ganze lager / diese betrůbte post erscholle / wiedaß der neu-erkante König der Syrer / ihr gewesener General Abimelech / neben der Königin / dem Prinzen von Seir / und etlichen Prinzessinnen / wäre von der erden ůberfallen und erschlagen worden.
Der ort / wo diese erschreckliche begebenheit am[699] spåtsten ruchtbar wurde / war das gezelte / alwo der K \nig Eridanus / die K \nigin Mirina / und der Prinz Amosis / die ankommende aus der stadt Damasco mit denen es sich / ehe sie erschienen / bis dahin verweilet / eben aufgenommen hatten / und mit ihnen sich unterreden wolten. Die ursach ihres so langen ausenbleibens / hatte die noch anhaltende unordnung wegen des vorgewesenen stürmens verursachet / daß sie sobald nicht mit dem vielen volke in das lager kommen /noch den Assyrischen gesandten / den Fůrsten Baracheel / in sein verordentes zelt bringen können. Die Prinzessin Danede entfinge / der K \nig ihr bruder und der Prinz Amosis / mit großen freuden zeichen: und wurde der Prinz Hiarbas von der Mirina und seinem bruder / gleich also bewilkommet. Baleus aber bekame von allen eine kaltsinnige begrüßung / wiewol er solches nicht in acht name / als gar zu begierig / seine Hercinde / die er alda nicht fande / nun wieder zu sehen. Doch måßigte er sich in diesem seinen verlangen / und schwiege / üm den Cussiten Balaat sprechen zu lassen: welcher seine verrichtung dem Eridanus und der Mirina folgender massen erzehlte.
Wie ich gestern (sagte er) von hier aus dem lager in Damasco ankame / wurde ich so fort für die Könige von Assyrien / Egypten / und Canaan gefůret: die /neben der K \nigin von Saba / dem Prinzen von Arabien / und dem Eliphelet / in des Belochus palast mich anh \ren wolten. Ich richtete meinen vortrag an den Assyrischen K \nig / und unterließe nicht / auch den Eliphelet / ob er schon zugegen war / im namen meines K \nigs abzufordern. Ich vermerkte nicht undeutlich / daß der K \nig von Assyrien sich sehr bewegte / mich so küne reden zu hören / und schiene es nicht / daß ich eine gewůnschte [700] antwort erlangen würde: massen ich damals gar kaltsinnig abgefärtigt /jedoch in meinem verordneten palast mir mit aller höflichkeit begegnet wurde. Das glůck fügte es / daß einer von den Assyrischen bedienten / die mich bewirten musten / vordessen in Arabien mein guter freund gewesen / und lange freundschaft mit mir gepflogen hatte. Dieser / sich solcher unserer ehmaligen kundschaft erinnerend / vertraute mir viel dings / den zustand in Damasco betreffend: da ich unter andern von ihm erfuhre / daß / nach meinem vortrage / die Könige beschlossen hätten / ihr heil an der Kemuelsburg nochmals zu suchen / und die ganze nacht hindurch selbige stůrmen zu lassen: da / auf den glückfall / wan sie meister von der burg und der Königin von Syrien werden solten / sie nachgehends weder von loslassung der Prinzen / noch vom frieden reden h \ren / sondern mit einer kurzen antwort mich abweisen wolten.
Es erginge also / wie er berichtet / und war die nacht kaum angebrochen / da kamen die Könige in person vor die Kemuelsburg / und trieben ihre soldaten dapfer an / wiewol dieselben häufig ins gras beißen müsten: in hofnung / diesen verlust / durch eroberung der burg und deren schöner beute / ersezt zu bekommen. Ehe sie aber sich dessen versahen / wurden sie drausen zugleich an vier orten der stadt hinwieder angegriffen / und zwar mit solchem nachdruck und eifer / daß sie zu zweiflen anfingen / ob sie solcher gewalt würden widerstehen k \nnen. Wie nun die gefahr immer gr \ßer zu werden begunte / ließen mich die Könige vor sich fordern / und wolten mich anfangs einer verräterei beschüldigen / als wan ich ům das / so hierausen im lager wider sie fůr genommen worden / wissenschaft hätte. Weil dieses wenig zur sache täte / wan es schon wäre wahr gewesen / als hielte ich fůr unnötig [701] solches zu verantworten / und gabe ihnen dagegen künlich zu verstehen / daß es nur an ihnen låge / diesem stürmen ein ende zu geben. Wie nun der stathalter Mamellus / der sonderlich die gefahr groß machte / mich fragte / wie dan diß geschehen k \nte? begehrte ich ungescheut nochmals /daß man die Prinzessin Danede / wie auch gegenwårtige Prinzen von Assyrien und Egypten / den Eliphelet und die Cussiten / nur solte abfolgen lassen: mit der versicherung / daß die nicht sobald im lager seyn würden / so solte mit dem stürmen eingehalten werden.
Die Prinzessin Danede wurde mir hierauf bewilligt / wie auch / auf vieles zureden der Egypter / der Prinz Hiarbas. Wie es aber an den Prinzen Baleus kame /wolte Belochus lange nichts von dessen befreiung h \ren / auch den Eliphelet und die Cussiten nicht fahren lassen. Endlich aber / wie die gefahr immer größer wurde / erlangte ich auch dieses Prinzen freiheit. Der Prinz Mardocentes sprache auch den K \nigen zu /daß sie die freundschaft meines Königs / deß großen Eridanus / nicht ům den leichtfårtigen Eliphelet verscherzen wolten: welches so gewůnschte wirkung hatte / daß alfort die Cussiten auf einen großen platz zusammen gefüret / Eliphelet aber mit ihrer aller frolocken gefangen genommen / und befehl erteilet wurde / diese Prinzessin und Prinzen vor die K \nige zu bringen. Ich name das gewerbe selber auf mich /meines K \nigs schwester aus ihrem palast abzuholen; die ich so sehr mit der zeitung von ihrer freiheit erfreute / als sehr sie durch den bericht von endschaft ihrer verfolgung betrůbt wurde: weil sie den tod ihres herrvattern noch nicht gewust hatte / und / aus antrieb ihrer edlen natur / sonder tränen dieses nicht vernemen kunte / was ihr doch so große ruhe erworben.[702] Weil aber damals nicht zeit zum klagen war / als vermanete ich sie / sich zu schleuniger abreise zu růsten. Nachdem ich sie den K \nigen eingeliefert / ginge ich /die Cussiten meinem König schwören zu lassen. Wie ich das dritte mal wieder vor die Könige kame / fande ich die beide Prinzen bei ihnen / und den Assyrischen eben im werke begriffen / dem K \nig seinem herrvattern bei allen göttern zu zuschw \ren / wiedaß er die Aramena von Syrien nicht liebte / und daß man ihn unschůldig in solchem verdacht hielte.
Mirina / über diesen worten ganz err \tend / kunte sich nicht enthalten / dem Balaat hier in die rede zu fallen / und sagte: Man wird aber so falschen schwůren dort eben so wenig / als hier geschehen wůrde / glauben zugemessen haben. Diese worte öffneten dem verliebten Baleus die augen / die ursach zu erraten / warüm seine Hercinde nicht zugegen ware. Demnach beantwortete er / fůr den Balaat / diese der K \nigin von Elassar entfindliche reden / und sagte: wie ich verneme / so hålt man mich alhier fůr so schüldig / als in Damasco / und hat des Spiridates und Abdemons unbesonnene hülfe mir nichts als verdrus und ungelegenheit zuwegen gebracht. Ist es aber wol müglich / große K \nigin! daß man mich fůr so leichtsinnig halten kan / von mir zu glauben / daß ich die unvergleichische Prinzessin Hercinde so bald vergessen k \nnen? Daß ich ehmals die Aramena von Syrien geliebet / wie ich noch vermeinte / daß sie meine schwester wåre / solches laugne ich nicht. Daß aber nach deme / wie mich das glůck die wundersch \ne Prinzessin von Celten sehen lassen / und ich deren huld und gewogenheit bin gewůrdigt worden / mir dieselbe ehmalige liebe zu der K \nigin Aramena solte wieder in den sin gekommen seyn: solches hat nicht den geringsten grund [703] der warheit: und beteure ich bei dem H \chsten / dem Gotte aller Götter / daß ich diese Aramena nicht anderst / als wan sie meine schwester noch wäre / mit freundschaft liebe und verehre. Wozu diente dan (wandte Mirina hingegen ein) daß man die K \nigin von Syrien / mit so großer gefahr und schlechtem nachdruck / aus des Belochus hand zu befreien gesuchet? welches ja nicht die gesunde vernunft / sondern eine unbesonnene liebe / muste geraten haben. Und warům hat die Königin von Syrien / in einem schreiben / dem Prinzen Abimelech selber entdecket / wie Baleus / so wol als Belochus / sie mit ihrer liebe verfolgten?
Es wird wol n \tig seyn / (antwortete Baleus) daß ich hier eben die grůnde / die ich diese nacht in gegenwart des Balaats / dem König von Assyrien fürgestellet / wiederhole / und zu erweisung meiner unschuld erzehle / was es mit diesem irrtum fůr wahre bewandnis habe. Als ich / neben dem Prinzen von Egypten /so übel in Damasco entfangen / verhaftet worden / ärgerten sich die meisten unter den Assyriern an dieser verfarung / und war insonderheit der Spiridates bemühet / mir hierinn seine treue und liebe zu erweisen. Weil er mit dem Abdemon viel ůmginge / der vordeme mein kåmmerling gewesen / und von mir wegen seiner nachläßigkeit war abgeschaffet worden / da er unlängst der K \nigin von Syrien bildnis / samt andern briefsachen / die er in verwarung gehabt / liederlicher weise verloren hatte: als stiftete dieser es an / in meinung dadurch die verlorne gnade wieder zu erlangen /daß der Spiridates / mit den auf seine seite gewonnenen Assyriern nicht allein mich / sondern auch die Königin von Syrien / in einer nacht zu befreien / sich unterwunden / und dabei aller orten ausruffen ließen /daß Aramena von Syrien [704] und ich einander ehlichen solten. Dieses / weil die treue mehr / als der verstand /darbei gewirket / liefe so unglůcklich ab / daß wir nur etliche stunden der freiheit genoßen: wiewol es zufälliger weise dazu gedienet / daß dadurch die K \nigin von Syrien auf die Kemuelsburg entkommen / alwo sie sich auch noch befindet. Wir beide aber / Hiarbas und ich / fielen wieder in unsren vorigen stand: der mir ům so viel schwerer wurde / weil mein herrvatter mich nun v \llig / ungeacht aller widerrede / fůr seinen mitbuler hielte / und darüm alle vätterliche gewogenheit mir entziehend / nur dahin bedacht war / wie er mir satsam seinen zorn und ungnade möchte zu fůlen geben. Dieses ist die wahre geschicht / welche zu diesem verdacht anlaß gegeben hat. Und wan ich ja so unglůcklich solte seyn / keine beglaubung zu finden /so ist der Prinz Hiarbas hierzugegen / der weiß / so gut als ich selber / meine unschuld / und kan bezeugen / ob ich diesen unglimpf verdiene.
Ich kan mit höchster warheit sagen / (finge Hiarbas hierauf an zu reden) daß ich den Prinzen von Assyrien nie verliebter / als wie diese zeit über / in die Prinzessin Hercinde von Celten / erkennet: und haben wir täglich dieses in Damasco unsere unterredung seyn lassen / einander die unruhe vorzubilden / die / wegen unsers zustandes / die beide unvergleichliche schwestern alhier im lager ausstehen würden. Wan diesem also ist / (sagte Eridanus) so haben wir dem Prinzen von Assyrien zuviel gethan / einen solchen verdacht von ihm zu fassen: und ist billig / daß jeder von uns ihm dafůr seine dienste anbiete / seine aussönung bei seiner Prinzessin wieder zu bef \rdern. Wie angenem ist mir doch (rieffe Baleus) die ursach dieser ungnade / die eine wahre liebe andeutet / mit der diese sch \ne mich beseeliget! und důnken mich [705] nun alle augenblicke jahre zu seyn / daß ich meine Prinzessin nicht sehen sol / ům ihr selbst meine unschuld zu entdecken. Ich bin froh (antwortete hierauf Mirina) daß meine schwester / so wol als wir alle / sich betrogen: und wird der Prinz von Assyrien sich gedulten / an seine aussönung zu gedenken / bis der weiße Balaat uns völlig seine verrichtung abgestattet / an deren uns allen viel gelegen ist. Redet dan eiligst / Balaat (sagte der Prinz) ům mir zu helfen / daß ich aus ietziger unruhe mich bald m \ge erlöset sehen.
Wie der Prinz von Assyrien (fuhre Balaat demnach fort) fast dieses inhalts / wie er iezt gethan / gegen dem K \nig seinem herrvattern sich entschuldiget /wolte der / zur probe seiner unschuld / daß er / die Königin Lantine von Elam zu ehlichen / sich erklären solte. Dieses gabe dem Prinzen ursache / seine wahre liebe zu er \ffnen / und frei zu bekennen / daß er die Prinzessin Hercinde aus Celten liebte. Man sahe wol /was grosses misvergnügen diese entdeckung dem Belochus erwecket. Er zwunge sich aber / und gabe dem Prinzen mit diesem beding seine freiheit wieder / daß er solte schw \ren / nicht über einen tag im lager zu bleiben / und mit den völkern / die er in Babel finden würde / dem Nebajoth in Meden entgegen zu gehen: üm durch wiedererlangung dieses reichs / sein verbrechen auszusönen / und also darzuthun / daß er an der liebe zur Aramena von Syrien unschuldig wäre. Wiewol nun hiergegen viel einzuwenden ware / auch Baleus und Hiarbas ihre friedenspuncten fürbringen wolten / woraus dan wůrde erhellet haben / daß der Prinz von Assyrien / als eine fůrneme mittelsperson / bis zu austrag solcher handlung / notwendig zugegen bleiben můste: so litte es doch weder die zeit / noch des Belochus erhiztes gemüte / ihme solches vorzustellen. [706] Wir musten also / mit ermeldter bedingnis für den Baleus /weil post über post einliefe / daß es mit dem stůrmen ůberhand nåme / und die gefahr nicht grösser diente /uns fortmachen. Um aber auch der K \nigin von Elassar / der Prinzessin Hercinde und meinem König zu weisen / daß man sie zur friedenshandlung als mittelspersonen anzunemen beliebte / wurde Baracheel / der Fürst von Ram / uns mit gegeben: alhier nicht allein einen stilstand der waffen auf etliche tage anzubieten /sondern auch zu vernemen / worin die friedenspuncten bestehen solten. Dieser ist nun im lager / und erwartet / was man ihme derwegen fůrzutragen hat: worbei dan wol zu ůberlegen seyn wird / dieses werk also zu fassen / daß dadurch ein beständiger friede / zu beider teile vergnügung und belieben / zu stand gebracht werde.
Als Balaat hiemit seine rede geendet / trate Hezrai zu ihnen in das gezelt / der voll entsetzung ihn anmeldete / was für ein gerůchte im lager erschollen wåre /wie nämlich in einen verborgenen gang / der unter der erden nach der Kemuelsburg fůrete / und den der Abimelech heimlich gefunden / derselbe samt der K \nigin von Syrien / der Prinzessin aus Egypten / der C \lidiane / Ahalibama und dem Prinzen Dison / unversehens ůberfallen und erschlagen worden. So unglåublich nun diese zeitung ihnen vorkame / so sehr werde dieselbe gleich darauf durch den Celten Hesion bekräftigt / der noch diese ůmstände hinzutäte / daß Abimelech fůr den K \nig Aramenes von Syrien wäre erkant worden / und zwar kurz vorher / ehe dieses erschreckliche unglück sich zugetragen. Niemand in der gesellschaft / konte dieses sonder grausen und entsetzen anhören. Eridanus und seine schwester / betaurete am meisten / den dapfren Abimelech / und die C \lidiane /welche der Danede in Cus waren bekant worden; [707] die dan auch die schöne Aramena von Syrien beweinte. Baleus / alles anligen seiner liebe vergessend / kunte den Abimelech und die Aramena nicht gnug bejammeren. Amosis und Hiarbas / beseufzten den klåglichen tod ihrer schwester.
Mirina war bei ihrer aller bestůrzung / die beherzteste / weil sie keinen von diesen durchleuchtigen sonderlich gekennet: wiewol ihr dieses unglück nicht weniger / als den andren / zu herzen ginge. Aber / an stat die zeit mit klagen zu verlieren / sagte sie / man müste dieser schickung des himmels sich bedienen / und nun mit den Assyriern den frieden zu schließen / auch hierzu die bestürzte Syrer zu zwingen / nicht aus der acht lassen. Es konte aber diesen vorschlag ihrer keiner / auser dem einigen Balaat / vor entsetzen beachten oder beantworten / und eileten sie ingesamt aus dem gezelt / ům mehrere nachricht von diesem unerhörten trauerfall einzuziehen. Sie sahen / daß hier ein haufen / dort ein haufen erschrockener Syrer liefen /und die hånde zusammen schlagend / das erbårmlichste geschrei von der welt anstimmeten / auch ihren k \pfen so wenig die helme / als die haare / långer zu tragen g \nten / welche sie halb wůtend ausrissen /und in allem ihrem klåglichen thon dartäten / daß ihr verlust unersetzlich wäre. Husan / Rames und die übrige Syrische Fůrsten / saßen zu pferd / und bemůheten sich / dieses verzweifelte volk beisammen zu halten. Sie sprachen ihnen mit diesem troste zu / daß es ja noch ungewiß wåre / ob dieser erdfall die Königliche personen erschlagen håtte: und auf allen betrübten fall / so wåre ja noch die jüngere Aramena ůbrig / fůr die sie die waffen ferner füren und ihr den Syrischen tron erhalten solten. Aber dieses zureden wolte bei ihnen gar nichts verfangen.
[708] Der Badezorus und Arsas fůreten einen haufen Syrer / mit hacken und spaden / an die höle / dieselbe ausråumen zu lassen: da dan Baleus / Amosis und Hiarbas sich mit dahin begaben / ům zu erforschen /ob den verfallenen noch zu helfen seyn m \chte. Als sie nun unterwegs mit dem betrůbten Arsas von diesem zufall zu reden kamen / erzehlte der ihnen ůmståndlich / wie es ich alles begeben hatte / massen er selber mit dabei gewesen. Nachdem sie daselbst angelanget / funden sie / daß der Nahor bereits ausraumen ließe; dessen leuten sie dan zu hůlfe kamen. Sie fanden zwar verschiedene erschlagene / die zunåchst ům den Aramenes gewesen: von ihm aber und von der Königin / wie auch von dem andern frauenzimmer /wolte sich nichtes åusern. Endlich ward ein mantel herfürgezogen / welchen der Nahor für der C \lidiane ihren erkente. Sie bekamen auch einen abgeschlagenen fus / der eben also bewaffnet war / wie den tag der Abimelech sich getragen hatte. Weil das arbeiten und nachsuchen alda gar gefårlich war / und so viel erde von oben wieder nachfiele / als sie unten hinweg gebracht / richteten sie mit aller ihrer bemůhung sonst nichtes aus / als daß sie dieses traurfalles nur mehr versichert wurden: massen viele von den arbeitern zu schaden kamen / und zu tod befielen. Demnach wurde / bis zu weiterer verordnung / diese untersuchung eingestellet / und kehrten die drei Prinzen betrübt zurůcke: da sie das lager in noch gr \ßerer verwirrung antraffen / als sie es zuvor hinterlassen hatten.
Weil bei solcher unordnung man nicht unbillig zu befahren hatte / daß der feind sich deren bedienen /einen ausfall thun / und das ganze lager aufschlagen m \chte / als zogen die Ismaeliter / unter dem dapfren Jethur / ihrem Prinzen / sich zusammen / und machten eine [709] eine schlachtordnung. Dieses tåte auch der Prinz Baalis mit seinen Celten: und / weil der Suevus / vor seinem abzug / ihn gewarnet hatte / sich vor dem Gaisus und den andern Celten fürzusehen / als hielte er seine zehentausend allein beisammen / und stunde bei dem Jethur. Der Gaisus / Ister / Altobor / Hesion und die andre hohe kriegsbediente aus Basan / brachten hingegen ihre untergebene auch in die waffen: wiewol mehrerteils bereit und entschlossen / der K \nigin Mirina geboten nachzuleben. Phalacus / Pannias / Barzes / Jothan / Sabad und Elimodan / als die fürnemsten unter den Niniviten / zogen ihre völker auch in einen haufen / und gaben acht auf ihre schanze. Eben also verfuhre Eridanus mit seinen Cussiten: und den gefangenen Eliphelet unter den neu-angekommenen ersehend / ließe er ihn in sichere verwarung bringen /an des himmels gerechter rache / und dieses b \swichtes glůck-fall sich höchst ergetzend. Wie nun endlich die verschüchterte Syrer das beginnen der andren v \lker sahen / ließen sie von dem Husan / Thare / und Rames sich auch zusammen bringen / und stellten sich in eine schlachtordnung: unwissend / wessen sie sich zu den Niniviten / Celten / Cussiten und Ismaeliten zu versehen håtten / nun ihr General und K \nig samt der K \nigin nicht mehr vorhanden waren. In solcher grossen verwirrung liefe der tag zum ende / und bekame Baracheel kein geh \r / weil iederman so sehr geschåftig ware. Dieser entfande nicht wenig / ungeacht er gut Assyrisch / dieses große unglůck / so dem Königlichen Syrischen samen begegnet war / und stellte ihm seines K \nigs leidwesen für / wan er seiner geliebten K \nigin so elenden tod erfahren wůrde.
Diese trostlose befande sich inmittels auf der Kemuelsburg / dahin sie der Sabeer Casban / samt der[710] Amesses und Ahalibama gebracht hatte / im dem elendsten und jåmmerlichsten zustande / und kunte sich nicht darein finden / wiewol sie sonst die grosmut selber war / so pl \tzlich ihren liebsten Prinzen und bruder / ihre liebste freundin und allen beistand auf einmal verloren zu haben. Dieser zufall / den sie blos von Gott herrůrend achten muste / und worzu kein mensch etwas gethan hatte / kame ihr ům soviel erbårmlicher vor / wan sie ihr fůrstellte / daß der Allerhöchste ůber ihr haus solche zorn-zeichen kommen ließe: üm damit anzudeuten / wie unendlich sein grim ůber das arme Syrien brennte / und wie des Aramenes same ein fluch vor ihm wäre / der ganz kein glück auf erden zu hoffen håtte. Alles dieses ůberlegte sie bei ihr selbst auf ihrem ruhbette: auf welches sie sich geworfen / sobald sie aus diesen unglückseligen gang /der sie von ihren liebsten in der welt geschieden / auf die burg angelanget. Die trostlose Ahalibama leistete ihren jammertrånen gesellschaft / die nun von neuem den tod ihres bruders Dison beweinte / und dessen so plötzliches ende / eben zu der zeit / da sein dapfrer beistand ihnen so hochnötig gewesen / schmerzentfindlichst bejammerte.
Amesses / die / aus tugendhaftem erbarmen / alles leiden der Königin und der Ahalibama / als eigen mit entfunde / besonne sich vergebens auf einen trost /diese beide betrůbte damit aufzurichten / weil die wunde zu frisch und viel zu tief war: daher sie für ratsamer befunde / mit ihnen zu weinen / als so billige trånen zur unzeit abzustillen; wiewol ihre eigne angst / durch des dapfren Disons verlust / und durch den abschnitt der gehofften hülfe aus dem lager / in der K \nige hånde und gewalt wieder zugeraten / sich daneben bei ihr einstellte. Nachdem sie / gegen den abend / ihre beide leidensgefärtinnen ein wenig verlassen / gesellte sie sich zu dem betrübten [711] Elhanan und dem verzweifelten Sabeer Casban: die noch in stäter bestürzung begriffen waren / und nicht wusten /wozu sie greifen solten. Sie hatten vergeblich sich bemůhet / von den erschlagenen etwas zu erfahren: massen der ganz ůberall verfallen und ausgefůllt war / daß sie / alles wieder hinweg zu raumen / viel tage håtten zubringen můßen. Weil nun also die Syrer über dem tod ihres Generals / und die Sabeer ůber des dapfren Disons verlust / allen muht sinken ließen / als funde die Prinzessin von Egypten dieselbe zaghafter / als sie selbst ware / da sie doch trost bei ihnen zu holen vermeinte.
Wie sie nun also auf der maur stunden / und in die stadt hinunter sahen / wurde Amesses neben ihnen gewar / daß auf allen gassen die soldaten haufenweis zusammen liefen / und wie es schiene / zum streit sich růsteten. Sie besorgten erstlich / es wůrde nun wieder ihnen gelten: sahen aber folgends / daß sie sich auf die stadtmauren verteilten. Demnach verwendete sich ihre furcht in eine verwunderung / und kame es ihnen frömd für / daß / bei der ungezweifelten verwirrung im lager / von dar ein abermaliger sturm solte erwartet werden: zumal auch / die angebotene friedenshandlung / beiderseits ein andres riete. Um nun hiervon /auch sonst von allem / was in Damasco fürginge / einige gewisheit / zu ihrer nötigen nachricht / zu erlangen / und erkundigung einzuholen / wurden sie schlüßig / den Argob / einen verschlagenen Syrer / der dem Fůrsten Elhanan lang gedienet / und durch tausenderlei beweistum seine treue kund gemacht hatte /sobald es wůrde nacht werden / in einem korbe an der mauer herab zu lassen. Dieser ließe / ganz beherzet /sich willigst hierzu gebrauchen: und wurde abgeredet / daß er alle nacht an die mauer der burg kommen /[712] und was er erfahren / ihnen schriftlich in dem herab gelassnen korbe hinauf berichten solte.
Dieser getreue Argob seumte nun nicht / dasjenige auszurichten / wozu man ihn gesandt hatte / und nachdem er also bei nacht in die stadt gekommen / fande er die gassen aller orten voll volks / und vername /daß sie einen abermaligen sturm von den Syrern befahreten: weil sie von der stadtmauer abgesehen / daß sich im lager alles in ordnung gestellet / und daraus vermuteten / daß sie etwas gr \ßers im sinn haben müsten. Hierbei ließe sich ihrer aller furcht nicht wenig blicken / und gaben sie gnug zu erkennen / daß sie sich nicht getrauten / des feindes gewalt aufzuhalten: da auch die geborne Syrer nicht unklar zu vernemen gaben / daß sie / fůr das glůck ihrer brůder im lager /den himmel anfleheten. Wie nun Argob auf den mauren alle ihre gegenverfassung angesehen / da sie doch die ganze nacht vergeblich gewachet hatten / weil es zu keinen stůrmen gekommen / schliche er mit dem anbrechenden tag in des Zophar von Naema behausung / alda er sich zu erkennen gabe. Nachdem er etliche wenig stunden ausgeschlaffen / machte er sich wieder herfůr / und fande ůberall noch die vorige wachsamkeit.
Er konte aller orten ohne verdacht frei durchkommen / weil er allen denen / die ihn kanten / andeutete /wiedaß sein herr / der junge Fürst von Hus / ihn im stiche gelassen / als er die verräterei mit dem Prinzen von Seir auf der Kemuelsburg angefangen: und wurde er hierbei / wo er / seit daß die burg und die Königin von Syrien in Disons und Elhanans hånde geraten /sich aufgehalten hätte / von niemanden befraget. Weil er sich zu den leuten des alten Fůrsten von Hus gesellet / kame er mit ihnen in den k \niglichen schloßhof /und fande alda [713] die Könige versamlet / welche ihre ungedult \ffentlich zu vernemen gaben / ům daß der abgeschickte Fürst Baracheel nicht wiederkehrte / und besorgten / die loslassung der beiden Prinzen / würde nirgend zu gedienet haben / als ihre feinde noch mutiger zu machen / daß sie nun von keiner friedenshandlung mehr h \ren / sondern die stadt mit gewalt zu erobern trachten wůrden. Keiner schmähete und scholte so sehr hierüber / als Belochus: welcher alle schuld seinem sohne dem Baleus gabe / und ihn nun von neuem fůr seinen mitbuler hielte / auch gänzlich argwänete / daß der zu dem besorgenden sturm wůrde geraten haben / ům sich zum herren von Damasco und der Königin von Syrien zu machen. Weil er die häftigkeit seiner gemütsbewegung für allem volk heraus ließe / als bemüheten sich die Prinzen Bildat und Mamellus / ihn in seinen palast zu bringen: dahin sie ihn endlich / mit vorwand anderer ursachen / zu gehen beredten / wordurch dem Argob / ein mehrers zu h \ren /die gelegenheit entginge.
Er verfügte sich hierauf nach dem k \niglichen garten / alda / wie man ihm gesaget / die Königin von Elam / neben der gefangenen K \nigin von Ninive /die man in Damasco nur Prinzessin von Syrien nennte / wie auch die Prinzessinnen von Ophir und Sidon /anzutreffen. Weil etliche von des alten Hus bedienten bei ihme waren / als wurden sie von der wacht ungehintert eingelassen / und war sein fůrsatz / der K \nigin von Ninive / wofern er dazu gelangen könte / den betrübten zustand der K \nigin ihrer schwester zu eröffnen. Nachdem er aller orten nach ihr sich ůmgesehen / ward er endlich gewar / daß diese sch \ne / von der andern gesellschaft abtretend / mit zwei jungfrauen / auf die sie sich gelehnet / in eine an einen weinberg gebaute laubhütte ginge / [714] da er ungesehen hinter den weinstöcken sich bequemlich hin zu machen kunte. Wie er nun ihr nachgeeilet / und ganz nahe an die hůtte gekommen / wolte er / ehe er sich zu erkennen gabe / zuvor vernemen / wer bei ihr seyn m \chte. Demnach schliche er nahe hinzu / und gůkte durch das gebůsche: da er dan die Königin von Ninive zwischen den beiden ihm-bekanten jungfrauen des tempels den Diana / der Briane und Zimene sitzen / und zwar sie alle dreie håftig weinen fande / sonder ein wort zu sagen.
Nachdem dieses eine zeitlang gewäret / finge Aramena also an zu reden: Ach ja! solche unbeständigkeit muste ich erleben / zur straffe / daß ich mein gelůbde gebrochen / und der schnöden liebe gehör gegeben. Ach Briane! ach Zimene! bespottet mich nicht / sondern erweiset vielmehr euer mitleiden / daß es mir also ergehet. Wen solte dieses (gabe Briane zur antwort) nicht håftig dauren / da es mit der geheiligten Aramena dazukommen müßen / daß die zum abfall bewegt worden / die sonst allezeit so ungemeine beständigkeit blicken lassen? Des Disons erwiesene leichtsinnigkeit ist wol die geringste straffe / so hierauf erfolget: maßen ich diese viel h \her achte / die unsere große g \ttin dieserwegen über ihren weltberům ten tempel hat ergehen lassen. Solte ich dan wol (fragte Aramena) die ursach seyn / daß dieses herrliche gebäude und wonhaus unserer ehmaligen ruhe / also müßen in die asche gelegt werden? Wer wolte hieran zweiflen? (h \rte Argob die Zimene antworten) es muste ja die große Diana solches hoch empfinden /daß eine von den nachkommen ihres geschlechtes solcher maßen sich ihr ungetreu erweisen wollen. Man bildete mir (sagte die K \nigin von Ninive) all zu fäst ein / daß es mit unserer großen Diana nichtes / [715] daß ihre gottheit ein gedicht / daß sie so wol ein mensch wie wir / und das es sůnde wåre / sie zu verehren. Das waren die rechte griffe / (versezte Briane) gegen dem Dison eine liebe zu erwecken / und muste Ahalibama sich dessen gebrauchen / üm betrieglich auszufüren /was sie und Timna so listig hatten angefangen.
Meine schwester / (antwortete Aramena) bemühete sich üm diese meine bekehrung am meisten / und muß ich wol bekennen / daß ihre fürgebrachte grůnde mich haben bewegen können / dieselbe ohne des Disons betrachtung anzunemen. Die Königin von Syrien (sagte Zimene) hat wol den Dison zum zwecke gehabt / ům deme zu seiner Aramena zu verhelfen: weil auser dieser beredung keine müglichkeit gewesen / dem Prinzen von Seir einiges gehör bei ihr zu erwerben. Du sagest die warheit / Zimene! (gabe die Königin zur antwort) und wäre ich nimmermehr dazu gekommen / wan mich nicht mein vermeinter irriger glaube dazu gebracht håtte. Wie fein büße ich aber nun mein verbrechen / da dieser betrieger dergestalt mich geteuschet / und mich fůr die Petasiride verlassen / nun aber dieselbe wieder / für die K \nigin meine schwester / verstoßen hat. Sihe / wie dieser unbeständige uns alle dreie betrübet / da er der Petasiride und mir seine liebe wollen einschwåtzen / und solche nun so gewaltsamlich der K \nigin meiner schwester erzeiget / welches nichts anders / als großen verdrus / bei ihr erwecken kan: maßen ich weiß / wie sehr sie den Prinzen Abimelech liebet / und wie sie sich bemůhet /aller welt darzuthun / daß Dison sie niemals geliebt habe. Ihr werdet billig alle dreie (sagte Zimene) durch ihn gestraffet: massen Petasiride einen / der ihr zuvor keine liebe erwiesen / nicht lieben / die Königin von Syrien niemand von unserer großen Diana abwendig machen / [716] und unsere so beständig gewesene ordensschwester sich nicht verfůren lassen / sollen.
Dank sei der großen Diana / (rieffe hierauf Aramena) daß ich wieder bekehret worden / und meinen alten orden aufs neue angenommen habe. Wer ist dan ursach / (fragte Briane) an dieser neuen bekehrung? Das ist guten teils die Prinzessin von Sidon / (antwortete Aramena) die mir die wunderwerke beschrieben /so / bei der kläglichen einäscherung unsres tempels /sich mit dem bildnis der großen Diana begeben: und da nun euer beider gegenwart dazu gekommen / hat dieselbe / neben meinem verdrus / daß ich einen betrieger geliebet / in mir die begierde wieder angezůndet / mein voriges unschüldiges leben aufs neue zu erkiesen. Was elende saure zeit (finge Briane hierauf an zu klagen) haben wir auf der Kemuelsburg / von dem tage an / ausgestanden / da diese betriegliche hochzeit so gar anderst / als wir vermeinten / hinaus geschlagen / und da wir täglich mit ungleichen zeitungen /von dem ergehen unsrer Aramena abgespeiset werden: bis es endlich sich fügte / daß / nach eurer flucht aus Damasco / wir unsere freiheit erlangten / und gehen dorften / wohin wir wolten. Nun aber hat der gütige himmel / nach so langem und bittrem scheiden / uns wieder zusammen gefůret: wiewol in betrübtem zustand / weil der verlust unsres tempels / auch mit blutigen tränen / nicht gnug von uns kan beweinet werden. Als hierauf die beide ordensschwestern ihr klaggeschrei von neuem anfingen / tr \stete sie Aramena /und sagte: Gebt euch zu frieden / liebste schwestern! Gönnet mir der himmel mein reich / so sol dieser tempel-bau das erste werk seyn / so ich fůrnemen werde: und alsdan wil ich / meine regirung dem Bethuel / zur erkentnis seiner erwiesenen treuen liebe / ůberlassend / [717] der seeligen C \lia platz bei euch wieder bekleiden /und ungeschieden / weil ich lebe / die eure verbleiben.
Alle diese reden h \rte Argob mit an / und aus den selben abnemend / daß / dieser Königin / bei diesem gefassten entschluß / den zustand auf der Kemuelsburg zu entdecken / unnůtzlich seyn würde / änderte er seine meinung / sich ihr zu offenbaren. Doch hoffete er / vor seinem weggehen / noch etwas seinem herrn dienliches auszuforschen / als er die Königin Petasiride neben der Prinzessin von Sidon in die hůtte tretẽ sahe. Demnach verharrete er in seiner stelle / und horchete / was weiter fůrgehen wůrde / da er dan / die Königin von Saba / die von Ninive also anreden hörte: Wie / meine Prinzessin! wollen sie stäts einen betrieger beweinen / und ihm den willen thun / sich seinetwegen so betrübt zu erzeigen? Warům waltet nicht viel mehr ein grosmütiger haß in eurem herzen? und warům folget man nicht meinem beispiel / die ich mehr an rache als an einigen verlust gedenke? Wolten die Könige meinem willen folgen / so solte mir dieser verwegene nicht so lang auf der Kemuelsburg ruhig bleiben und unsere leichtglåubigkeit belachen. Nun aber muß ich gedult üben / da der staat es anderst erfordert. Ich versichere euch aber / Prinzessin von Syrien! ich wil euch råchen / sofern mir die götter mein leben fristen.
Ich bin bereits gnug gerochen / (gabe Aramena zur antwort) da ich seine qual mir fürstelle / die er wird entfinden / wan er sich ungeliebt sihet / und von der Königin / meiner schwester / den verweis anh \ren muß / den seine leichtsinnigkeit verdienet. Dieses ist mir rache genug / und begehre ich nicht / daß ihme etwas härters widerfahre. Ich aber wil ihn todt haben (antwortete [718] die erzůrnte Petasiride) und kan eher nicht ruhig seyn / ich habe dan denjenigen von der welt getilget / der sich berümen kan / Petasiride habe ihn auf verschmach geliebet. Hierauf kamen / die Königin von Elam / wie auch die Prinzessinnen von Ophir und Sidon dazu / und verursachten mit ihrer gegenwart /daß dieses fůr Aramena widriges gespråche sich endete. Weil sie hierauf nicht lang mehr im garten verblieben / sondern wieder nach den palåsten gingen / dahin sie / wegen der Aramena / eine starke wacht begleitet / als begabe sich Argob auch wieder von dannen. Gegen den abend / sahe er die ganze Königliche gesellschaft auser der Aramena und Orosmada / in der Königin von Tyro palast speisen: da er alle reden / die fürfielen / wol beobachtete / und so viel vername /daß / wan folgenden tags der Fůrst Baracheel nicht wieder aus dem lager ankommen wůrde / alsdan die Kemuelsburg nochmals mit aller macht solte angegriffen und gestürmet werden. Dieses alles brachte Argob in eine schrift zusammen / und als die nacht sich eingestellet / verfügte er sich nach der Kemuelsburg: da /auf erteiltes zeichen / der korb hernieder gelassen wurde / darein er seinen bericht legte / und darauf wieder hinweg eilete / um ferner etwas auszuforschen.
Es wurde aber diese nacht / eben wie die vorige /mit stätiger wachsamkeit und bereitschaft verbracht /und als der morgen wieder angebrochen / ließe Baracheel / vom lager wiederkehrend / am tore sich anmelden. Diese post machte ganz Damasco munter /und wurde er von einer unzäligen mänge des p \bels bis vor die Könige begleitet: welche / in das Belochus palast versamlet / sein anbringen mit häftigen verlangen erwarteten. Wie ihme nun / in ihrer und der Petasiride / und aller anwesenden Prinzen gegenwart / zu reden erlaubet war / [719] sahe er seinen König mit augen voll tränen an / und sagte: Ich solte wünschen / daß E. Maj. mich dieses anbringens erlassen m \chten / welches / dero und der andren Könige hohe gemüter gånzlich niederzuschlagen / kan fåhig seyn / wan ich nicht glåubte / daß eine ůber natürliche grosmut / das geschehene unglück zu verschmerzen / sich einfinden werde. Wie / Baracheel! (widerredte der erschrockene Belochus) welch ein fr \mdes anbringen ist mir dieses? Es ist so fr \md und klåglich / (antwortete Baracheel) daß die höchste potentaten der welt darüber zu weinen / sich nicht entsehen d \rfen: und wil ich endlich reden / wan ich erstlich einen absonderlichen befehl deswegen erhalte. Keiner von den Königen hatte den mut / dem Baracheel fortreden zu heisen / und sagte ihrer iedem der sin zu / daß es etwas böses seyn würde. Jedoch aber / wan sie betrachteten / daß ihr liebstes auf der Kemuelsburg wäre / davon ihnen Baracheel nichtes sagen k \nte / fasseten sie sich wieder / und bildete ihm jeder etwas anders ein. Belochus gedachte / es wåre etwan dem Baleus / seinem sohn /ein unglück begegnet. Pharao hatte gleiche gedanken /von seinen beiden söhnen. Beor vermutete eine noch bösere zeitung / als er bereits wuste / aus Canaan zu vernemen. Wie nun endlich der K \nig von Assyrien dem Baracheel befahle / heraus zu sagen / was er wüste / verrichtete der solches folgender massen.
Wie ich / vor zween tagen (sagte er) von E. Maj. mit den beiden Prinzen und den Cussiten ins lager abgeschickt worden / ům so wol den Syrern einen stilstand der waffen anzubieten / als die vorgeschlagene friedenspuncten von dem König aus Cus und der K \nigin von Elassar anzuhören / ware ich wenig stunden im lager gewesen / da entstunde in selbigem[720] ein plötzlicher auflauf / und beweinten alle Syrer den tod ihres K \nigs Aramenes und der Königin. Nach einem so frömden gerůchte mich bässer zu erkündigen / suchte und fande ich einen Syrischen haubtman: mit dem ich eine gute weile zu thun hatte / ehe ich ihn bereden kunte / an stat des klaggeschreies / zu sprechen und mir dieses gemeine anligen zu er \ffnen. Endlich erfuhre ich von ihme / (ô himmel! ich entsetze mich /es zu sagen) daß man vor etlichen tagen / unfern vom lager / einen verborgenen gang unter der erden gefunden / der nach der Kemuelsburg gefůret / den ihr General der Prinz Abimelech ausraumen lassen / und durch solchen weg die Königin von Syrien / wie auch die Prinzessin von Egypten und Seir / aus der burg hinaus holen / dargegen volks genug herein werfen und also der stadt sich bemächtigen wollen. Wie sie nun beide in diesem gange zusammen gekommen /und eben die Prinzessin Andagone von Gerar ihm eröffnet hatte / daß er nicht Abimelech / sondern Aramenes der erbe von Syrien / wåre / sei jählings die erde über sie såmtlich herunter gefallen / und habe sie alle pl \tzlich erstecket und erschlagen.
O ihr götter! (riefe der König von Canaan) ware Ahalibama auch mit hierbei? Dieser Prinzessin / (antwortete Baracheel) wie auch deren von Egypten und dem Prinzen Dison von Seir / ist / neben der K \nigin von Syrien und ihrem erkanten bruder / dieses unglück zugestossen. Eine allgemeine stille entstunde hierauf in dem Königlichen zimmer / und hatte niemand das herz / die drei Könige anzuschauen: die gleich den steinernen bildern unbeweglich blieben /und als ihrer sinnen beraubet / anzusehen waren. Petasiride / den tod des Disons vernemend / der ihn eben zu der zeit betroffen / da [721] er die gr \ste hoffnug erlanget hatte / die Königin von Syrien / auf die erkåntnis ihres bruders / lieben zu d \rfen / bezeigte hierbei mehr freude als leidwesen / und den Mardocentes anschauend / name sie war / daß deme die trånen håufig die wangen herab flossen / daher sie anlaß name / zu ihm zu sagen: Sind das vielleicht freudentrånen / weil ihr nun in eurer liebe hoffen dõrfet / da Dison todt ist? Disons tod / (antwortete Mardocentes heimlich) setzet mich zwar / durch E. Maj. hohe gůte / in einen glůckseligen stand: ich kan aber denselben sonder entfindung nicht vernemen / da er so unvermutet und plötzlich gekommen. Indem schauete Belochus den Baracheel mit nassen augen an / und befahle / sonder etwas zureden daß er seinen bericht vollfůren solte: welches er dan also verrichtete.
Ich finde unnötig / (sagte er) mit beschreibung meiner hierůber entfundenen bestürzung die zeit zu verlieren. Wie mir nun hierauf oblage auf alles ein wachendes auge zu haben / was diese große änderung im lager zu wege bringen konte / vername ich / daß im ganzen lager die uneinigkeit und das mistrauen nicht geringer als wie der schrecken wurde: massen sich alle völker / als die Niniviten unter den Fürsten Barzes und ihrem feldherrn Phalacus / die Ismaeliten unter den Prinzen Jethur / die Cussiten unter den Hezrai / der Celten ein teil unter den Gaisus / das andere unter den Prinzen Baalis / und die Syrer unter ihre Fůrsten sich rotteten / und ein volk für dem andren sich hůtend / ein iedes acht auf seine eigne schanze gabe / ům den abgang des Generals durch ihre vorsicht zu ersetzen. Ich konte demnach selbigen ganzen tag zu keinem gehör gelangen: weil der schrecken und die verwirrung viel zu gros war / als daß man håtte an mich gedenken [722] k \nnen. Der Zameis / des Prinzen von Assyrien hofmeister / war der einige / der mich selbigen abend besuchte / und mir vertraute / daß sein Prinz gesonnen wäre / der Prinzessin Hercinde nach Basan zu folgen: massen auch gestrigen morgens der Prinz selber zu mir kame / und mir seine angelegenheit anbefohle / wegen des Königreichs Ninive für ihn zu sprechen / welches ein punct der vorgeschlagenen friedenshandlung gewesen / ehe dieses große unglück sich zugetragen / und hätte / auf solche bedingnis / die Prinzessin Hercinde ihn zu ehlichen / sich eingelassen. Er klagte mir zwar dabei ihre jetzige ungnade /und wie sie auf / ihn erzůrnet / hinweg gezogen / üm des verdachts willen / den alle welt / wegen der liebe zur Königin von Syrien / auf ihn geworfen håtte. Etliche stunden hierauf / wie der Baleus bereits hinweg war / forderte man mich in des Eridanus gezelt zur verh \r / da ich diesen K \nig / neben der Mirina und den beiden Prinzen aus Egypten / antraffe: die mir die allgemeine verwirrung im lager entdeckten / und sich ferner anerboten / nicht allein frieden zwischen E. Maj. und den Syrern zu machen / sondern auch das K \nigreich Ninive und Meden wieder unter den Assyrischen gehorsam zu bringen. Ich vername hierbey /wie sie wegen der noch übrigen Prinzessin von Syrien / die sich alhier befindet / dahin zieleten / daß E. Maj. deroselben Syrien / üm die Syrier zu vergnügen / auch die Celten und Ismaeliten ihre bundsverwandten zu besänftigen / abtretten solten: welches alles ich so ferne angenommen / daß ich davon berichten wolte /und merkte ich wol / daß der K \nig Eridanus solches am meisten triebe / dem die Syrer darum in den ohren ligen mochten.
Als ich hierauf wieder in mein gezelt gekommen /fanden sich der Husan von Chesed / der Prinz von Hevila / [723] und der von Ammon bei mir ein / und trugen mit auf / in namen aller dreier völker / E. Maj. zu ersuchen / daß sie die jůngere Aramena / als nunmehr Syrische K \nigin / wieder in freiheit setzen / und auf vorerwehnte puncten / das reich Ninive und Meden betreffend / den frieden annemen wolten. Dieses ihr zumuten hielte mich gestern auf: massen ich auch mich gern haltẽ ließe / ům zu nötiger nachricht noch ein mehrers drausen zu erfahren. Wie ich dan hierin nicht fehl gedacht / und nun den bericht mitbringen kan / daß die gesamte Niniviten diese nacht unversehens aufgebrochen sind / nach Ninive zu gehen: weil sie wind bekommen / daß man damit ůmginge / sie unter Assyrien zu bringen. Als diesen morgen selbige zeitung mich nicht wenig befrömdete / erhielte ich in den augenblick noch eine andere / daß nåmlich die Königin Mirina mit den meisten Celten / auser den jenigen / die der Prinz von Ammon vor etlichen tagen ins lager gefüret / nach dem gebirge der Amoriter /unwissend zu was ende / aufgebrochen wäre. Der Prinz Hiarbas kame kurz vor meiner abreise zu mir /und deutete mir an / daß er nach ihrem heer / so in fünfzig tausenden bestehet / und die ihnen / wie auch dem Prinzen Baleus und den beiden Celtischen schwestern zu gebot stehen / hinreisen wolte / ům mit denen sich zu nähern / und den frieden stiften zu helfen. In solchem stande habe ich nun das lager verlassen: und weiß ich fast nicht zu sagen / ob wir noch belagert sind oder nicht / weil alles zerrissen ist / und die Syrer mit den Ismaeliten und Celten zusammen stehen / hingegen die Cussiten sich auch beisammen halten / und / mit den Egyptern / auf der Syrer thun und fürnemen gute aufsicht haben. Es stehet demnach der friede wol in unsren hånden / und wird zu [724] überlegen seyn / ob die erlangung dessen / neben den beiden reichen Ninive und Meden / würdig sein / Syrien dafůr fahren zu lassen.
Ach! gar zu großer verlust! (rieffe hierauf Belochus) der mich unfähig machet / hierin einen raht anzunemen oder zu geben. Als er diß gesagt / stunde er auf / und folgten ihme die beide gleichbetrübte Könige: da sie dan in verschiedenene cabinete sich verschlossen / ům alda ganz allein ihren klagen den freien lauf zu geben / die Belochus ůber der schönen Philominde und Pharao über seiner eignen tochter / Beor aber ůber der Ahalibama verlust / in sich entfunden. Bald hernach begaben sich Pharao und Beor in ihre eigene paläste: da sie sich zu bette warfen / und niemanden / als ihren vertrautsten / g \nnen wolten / selbigen tag vor ihr angesicht zu kommen. Unter diesen ware / bei dem Könige von Canaan / der Thahas und sein bruder / der alte Thebah / der bisher so treulich für des grossen Aramenes geblůte gearbeitet / und mit allen kräften darnach gestrebet hatte / seines verstorbenen K \nigs hinterbliebenen kindern ihrem verlornen tron wieder zu erlangen. Dieser nun wolte schier von sinnen kommen / als er eine so erschreckliche post vername: und da er bisher sich heimlich in seinem herzen genaget / daß es mit der Königin von Syrien nicht nach seinen wunsch ergangẽ war / vermeinte er nun gar zu verzweiflen / da er dieses unglück vernemen müßen. Gleichwie er aber anfangs für die noch ůbrige Aramena gearbeitet / also beschlosse er in dieser bestürzung noch ferner zu thun: wiewol er nicht sahe / wie ohne des Beors hülfe hierzu würde zu gelangen seyn / mit deme doch / wegen so frischer wunde / diesen tag noch nichtes konte geredet werden.
Diese betrübte post breitete sich nun bald ůberall[725] durch ganz Damasco aus: da dan / nicht allein die bedrangte einwoner / sondern auch die Königin von Tyro / die von Elam und die Prinzessinnen Tharasile /Milcaride und Indaride / große betrübnis erwiesen. Solche aber vergliche sich nicht mit dem schmerzen der K \nigin von Ninive / die nicht zu trösten war / als ihr der unvermutete todesfall ihrer schwester / und ihrer liebsten freundin Ahalibama / zu ohren kame: und ob sie gleich / den Dison anzufeinden / vermeinte befugt zu seyn / so fůlete sie doch in sich / daß sie auch jammerte / seinen tod zu vernemen / und daß sie lieber ein långeres leben ihm håtte gönnen m \gen. So eine barmhertzigkeit fande aber nicht in sich die Petasiride / welche hierbei nichts beklagte / als daß Dison den tod nicht von ihrer hand entfangen sollen. Weil nun also ihre rache gegen ihm zu ende war / wandte sie dieselbe gegen ihre abtrůnnige Sabeer / fůrnemlich aber gegen den Casban / der sich von dem Dison verleiten lassen / ihme die Kemuelsburg zu ůbergeben. Um nun diese abtrünnige der gebür nach abzustraffen / wurde sie rahts / die burg nochmals stůrmen zu lassen: wozu ihr Prinz Mardocentes / mit seinen Arabern / sich ganz willig erbote / und lage es nur an dem gutbefinden der Könige und ihrer råte. Weil aber diese /für traurigkeit / diesen tag sich nicht sprechen ließen /als wurde dieses vorhaben auf folgenden verschoben. Also hatte der aufmerksame Argob gelegenheit / diß alles / den abend vorher / durch den herabgelassenen korb / denen in der burg wißlich zu machen.
Wiewol nun diese entschlossen waren / bis auf den lezten blutstropfen sich zu wehren / und durch die erlangte hůlfe der tausend Syrer sich stårker wusten / so sahen sie doch wol daß sie in die länge nicht würden bestehen köñen: weil sie von ausen / bei dem zustand / da der erkante [726] Aramenes tod war / keine hülfe vermuten dorften. Also waren sie mehr verzweifelt / als beherzt / ihr leben bei der K \nigin von Syrien zu lassen. Wie es demnach wieder tag wordẽ / und die betrübte K \nige in der Petasiride begehren eingewilligt hatten / fürete der dapfere Mardocentes seine Sabeer zum stůrmen an: und ob er gleich mehrern widerstand / als er nach des Disons tode vermuten k \nnen / daselbst fande / drange er doch endlich durch die vormals-durchl \cherte mauren / und erstiege die burg; da dan alles von seinem schwerd fiele / und begehrte kein Sabeer das leben / ob es ihm gleich angeboten wurde. Die Königin von Syrien / neben beiden Prinzessinnen / die nun abermals ihrer freiheit sich beraubet sahen / und in der Königin hånde gerieten / waren noch von voriger angst so erstorben / daß sie dieserwegen keine neue bestürzung anzunemen nötig hatten. Sie gingen sofort den siegenden feinden entgegen / ům ihnen dadurch zu verwehren / einige gewalt an ihnen zu begehen.
Des Prinzen von Arabien entsetzung war unbeschreiblich / als er diese so gewiß todt-gesagte drei sch \nheiten ins gesicht bekame: von denen er anfangs schier glauben wolte / daß es der verstorbenen ihre geister wåren. Wie nun die schöne K \nigin ihn also stutzen und sie unbeweglich anschauen sahe / sagte sie zu ihme: Entsetzet ihr euch etwan dafůr / Prinz von Arabien! daß ihr darzu ausersehen seit / mir meine erst-abgelegte bande wieder anzulegen? so wisset daß ich den himmel danke / daß ich in eines so tugendhaften Prinzen hånde geraten bin / der / wan er ja mir meine freiheit nicht erlangen kan / daß ich zu den Syrern hinaus in mein lager komme / dannoch meine fåssel mir hier tragen helfen / und bei aller begebenheit zeigen wird / daß ihme nicht lieb sei / mich [727] und gegenwärtige verlassene Prinzessinnen unter solcher tyrannei zu wissen. Der himmel sei mein zeuge / (antwortete Mardocentes) daß weder ich / noch sonst iemand in Damasco vermutet / solche schönheiten alhier beschlosen zu finden / massen wir sie ingesamt als todt beweint: und wolte ich / hiermit das gegenspiel erfahrend / nich innigst erfreuen / wan ich dabei die macht hätte / nach meinen verlangen die freiheit auszuteilen. Doch werde ich allemal / der sch \nsten Königin von Syrien und ihren unvergleichlichen gefärtinnen / erweisen / daß ich also beschaffen sei / wie man iezt von mir die gute einbildung gesch \pfet.
Diese lezte worte sagte er heimlich / weil viel Assyrier dabei stunden / die sich mit bei diesen stůrmen gebrauchen lassen: die dan / aus unaussprechlicher freude / der K \nigin zu fus fielen / und einer noch håftiger als der andere seine vergnügung erwiese / sie lebendig zu sehen. Diese eileten auch / was sie kunten / nach dem K \niglichen schloßhof / solche gute post den Königen zu hinterbringen: die dan als im traum anhörten / was man ihnen nicht allein von dem leben ihrer liebsten / sondern auch von deren überkommung / fürsagte. Es hatte dieses freud-entsetzen fast so gefärliche wirkungen bei ihnen / als vordern tags die betrübnis: daher sie / weil beides so geschwind aufeinander ankame / fast zu schwach werden wolten / so häftige bewegungen zu ůbertragen. Sie ließen sich eiligst von ihren kammerherren zu wagen bringen / und rennten nach der Kemuelsburg / alwo Mardocentes bei diesen sch \nen gefangenen ihrer erwartet: der dan sich schåmte / diese edelste beute den Königen zu überliefern / die er lieber aus ihren klauen hätte reißen m \gen. Demnach machte er sich gleich unsichtbar /wie er diese alte verliebte ankommen sahe / und beschäftigte sich / seine [728] v \lker / nach diesem erlangten siege / wieder in ordnung zu bringen.
Belochus / sobald er seine Aramena ersehen / eilete ihr entgegen / und war so voll freuden / sie lebendig und in seinen hånden zu wissen / daß er schier nicht wuste / was er tåte. Ist es müglich / (fragte er ohn unterlaß) daß euch / meine schöne! der tod nicht aufgerieben? Der h \chste Gott (antwortete sie ihm / mit großer standhaftigkeit) wil noch nicht / daß ich durch solches mittel meines elends sol entladen werden. Die götter wissen / (versezte dieser verliebte) daß ein so sch \nes leben der welt noch großes vergnügen bringen kan / darum sorgen sie billig fůr dessen erhaltung. Inzwischen die K \nigin von Syrien also mit dem Belochus in widrigem gespräche begriffen war / erginge es der Amesses und Ahalibama nicht båsser: wiewol mit diesem unterschiede / daß Pharao mit jener / als mit seiner tochter / wenig h \flichkeit gebrauchte /massen er / seine väterliche gewalt zu erweisung seiner liebe anwendend / diese seine sch \ne tochter ungescheut küßete; Beor hingegen / ob er gleich fürlängst einen bräutgam bei der andren Prinzessin abgegeben / ihr dannoch alle ersinlichste ehrerbietung bezeigte / und fast unter diesen dreien der furchtsamste liebhaber war / wiewol er das meiste recht fürzuschůtzen hatte. Weil sie aber alle dreie ungeliebt waren / als schiene bei jedem die unzufriedenheit herfür: welches auch die Königin von Syrien mit einer grosmůtigen verachtung / Amesses mit ihren bittren tränen / und Ahalibama mit widrigen gebärden bezeugten. Doch gingen sie gedultig mit zu wagen / und ließen sich wieder nach ihrer alten herberge bringen: da überall / wo sie durchkamen / ein freudgeschrei auf den gassen erscholle / daß man sie nun wieder lebend wuste.
[729] Sie waren kaum abgestiegen / da sahen sie sich von den K \niginnen zu Tyro / Elam und Saba / und den Prinzessinnen Indaride / Tharasile / Milcaride und allem andren frauenzimmer ůmgeben: welche über ihrem widerkehren und leben unbeschreibliche freude von sich blicken ließen. Jederman verlangte nun zu wissen / wie es mit erhaltung dieser dreien zugegangen: und sorgte Belochus allbereit / daß er das leben des Aramenes auch würde vernemen müßen / bis die Amesses / als hierinn die unentfindlichste / alles erzehlte / wie dieser erdfall sich begeben / und wie Casban sie gerettet hatte. Wan unsere lebens rettung /(sagte hierauf die bis in den tod betrübte Königin von Syrien) alhier freude erwecket / so lasse man dieselbe so wol diesen Sabeer / als meinen vettern den Elhanan / geniessen / damit sie ihre freiheit wieder erlangen /die sie in unsren diensten verloren haben. Dem Elhanan sei das leben und die freiheit geschenket! (sagte Belochus zugleich befehlend / ihn los zu lassen) ob aber die Königin von Saba dem Casban gleichfalls begnadigen wolle / solches stehet lediglich bei deren gütigkeit / und habe ich darbei nichtes zu reden.
Nun mein feind Dison gewiß todt ist / (antwortete Petasiride) wil ich der K \nigin Aramena bitte nicht entgegen seyn / sondern auf ihren befehl dem Casban seine straffe erlassen: wiewol es mir sehr schwer fällt / daß er sich von dem verräterischen Prinzen verleiten lassen / der mich vor meinen leuten also zum gesp \tte und gelåchter machen d \rfen. Es hat ja mein armer bruder (sagte Ahalibama) mit dem tode gebůßet / was er wider seinen willen / ům seinen freunden zu dienen / der K \nigin von Saba zu wider thun můßen: darům solte ich wol vermeinen / daß deren unwille sich nun endlich legen [730] könte. Euer bruder / Prinzessin von Seir! (antwortete Petasiride ganz erhitzet) hat sich also erwiesen / daß er nicht würdig war / den namen eines Fürsten zu füren / noch aus dem Assyrischen stammen entsprossen zu seyn: und werde ich den für meinen todfeind halten / der jemals seine thaten zu beschönen / sich wird unterwinden d \rfen. Um dieser bedrohung willen / (gabe Ahalibama zur antwort) werde ich nicht unterlassen / des edlen Disons tugend und ehre gegen aller welt zu erheben / und hat er seinem stande nichts schimpfliches zugefüget / indem er / seinen unterdrückten freunden helfen wollend / sich nicht schůldig erkant hat / die Königin von Ninive ům die von Saba zu verwechslen. Indem trate / sowol der König von Canaan / als die K \nigin von Tyro / dazwischen / üm fernere wortwechselung zu verhůten: und mitlerweile Beor seine Prinzessin besänftigte /zoge Delbois die Petasiride an ein fenster / ům sie zu frieden zu sprechen. Es teilete sich auch hierauf die gesellschaft von einander / und fügte man der K \nigin von Syrien damit / daß man sie allen ließe / weil sie nicht bergen konte / wie sehr sie hiernach verlangte. Also wurde allein die Ahalibama / auf ihr begehren /bei ihr gelassen / und auch der Amesses verg \nnet /diesen zweien ferner gesellschaft zu leisten.
Sie waren nicht lang allein gewesen / da kame die jůngere Aramena neben der Orosmada zu ihnen in das zimmer: von denen die erste ihrer schwester mit ausgespanten armen zuliefe / und die andere solches bei der Amesses verrichtete. Ihre freudentrånen / sie wieder lebendig zu sehen / täten zu erst das wort für sie /die aber nachgehends in trauerzären sich endeten: in betrachtung / was elender zustand sie wieder zusammen brachte. Weil Argob in seinen kundschaften auch erwehnet [731] hatte / was großen unwilen die Königin von Ninive gegen dem Prinzen von Seir in ihren reden verspůren lassen / und wie sie ihr ehmaliges gelübde wieder angenommen / als entfanden die K \nigin von Syrien und Ahalibama / die solches alles wusten / ein doppeltes leiden / sonderlich darůber / daß sie diese edle seele / die schon einmal zum wahren erkentnis gebracht war / also von neuem verleitet sehen solten. Ihr alsbald hiervon zu sagen / fande die schöne Syrerin nicht ratsam / und unterhielten sie einander mit andern gesprächen / den erkanten Aramenes betreffend: den die jůngere Aramena nun mit-beweinte / und sich ferner neben der Orosmada bemühte / den andern dreien mit trost zu zusprechen / und sie zu vermanen /daß sie / wegen dieser verfolgung von ihren alten liebhabern / sich zu frieden geben solten.
Wir beide (sagte Orosmada / auf die K \nigin von Ninive zeigend) wüsten wol ein mittel / wie sowol die K \nigin von Syrien / als die Prinzessin von Seir /ihren verfolgern entgehen möchten / wan solches nur meiner Königin anständig seyn k \nte. Was du damit meinest / (fiele ihr die Königin von Ninive / nicht sonder err \tung / in die rede) kan meine schwester /wegen ihres reichs Syrien / nicht annemen / wol aber Ahalibama / wan sie klug wåre. Worinn dan (fragte Ahalibama) solte wol dieses bestehen? Darinn (antwortete Orosmada für die Königin von Ninive) daß man der Diana gelůbde annåme / und durch solchen guten zweck gestärket / auf mittel bedacht würde /von hier zu entkommen. Dieses lezte / (gabe Ahalibama zur antwort /) ließe sich wol ohn das erste thun. Wie kan aber die K \nigin von Ninive dieses mittel fůrzuschlagen gesinnet seyn / da sie ja viel eines bäßern unterrichtet ist? Ach Ahalibama! (antwortete diese K \nigin seufzend) [732] dein guter fürsatz / mir deinen ungetreuen bruder zu geben / brachte dir und meiner schwester dieses in die gedanken / mich von meinem glauben und gethanem gelůbde abzuleiten: welches aber nun nicht mehr nötig ist / da Disons tod und meine reue mich wieder in meinen vorigen stand gesetzet hat.
Muß ich dan / (finge hierauf die K \nigin von Syrien an) bei aller meiner widerwärtigkeit auch noch diß erleben / daß meine schwester / nach ihrer erleuchtung / wieder vom liecht abfalle und den irrweg ergreife /den sie einmal verlassen? Weder Dison / noch einige weltliche betrachtung / hat mich bewogen / eure bekehrung so begierig zu suchen / sondern der eifer gegen dem himmel / und euch zu dem wahren licht zu bringen / sind ursach hieran gewesen: und wäre gleich Dison unbeständig worden / dessen er doch mit unrecht beschůldigt wird / so solte man sich doch solcher gestalt nicht rächen / da man selber den gr \sten schaden / und zwar an der seele / zu gewarten hat. Vermeinet dan die K \nigin von Ninive / (tåte Ahalibama hinzu) daß mein bruder fåhig seyn können /seine Aramena zu verlassen? Hat es dan nicht die that erwiesen / daß er / ům seine Königin und uns befreien zu können / der K \nigin von Saba geliebkoset? und ist dieses die belonung fůr meinen armen bruder / daß / indem er für uns stirbet / seine Aramena ihren glauben åndert / üm seiner zu vergessen? Ich halte dafůr /(antwortete die K \nigin von Ninive) daß Petasiride so wol / als ich / sei betrogen worden / und daß Dison uns beide nicht gemeinet / sondern meine schwester /die er eher als mich geliebet. Ihr stecket / liebste schwester! (sagte die sch \ne Syrerin) voll gemüts-und seelen-irrtümer / und thut dem edlen Dison / euch selbst und uns allen / gleiches unrecht an. Beweinet[733] diesen treuen Prinzen / dessen ihr große ursach habet /und g \nnet mir / was mir iezt die betrübnis verwehret / euch künftig im rechten glauben wieder fåst zu machen.
Diese worte gingen der K \nigin von Ninive nicht wenig zu gemůte / und beunruhigten sie dermassen /daß sie / an stat der antwort / håftig zu weinen anhube: und stellte sich ihr damals der unschuldige Dison /mit allen seinen sch \nen geschicklichkeiten / so volkommen für / daß ihr der haß gegen ihm auf einmal verginge / und sie nur / fůr den andern ihre liebe zu bergen / sich bemůht erzeigte. Weil aber / wegen des ausgestandenen schreckens / und aller erlittenen angst / die K \nigin von Syrien zu ruhen verlangte / als redte man hievon nicht mehr / und wurde sie mit ihrem frauenzimmer allein gelassen: welches / solang sie auf der Kemuelsburg gewesen / alda beisammen geblieben war / und nun mit innerster freude sich wieder bei ihrer Königin befande. Sie erteilte ihnen allen / auser der Perseis und Merone / einen gütigen blick: diese beide aber / weil sie ihre verråterei erfahren / schaffte sie aus ihren augen. Amesses und Ahalibama folgten ihrem beispiel: bei welcher lezten dan die Königin von Ninive verbliebe / als die sich ja so schwach als die anderen / und die ruhe ihr gleich nötig / befande.
Dieses ausruhen hielte die K \nige ab / ihre geliebten nach mittag / wie sie willens gewesen / wieder zu besuchen: und blieben sie also / fůr übermäßiger freude / so plötzlich ihr glück veråndert zu sehen / ganz unentschlossen / was sie beginnen solten / bis auf den andern morgen: da / auf fleißiges zureden der Assyrischen räte / und sonderlich des Syrischen stathalters Mamellus / bey dem Pharao Uchoreus eine zusammenkunft veranlasset [734] wurde / deren allein die drei K \nige / neben dem Bildat / Mamellus / Baracheel /Petosiris und Thahas beiwoneten. Daselbst nun ůberlegten sie wie man sich dieses großen erlangten glückes gebrauchen wolte / üm dadurch sowol dem staat als der liebe geholfen zu sehen. Nach dem sie alles reiflich erwogen / ward beschlossen / fürnemlich dahin zu trachten / daß niemand im lager erfahren möchte / wie die Königin von Syrien noch lebte: damit hierdurch die vorhabende friedenshandlung nicht schwerer gemacht wůrde. Ferner so solte man die Syrer und einwoner in Damasco / durch verheisung tausend freiheiten und gerechtigkeiten / dahin gewinnen / daß mit ihrem guten willen ihre K \nigin an den Belochus verehlicht würde / wie sie dan deren / und der Ahalibama / wie auch der Amesses / vermälung fůr h \chstn \tig hielten / ehe jener ihr verlobter Fůrst) der große Edom / aus Canaan herzu kåme / und dieser ihre beide brüder / der Amosis und Hiarbas /hiervon nachricht bekämen / und hinternis dazwischen brächten.
Es sorgten zwar die drei verliebten nicht / daß diese zwangheuraten unglücklich seyn m \chten / weil dergleichen geschichten / sonderlich des Königs von Cus / vor augen waren / da solche heuraten nachgehends wol geglücket. Die gr \ste schwerigkeit fande sich /wo man mit der jůngern Aramena bleiben wolte / die das reich Ninive begehrte. Doch machte endlich der König von Assyrien diesen schluß / daß er sie und mit ihr das reich Hemath / an welches der Baracheel einen billigen zuspruch hatte / dem Elihu / des Baracheels sohne / geben wolte: fůr welche unvermutete gnad-bezeigung der Fürst von Bus nicht worte gnug finden kunte / seinem K \nig zu danken / und seine erkentlichkeit satsam an den tag zu geben / daß er / seinen gefangenen [735] sohn / einen K \nig / und zwar einen schwager des grösten weltmonarchen / sehen solte. Um aber den Prinzen Bildat von Chaldea auch zu vergnůgen / wandte sich Belochus folgends zu demselben / und bote ihm / fůr seinen sohn den Prinzen Sinear / die K \nigin von Elam an: der dan nicht weniger / als Baracheel / diese gnade tief erkante. Und vermeinte Belochus hierdurch das mittel gefunden zu haben / seinem K \niglichen stul die k \nigreiche Syrien / Ninive / Elam Hemath und Meden fäst unterwürfig zu machen.
Nachdem diese beratschlagung sich geendet / ware nun ůbrig / das beschlossene zu werk zu richten. Baracheel übername / wieder hinaus ins lager zu gehen / und sowol den Syrern und ihren bundsverwandten / als den Cussiten / anzubringen daß man sich an Assyrischer seite / dieser lezten gethane friedens fůrschläge (doch sonder des reichs Ninive dabei zu erwehnen / welches Baleus sofort regiren solte) gefallen ließe / und der Syrer begehren / ihnen die überbliebene schwester der Königin von Syrien abfolgen zu lassen / wan erst der friede unter ihnen völlig würde aufgerichtet und beschlossen seyn / auch erfůllt werden solte. Ehe Baracheel sich auf den weg machte / verbote er zuvor bei lebensstraffe seinen leuten / die er mit ins lager name / daß sie niemanden / von der Königin von Syrien / noch von der andern beiden Prinzessinnen leben / etwas er \ffnen solten.
Wie dieser hinweg war / name Mamellus ůber sich / mit den Syrern und einwonern in Damasco zu reden / und seines K \nigs verlangen ihnen anzutragen: weswegen der alte Fůrst Hus / wie auch der Zophar / und die fürnemsten aus der stadt / in seinen palast zu kommen / ersuchet wurden. Daselbst nun stellte er ihnen mit großer beredsamkeit für / wie sie den gůldenen [736] frieden in ihren händen håtten / und denselben nicht allein ihrer bedrangten stadt und dem lande /sondern auch dem ganzen Asien / erteilen k \nten /wan sie mit ihrem guten willen geschehen ließen / daß ihre Königin / des großen Belochus gemalin / und durch solches sůsse band / Syrien mit Babel auf ewig verbunden / wůrde. Der alte Hus / so fürlängst dieser meinung gewesen / wiewol er es in seinem herzen anderst gewůnschet / fande nichtes hierwieder zu sagen. Zophar zoge hierzu die schultern / ohne ja oder nein zu antworten. Aber alle die andren / weil sie des kriegs von herzen můde waren / erwiesen sich willig hierzu / und / durch die sůße vertr \stungen des Mamellus von ihrer kůnftigen freiheit / geblendet / widerten sie sich nicht / unter Assyrien ferner zu bleiben /sondern schieden frölich von dannen / und breiteten es sofort durch die ganze stadt aus / daß in wenig tagen friede werden / und man ihre Königin an den Assyrischen Monarchen trauen wůrde.
Wie Belochus diese gute verrichtung des Mamellus vernommen / begabe er sich nach seiner schwester /der K \nigin von Tyro / eröffnete ihr alles dieses / und bate sie / seiner schönen anzutragen / daß sie ihm nach dreien tagen / bei angesezter einweihung der beiden tempel des Osiris und der Isis / die ehliche hand geben wolte. Die K \nigin von Tyro / so ihren bruder in allem gern fugte / gabe ihm hierauf zu bedenken /ob nicht diese angesezte zeit zu kurz seyn würde / der K \nigin von Syrien gemüte zu einer solchen entschließung zu bewegen? massen der todesfall ihres bruders des Aramenes / ihr wenigst neun tage die traur zu halten vergönte. Sie entfinge aber zur antwort: wiedaß der zustand es iezt nicht anderst erlitte /weil / wan man so lang warten wolte / bis Hiarbas /der nach seinen v \lkern gereiset / mit denen zu [737] růcke kåme / oder Baleus aus Basan wieder kehrte / oder der K \nig Marsius mehr hülfv \lker den iezt-bestůrzten Syrern zuschickte / oder diese erfüren / wie die Königin Aramena noch lebte / hierdurch leichtlich alles ihr fürhaben zernichtet und rückgångig werden k \nte. Die Delbois / diese gründe bei sich gelten lassend /name über sich / der Königin von Syrien solches anzubringen / dabei sagend: daß der König von Egypten und der von Canaan ihnen andere freiwerbere bei ihren bråuten verschaffen m \chten / weil sie für keinen / als allein für ihren bruder / zu reden begehre. Belochus ließe ihm solches nicht misfallen / massen er selbst die heurat des Pharao misbilligte / auch seine schwester nicht verdenken kunte / daß sie die heurat des Beors ungern sahe: doch musten sie beides geschehen lassen / weil solches der staat und des Belochus eigennutz erforderte.
Der Königin von Tyro konte / wegen einer sonderbaren andacht / die sie eben auf selbigen tag / im tempel der göttin Gad / abzulegen ihr fürgenommen hatte / der K \nigin von Syrien nicht gleich diese unlustige botschaft bringen / und muste solches bis gegen abend versparen: sie verhieße aber den Belochus / die g \ttin üm glücklichen fortgang dieses seines fürhabens mit anzuruffen. Dieser K \nig wolte solches auch von seinen göttern erbitten / und ginge neben dem Pharao und Beor / nach den Isis-tempel / daselbst anzubeten / auch zugleich alles anzuordnen / was bey der einweihung dieses tempels / der nun v \llig färtig /auf das ansehnlichste und prächtigste solte fůrgenommen werden.
Die sch \ne gefangene befanden sich inzwischen /zu ihrem vergnügen / beisammen: da dan ihre ergetzung meist darin bestunde / daß sie ståts von ihrem elende redten / und selbiges beweinten. Die Fůrstin Dersine / so [738] mit zugegen war / ihre K \nigin von der traurigkeit auf ein par stunden abzubringen / brachte die begebnise der Prinzessin von Egypten und deren von Sidon auf die bahn / die ihnen beiden / so wol zu Ninive / als nachgehends in Elam zugestoßen: und machte damit / daß man hiervon zu reden begunte /und die sch \ne Syrerin den eigentlichen verlauf zu wissen verlangte: fürnemlich um deß willen / weil bei verbrennung des tempels in Ninive sich etwas solte zugetragen haben / das ihrer schwester anlaß geben k \nnen / von den angenommenen rechten glauben wieder abzutreten. Demnach bate sie die schöne Orosmada / als die ruhigste von gemüt / ihr den gefallen zu erweisen / und zuberichten / was ihr und und der Prinzessin Amesses begegnet / seit daß sie von Damasco hinweg gereiset. Diese Prinzessin übername solche erzehlung willigst / und legte dieselbe gleich darauf ab /nachfolgender massen.
Als die Prinzessin von Egypten / vor der nie-erh \rten wut ihres bulerischen vatters / nach Ninive fliehen müssen / stunde es nicht lang an / daß ich gleiche entschliessung zu fassen / durch die K \nigin von Tyro gedrungen wurde: welche / ihren sohn zu heuraten /mich unwürdig erkennend / durch den Cosdron mir an die hand geben ließe / daß ich meine einmal-gefaste meinung nicht ändern / sondern den tempel von Ninive zum aufenthalt erkiesen solte. Dieses nun stårkte mich in meinem vorsatz / und machte mich entschlossen / der bösen welt auf ewig abzusagen / und eine geheiligte jungfrau der Diana zu werden. Ich hatte sobald nicht Ninive erreichet / da er \ffnete ich der ehrwürdigen Cölia mein fůrnemen / und werde nicht allein von ihr und den gesamten jungfrauen freundlich entfangen / sondern auch willigst meiner bitte gewåret / in ihren heiligen orden treten zu [739] dörfen. Wie ich nun bald darauf in ihre kleidung mich begeben / und mein gelübde abgeleget / erwiese sich die Prinzessin Amesses / die wegen des Prinzen Armizars / nicht also /wie ich / diß mittel / den verfolgungen der welt zu entkommen / ergreifen kunte / der C \lia und uns andren so gefällig / daß ihr geg \nt wurde / die geistliche kleidung mit anzulegen: in welcher tracht sie / durch eine aus unsrem orden / die wol mahlen konte / sich abbilden ließe / und solches gemåle dem Prinzen von Ophir zuschickte; mit dem sie / auf verg \nstigung der Oberpriesterin / ståts briefe wechselte / und ihren zustand ihm er \ffnete / auch hinwieder den seinigen / insonderheit aber den glücklichen fortgang seiner waffen / in eroberung seines K \nigreichs / wider ihren bruder / erfuhre.
Wir lebten nun also in guter ruhe / bis das unwesen in Ninive sich angesponnen / welches so sehr überhand name / daß auch unser heiliger tempel nicht verschonet bliebe: massen Ninias / der Fůrst von Ressen / seinen schutz und sicherheit darin suchte / wider den Fürsten von Cale / der ihn belagerte / und die heiligkeit des orts nicht ansehend / seinen feind in allen winkeln zu verfolgẽ / fůr seine kriegsregel achtete. Also wurde in den heiligen platz zu uns hinein gedrungen / da die zu uns geflůchtete nicht weniger angst / als wir im tempel / ausstehen musten. Wie wir nun / diese allgemeine noht von uns abzuwenden /einsmals bei nachtzeit alle / auser der Amesses / die da nicht hinein kommen dorfte / in unsrer heiligen innern capelle / da der großen Diana bild stunde / versamlet waren / und beteten / entzůndete sich pl \tzlich der åusere bau dieses herrlichen wunder-tempels / und geriete sofort in volle flammen: welches uns bewegte /vom gebet abzulassen / und nach diesem unglücke zu sehen.
Sobald wir mit der Cölia den vorderplatz betreten /[740] kame die ersckrockene Amesses auf uns zu gelaufen /und ward verfolget von etlichen gewaffneten månnern / die auch nicht von ihr ließen / ungeacht sie ihre zuflucht hinter die ehrwürdige C \lia name. Diese / so sehr sie auch über dem entstandenen brand / und über der gegenwart dieser manspersonen an einen so heiligen ort bestürzt war / unterließe doch nicht / mit großer herzhaftigkeit / dem v \rdersten von diesen in die arme zu fallen / und ihn dergestalt aufzuhalten. Mitlerweile aber dieser ungleicher streit wärete / kame einer auf mich zu / den ich sofort / weil die brunst die nacht zum tag machte / für den Prinzen von Tyro erkante. Ihme zu entfliehen / name ich gleich die entschließung / mich hinter das wunderbild der großen Diana zuverstecken. Weil ich die Amesses auch mit dahin nemen wolte / als fassete ich deshalben dieselbe eiligst beim arm / und liefe mit ihr / so schnell ich kunte / nach dem inneren tempel: nimmermehr gedenkend / daß Tiribaces / und der Sadrach / welcher der war / den die Cölia aufgehalten / so verwegen seyn solten / diesen heiligsten ort mit ihrer gegenwart zu entehren. Wie wir uns aber kaum hinter die seule der Diana gestellet / und dieselbe nun ůmfasseten / sahen wir den tempel / in welchen noch nie / seit dessen erbauung / einiges mansbild gekommen war / von dem Tiribaces / Sadrach und ihren leuten angefüllet / die ohne ehrerbietung auf uns zudrangen / und uns entfüren wolten. Die große g \ttin / ihr misfallen sehen zu lassen / bewegte sich nicht allein von ihrer stelle /sondern ließe auch von ihrem angesicht helle stralen auf diese ihre entehrere schießen: worbei zugleich ein so häftiges erdbeben entstunde / daß die allerwildesten dadurch in furcht geraten sollen. Aber solches alles wolte bei diesen lieb-verblendeten nichts verfangen / die uns verwegentlich angriffen / aus dem [741] tempel zogen / auf ein schiff sezten / und also mit sich davon fůreten.
Ist diß das große wunderwerk / (fiele alhier die K \nigin von Syrien der Orosmada in die rede) das meine schwester von neuen bewegen k \nnen / abgöttisch zu werden. Ist dan das kein grosses wunder /(verantwortete diese frage / die schöne Niniviten) daß Diana ihre gottheit damit zu erkennen gegeben /indem so ein heller strahl von ihr geschossen / daß die erde gebebet? Ein gr \ßers wunder (versezte die sch \ne Syrerin) solte es gewesen seyn / wan Diana euch beide fůr euren entfůrern håtte schützen k \nnen: dan daß sie solches thun wollen / bezeuget das erdbeben / und der von ihr geschossener blitz / welchen eine onmåchtige gottheit / und zweifelsohn der feind des wahren Gottes / ům die irrende in ihrem unglauben zu stårken / muß hervorgebracht haben.
Indem die jůngere Aramena hierzu stillschwiege /volfürete Orosmada ihre angefangene erzehlung. Amesses und ich (sagte sie) waren fast halb todt / wie wir mit unsrem schiffe über den Hidekel sezten / und /mitlerweile der edle tempel ganz und gar abbrente / in der nacht unsren entfůrern folgen musten: die dan alleben \tigte anstalt dazu gemacht hatten / wågen in bereitschaft zu halten / ům damit uns aus den reich Ninive nach Elam hinweg zubringen. Weil diese gewalt sich keines wegs entschuldigen ließe / als entfinge Tiribaces so wenig bei mir / als Sadrach bei der Prinzessin Amesses / ein gnädiges gehör; und wiewol sie / zu ihrer entschuldigung / die gr \ße und håftigkeit ihrer liebe fürschüzten / so verfinge doch solches alles bei uns nichtes: massen ich auch dem Prinzen von Tyro /nicht die ehmalige hochachtung fůr seine person /sondern vielmehr / der [742] Amesses beispiel folgend / soviel ich nur konte / meinen haß bezeugte. Also hatte dieser Prinz wenig nutzen davon / daß er mich im tempel der Diana bekommen. Wir setzeten nun / allerseits unvergnůgt / unsere reise fort / bis nach Elimais: welches dem Sadrach willigst die tore \ffnete / auch ihn als ihren herrn aufname und verehrte. Der große und bekante aufstand / den er folgends wider der Elamiten rechte Königin / die Lantine / erreget / war anfangs so glücklich für ihn / daß er in kurzer zeit die vollkommene gewalt in selbigem reich erhielte / und nun nach eigenem belieben schalten und walten dorfte. Durch diese erlangte hoheit / hoffete er bei der Amesses bäßer gehör zu erlangen. Aber sie bliebe /einen weg wie den andern / hart und widerspenstig gegen ihm / und bestunde darin aller ihr trost / daß sie auf die eiligste rettung von Armizarn ihre hofnung gegrůndet hatte.
Solche ihre hoffnung / war auch die meinige / daß nåmlich ihre befreiung meine erl \sung wůrde mit zu wegen bringen. Mitlerweile wir nun einander trost einsprachen / und uns mit gedult rüsteten / kame auch Laristenes mit Assyrischen völkern in Elam; deme der verschlagene Sadrach / also zu begegnen wuste / daß sie beide eins wurden: massen er sich anstellte / wiedaß alles / was er in Elam fürgeno en / dem Assyrischen König zum bästen gemeint wäre. Wie aber der Hadoran / von wegen der K \nigin Lantine / in Elam erschienen / und die Elamiten dadurch aufgemuntert wurden / ihrer rechten K \nigin zu dienen / fielen nach und nach die großen stätte in Elam dem Sadrach ab /und spielte der dapfere Hadoran überall den meister: daß dan uns in Elimais keine geringe freude zu vernemen war / und musten unsere ungeliebten mit höchstem schmerzen hören wie wir ihren widersachern alles gute glůck anwůnscheten.
[743] Weil aber der Prinz Tiribaces des Sadrach beginnen in seinem herzen nie gebilligt / auch so wenig an dem brand des tempels in Ninive / als an der aufruhr in Elam belieben getragen / sondern nur / aus ermanglender eigenen macht / sich solcher gelegenheit mit bedienet / mich aus einen orte hinweg zu nemen /dahin ich / seiner einbildung nach / nicht gehörte: als fiele es ihm die länge sehr schwer / des Sadrachs freund zu bleiben / und hielte er es gegen die tugend zu seyn / seiner schwester / der Königin Lantine / an die Elamitische krone habendes recht zu widerfechten / und ihren rebellen bedient zu seyn. Demnach wandte er sich plötzlich von dem Sadrach ab / als der sich zu Hala befande / (doch sonder einige untreu hierbei zu begehen / weil er ihm allemal in die augen gesaget /daß er sein unrechtes thun schelten můste) und gesellte sich zu dem Hadoran / der mit seinem heer unferne von Elimais stunde: von dar aus ließe er mir / durch den Borgias seinen hofmeister / entbieten / was er für eine entschließung gefasset / und und wie er wünsche / daß ich auch mir m \chte gefallen lassen / Elimais zu raumen / und ihm in des Hadorans lager nach zu folgen. Borgias / der eine vollkommene creatur der Königin von Tyro ist / brachte mir des Prinzen ansinnen dergestalt an / daß er meinen gegen ihm erweisenden widerwillen nicht sehr tadelte / auch / auf mein veranlaßen / mir an die hand gabe / daß ich wol / neben der Prinzessin Amesses / heimlich nach Syrien entkommen könte / wan mir nicht gefiele / ferner in Elam zu bleiben.
So willig ich nun diesen raht anname / so lächerlich kame mir darbei für / daß des Tiribaces eigener bedienter mir ein solches anbringen täte. Wie ich nun mit der Amesses hierauf alles abgeredet / die wol nichtes [744] höher / als aus des Sadrachs klauen zu entrinnen / verlangte / betrogen wir den guten Tiribaces wieder / zu vergeltung seiner entfůrung aus Ninive /und bedienten uns zwar seiner eigenen leute und mittel / aus Elimais zu entkommen: als er aber uns bei dem Hadoran im lager zu entfangen vermeinte / wandten wir uns auf die andere seite / und eileten mit großen tagreisen fort / in Syrien zu kommen. Aber das neidische glück brachte uns bald wieder ům diese erlangte freiheit und schickte uns den Petosiris mit seinen Egyptern in den weg / der uns gefangen nehme /auch / ungeacht alles widerstandes der Syrischen völker / die unterwegs auf ihn stießen / uns hier in Damasco einbrachte / und in verstellter kleidung dem K \nig von Egypten überlieferte: und geschahe solches eben damals / als auch die sch \ne Königin von Syrien / neben ihrer schwester und den andren Prinzessinnen / ihren verliebten K \nigen in die hände gerieten.
Das Königreich Elam / wie wir unterwegs erfahren / stehet nun seiner K \nigin v \llig zu gebot / und ist Sadrach / wie man sagt / in einer schlacht / die er dem Hadoran geliefert / ůmgekommen. Aber der Prinz Tiribaces sol auf dem weg seyn / mit einem ansehnlichen heer Elamiten zu uns zu stoßen: wiewol ich hieran zweifele / und eher glåube / er werde zu den Syrern ůbergehen. Die Königin von Tyro / die wegen seiner wiederkunft in fr \licher hoffnung schwebet / würdigte mich nicht ihrer ansprache: onzweifel aus beisorge /sie m \chte von mir vernemen / daß ich ihren sohn liebte / dafůr ich ihr doch gern eine versicherung geben wil; massen ich nimmermehr mein der großen Diana gethanes gelůbde zu brechen begehre / und die welt so böse finde / daß [745] ich nicht länger / als ich iezt gezwungen thun muß / dann zu leben verlangen werde.
Hat dan die weiße Eurilinde (finge hierauf die Königin von Syrien an) die Prinzessin Orosmada in ihrer jugend nicht bäßer unterrichtet / noch sie gelehret /daß wir nur einen Gott haben / den wir verehren müssen? Die Eurilinde / deren königlichen stand die K \nigin von Ninive mir eröffnet / (antwortete Orosmada) hat mir freilich von diesem Schöpfer der welt viel fůrgesaget: weil ich aber nachgehends am Sidonischen hofe mehrern unterricht bekommen / daß nåmlich unter ihme die gerecht-verstorbene tugend-menschen k \nnen vergöttert werden / als vermeine ich nicht / daß dem grösten Gott an seiner ehre etwas abgehe / wan auch ich die unter-g \tter und g \ttinnen verehre. Wer versichert euch aber / (fuhre die K \nigin von Syrien fort zu fragen) daß diese verstorbene /g \tter seien / die ihr dafür erkennet / und daß die ehre / die ihnen erwiesen wird / dem höchsten Gott gefalle. Der gebrauch / (antwortete Orosmada) und die ganze welt! Habt ihr aber (fragte die schöne Syrerin) dieser wegen kein eigenes gebot auf zu weisen / das euch köñe sicher in eurem glauben machen?
Wie nun Orosmada hierauf nichtes fürzubringen wuste / fuhre die Königin also fort: Unsres vatters Noe gesetze / so noch bei uns vorhanden / welches er seinen kindern auf dem gebirge Ararath gegeben / lehret hievon viel anders / und gebeutt ernstlich / daß wir einen Gott allein ehren sollen / und daß den / der andren g \ttern folget / der H \chste straffen wolle. Vermeinet ihr dan / es wisse iezt die welt den willen Gottes bäßer / als damals / da Noa / sein auserwehlter /gelebet? Wie nun Orosmada hiergegen nichtes zu sagen wuste / schauete die Königin von Ninive sie an / und sagte: [746] Warüm seit ihr iezt so stum / Prinzessin von Sidon! da ihr doch ehmals soviel fürzubringen wustet / mich zu ůberreden / daß ich / üm an dem Dison mich zu rächen / meinen alten glauben hier wieder annemen solte? Ich finde nun / (antwortete Orosmada) daß ich zu schwach bin / gegen die K \nigin von Syrien dasjenige zu behaubten / was der meiste teil der welt mit mir glaubet / und das ich schwerlich verlassen werde / da ich es meinem sinne so gleichförmig befinde. Ein gelübde / nicht zu heuraten / (sagte die K \nigin von Syrien) kan man wol thun / sonder abg \ttisch zu werden: wiewol die liebe des tugendhaften Prinzen von Tyro billig ein andres raten solte /und finde ich nichtes / als eine harte mutter / die dieser liebe entgegen ist / die sich aber bald bequemen wird / wan sie der Prinzessin von Sidon unschuld /und daß ihr in ihres vatters hause zuviel geschehen /vernemen wird.
Nicht allein die harte mutter / (antwortete Orosmada) ist hierinn entgegen / sondern noch mehr der ehmals-geliebte Adonias / den man mich solang für todt beweinen lassen / und dessen leben ich erst kürzlich wieder erfahren habe. Als ihr / werte Prinzessin! (versezte die Königin von Syrien) in Ninive euer gelůbde annamet / wustet ihr noch nichtes von dem Adonias: und hätte damals die K \nigin von Tyro ihres sohnes liebe gebilligt / wůrdet ihr euch schon gütig für ihn erkläret haben. Was ihr nun einmal für ihn zu thun gewillt gewesen / davon lasset euch ein so geringes /das sich bald ändern wird / nicht abhalten. Wir kommen ganz ab von dem ersten zwecke / (sagte Orosmada) ha wir von dem rechten Gottesdienst redten. Weil meiner schwester liebeseifer (antwortete die Syrische Königin) sie den rechten glauben verlassen gemachet / auch [747] die Prinzessin Orosmada nur darům der Diana so gewogen worden / ům an dem unschůldigen Tiribaces rache zu ůben / als bin ich eben so gar weit nicht von unsren zweck abgewichen / da ich dieses dem Prinzen von Tyro zum båsten geredet.
Wolte der Himmel / (finge die K \nigin von Ninive hierauf seufzend an) daß man / dem armen Dison zum båsten / mir auch etwas fůrsagen k \nte! wie gern wolte ich doch meinem begangnen fehler erkennen /und bereuen! Solches werdet ihr ja / liebste schwester! ohne das thun / (antwortete ihr die von Syrien) und so wol von euch selbst / als von unsrem K \nigreiche / den zorn des Höchsten / durch herzliche bereuung eures begangenen groben versehens / abwenden helfen. Der himmel ist schon mehr als zu viel /wegen abgötterei / über das arme Syrien und ůber unser haus / ergrimmet / wie solches / nicht allein aus ietziger kriegsflamme / sondern auch aus dem klåglichen fall des liebsten Abimelech / unsres erkanten bruders / und des edlen Disons / erhellet / welche uns also entzogen worden / nun Syrien ihrer hülfe am höchsten benötigt ware: und wan der himmel uns nicht sonderlich hilft / auch ehest einige rettung uns zuschicket / so ist es mit uns allen gethan und verloren.
Indem wurde ihr von der Siringe angemeldet / wiedaß die K \nigin von Tyro / sie zu besuchen kåme. Es schoße ihr gleich auf das herz / daß diese K \nigin ihr etwas widriges würde anzubringen haben. Wie sie nun die augen getrocknet / weil des Abimelech wertes angedenken / ihr am ende ihrer rede die tränen häufig ausgepresset / machte sie sich bereit / die Delbois zu entfangen. Selbige stellte sich auch bald ein / und /soviel andere bei ihr antreffend / name sie die Syrerin bei der [748] hand / und ginge mit ihr in ein cabinet. Nachdem sie daselbst sich verschlossen und zusammen gesetzet / sahe die von Tyro eine gute weile diese K \nigin an / und begunte endlich sie also anzureden: Wan ich euch sage / liebste K \nigin! daß ich von meinen bruder komme / so werdet ihr / als ich glåube / mein anbringen leicht erraten können. Der König von Assyrien (antwortete die betrübte Syrerin) kan mir so viel gutes / auch so viel böses / sagen lassen / nachdem er seiner gůte oder seiner macht über mich zu gebrauchen begehret / daß ich nicht weiß / auf was ich hiervon raten solte. Wan ihr (fuhre Delbois fort) die ungemeine häftige liebe betrachtet / die mein bruder auf eure schönheit geworfen / so zweifele ich nicht / ihr werdet es ohne befr \mdung anhören / daß ich euch iezt den tag ankündigen muß / da ihr K \nigin von Assyrien / und mein bruder König von Syrien / werden sollet.
Kan ich dan dieses / (antwortete die schöne Aramena ganz beängstigt) ohne befrömdung anhören /daß mein und der meinigen todfeind bei mir darf liebe fůrgeben / und in der hoffnung stehet / dieselbe zu erlangen? Fället kein solches urteil / (antwortete die K \nigin von Tyro) von dem K \nig zu Assyrien / als solte der euer und eures hauses todfeind seyn. Ob schon vergangene dinge euch dessen erwehnen machen / so ist doch nun alles veråndert / und dieses kein zeichen einiger feindschaft / daß Belochus die schöne Aramena in sein ehbette begehret. Wie kan ich einige liebe daraus erkennen / (gabe die schöne Syrerin zur antwort) da man mich hier gefangen hält / da man mein K \nigreich mit kriegesmacht überzogen / da man auf Ninive einen gefärlichen anschlag gehabt /und noch neulich meiner schwester / selbige für den Aramenes von Syrien haltend / [749] listiger weise nach dem leben getrachtet? Suchet man so wenig grosmut bei mir? und kan man sich wol von mir einbilden /daß ich die freiheit der Syrer samt der meinigen also liederlich in die schanze schlagen / und in dieses anmuten willigen werde? Werteste Aramena! (antwortete Delbois / dieselbe bei der hand fassend /) die götter haben euch in einen solchen stand gesetzet / daß meines bruders macht und habende gewalt alhier begehren kan / was sie wil / und wolte ich nicht gerne / daß / auf ein vergebliches versagen / die schöne Königin von Syrien müste gezwungen werden / die Assyrische kron aufzusetzen.
Was! (sagte die Königin von Syrien / ganz entrüstet) wil man mir / einer freien K \nigin / vom zwang fürsagen / die ich so viel tausend Syrer / neben vielen meinen großen bundsverwandten / hier nahe an den mauren stehen habe / welche noch nicht / uneracht ihres großen verlustes / so onmächtig worden sind /daß sie mich nicht solten wieder in freiheit setzen können? Nein warlich! Belochus kennet des großen Aramenes tochter noch nicht recht / wan er vermeinet / daß sie sich schrecken lasse. Seit ihr eine große K \nigin / (antwortete Delbois) so wisset / daß Belochus noch ein gr \ßerer König ist / weil ihm das glück die große Königin von Syrien in seine gewalt geliefert. Es thut mir leid / daß ich euch überdas verkündigen muß / wie daß es drausen im lager nicht also zustehet / als ihr wol vermeinet / sondern daß die Assyrier daselbst ja so viel gute freunde als die Syrer haben. Bedenket euch demnach wol / was ihr durch mich für eine erklärung meinem bruder erteilen wollet: der mich an euch schicket / und euch zu wissen thut / daß / bei des Osiris und Iris großer tempel-einweihung / er euch zur Babylonischen Königin machen [750] wil / und ist die zeit von heute an ůber drei tage fest gesetzet / darinn dieses geschehen sol. Keine menschliche gewalt / kan oder mag dieses vornemen hintern: der himmel wird es auch nicht thun / weil es gerecht und gut ist. Wofern euer armes land / und so vieler tausende blut / euch tauret / so werdet ihr / also den frieden zu stiften / nicht ausschlagen / und aller welt zeigen / daß sich die schöne Aramena überwunden /und ihrem reiche zum bästen / eine ihrem gemüte sonst-unanständige heurat angenommen habe.
Nachdem die Königin von Syrien diesen vortrag eine weile bei sich ůberleget und erwogen / seufzte sie tief / schauete gen himmel / und sagte: Ach dapfrer Abimelech! mutiger Dison! wer hilfet mir nun / da ihr nicht mehr verhanden seit? O küner Cimber / der du neben diesen beiden der dritte warest / mich dortmals von den grimmigen leuen zu erretten! wo bleibest du iezt mit deiner hůlfe? sihe / wie deine Aramena von aller welt verlassen ist / und ůberdas sol genötigt werden / dasjenige / so ihr bittrer als der tod ist / einzugehen! Indem diese schöne also klagte / erweckte sie ein so großes mitleiden in der Königin von Tyro gemůte /daß sie / so gern sie auch diese vereinigung zwischen Babel und Syrien sahe / dennoch darüber weinen muste. Weil es aber nicht anderst seyn kunte / fuhre sie fort / ihr zu zureden / und sagte: Eure weltbekante grosmut wird euch dißmal nicht stecken lassen / und wisset ihr ohndas wol / daß unsers gleichen nicht nach wilkůr / sondern nach erforderung des staats /heuraten můßen. Ich wolte solches gern wissen und übernemen (versezte die Syrische K \nigin) wan es der staat von Syrien erforderte: deme aber hingegen /durch dieses beginnen / mehr geschadet als geholfen[751] wird / indem die Babylonische dienstbarkeit dadurch auf ewig diesem Reich aufgebürdet bleibet.
Hiermit schauete sie die K \nigin von Tyro ganz beweglich an / und sagte ferner: wan ich von der gunst / die ich vor deme bei der Königin von Tyro gehabt / noch das geringste zu genießen habe / so bitte ich / üm derselben willen / sich meiner zu erbarmen /und diesen zwang von mir abzuwenden; massen ich mich lieber / zu sterben / als dieses einzugehen / erklåren werde. Versichert euch / liebste K \nigin! (antwortete Delbois) daß / wan es in meiner macht stůnde / ich euch hierzu nicht zu bereden begehren wolte. Nun aber ein verliebter Monarch / der hierbei nichtes als seine liebe anhöret / hierinn zu walten hat / so kan und weiß ich euch unmüglich zu helfen / als blos mit diesem einrat / daß ihr euch ůberwindet / und durch ein unzeitiges nein euren zustand nicht schlimmer machet. Hierauf name die schöne Aramena ein ganz andres wesen an sich / und sagte zu der K \nigin von Tyro: Wolan! so wird man mir doch eine nacht bedenkzeit g \nnen / und morgen sol der König von Assyrien meine erklärung vernemen. Diese worte erfreuten die alte Delbois so sehr / daß sie zu verschiedenen malen die K \nigin von Syrien ümarmte / und ihr zu dieser bedenkzeit gute gedanken anwünschend / von ihr abschied name / üm dem König ihrem bruder diese vor-antwort zu ůberbringen.
Dieser verliebte wartete ihrer mit unbeschreiblichen verlangen / und hatte ihm keine so gute erklärung / als er nun vername / nicht eingebildet: wiewol sein fürsatz fäst bliebe / auf ermanglende und nicht zureichende gůte / sich seiner gewalt zu bedienen. Wie er dan / zu dem ende / alle wachten üm der Königin palast verstärken lassen / und hart anbefohlen / keinen einigen menschen [752] mehr zu ihr zu lassen: daher auch ihr eigene schwester / die jůngere Aramena / wie auch die Prinzessin von Sidon / von ihr bleiben musten /und ward dieses verbot sofort auch allem andren frauenzimmer angekůndet. Weil dem Beor / zu Salem /seine braut ehemals so listig entkommen / als hatte er den Belochus gewarnet / sich wol fürzusehen / daß es nicht auch dißmal also ergehen möchte: und kame der eben / neben dem Pharao / zu dem Belochus ins gemach wie die Königin von Tyro / die antwort der schönen Aramena ihrem bruder fůrgebracht hatte.
Belochus sahe diesen beiden verliebten an / daß sie übel zufrieden seyn můsten / und fragte nach dessen ursache / sobald die Königin von Tyro abgetretten. Er h \rte hierauf den Pharao klagen / wiedaß er gleich iezt von seiner tochter kåme / die er auf keinerlei weise bereden k \nte / sich mit ihme trauen zu lassen /und hätte sie sich dergestalt kläglich erwiesen / daß er nicht länger bei ihr verharren k \nnen. Eine gleichmäsige beschwerung fůrete Beor / über seine Ahalibama. Endlich dienete diesen dreien verliebten Königen dieses zum troste / daß ihre habende gewalt das ersetzen k \nte / was man ihnen mit gutem willen versagen wolte. Wie sie nun den abend beisammen verblieben /und auf des Baracheel wiederkunft aus dem lager vergeblich gewartet hatten / der ihnen durch seinen waffentråger bei spatem abend hinein entbieten lassen /wiedaß / wegen eines sonderbaren fůrfalles / er den folgenden tag erst wieder hinein ko en k \nte / begaben sie sich in ihre paläste zur ruhe: mit den süßen gedanken sich weidend / die ihnen die eheste besitzung ihrer so geliebten sch \nheiten vorstellte.
Die K \nigin von Syrien immittels / die keinen trost hatte / als an ihre beide trostlose leidgesellinnen / [753] die Amesses und Ahalibama / welchen man alleine noch /neben ihrem frauenzimmer / sie zu besuchen verg \nnet / überlegte / nachdem sie sich in ein cabinet verschlossen / bei sich alles dasjenige / so in ihrem ietzigen zustande zu bedenken war. Indem sie erstlich alle menschliche hülfe / die sie mochte zu erwarten haben / ihr fürstellte / fande sie / daß solche auf ihren Syrern / auf dem König von Basan / und auf dem von ihr geliebten Cimber / dem Tuscus Sicanus / bestehen würde. Die erste hülfe der Syrer / ware ihres ermessens viel zu schwach / da deren General / ihr ehmals-geliebter Abimelech / nicht mehr vorhanden / und sie also keinen dapfren anfůrer mehr hatten. Die andre aus Basan / dauchte ihr viel zu gefärlich / weil sie selbiges K \nigs liebe wuste / und also in der lebensverfolgung nur person wechseln wůrdẽ. Wiewol der Marsius nicht so zuwider / als der Belochus / war / und so es immer möglich seyn können / daß sie / nach ihres Abimelech tode / einen andern / als den Cimber / zu lieben sich entschließen sollen / würde die wahl eher auf den tugendhaften Marsius / als auf den tyrannischen Belochus / gefallen seyn. Die dritte hülfe des Cimbers / wäre ihr wol die liebste und angenemste gewesen: sie hatte aber zu selbiger die schlechteste hofnung / weil sie nicht wuste / wo dieser Cimber geblieben / und anders nicht vermuten kunte / als daß er bei seinen Aborigenern auf dem Riphatischen gebirge sich befinden / oder wol gar / aus zweifelmut / nach Celten m \chte entritten seyn.
Wie sie nun / in diesem ihrem unglůck / alle menschliche hůlfe zerrinnen sahe / wandte sie sich lediglich zu dem himmel / und begunte ihr niedergeschlagenes gemüte damit aufzurichten / daß ihrem Gotte kein ding unmöglich wäre / und er sie gar leicht durch ein wunderwerk [754] erl \sen und aus des Belochus hånden befreien könte. Ob aber deme solches würde beliebig seyn / daran finge sie kurz hernach an zu zweiflen / indem sie ihr fürstellte / daß auf ihrem haus und vatterland ein sonderbarer fluch haftete / und daß der himmel ihr kein zeitliches glück und wolergehen g \nne / weil ihre vorfahren sich und ihre nachkommen dessen verlustig gemacht hätten. Demnach begabe sie sich alles zeitlichen / sagte der eitlen welt ganz ab / in glåubiger hoffnung / daß Gott ihr in jener welt die vergnügte ruhe geben wůrde / die sein unerforschlicher raht ihr auf erden nicht nützlich erkante.
In solchen gedanken verlangte sie nun nach dem tode / den sie ihr ganz süße fürstellte / in betrachtung / daß der sie zu ihrem Abimelech und zu ihrer C \lidiane wieder bringen wůrde. Das einige andenken des Cimbers / machte sie noch etwas unruhig: doch schluge sie auch solches aus dem sinne / ihr fürbildend /daß es doch dem Cimber erträglicher seyn wůrde / sie in des todes / als in des Belochus armen zu wissen. Wie sie aber / als eine rechtgläubige / ohne sünde den tod suchen solte / das war das meiste / so sie unschlůßig machte. Es ware ihr / in gegenwart der K \nigin von Tyro / eingefallen / wie sie an dem g \tzenbilde der Isis / wan deren einweihung geschehen wůrde /sich vergreifen und also den unvermeidlichen tod auf sich ziehen wolte. Dieses fürnemen zoge sie nun in reifere und fernere betrachtung / und fande endlich /daß ihr glaube ein solches erforderte / und daß sie /ohne große sünde / nicht ferner den heidnischen gebråuchen beiwonen / noch vor dem Isis-bild niederfallen könte / welches / wie sie wuste / durch ein allgemeines gebot / bei lebensstraffe / wůrde anbefohlen werden.
Sie hatte eben / nun ganz ruhig und getrost / dieses[755] fürnemen bei sich fåst gestellet / als die Amesses und Ahalibama ganz voll tränen zu ihr hinein traten. Die munterkeit / die die sch \ne Syrerin an sich genommen / leuchtete so sehr aus ihrem wesen herfür / daß diese beide ankommende Prinzessinnen sich nicht gnug darob verwundern kunten / und bewegte solches die Ahalibama / zu ihr zu sagen: Wie / allerliebste K \nigin! finde ich E. Maj. ietzo so munter / da so große noht vorhanden ist? Die noht ist nicht so groß (antwortete sie) daß nicht ein großer entschluß dieselbe solte überwinden k \nnen. Ach! wan man nur den tod (sezte Amesses hinzu) ohne sünde befördern d \rfte /wie gern wolte ich doch meinem getreuen Armizar seine Amesses unbefleckt aufopfern! nun aber weiß ich / aus der edlen C \lidiane lehre / daß uns ein solches zu thun verboten ist. Eigne hand an sich legen /(gabe die Königin von Syrien zur antwort /) ist sůnde und verboten: der himmel hat mir aber ein mittel gewiesen / dadurch unsere verfolgere selber / wider ihren willen / sollen gedrungen werden / uns t \den zu lassen.
Uber diesen vortrag der Königin blieben sie beide stum / und gaben ihr damit zeit / sich ferner zu erklären. Es ist (sagte sie) über drei tage / bei einweihung beider Egyptischen tempel / unsere ungereimte trauung an die drei K \nige angesetzet: da dan / wie ich gewiß weiß / ein gebot ergehen wird / daß iederman vor dem Osiris und der Isis niederfalle / und sie als götter anbete; mit der bedrohung / daß der / so sich dessen weigern würde / wer er auch sei / ohn alle gnade sol verbrant werden. Dieses gebot haben die in Damasco sich befindende Syrer schmieden helfen /ům also die verehrung dieser Egyptischen g \tter ernstlich einzufůren: und weil solches die drei Könige mit beschworen / als können sie ihren eid nicht wiederruffen. Seit ihr nun gesinnnt vor diesen [756] götzenbildern niederzufallen / und ihnen göttliche ehre zu erweisen? Weil die Amesses und Ahalibama leicht abnemen kunten / wan sie wůrden nein sagen / was die K \nigin fůr einen schluß davon machen wůrde / schwiegen sie still zu dieser frage / und hörten / mit nicht geringer verwunderung / die sch \ne Syrerin ferner also reden: Gott weiset mir / daß ich bisher mich versůndigt /indem ich meinen glauben heimlich gehalten / und den nicht vor der welt bekant habe. Ich wil demnach solches bei dieser gelegenheit thun / und aller welt zeigen / daß mich die furcht des todes nicht abhalten mögen / \ffentlich zu bekennen / daß ich den wahren Gott einig und allein bekenne und verehre.
Da aber der tod (widersprache Ahalibama) gewiß hierauf erfolgen sol / wie kan die sch \ne K \nigin von Syrien also ihr anvertrautes reich verlassen? Ich diene Syrien hierin / (antwortete sie) weil dadurch der tyran von Babel den zweck verlieret / durch ehlichung meiner person sich dieses trones meister zu machen: welcher durch meinen tod auf meine schwester fållet / die vielleicht ein båßeres glůck als ich erleben wird / üm Syrien wieder von seinem joche frei zu machen. Wil man aber (fuhre Ahalibama fort zu fragen) so fürsetzlich den getreuen Cimber betrůben? Welches wird ihm größere qual seyn / (fragte sie hinwieder) die Aramena als die seinige tod / oder lebendig eines andern / zu wissen? Vergnüget euch nicht mehrers /Prinzessin von Seir! daß euer Elieser todt ist / als wan er lebte und ein andre liebte. Ich gestehe solches gern: (versezte Ahalibama) wan aber hier noch hülfe zum entkommen vorhanden wåre / solte man gleichwol sich also in den tod stürzen? Wan ich alles / (sagte Aramena) und meine obliegende gebür erwåge / so finde ich nicht / wie ich bei der tempel-einweihung[757] anderst verfahren k \nte / als wie ich iezt gesaget; und wåre schon die lust zu sterben nicht bei mir / so můste ich doch / als eine rechtgläubige / mich also erweisen.
Man könte aber wol / (versezte hierauf Amesses) von den heidnischen gebrauchen hinweg bleiben / und vorher seinen glauben kund machen. Wůrdet ihr aber / sch \ne Prinzessin! (erwiderte die Königin) hierdurch euch von der heurat des Pharao erledigen? Wan ganz keine hülfe vorhanden / (versezte jene) so wil ich lieber den tod / als diese schändliche ehe / begehren. Habt ihr beide dan hoffnung / (fragte hierauf die K \nigin) daß einige hůlfe uns widerfahren k \nne? Ich bin (antwortete Ahalibama) so mancher gefahr meine lebtage entkommen / daß ich iezt noch nicht allen mut kan sinken lassen: doch begehre ich willigst zu sterben / wan meine K \nigin bei diesem fůrsatze verbleibet. Lasset zu deme uns entschließen / (sagte die schöne Syrerin) was uns obliget und gebüret: wil uns dan der H \chste erretten / so wollen wir etwas so unvermutetes von seiner hand annemen / sonst aber uns freudig erweisen / dieser eitlen welt gute nacht zusagen. Was mich auf dieser welt zu bleiben reitzet /(gabe Ahalibama zur antwort) ist so gering / da ich meine liebste freunde verloren / daß ich deswegen keine stunde zu leben begehre. Aber die grausamkeit eines gewaltsamen todes schrecket mich nicht wenig /und machet mir vor der qual / nicht aber vor dem tode / grausen. Um die ehre seines Gottes sterben / (antwortete die Königin) ist so rumwürdig / daß alle marter dargegen gering zu halten. Und wer sich dem himmel opfert / achtet nicht / wie er von dem leib komme. Eine so grosmütige fůrgångerin / (versezte Ahalibama) als wir haben / ist tüchtig / alle menschliche furcht zu benemen: und bin ich meines teils ganz [758] bereit / meiner liebsten K \nigin zu folgen / will auch gern so ein strenges mittel ergreifen / ům wieder zu meinem Elieser zu kommen. Weil mein Armizar (fügte die Prinzessin Amesses hinzu) auf dieser welt meiner nicht kan teilhaftig werden / so wil ich doch demselben / durch dieses mittel / meine unverrückte treue bis in den tod beståndig erhalten. Solcher gestalt entschloßen sich diese beide Prinzessinnen / mit der grosmütigen Königin von Syrien willig zu sterben; und redten sie demnach mit einander ab / wie sie folgenden morgens ihre erklårung den verliebten Königen erteilen wolten; massen auch beide Prinzessinnen / gleichwie die K \nigin / eine nacht bedenkzeit genemmen hatten.
Kaum ware das taglicht wieder herfür gekommen /als der verliebte Belochus seine schwester antriebe /bei seiner sch \nen die lang-verlangte antwort abzuholen; und sandte / zu gleichem zweck / der furchtsame Beor die Prinzessin Milcaride / seines sohns gemalin /zu der Ahalibama / und der König von Egypten den Petosiris zu seiner tochter: da dan diese drei abgesandten jede von den betrübten bråuten ruhiger fanden / als sie vermeint hatten. Die Syrische Königin ersahe nicht sobald die von Tyro / da kame sie ihrer frage zuvor / und sagte: Ich sehe wol / daß es mir / wan ich meine rechte gemůtsmeinung hier eröffne / zu nichtes nützen wůrde; darüm bin ich entschlossen / mich in allem gedultig finden zu lassen / was man mit mir fürzunemen beschlossen hat / und wird verhoffentlich der König von Assyrien mit dieser erklårung zu frieden seyn k \nnen. Die K \nigin von Tyro / so hiemit mehr als wol vergnůget war / ůmarmte ihre künftige bruders-gemalin / mit bezeugung sonderbarer liebe /und eilte so fort wieder von ihr / ihrem bruder diese gute antwort zu bringen. Milcaride [759] und Petosiris /kamen mit gleichmäßiger guter erklärung von den beiden Prinzessinnen zu růcke. Dieses nun erweckte zwar / bei den dreien Königen / eine unbeschreibliche freude / iedoch darbei kein kleines mistrauen / daß hinter dieser geschwinden und einmůtigen erklårung etwas anders stecken müste. Dieses warfe fürnemlich der öfters-betrogenen Beor den andern in den sin /und erhielte damit / daß vor dieser bräute gemächer starke wachten gestellet wurden / und dorften diese dreie nicht mehr zusammen / auch sonst niemand zu ihnen hinein kommen. Diß waren zwar schlechte liebesbezeigungen: doch hielten sie es für die båste versicherung / und hoffeten nachgehends / durch ståtes liebkosen / dasjenige wieder zu ersetzen / was sie iezt / ům ihren zweck zu erlangen / unterlassen musten.
Weil sich diesen gekr \nten verliebten das glůck auf einmal ganz gůnstig zeigen wolte / als kame selbigen mittag der Fůrst Baracheel auch wieder aus dem lager an / da eben die drei Könige bei der Königin von Saba aufder Kemuelsburg / alwo sie wieder ihre wonung genommen / sich befanden / und wurde Baracheel daselbst vorgelassen: der dan sofort durch sein munteres freudiges aussehen den K \nigen zu erkennen gabe / das er gute zeitung bråchte. Gnädigster K \nig! (sagte er) Die götter segnen so scheinbarlich alles beginnen von E. Maj. daß ich nicht vermeinte zu irren / wan ich gleich E. Maj. zu dem Syrischen trone von neuem glůck wünschete. Eröfnet uns dan / (sagte der erfreute K \nig) was euch so gute einbildung fassen machet.
Als ich gestriges morgens (fienge Baracheel hierauf an zu erzehlen) von E. Maj. hinaus ins lager geschickt worden / fande ich daselbst alles in einem so verånderten zustande / daß ich mich fast nicht mehr kante /[760] und war es aller orten so leer von volk / daß es ehe einem aufgebrochenen als noch-stehenden lager ånlich sahe. Etliche der Syrischen Fůrsten kamen gleich zu mir / mein anbringen zuvernemen. Wie ich nun / in gegenwart des K \nigs Eridanus / des Celtischen Generals und des Prinzen von Hevila / meinen fůrtrag zu thun begehrte / erfuhre ich von ihnen / daß die nicht mehr bei ihnen im lager wären / auser dem Prinzen Baalis / der jenseits der stadt mit seinen Celten stunde. Weil sie mir ein mehrers nicht sagen wolten / zoge ich erstlich in bedenken / mein gewerbe ihnen allein fůrzutragen. Ich tåte es aber doch endlich / und merkte aus ihrer antwort / daß sie voll bestůrzung waren /und alles einzugehen beliebten / was zum frieden die nen k \nte; daher sie auch die zeit / hierunter zu handelen / zu unsrem belieben stellten. Wie ich hierauf in mein gezelt gekommen / erkundigte ich mich heimlich nach den eigentlichen ůmstånden / die mir die Syrische Fürsten nicht entdecken wollen / und erlangte folgende nachricht.
Sobald die unglückliche geschicht mit dem Abimelech oder erkanten Aramenes sich zugetragen / hatte das gesamte frauenzimmer / so noch im lager vorhanden / als die Königinnen von Cus / Salem / Kitim und der Aborigener / ingleichen die Prinzessinnen von Cus / Caphtor und Kiriath-Arba / nach Aroer sich begeben. Die lezte von diesen / die Prinzessin Coricide /war vor wenig tagen im lager angeko en / und zwar flüchtig für dem König von Hazor: der sie mit einem starken heer beståndig verfolgend / und unferne vom Libanon sich befindend / durch seine kundschafter erforschet / daß sie / neben andren / in Aroer sich aufhielte. Demnach hatte dieser König sich eilends herzugemacht / die stadt unversehens ůberrumplet / und also dieses ganze fůrneme [761] k \nigliche frauenzimmer in seine gewalt bringend / dem K \nig Eridanus / wie auch dem Prinzen Amosis und dem von Hevila anlaß gegeben / diesen verlassenen eiligst beizuspringen /und Aroer zu belågern. Also stehen sie nun vor selbigem ort / und bef \rdern damit unwissend E. Maj. fůrhaben / die heurat mit der Syrischen Königin ungehintert zu vollziehen. Wie ich ferner erfahren / so sind auch die andere K \nige aus Canaan / neben dem Fůrsten von Edom und dem Prinzen von Capthor / zu ihnen gestoßen.
Dieses alles eigentlich zu erforschen / hielte ich mich mit fleis diese nacht im lager auf / und diente mir dieses zur schein-ursache / daß ich / wegen etlicher puncten / die friedenshandlung betreffend / diesen morgen noch eine unterredung mit den Syrischen Fürsten veranlasset: da sie mir dan weitläufig fůrgetragen / auch schriftlich mitgegeben / welcher gestalt sie den beståndigen frieden mit E. Maj. zu schließen /erb \tig wären. Es wird aber ietzo solches zu erörtern unn \tig seyn / weil die instehende heurat mit der K \nigin von Syrien / die sie noch als todt beweinen /den sachen eine ganz andere gestalt gibet. Dieses ist aber nicht alle die gute post / die ich bringe / sondern es eräuget sich noch ein neues glück / das vorige erst recht zu befåstigen / indem nicht allein der Zalmon mit zwölftausend Assyriern unferne von hier stehet /sondern auch Oneballus und Ascrasapes mit zehntausend man aus Meden dazu gestoßen / und beide förderlichst alhier vor der stadt seyn werden. Dercylus hier zugegen / hat mir diese nacht / da er mich im lager ausgekundschaftet / diese gute post gebracht /und bittet der / im namen der andern / ům gnade / daß sie sich von der Dalimire und dem Belopares verfüren lassen / und zu dem Nebajoth in Meden ůbergangen: wie sie dan [762] solche that bereuen / und ihr verbrechen durch kůnftige treue dienste zu ersetzen sich anheisig machen.
Als Baracheel hiermit seinen bericht geendet / stellte er den Dercylus vor den Belochus: der dem König zu fus fiele / und also auf begnadigung wartete. Die ümstände ließen nicht zu / dieselbe ihm und denen /die ihn abgeschickt hatten / zu versagen: deshalben der König ganz gnådig ihm aufzustehen gebote. Wie man nun über diesem allem sich hoch erfreuet / ward ferner beschlossen / mit den angestellten dreien hochzeiten fortzu fahren / auch / nach deren volziehung /die larve abzuziehen / und sich den Syrern anderst zu zeigen. Hiernächst richteten sie alle ihre sinne und gedanken dahin / die tempel-einweihung des Osiris und der Isis aufs herrlichste zu begehen: massen selbigen nachmittag / von den gesamten Isispriestern zu der wahl des hohenpriesters geschritten / und in allen tempeln zu Damasco deswegen opfer und gebete angestellet und gehalten wurden: worbei die K \nige und alle vorneme / wie auch die Königinnen von Tyro und Saba / und die andere / sich mit einfanden / üm von den göttern zu erbitten / daß diese wahl / daran so viel gelegen / wol und glůcklich ablaufen m \chte.
Der ehrsůchtige Mamellus / welcher wol wuste /daß ihm dieses hohe amt werden wůrde / massen er heimlich alle Isis-priester auf seine seite erkauft hatte / trachtete hierdurch in Syrien sich rechte fäste zu setzen / und also wider alle besorgende ungunst der K \nigin von Syrien / deren er nicht trauete / sich zu versicheren / weil sie nachgehends über ihn keine gewalt mehr haben / da er nicht allein von dem König /sondern auch von der g \ttin Isis / seine ehre fůren wůrde / die ihm dan kein mensche nemen konte. Er ware eben bei dem König [763] von Assyrien in des Rimmons tempel / als Mephres mit der gesamten priesterschaft / so viel ihrer aus dem tempel gehen durften /daselbst erschienen / und ihme die post brachten / daß die wahl des hohenpriesters auf ihn gefallen wäre. So bestürzt er sich hierüber anstellte / und seine unwürdigkeit fürschützete / so erfreut erwiese sich Belochus hierůber: massen der immer in sorgen gestanden / daß die wahl einen Syrischen Fůrsten treffen m \chte. Es wurde bald durch ganz Damasco ruchtbar / daß ihr stathalter der Isis hoherpriester worden wåre: und weil er das stathaltertum deswegen nicht verlassen dorfte / als stellte sich iederman hierůber erfreuet an; wiewol es vielen nicht von herzen ginge / die nämlich seine harte verfolgungen am meisten gefület. Er wurde mit großen pomp nach seinem palast begleitet /da / noch selbigen abend / alle K \nige und die großen in Damasco zu ihme kamen / und ihm / wie auch der Tharasile / ingleichen dem Prinzen Hemor und der Milcaride / deswegen glück wůnschten.
Man h \rte nun in Damasco von keinem kriege mehr / und ertönete allein auf allen gassen die freudenstimme über die bevorstehende Königliche heuraten / wie auch über die einweihung des großen Isis-tempels: der dan hinkünftig / neben der Egypter g \tzendienste / die richtschnur seyn solte / wornach man in Syrien den glauben von den himlischen dingen / und ihre geistliche satzungen und gebräuche / richten můste. Es ware dem blinden volke fäst eingedrucket / daß sie nun den rechten reinen gottesdienst ůberkommen / und solcher allen segen über ihr land und stadt bringen würde: welche vorbildung künftiger glückseligkeit iederman munter und wacker machte. Gegen die nacht / sahe man auf allen gassen lustfeuer leuchten / die freude über des Mamellus [764] erwehlung zum hohenpriester / zu bezeugen. Unter diesen freuden aber / entfunde der betrůbte Fürst Zophar samt den seinigen / und der getreue alte Thebah / ein schmerzliches leiden / wegen des betrůbten zustandes der K \nigin von Syrien und des ganzen reiches / da nun / durch diese zwang-heurat / Syrien auf ewig unter das Babylonische joch geriete: und håtte der alte Thebah wol wünschen mögen / daß die ältere Aramena K \nigin von Ninive geblieben wäre / und ihrer jůngern schwester Syrien überlassen hätte / welchenfalls man wider diese heurat nichts würde zu sagen haben.
Weil aber solches eher zu wůnschen als zu hoffen war / besonnen sie sich auf andere hůlfmittel / und hielten für ratsam / den Syrern drausen zu wissen zu thun / daß ihre K \nigin noch lebe / und sie dadurch mutig zu machen / ihr leztes heil an der stadt zu versuchen. Dieses nun werkstellig zu machen / schriebe der verschmizte Thebah auf verschiedene zetel ihren zustand / und schoße dieselben / an pfeile gebunden /bei finstrer nacht / über die mauren hinaus: der hofnung lebend / daß zum wenigsten einer den Syrern in die hände geraten wůrde. Dieser anschlag hatte auch nicht fehl geschlagen / wie aus der Syrer unversehener entschließung folgenden tags erhellte: dan sie begunten / ehe man in Damasco dergleichen vermuten können / an zwei orten die mauren zu stürmen / und brachten dadurch die ganze stadt in einen neuen lärmen. Die sicherheit verwandelte sich nun in einen großen schrecken / zumal man nicht wuste / wie der feind aufs neue so mutig worden wåre. Hemor und Sinear musten einen ausfall thun / ům dergestalt dem feind eine hinternis zu bringen: inzwischen die andern auf den wållen / unter des Prinzen Bildat anfürung /ihren möglichsten fleis täten / die fast schon auf [765] den mauren sich befindende Syrer wieder abzutreiben.
Wie nun die beide Prinzen von Canaan und Chaldea in das feld kamen / fürete das glück ihme ganz unversehens den Zalmon mit zwei und zwanzigtausend Assyriern zu / die in voriger nacht jenseits der stadt gestanden / und sich bemůhet hatten / durch der Syrer verschanzungen sich durchzuschlagen / nun aber / durch ihre kundschafter diesen ausfall erfahrend / sich hieher gewendet hatten. Diese fielen mit solcher wut in das lager ein / auf des Prinzen Baalis seine Celten los gehend / daß / nach langem harten gefechte / der sieg und das feld den Assyriern verbliebe. Es sezten auch die aus der stadt ihrem angefangenen sieg so dapfer nach / daß sie die Syrer ganz aus dem lager verjagten / und etliche meilen bis an das Libanonische gebirge zu růcke fliehen machten. Diese große niederlage spielte mit den Syrern den garaus / und verwandelte der K \nige furcht in noch gr \ßere sicherheit: massen sie / durch diese des Zalmons und Oneballus zugefůrte hülfe / so mutig wurden / daß sie ganz keine gefahr mehr achteten / sondern nun den krieg als geendet ansahen / und deshalben alle ihre gedanken zum frieden und zur liebe kehrten / deren sie nun in wenig stunden zu genießen verhoffeten.
Wie demnach solcher grosser tag erschienen / sahe man / bei herfůrbrechender sonne / auf allen gassen /von dem K \niglichen schloßplatz bis an den Isis tempel / die häuser mit den herrlichsten teppichen behånget / und stellten sich die soldaten / so in Assyriern /Niniviten / Sabeern / Egyptern / Canaaniten und Arabern bestunden / an beiden seiten in ordnung / mit ihrer růstung und gewehr. Es waren auch sonst alle plåtze / wie auch alle thore / so [766] wol mit manschaft besetzet / daß man keiner gefahr sich zu besorgen hatte. Viel tausend menschen von beiderlei geschlecht / erfüllten den vördersten platz vor den Isis-tempel / und war kaum soviel raum gelassen / daß die K \nigliche gesellschaft herdurch kommen konte. Wie nun etliche stunden in dieser zubereitung verstrichen / hörte man endlich / den thon der trommeten und anderer seitenspiele / in unzehlicher månge erschallen / und zoge hierauf dieser ansehnliche haufe der gr \sten und sch \nsten gesellschaft von der welt / vom K \niglichen schloßplatze nach dem tempel / in nachfolgender ordnung.
Zu erst ritten dreitausend wolgewaffnete månner /von der leibwacht der drei Kõnige / der K \nigin von Saba und Tyro / und des Prinzen von Arabien / welche der Fürst Abdeel fürete. Hierauf kame / nach einer starken musik von mehr den huntert jungen leuten /die ganze geistlichkeit der alten priester vom Isis-tempel: denen der Prinz Mamellus auf einem wagen nachfolgte / von vielen edlen aus Damasco begleitet / die auf das herrlichste sich gekleidet hatten. Seine leibwacht von tausend pferden / ritte nächst hinter dem wagen / und an beiden seiten desselben ließen sich zu pferd sehen / der Prinz Bildat von Chaldea / des Mamellus bruder / und der Prinz Sinear dessen sohn / die als nächste befreundte des neu-erwehlten hohenpriesters / denselben begleiteten. Hierauf folgte der Prinz Mardocentes / und der Hemor / zu pferde: deren der erste ein so unruhig betrübtes wesen fůrete / daß alle welt solches an ihm warnemen kunte; doch riete niemand auf die eigentliche ursache dessen / welche war / das große misfallen / die sch \ne K \nigin von Syrien in solchem zwang zu wissen / und daß er / seinen fůrsatze nach / da alles dieses so schleunig gekommen / ihr nicht helfen kunte. Es ümgabe sie beide ein[767] sch \ner ansehnlicher haufe von Arabern und Canaaniten / und ließe sich darauf eine herrliche musik von trommeten h \ren. Diesen folgte der Belochus / in seinem Königlichen schmuck auf einem wagen sitzend: der / wegen der vergnůgung seines gemütes / alle seine sonst-erweisende strengheit abgeleget / also daß man sein angesicht sonder furcht betrachten kunte. Der wagen war mit sechzig knaben ümgeben / welche alle in gold gekleidet gingen. Nach ihm fuhre der K \nig von Egypten / gleichfalls in seinem Königlichen schmuck / aber / bei aller dieser seiner vergnůgung / die augen niemals aufschlagend: weil er sich selbst vor der that schåmte / die er iezt beginge. Seinen / wie auch des verliebten Beors wagen / der zunåchst folgte / ümgabe eine gleiche anzahl knaben /wie bei des Belochus seinem sich sehen lassen.
Alles volk warfe nun begierig seine augen auf das /so hernachfolgte. Dieses war der aufzug der drei Königlichen bråute / die beisammen auf einem erhobenen wagen saßen. Vierhundert knaben mit k \rben voll frůchte / wie auch fackeln und allerhand rauchwerk /gingen vorher; und an beiden seiten begleiteten sie alle jungfrauen aus Damasco / die mit instrumenten und gesånge sich auf das lieblichste h \ren ließen; jedannoch der zuschauenden ohren nicht also einnamen / wie deren augen / durch den wunderglanz der schönen K \nigin von Syrien und ihrer beiden beisitzerinnen / bezaubert wurden. Diese Königin saße in der mitten / eben also gekleidet / wie sie in Damasco am tag ihrer mit dem Abimelech angestellten trauung /gefangen angelanget war. Und ob man ihr wol ansahe / daß sie betrůbt war / so leuchtete doch ein solcher glanz von ihr / daß ein großes wundergeschrei ůberall erscholle / wie sie daher gefahren kame. Ihre sch \nste augen / die ståts nach dem himmel [768] gerichtet stunden /bezeugten das sehnen ihres herzens / und zoge der alle ihre gedanken so gar an sich / daß sie fast aus sich selbst entzückt war / und nicht beachtete / was mit ihr sich begabe.
Die beängstigte Prinzessin Amesses / so ihr zur rechten saße / fande so wenig ursach / ihre trånen zu bergen / daß sie solche ungescheut über ihre sch \ne wangen herab laufen ließe: und seufzete sie vergeblich nach ihrem Armizar / daß der kommen und sie erlösen solte. Ahalibama auf der andern seite / lehnte sich an der K \nigin linken arm / und stellte ihr alle ihre wunderbegegnise für / da es ihr ehmals schon so nahe wie nun gewesen / und sie dannoch davon gekommen wäre / womit sie sich in etwas tr \stete: wiewol / das verlangen nach ihrem Elieser / solchen zeitlichen befreiung-wunsch ihr sofort wieder bename /und gedachte sie deshalben mehr / sich zum tod zu fördern / als von dem Beor erlöset zu werden. Eine starke wacht von zweitausend Assyriern / die der Laristenes fürete / folgete diesem wagen / ům alle feindliche anschlåge abzuwenden. Hiernåchst kamen die K \niginnen von Saba / Tyro / Elam und Ninive / wie auch die Prinzessinnen Tharasile / Milcaride / Indaride und Orosmada / neben allen Syrischen Fürstinnen /und dem sämtlichen frauenzimmer aller dieser K \niginnen / auf wågen hernach gefahren: und wurde endlich dieser pråchtige einzug mit einer ansehnlichen reuterei von vielen tausenden beschlossen.
Sie zogen in solcher schönen ordnung / durch die stadt / bis sie den tempel der Isis erreichten: da der Mephris / in seinem priesterlichen zierat / an der åuseren pforte die ankommende entfinge / insonderheit aber / mit seinen priestern von allen sieben orden /den Prinzen Mamellus aufname / und ihn in den hohenpriester-tempel [769] begleitete. Es waren alda / für alle K \nigliche personen / herrliche trone aufgerichtet /ům von dar zuzusehen / was bei einfürung des hohenpriesters vorgehen würde. Sobald dieselben von den Königen / K \niginnen und Prinzessinnen bekleidet worden / fůrete man den Prinzen Mamellus für einen altar / da er das erste opfer anzünden / nachgehends den gewönlichen eid ablegen / und ferner den purpur ůmhången muste / der ihme / als einem hohenpriester / zu tragen gebürete. Hierauf salbten sie ihn mit dem heiligen \le / welches bis dahin der König von Egypten in verwarung gehabt / und durch den Epha den priestern ůberantworten ließe. Auf dieses / brachten sie ihm die hohepriesterliche krone / und sobald er dieselbe aufgesetzet / huben sie ihn empor / und trugen ihn auf einen tron / der für ihn zubereitet stunde: da sie alle vor ihm niederfielen / und den eid des gehorsams ablegten. Nach diesem traten die anwesende Syrische Fürsten / auch alle ratsherren und alle fürnemste aus Damasco / hinzu / und beglůckwůnschten den neuen hohenpriester: inzwischen die seitenspiele laut ertöneten.
Man fürete hierauf den neuen hohenpriester in die capelle / woselbst die bilder des Osiris und der Isis seitdaß sie aus Egypten hieher gewandert / und mitlerweile man am tempel gebauet / aufbewaret gestanden. Diese wurden / mit großer verehrung / von ihm gekůsset / und folgends / auf sein geheis / von acht fürnemsten unter den priestern aufgehoben und unter einem k \stlichen himmel fortgetragen: da er mit einem rauchfaß voran und nach dem innern tempel ginge /alwo ihnen eine stelle verordnet war / da sie künftig solten stehen bleiben. Im fůrůber tragen / fielen die K \nige / wie auch alle anwesende / auf ihr angesicht zur erden / und verehrten also diese neue g \tter: denen aber die Königin von Syrien und [770] die andere zwei bräute nicht die geringste ehrerbietung erwiesen / welches zwar von ihrer wenigen gesehen / und folgbar weder beachtet noch geantet worden. Es folgten aber die Könige und iederman diesen bildern nach / in den heiligsten tempel: da erstlich / durch die hierzu verordnete priester / viel opfer geschlachtet wurden / die alle der hohepriester auf dem großen altar anzündete. Wie diß geschehen / trate der weiße Mephres auf /und hielte eine herrliche rede zum volk / von dem lobe dieser beiden Egyptischen g \tter / und von den fůrnemsten geheimnissen ihres gottesdienstes. Der beschluß seiner rede war eine vermanung an seine zuhörer / die ihme mit heller stimme nachruffen musten: wie daß Osiris und Isis die heiligste und gr \ste g \tter der welt wåren!
Wie nun alle anwesende / auser den dreien schönen bräuten / solches mit großem getöne verrichtet / rieffen etliche königliche herolde / in- und auser dem tempel / mit heller stimme dieses gebot aus / daß iederman in Damasco wan sie wůrden trommeten h \ren / bei lebensstraffe / auf sein angesicht niederfallen solte: weil alsdan / wie sie fåst glaubten / die beide g \tter hernieder kommen und diese ihre bildnise beziehen würden. Jederman richtete sich nach diesem gebot / und wie die junge priester von der heiligsten ordnung in die trommeten stießen / fiele alles / so wol in- als auser dem tempel / wie auch auf allen gassen /nieder / und hießen also die Isis und den Osiris willkommen. Weil nun hierbei die K \nigin von Syrien /wie auch die Prinzessin Amesses und Ahalibama / auf ihren tronen sitzen blieben / entstunde darüber ein großes entsetzen im tempel / und ginge der hohepriester / auf anregen der andern priestere / zu diesen dreien bräuten / sie ihrer gebůr zu erinnern: da dan die drei bestůrzte Könige nicht wusten / was sie hiervon gedenken [771] solten. Wie sie nun also mit unverwandten augen auf sie schaueten / wurden sie gewar / daß sie alle dreie dem altar zu-eilten / das darauf befindliche rauchopfer / so fůr das allerheiligste gehalten wurde /und erst angezůndet war / herunter rissen / und mit den brånden des heiligen holzes auf die Isis zu warfen / endlich sie gar von ihrer seule herab stießen / daß sie auf den boden fallend / in stücken zerbrache.
Diese unvermutete that / sezte alles anwesende volk in solchen schrecken / daß ein allgemeines geheule und zettergeschrei entstunde / sonderlich unter den priestern / die ihre kleider zurissen / ihre haare ausrauften / sich an die erde wurfen und so übel gehuben / daß nichts erbårmlichers konte gesehen werden. Der hohepriester / so im herzen sich ja so sehr hierüber freute / als er äuserlich sich betrübt anstellte /befahle seinen priestern / sich diese unsinnigen zu bemächtigen / ehe sie sich noch weiter auch an des Osiris bilde vergriffen. Wie nun also diese drei sch \nheiten von den Isispriestern / wiewol mit aller ehrerbietung / gehalten wurden / drunge die junge K \nigin von Ninive / und die Prinzessin Indaride von Ophir /durch das volk / und rieffen überlaut: wiedaß sie auch den Gott der Königin von Syrien bekenten / und deme zu ehren / die Isis und den Osiris / als abgötter / verfluchten. Hiermit ergriffen sie der Isis abgefallenes haubt / und warfen dasselbe / mit aller stårke / mitten unter das volk. Diese verdoppelten den ersten schrecken / und fehlte es wenig / daß nicht der ergrimte pövel / sonderlich die vergiftete Egypter / hinzu gedrungen / und selbst hand an diese sch \ne zerst \rerinnen ihres neuem g \tzendienstes geleget. Mamellus und Mephres / samt den obersten unter den priestern /eine gr \ßere entheiligung dieses ihres heiligsten ortes zu verhůten / [772] [774]ließen / die beide K \niginnen / neben den dreien Prinzessinen / in ein gew \lbe bringen / in welches man gleich neben dem altar ko en kunte: und weil selbiger ort mit eisernen flügeln wol verwahret war / als wurden die gleich fürgeschlossen / und damit der pöbel zurůcke gehalten.
Die verliebte Könige wusten hierbei nicht / wie ihnen geschahe / und waren eben also aller sinne /gleichwie ihre g \tter ihrer ehren beraubet: weil sie /da sie in dem augenblicke die allerglückseligsten in ihrer liebe zu werden gehoffet / durch ein so unerh \rtes grausames mittel sich aller hoffnung entsetzet sahen / worüber sie schier håtten verzweiflen mögen. Belochus / wie auch der Pharao / die sehr der abg \tterei ergeben waren / entfanden diese beschimpfung ihrer götter so ůbel / daß ihr eifer anfånglich alle liebe aus ihren sinnen verbannte / und sie auf nichts als auf rache gedenken machte. Der Beor aber / der weder einen / noch viel götter glaubte / achtete nicht so gros der Isis entheiligung / als seiner Ahalibama beståndigen vorsatz / lieber zu sterben / als ihn zu ehlichen: daher auch dieser verliebte der erste war / der sich bei diesem schrecken erholte / und den andern beiden zusprache / dahin zu sehen / daß von der ergrimten priesterschaar ihren schönen kein leid noch gewalt zugefügt würde. Demnach rieffe Belochus / gleich als aus einem traum erwecket / seinem haubtman von der wacht / dem Nechias / und ließe dem hohenpriester sagen / bei seinen priestern darvor zu seyn / daß der Königin und den andren kein leid wiederfüre. Mamellus verfügte sich hierauf selbst zu den K \nigen / und åuserst betrůbt sich anstellend / daß bei seiner einweihung ein so großes uno frömdes unglück sich zugetragen / und ihm die ehre / die Syrische Königin an den Assyrischen Monarchen zu trauen / so plötzlich benommen worden. Er versicherte [774] auch / daß diesen tempelstůrmerinnen von den priestern nichts hartes begegnen solte: doch wäre hochnötig / daß sich die K \nige bald aus dem tempel begåben / ům den p \bel / der immer mehr und mehr zu wüten anfinge / solchergestalt auch herauszubringen.
Diesemnach eileten die betrůbte K \nige / und begaben sich aus diesem tempel in ein nebengemach /dahin allbereit die erschrockene K \nigin von Tyro /neben der Petasiride und den andern / dem tobenden p \vel / der nun auf das ganze frauenzimmer übel zufrieden war / und rache an allen üben wolte / üm des willen / was nur etliche unter ihnen begangen hatten /entflohen waren. Als Belochus die Delbois / seine schwester / weinen sahe / kunte er auch die lang-verbissene tränen nicht weiter aufhalten / sondern ließe denen den freien lauf / und mit ihr in ein fenster allein tretend / sagte er ganz wehmůtig zu ihr: Bin ich nicht unglücklich / liebste schwester! daß auch Aramena muß tugendhaft zu seyn aufhören / üm mich zu quälen? Wer håtte sollen gedenken / daß / bei aller meiner habenden macht / mir dannoch diese so boshaftige als schöne entgehen solte. Als er in dieser seiner klage fortfaren wolte / trate der Prinz Bildat hinein / anmeldend: wie daß der p \bel sich noch nicht wolte bändigen lassen / da fürnemlich die Araber und Egypter das gew \lbe zu stůrmen sich bemůheten / darin die K \nigin und Prinzessinnen verschlossen waren. Was ist dan hier zu thun? fragte der erschrockene Belochus? Mein bruder hält für ratsam / (gabe Bildat zur antwort) wan E. Maj. sich selbst vor dem volk sehen ließen / und sie vertr \steten / daß das / so an dem heiligen bilde der Isis begangen worden / ernstlich solte gerochen werden. Wolan! (antwortete Belochus) so lasset uns dan gehen / und thun / was unser grausames verhängnis erfordert.
[775] Wie er diß gesagt / name er den Pharao und Beor bei der hand / und begabe sich auf einen gang oben in tempel / als eben das volk die eiserne türen aufbrechen wolte: die dan von dem Prinzen Mardocentes hierzu angefrischet wurden / als welcher durch solches mittel diese K \niginnen und Prinzessinnen heimlich davon zu bringen suchte. Haltet ein! haltet ein! (rieffe Belochus) ihr edle eiverer der großen Isis! und entheiliget diese nicht noch mehr mit eurer unzeitigen rachgirde. Seit aber versichert / unsere g \ttin sol gerochen werden / so wahr ich diese gottheit verehre / und so lieb mir meine königliche würde ist / die der himmel mir zugewendet. Bei sprechung dieser lezten worte / ließe Mamellus und die gesamte priesterschaar sich auch sehen / und den K \nig bei diesen gethanen eide fassend / sagte er zu dem volke: Nun der große weltmonarch euch diese versicherung gethan /daß er unsere beleidigte Isis rächen wolle / so fallet nicht in ein frömdes amt / sondern seit damit vergnüget / daß ihr bald die jenige sollet im feuer aufgehen sehen / die euch und uns heute so schmerzlich betrůbet haben. Diese harte worte / an welchen die Könige sich ärgerten / stillten der Egypter ihren eifer / daß sie abzogen. Die Araber konten auch nichts mehr fůrnemen / weil ihr Prinz hierauf sein heimliches vorhaben einstellen muste.
Also wurde der tempel vom volke geraumet / den der Mamellus alsofort verschließen ließe: doch blieben sie ausen rund üm den tempel / üm acht zu haben / daß die K \niginnen und Prinzessinnen nicht entkommen möchten. Wie nun hierauf das gerüchte von dieser begebnis / durch ganz Damasco / sich ausgebreitet / verwandelte sich dadurch die allgemeine freude in ein klågliches winseln und wehklagen / und stritten die Syrer in ihrem gemüte / ob sie mehr liebe gegen ihrer K \nigin / als [776] gegen ihrer angenommenen göttin / erweisen solten: doch ward endlich diese that von allẽ für so greulich angesehen und gehalten / daß sie zwar ihre Königin beklagten / aber sie zu retten /unmůglich fanden / weil das verbrechen zu gros war und sie unter der Assyrischen gewalt lebten. Demnach überfiele sie alle eine tödliche traurigkeit / solcher gestalt ihre große hofnung sterben zu sehen / und an beiden t \chtern ihres großen Aramenes diesen erbärmlichen untergang zu erleben. Der alte Hus / wie auch der Zophar / und der getreue Thebah / waren hiebei nicht zu trösten / und hätten gern entschuldigt / was geschehen war / wan es ihnen / bei diesem ihrem glauben / (wiewol sie es ehedessen bäßer gewust) wäre möglich gewesen.
Die K \nigliche personen befanden sich indessen noch im tempel / und verlangten ihre drei bräute zu sprechen / üm die ursach dieser ihrer begangenen freveltat von ihnen zu erfragen. Mamellus widersezte sich zwar sehr diesem beginnen / muste es aber / wie er ihren ernst sahe / geschehen lassen. Demnach wurde von den priestern das gewölbe ge \ffnet / und die drei K \nige samt der Königin von Tyro eingelassen. Sie fanden sie alle fůnfe ganz unerschrocken beisammen sitzen / da sie einander zur beständigkeit /den tod beherzt anzustehen / vermaneten: und war die Königin von Syrien über der grosmütigen bekehrung ihrer schwester so erfreut worden / daß ihr keine größere erquickung / bei ietzigem zustand / håtte wiederfaren k \nnen. Die Isis-priestere / die mit ihnen in diß gewölbe gegangen waren / stunden von ferne / und waren so vergaffet in ihre sch \nheiten / daß fast die verwunderung die betrůbnis überstiege / die sie wegen entheiligung ihres tempels bei sich entfanden.
Wie nun Belochus seine schöne K \nigin erblicket /[777] eilte er auf sie zu / sie anzusprechen. Sie aber / ihme den rücken zukehrend / brache ganz verächtlich in diese worte heraus: Wie / tyrann! wonet dan so wenig grosmut bei dir / daß du gegen mir üm das nicht eifrest / was ich deinen vermeinten g \ttern habe zuwider gethan? Ich komme / (antwortete er ganz sanftmütig) alhier zu vernehmen / ob keine reue über diese begangene erschreckliche that vorhanden sei? Nimmermehr (wieder antwortete sie) sol mich dessen gereuen / was ich mit so gutem vorbedacht gethan hab. Ach Aramena! (sagte die Königin von Tyro / und wolte zugleich / den K \nig von Assyrien anzusehen / sie bewegen) ihr werdet ja nicht also der wahren vernunft widerstreben! Was ich thue / (antwortete die Königin von Syrien) ist der wahren vernunft so gemäs / daß ich würde sündlich handlen / wan ich anderst täte. Hiemit begabe sie sich nach einer tür / die in ein andres gewölbe hinein ginge / des willens / vor dem da hinein zu entweichen / der aber nun selber / ůber ihr verächtliches beginnen zum eifer bewogen / nicht länger sich aufhalten wolte / sondern voll zorns mit beiden K \nigen und der Delbois / die nicht weniger als er verbittert waren / wieder hinaus eilte. Also wurden diese schöne gefangenen / dem Mamellus und den gesamten Isis priestern / zur verwarung im tempel hinterlassen / und das / was mit ihnen fürzunemen / auf reifere beratschlagung verschoben.
So ordentlich und freudenvoll nun der hinzug nach dem tempel gewesen / so verwirrt erfolgte nun die růkkehr nach den K \niglichen palästen: und wolten die K \nige den tag sich nicht ferner sprechen lassen /sondern ein ieder / sich verschließend / schůttete alles das gegen die götter und wider ihr grausames verhängnis aus / was ihnen ihre große ungedult in den sin gabe. [778] Ihrem beispiel zu folge / waren auch ihre hofleute ganz bestürzet / also daß jeder den kopf hängen ließe / und keiner wuste / was bei so-gestalten sachen fürzunemen wäre. Unter allen in ganz Damasco /war der einige Mamellus in seinem gemüte wol zu frieden / und håtte er es nicht båßer / als wie es nun kame / erwůnschen können. Er ginge / sobald die große unordnung in tempel gestillet war / mit dem Mephres allein in ein zimmer / als mit dem er / eine zeit her / große vertreulichkeit gepflogen / auch ihm alle seine geheimnise und angelegenheiten entdecket hatte / und ihn ganz freudig ümarmend / sagte er zu ihm: Welch ein unverhoftes glück ist mir doch heut erschienen / das mich von allen den sorgen los zehlet /die ich eine geraume zeit her bei mir entfunden. Wie /mein Prinz! (antwortete der bestůrzte Mephres) kan dieses große unglück / so unsren tempel betroffen /euch noch also reden machen? Findet ihr dan nicht /(fragte Mamellus) was dieses für großen nutzen nach sich ziehen wird? Noch zur zeit (gabe Mephris zur antwort) sehe ich keinen.
Ihr wisset (finge hierauf Mamellus an / sich ihme zu erklären) wie besorgt ich bisher gewesen / mein amt / auch meine große macht und gewalt / die ich so lange zeit in Syrien ruhig besessen / zu verlieren /durch die ungunst der wieder gefundenen Königin von Syrien: die nimmermehr / wan sie an meinen König wåre verehlicht worden / mir dieses würde gelassen haben / was ich bislang genossen; und ist mir der weiber heimliche macht viel zu bekant / als daß ich hoffen können / daß mein König beståndig in der alten gnade gegen mir würde verharret seyn / wan Aramena in seine arme gekommen wäre. Solches vorstehende unglůck zu verhüten / habe ich nach dem hohenpriester-amte getrachtet: das mir [779] auch angegangen / und zeiget mir das glück / daß ich für meine einige g \ttin halte / eben an dem tage meiner krönung / daß mein wolstand nun auf alle weise und wege sol beståndig bleiben. Aramena ob sie schon Königin ist / hat durch die an der Himmelskönigin begangene freveltat den gewißen tod verdienet: den auch bereits der K \nig über sie beschlossen / indem er / auf mein anstiften /diese b \se that hart abzustraffen / dem volke versprochen hat. Er hat solches beschworen / und kan nun nicht zurůcke: weil die gesetze / das ganze volk / und sein eid / ihn dazu verbinden. Wan demnach Aramena und ihre schwester todt sind / habe ich ferner nichtes mehr zu fůrchten / sondern kan versichert leben / daß Syrien / nach wie vor / mich als seinen König / wo nicht im namen / iedoch in der tat / verehren werde; und komme ich dadurch der sorge ab / eine schimpfliche veränderung meiner so lang genossenen würde in meinem alter zu erleben. Muß auch schon hierbei meine schwester-tochter / die Ahalibama / den tod mit leiden / so wächset mir / bei so geringem verlust / ein weit größerer gewinn zu: indem der Prinz Hemor /mein tochterman / einer mächtigen und schådlichen stiefmutter dadurch erledigt wird / die ihme in ererbung des Canaanitischen trones viel ungelegenheit hätte erwecken mögen. Endlich / mit einem wort zu sagen / so ist dieses für mein ganzes haus so vorteilhaftig / daß ich greiflich sihe / die göttin Gad sei hierin meine fürsorgerin gewesen.
Der Mephres / welcher / durch des Mamellus geld geblendet / alles billigte / was derselbe wolte / ließe sich dieser antwort vernemen: Ich habe dieses werk also / wie ich es nun erkenne / noch nicht ůberleget; wiewol ich / wan es ohn so große beschimpfung unsres tempels hätte zugehen m \gen / hierbei ruhiger seyn wolte. Wie [780] könte größere ehre (versezte Mamellus) dem tempel wiederfahren / als das ihme / zur auss \nung / das blut sovieler K \niglicher personen sol geopfert werden? Wan es nur gewiß wäre / (gabe Mephres zur antwort) daß die liebe der Königin dieses zulassen wolte? Dahin můßen wir / (sagte Mamellus) gleichwie es in unserem vermögen ist / uns eifrigst bearbeiten / und sollen die Assyrer und Araber /fürnemlich aber die Egypter / uns hierzu merklich dienen.
Indem sie also zusammen redten / kamen etliche von den priestern / sich befehls von dem hohenpriester zu erholen / wie sie sich / in bewirtung der gefangenen K \niginen und Prinzessinen / fürnemlich aber mit ihrer so schrecklich zernichteten und zerbrochenen g \ttin / verhalten solten. Wie nun dieses zweierlei fragen waren / als verordneten Mamellus und Mephres auch zweierlei art priestere dazu / und befahlen / daß die jenigen / so mit weltlichen händeln zu schaffen hatten / die versorgung der Königlichen personen ůbernemen solten. Also kamen sie in eben selbige gemächer / darinn beide Aramenen vordessen von dem Abdastartus waren bewirtet worden: und weil man einer ieden eine aufwarterin gönnte / als wurden Siringe / Tirza / Astale / Zamede und Melinde / zu ihnen hinein gelassen / üm ihnen die benötigte handreichung zu thun. Wegen des zerfallenen Isis bildes / aber begabe sich Mamellus selber / mit den allerheiligsten unter den priestern / in den tempel: da dan / mit großer ehrerbietung / das zerstůmmelte bild aufgenommen / und etlichen priestern zur wieder-ergånzung ůbergeben wurde. Hierauf stellten sie besondere klag-opfer an / denen der Mamellus bis fast üm mitternacht in person beiwonete: wornach er sich wieder nach seinen palast begabe / welchen er / als [781] stathalter von Syrien / ferner zu bewonen sich entschlossen hatte.
Er verbrachte aber das übrige der nacht / sonder zu schlaffen / und sahe sobald den tag nicht wieder herfůr kommen / da beschiede er zu sich den Petosiris /wie auch den Egypter Busiris / der bei dem volke viel vermochte / und stellte ihnen mit großem klagwesen vor / wie schmerzlich er es entfünde / daß ihren g \ttern eine so große beschimpfung widerfahren wåre /die nicht allein durch ganz Egypten / sondern durch die weite welt erschallen / und eine unausleschliche verachtung zu wege bringen / wan nicht nach gebůr die göttin gerochen / und diese unthat bestraffet /wůrde. Darüm solten sie ja / mit ihnen den priestern /beständig darauf beharren / daß man / da es die ehre der großen Isis erforderte / kein Königliches geblüt ansehen müße / und auf allen besorglichen fall / wan die verliebte K \nige hinternis hierein bringen wolten /fäst zusammen halten / daß der eid / den der König von Assyrien gethan / nicht gebrochen / sondern erfüllet wůrde. Petosiris und Busiris / welche eiferer ům ihre g \tter waren / ließen sich leicht von dem Mamellus bereden / als ohnedas hierzu mehr als geneigt /und namen über sich / sowol das volk / als ihren K \nig / zu vermanen / daß sie die ehre der Isis allen betrachtungen in der welt fürziehen solten. Mamellus / nachdem er diese von sich gelassen / redte eben dergleichen mit den Assyrischen hohen kriegsbedienten /dem Laristenes / Eldaa / Abdeel / Oneballus und mehr andren: welche gegen seine grůnde nichts einzuwenden wusten. Ascrasapes der fůrnemste unter den Arabern / ließe sich auch beschwatzen / sein volk / des Mamellus wunsche nach / zu der Isis rache zu bewegen.
Wie er nun also dreier völker gemüter auf seine[782] meinung gebracht / welche auch beständig den Isis-tempel bewacheten / verfůgte er sich wieder nach demselben / und mit den angefangenen klag-opfern fortfarend / hielte er folgends raht mit der gesamten priesterschaft / und ward also beschlossen / durch eine ansehliche abschickung bei den K \nigen anzuhalten / daß mit volziehung der zum tode verdamten übeltåterinnen geeilet / und nicht långer die Isis also erzürnet gelassen würde. Indem nun Mephres mit mehr den huntert ansehnlichen priestern / diese gesandschaft abzulegen / in trauriger gestalt den Königlichen palåsten zugingen / winselten und klagten die einwonere in allen håusern der stadt Damasco / ůber dieses unglück ihrer Königinnen / und konten / die Isis-priester ersehend / leicht erraten / was diese begehrten: das dan ihr leiden vermehrte / weil sie fůr billig ermessen musten / daß ein so nie-erh \rtes verbrechen abgestraffet wůrde. Es waren aber auch die Syrische Fůrsten / neben etlichen Ratsherren der stadt / auf des getreuen Thebah anstiften / dieserwegen am morgen zusammen gekommen / und hatten in ihrem raht beschlossen / bei den K \nigen für die beide durchleuchtige Aramenen / wie auch für die andere Prinzessinnen / dergestalt bitte einzulegen / daß / wan sie / durch buße und verehrung der großen Isis / ihr verbrechen erkennen und bässern wůrden / ihnen das leben geschenket / und diese ihre reue fůr eine auss \nung der großen Isis angenommen werden möchte. Demnach ordneten sie aus ihren mittel / beide Fůrsten den Hus und Zophar / samt dreißig ratsherren ab / die fast zugleich mit dem Mephres ankamen / und die Könige / in des Belochus palast geheimen raht haltend / antraffen.
Diesen verliebten ware der erste eiver nunmehr vergangen / und fületen sie bei sich mehr liebe als zorn:[783] daher ihre beratschlagung dahinaus ginge / wie man die schöne Syrerin und die anderen von dem tobenden volk erretten m \chte. Der Prinz Mardocentes Bildat /Hemor / Sinear und der Fůrst Baracheel / so alle mit dabei waren / fielen solchem vorhaben der Könige gleich bei / und schlugen vor / daß man die gesamte Isis-priesterschaft zu einer vorbitte bereden solte. Der Bildat / wolte eben / solches bei dem hohenpriester /seinem bruder / in die wege zu richten / sich abfärtigen lassen / als zugleich der Mephres mit seiner priesterschaar / und die abgeordnete von den Syrern / sich anmelden ließen. Wie man nun den Mephres fůrgelassen / begunte der den Königen beweglich fůrzustellen / daß ihre g \ttin / die große Isis / můste gerochen werden: weswegen er / in aller priestere namen / der beiden Syrischen Aramenen / wie auch der Amesses / Indaride und Ahalibama blut hiemit fordere / üm ihren tempel wieder auszus \nen. Wie man nun den Mephres und die seinen / sonder ihnen einige erklärung zu geben / abtreten lassen / wurde der alte Hus mit den bei sich habenden fůrgefodert: der dan etwas weit-angenemers begehrte / und fanden die K \nige für billig / daß / nach solcher bekehrung des frauenzimmers / die Isis sonder blut k \nte ausges \net werden. Man fårtigte demnach die Syrische abgeordnete mit guter vertröstung ab / und gabe den Isis-priestern keinen anderen bescheid / als daß der Prinz Bildat und der Fůrst Baracheel solten abgeordnet werden / der Könige erklårung so wol dem hohenpriester als dem volke anzusagen: Wie dan alsofort Baracheel nach dem volke / und Bildat zu den Mamellus nach dem tempel / in botschaft abgingen.
Dieser erriete gleich / was sein bruder ihm anbringen würde / verstellte und erklärte sich auch / als er es [784] vernommen / daß er seines ortes diesen K \niginnen und Prinzessinnen das leben gern g \nne / auch vielleicht erhalten k \nne / wan sie ihre begangene unthat erkennten / dafůr \ffentliche buße tåten / und also die Isis und ihren tempel wieder heiligten. Soviel erbote sich Mamellus / weil er nicht gläubte / daß sie hierzu sich verstehen wůrden. Um aber die sache etwas schwer und ungewiß zu machen / musten die stimmen nicht nur von allen Isis-priestern / sondern auch von den andren geistlichen in der stadt / hierůber eingeholet werden: die dan endlich dahin schloßen / wie es die verliebte K \nige und die Syrer verlangten / daß nämlich diesen schönen verbrecherinnen / weil sie Königliche personen / das leben endlich k \nte gelassen werden / wan sie \ffentlich / im tempel der Isis /ihre begangene that bereuten / und allen irrtumen absagend / sich anheisig machten / ihre lebtage / durch stäte verehrung dieser g \ttin / ihre aussönung zu suchen. Die aufgewigelte Egypter / Assyrier und Araber musten / auf Baracheels zu reden / hiermit auch friedlich seyn / weil dieser fůrschlag von den geistlichen kame. So sehr aber die verliebte Könige wůnschten und fleheten / daß ihre sch \nen sich bekehren m \chten / so gewiß hoffete Mamellus / daß sie beståndig bleiben / und den einmal erkieseten tod nicht verabscheuen würden. Seinem wunsche und verlangen nach / fiele die wahl auf ihn / daß er dem gefangenen frauenzimmer diese ihre erlösung / mit erwehnten ümstånden / antragen solte: worbei er dan nicht die kräftigste bered-grůnde vorzubringen gesonnen war / ob er gleich solches den K \nigen / die selbst zu ihm in den tempel gekommen / teur versprochen hatte.
Mitlerweile nun dieselbe den opfern beiwoneten /welche wegen dieser bekehrung angestellt waren /[785] ginge Mamellus zu den Königinnen und Prinzessinnen hinein: welche / ihn ersehend / verhoffeten / er würde ihnen die zeit zum sterben ankündigen / wornach nun ihr höchstes verlangen stunde. Er aber /sagte zu ihnen: Ich komme / als abgesandter der dreien K \nige / und des ganzen geärgerten volkes / die ihre beständigkeit im lieben noch hierinn zu erweisen begehren / indem sie gewillet sind / mit den beschlossenen heuraten fortzufaren / wan zuvor die verübte that \ffentlich in der Isis tempel zubereuen / und einen widerruff zu thun / von der K \nigin und den Prinzessinnen alhier wird beliebet werden. Wie / Mamellus! (antwortete die schöne Syrerin) stehet das auch eurem jetzigem amte wol an / daß ihr eurer Isis abgesagten feinden solche worte fůrbringet? Als Mamellus noch mein vatter hieße / (fůgte die Aramena hinzu) lehrte er mich viel ein anders / als solcher gestalt sich wankelmütig zu erweisen. Ist dieses meinem hohenpriesterlichen amt entgegen / (gabe Mamellus zur antwort) so rede ich hier / als stathalter von Syrien und ein diener des großen Belochus / deme und seinen bundsverwandten in seiner liebe beförderlich zu seyn / ich meine schüldigkeit zu seyn ermesse. Wan ihr dan dieses (erwiderte die Syrische K \nigin) für eure schüldigkeit achtet / so wollen wir euch hinwieder die unsrige er \ffnen: welche darin bestehet / daß wir nimmermehr von dem einmal-erkanten wahren Gotte absetzen / sondern dessen namen einig und allein zu verehren werden gesonnen bleiben / und soll uns weder noht noch tod von unsrem glauben abbringen / noch die lust zu leben uns verleiten / euren falschen göttern nachzuhången. Die ungereimte liebe der K \nige / machet uns den tod süße / den wir allein / als ein gnaden-zeichen / von unsern tyrannen anzunemen verlangen. [786] Ist das (fragte Mamellus / eine nach der andren ansehend) euer aller meinung? Wie sie nun sämtlich ja gesaget / ginge er von ihnen wieder hinaus: bliebe aber / ům die K \nige in den wahn zu setzen / das er eine lange zeit / sie zu bereden / verwendet håtte /noch etliche stunden in dem nebengebåude.
Endlich / wie es fast wolte abend werden / kame er wieder hervor / und fande die K \nige / die augenblicklich seine wiederkunft verlangten / in des Beors palast: da ein frömder allein bei ihnen im cabinet ware / und åmsig mit ihnen redte. Sie ersahen ihn nicht sobald / da kamen sie alle dreie üm ihn her /seine verrichtung zu vernemen. Wie stehet es / mein vetter! (fragte Belochus) d \rfen wir hoffen / das unsere schönen sich bekehren werden? Es ist sonst hohe zeit / hiermit zu eilen / weil dieser Canaanite uns iezt die zeitung bringet / daß der König von Basan mit einem mächtigen heer im anzuge sei / die K \nigin von Syrien zu befreien / und besorglich innerhalb zwei tagen hier vor den toren stehen möchte. Diese zeitung / deren sich Mamellus nicht versehen / machte ihn so eifrig / als bestürzt / mit desto gr \ßerm nachdrucke zu reden / und sagte er: Wan deme also ist / muß man keine zeit versåumen / die große Isis zu rächen / wofern wir deren beistandes wider die feinde uns getr \sten wollen.
Ja gnädigste Könige! (fuhre er fort / ihre entsetzung warnemend) es ist zeit / daß man hier alle liebesentfindlichkeit ablege / und k \niglich / das ist / gerecht handele / damit wir nicht selbst unglůck auf unsren hals laden. Was fůr greuliche gottslästerung und nie-erh \rte hartnäckigkeit sich bei denen findet / die ich amtshalber nicht anders als die allerverfluchteste weibsbilder nennen kan / solches lässet sich nicht aussprechen: und [787] wird man müßen hier wehlen / ob man lieber mit land und leuten untergehen / oder ein unnützes blut von der erden vertilgen wolle. Mitlerweile Mamellus also redte / stunden die drei K \nige solche qual aus / die unvergleichlich viel größer war /als die vorige / da sie diese ihre liebsten für todt gehalten hatten. Ihre tränende augen redten vor sie / und nachdem sie den Canaaniter / mit ernstlichem verbot /die zeitung von ankunft des Königs Marsius niemanden zu sagen / ům keine furcht in der stadt zu erwecken / von sich gelassen / behielten sie allein den Mamellus bei sich: welcher ihre unschlůßigkeit warnemend / alle seine beredsamkeit herfůr suchte / ihnen das beizubringen / was sein glücke befåstigen solte.
Wollen dan E. Maj. (sagte er zu ihnen) dieses nicht zu herzen nemen / daß die große Isis beleidigt worden? welche / wan wir sie nicht völlig versönen / uns weder glück noch segen forthin wird erleben lassen. Wollen sie die gefahr nicht achten / die ihnen die ůbelzufriedenheit des ganzen volks androhet? welche /von göttlichem eifer getrieben / die verlezte ehre der Isis gerochen sehen wollen. Oder wollen sie wenigst nicht erwägen / daß ihrer liebe damit gar nicht wird geholfen seyn / wan sie schon diesen unwürdigẽ wolten das leben lassen. Dan wie könten E. Maj. von denen sich etwas gutes versehen / die den göttern nicht treu verblieben / und aus unmenschlicher künheit so ein großes wagen d \rfen / welches nicht wird geschehen seyn / solang die welt gestanden? Welchen tag / welche stunde werden E. Maj. ihres lebens versichert seyn können / bei solchen weibspersonen / die aus einem angebornen haß und widerwillen lieber vor aller welt die schändlichste creaturen heißen / als ihre ehliche liebe annemen wollen. So begehren sie dan[788] (fragte Pharao) sich gar nicht zu bequemen? Keine ist widerspånstiger / (antwortete Mamellus) als die Prinzessin Amesses / und sagte sie: Man m \chte nur von ihr glåuben / daß / üm ihres vatters liebe zu entgehen / sie fähig wäre / nach verrichtung der gestrigen that /alles in der welt / auch das allerunmůgligst-scheinende / zu verüben. Also wird aber (versezte der König von Canaan) die Ahalibama nicht geredet haben? Die bereits einmal (antwortete Mamellus) dem großen Beor dörfen ein messer an die gurgel setzen / gibt leicht von sich zu urteilen / was sie ferner zu thun fähig sei.
Wan ja / die große Isis zu versönen / (sagte Belochus) blut muß vergossen werden / wäre es dan nicht genug an einer person? Lasset uns die Indaride von Ophir verdammen / üm die andern zu erretten. Wofür sol aber (erkünete Mamellus hierwieder einzuwenden) diese rettung nůtzen / wan sie schon thunlich wåre /da die Königin von Syrien so wenig / als die andren /zu leben begehren / und ihr leben blos zu schaden ihrer K \nige / von denen sie angebetet werden / anwenden würden? Wie wan man noch einmal versuchte / (wandte Belochus hiergegen ein) sie auf einen båßern weg zu bringen. Um zu weisen / (antwortete Mamellus) wie gern ich E. Maj. vergnůgung m \chte bef \rdert sehen / so wil ich meiner eignen tochter erlauben / bei der K \nigin und den Prinzessinnen sich hierunter zu bemůhen: die vielleicht / als ein weibsbild / mehrern zutritt bei ihnen finden / und ein geneigters geh \r erlangen m \chte. Dieses erbieten namen die drei Könige für bekant an: wiewol der Pharao in seiner liebe sehr zu wanken anfienge. Hierauf wurden der Bildat und Baracheel beruffen / und mit ihnen abgeredet / daß man den verbrecherinnen noch den morgenden tag / sich zu bedenken / überlassen[789] wolte. Inmittels solte / ům das volk zu stillen / alle opferbereitschaft im tempel fårtig gehalten werden /üm unzweifelich übermorgen mit der hinrichtung /oder mit den trauungen / fortzufaren / ehe der K \nig von Basan mit seiner macht dazu kommen / und es hintern m \chte.
Diesem neuen feinde einhalt zu thun / riete der Prinz Bildat / daß man ihm ein ansehnliches heer entgegen schicken / und es auf eine schlacht ankommen lassen / ingleichen die ledige schanzen der Syrer besetzen / und also den feind von der stadt abhalten solte. Dieses werkstellig zu machen / wurde dem ratgeber anbefohlen: welcher auch die ganze nacht mit kriegsverfassung zubrachte / und muste der Prinz Sinear / mit dem Zalmon und Epha / vierzig tausend man aus Damasco füren / da niemand als sie dreie wusten / daß es dem Marsius gålte. Inzwischen wurde / die widerspånstigkeit der Königinnen und Prinzessinnen / durch ganz Damasco ruchtbar: darein dan niemand sich zufinden wuste / und verlangte jederman / was nun die Prinzessin Milcaride bei diesen verstockten ausrichten / und wie dieser lezte streich gelingen würde.
Diese kame nun / bei anbrechendem morgen /neben dem Mephres und sechs andren priestern / zu den fünf sch \nen in den tempel: da Mephres ihnen allen den tod des feuers / wan ihre beståndige verhärtung erfolgen solte / ankündigte / und hierauf die Milcaride / sie eines bäßern zu erinnern / allein bei ihnen ließe. Diese mitleidige Prinzessin / finge nun an / viel ernstlicher / als ihr der Mamellus ihr herrvatter anbefohlen / ihre im tempel erlernte grůnde / die vielheit der götter betreffend / herfür zu suchen / und solche den K \niginnen und Prinzessinnen fürzuhalten. Diß ware der gottseligen Aramena keine verdriesliche unterredung / weil sie dadurch gelegenheit [790] überkame /ihren glauben zu schårfen / und sowol sich als die andern zu erbauen. Alles / was sie jemals aus des so liebgewesenen Abimelech und der werten Cölidiane gesprächen / auch aus des Henochs und Abrahams schriften von ihrem glauben / erlernet hatte / das brachte sie mit so sůßer wolredenheit herfür / und bewiese die einige Gottheit so statlich / daß / durch sonderbare himmelsschickung / die Milcaride diese kräftige grůnde anname / und an stat der g \ttin Isis etliche zuzufüren / selbst von derselben und von ihrem heidnischen glauben abtrate / und zu dem wahren Gott himmels und der erden sich bekante. Dieser erlangte sieg / machte die sch \ne Syrerin in ihrem geiste ganz freudig / und sprache sie dieser neuen rechtgläubigen eiferigst zu / daß sie keine furcht noch liebe der welt sich solte schrecken lassen / diesen glauben öffentlich zu bekennen: massen sie selbst befände / daß sie sich damit versündigt / indem sie / üm zeitlicher ursachen willen / bisher verschwiegen hatte / was ihre glaubens-bekåntnis gewesen.
Milcaride / dieser lehre nach zu kommen / begehrte nicht wieder aus dem tempel / sondern wolte gleiches glück und unglück mit den andern anstehen: und wiewol die Königin ihr hierinn gewaltig abriete / ihr die lebensgefahr fürstellend / darein sie sich stůrzen würde / achtete sie doch solches nicht / sondern beteurete hoch / daß sie ohnedas des lebens satt und überdrůßig wäre. Bin etwan ich hieran schuldig / (sagte die Königin von Ninive) weil es geschienen / als ob des Prinzen Hemors ehmalige liebe gegen mir wieder anglimmen wollen. Dieses thut zwar etwas (antwortete Milcaride) zu meinem sterbensverlangen: das fůrnemste aber mag ich nicht melden / da ich mich vor mir selbst entsehe / daß ich solches weiß. Weil nun ferner keine hierüm fragte / [791] da ihre gedanken auf kein irdisches mehr sinnen wolten / geschahe nichtes mehr mit der Milcaride / als daß sie von den anderen willigst in ihre todten-gesellschaft aufgenommen worden.
Wie nun der Mephres nachmittag mit seinen priestern wiederkame / ům ihre endliche erklårung zu vernemen / wornach die Könige und das volk so sehr verlangte / bestürzte er nicht so sehr / als er der beiden Aramenen / und der andern drei Prinzessiñen beharrlichen sterbvorsatz vername / als über die schleunige ånderung der Milcaride / die ganz verächtlich ihn ansehend / ihm ankündigte / wiedaß sie der andern ihr beginnen billigte / und als eine verächterin der Isis mit ihnen zu sterben verlangte. Weil in den gesetzen der Isis enthalten / daß / wan in dem geschlechte der priestere / sonderlich des hohenpriesters / eine person gefunden würde / die wider die ehre dieser g \ttin handelte / dieselbe ohn alle gnade zum feuer solte verdammet werden: als konte ihm der Mephres leichtlich fůrstellen / wie es dieser tochter des hohenpriesters ergehen / und welche herzensqual ihr vatter darůber anstehen wůrde. Demnach begabe er sich betrůbt von dannen / und mit dem wagen der Milcaride / der vor dem tempel aufwartete / nach des Mamellus palast eilend / verschwiege er unterwegs gegen dem volke nicht / wie es im tempel stunde: dadurch alles in neuen lärmen geriete.
Mamellus fülete nicht geringen schrecken / wie er den Mephres so allein und so beångstigt ankommen sahe. Sein herz / das ihme sein unglück ankündigte /machte ihn ganz kraftlos / den Mephres zu fragen: und dieser hatte auch den muht nicht / das bewuste anderst / als durch ståtes seufzen / fürzubringen. Endlich kame die Tharasile dazu / und diese beide also stum findend / [792] fragte sie / was die Prinzessin / ihre tochter / im tempel ausgerichtet hätte? Mamellus sahe nun den Mephres stark in die augen / und dieselben voller trånen findend / schluge er in die hände / und rieffe überlaut: Ach! meine tochter ist verloren! Mein unglůck wil / (sagte Mephres) daß ich der bote seyn muß / der diese zeitung bekräftige. Nun hab ich genug / (antwortete Mamellus) und sehe / was alle list und rånke mir geholfen. Wie er diß gesagt / eilte er /gleich einem unsinnigen / von ihnen / und verschloße sich allein in sein cabinet: worauf die erschrockene Tharasile von dem Mephres ůmståndlicher vername /was sich mit der Milcaride begeben hatte. Weil sie deren todesgefahr nicht für so gewiß hielte / wie es ihr gemal und der Mephres wusten / als vergliche sich auch ihre unruhe nicht / mit des Mamellus angst: den sie mit gewalt aus seiner einsamkeit brachten / als die Könige den Abdeel nach ihm schickten / und nachricht haben wolten / wie es im tempel stünde. Sie fanden ihn auf einer ruhebank ligen / da er das gesicht gegen der wand gekehret / und mit beiden händen in den haaren seines haubtes tobete. Als er den Abdeel vernommen / ließe er ihm keine zeit zu reden / sondern kame ihm zuvor / und sagte: Entschüldigt mich bei den K \nigen / daß ich nicht selber kommen kan. Ich weiß nun ferner keinen raht zu geben / und verlange selber nichtes / als zu sterben. Weiter konte man kein wort von ihm bringen. Abdeel / als er von dem Mephres eigentlich vernommen / wie es stunde /ginge mit demselben nach den Königen: alda dieser alte ůmståndlich erzehlte / was der sch \nen gefangenen im tempel endliche erklårung wåre / auch wie des hohenpriesters tochter sich ebenfalls verfüren lassen /und mit den andern sterben wolte.
[793] Die drei Könige schauten einander hierauf eine gute weile an / ehe einer ein wort herfůrbrachte. Letzlich brache der Pharao dieses schweigen / und gar zornig sich gebärdend / sagte er: Wolan dan / weil Amesses meine liebe verachtet / so sol sie meinen haß fülen / und wil ich morgen meine lust daran sehen /wan ihr die flammen über dem kopfe zusammmen schlagen. Wiewol nun Belochus und Beor dergleichen haß gegen ihre geliebten nicht in sich entfanden / so ergaben sie sich doch auch darein weil es anderst nicht seyn konte / und wolten lieber deren tod / als ihre fernere verachtung / und die gefahr / sie in andere hånde geraten zu sehen / erleben. Und in diesem fürsatze / den sie unümgänglich fassen musten / wurden sie noch gestärket / durch die zeitung / die ihnen in dem augenblick der Sinear / durch den Dercylus / aus dem lager entbote: daß sie nämlich bereits auf das vörderst heer des K \nigs von Basan gestoßen / und es sich / allen ůmständen nach / zu einem blutigen treffen ansehen ließe. Dercylus berichtete daneben / wie sie in erfarung gebracht / das von Aroer der große Edom mit einen heer sich herzu näherte / auch der K \nig Armizar von Ophir im anzug wäre. So wollen wir dannoch / (sagte der ergrimte Belochus) ungeacht aller drohenden gewalt / den grausamen sieg über diejenige erhalten / üm deren befreiung willen alle diese große macht uns überziehet. Und sollen Esau und Armizar / (sezte Pharao hinzu) vergebens kommen / mit ihrem geliebten über uns den spott zu treiben.
Hierauf färtigten sie den Mephres wieder ab / und verwilligten / daß man auf morgen zum rach-opfer der grossen Isis / alle bereitschaft machen solte. Hiernåchst wandten sie alle ihre gedanken auf den krieg /üm dapfere gegenwehr zu thun / und sandten den Dercylus [794] wieder hinaus / durch welchen der Belochus dem Prinzen Sinear sagen ließe: Er solte gedenken /daß er für die freiheit seiner bestimten Königin von Elam mit zu fechten habe. Hierauf saßen die drei Könige selbst zu pferd / und ritten / neben den gesamten hohen kriegsbedienten / auf alle posten ůmher / ům anstalt zur gegenwehr zu machen / auf den unglücklichen fall / da der Sinear geschlagen werden / und der feind bis an die mauren / die stadt zu stůrmen / durchdringen solte. Es erfuhre / durch solche öffentliche verfassung / die ganze stadt / daß man sich eines neuen feindes befarete / und brache damit aus / warům der Sinear mit einem so måchtigen heer aus Damasco gezogen. Was sie aber diese neue gefahr nicht sonderlich beachten machte / war die allgemeine bestůrzung und traurigkeit / darin sie schwebten / indem sich ihren gedanken das traurspiel fürstellte / welches den andern tag mit hinrichtung der allersch \nsten personen von der welt solte fürgenommen werden. Hiervon unterhielte sich ganz Damasco / und war kein haus noch einige gesellschaft zu finden / da nicht mit gleicher häftigkeit / die nie-erh \rte entheiligung der Isis /und die hierauf bevorstehende grausame rache / beklaget und beweinet worden. Weil auch die Isis / von hohen und niedren / als die gr \ste göttin / verehret und angebetet wurde / als kunte noch dorfte kein einiger mensch darauf gedenken / ům erhaltung des lebens dieser sch \nen sich zu bemühen: massen die macht der tollen eiferer so groß war / daß nicht allein die Syrer / sondern die K \nige selber / sich davor scheuen und fůrchten musten.
Diese unterließen nun nicht / in der růkkehr / den betrůbten hohenpriester in seinem palast anzusprechen: und fanden bei ihme den Prinzen Hemor / welcher auf [795] keinerlei weise sich wolte zufrieden geben /daß die Milcaride / seine gemalin / solcher gestalt von der Isis abgefallen war; weswegen er auch den K \nigen / wiewol vergebens / zusprache / nicht zu dulten /daß man mit den K \niglichen personen also verfůre /sondern ihnen fernere bedenkzeit zu g \nnen. Wiewol nun Mamellus diesem fürtrag gern fortgeholfen hätte /so dorfte er doch seinem ersten gegebenẽ raht nicht widersprechen: zumal es auch schon zu spat war / und die v \llige gewalt ůber die gefangenen / nicht allein den Isis-priestern / sondern auch allen andern in Damasco befindlichen g \tzenpriestern / übergeben war /die / von dem ganzen heer gestützet / allen beifall hatten / zu thun / was ihnen gelůstete. Demnach legte er alles auf das verzweifelte grämen / und verwiese fast den verliebten K \nigen mit seinem beispiel / daß sie nicht so übel / wie er / sich gebärderten / da sie doch ebenfalls ihr liebstes verlieren solten. Belochus / ihn seines hohenpriesterlichen amtes erinnerend / vermanete ihn zur gedult / worzu er selbst ihn und die andre K \nige noch neulichst bereden wollen. Nachdem er ferner den Hemor mit seinem eignen beispiel getröstet / eilete er / neben den Pharao und Beor / wieder von dannen: weil dieser trauer-ort nur dienete / ihre ohnedas-gequältes gemůter noch mehr zu ängstigen. Sie waren auch nun so verwirret / daß sie / nirgend ruhe finden kunten: und sahe man sie / selbigen abend /mehr als einmal auf die gassen der stadt reiten / in tausenderlei leeren anschlägen / ihre geliebten zu erretten.
Die K \niginnen und Prinzessinnen wurden inzwischen / von einer großen mänge der priester / mit brennenden fakeln / auch bei anstimmung eines klagliedes / mit traurigem thon und gebården / aus ihrer wonung / in einem besondern tempel gefůret: darinn sie die nacht [796] verbringen / und des folgenden grausamen morgens erwarten musten. Weil das widern vor dem tod / sonderlich vor einem so abscheulichẽ tod /allen menschen natürlich ist / als stellte sich dessen bittere erinnerung auch bei diesen künen Gottes-eivereriñen ein / und hatten sie gnug mit sich selbst zu kämpfen / üm beständig zu bleiben / und den tod nicht zu achten. Milcaride / die am weichmütigsten sich erwiese / gleichwie die K \nigin von Syrien die mutigste unter allen war / erholte sich immer trostes bei dieser schönen Königin / und dienten deren heilsame lehren ihr und den andern zur kräftigen bestårkung / in diesem streite die oberhand zu behalten.
Gedenket / liebste Prinzessinnen! (sagte sie zu ihnen) was / auf diese angst / die uns iezt betroffen /fůr eine unendliche ruhe uns bereitet ist / und wie uns so wol seyn wird / wan wir in seeliger ferne das betrachten können / was wir iezt / und sonst in unsrem leben / haben erdulten müßen. Morgen üm diese zeit /wissen wir nichtes mehr von der qual / die man uns bereitet / sondern schweben in der freude / von deren Henoch so viel sůße beschreibungen in seinem schriften uns hinterlassen / und die er doch so vollkommen nicht fürbilden k \nnen / als wir sie in der that befinden werden. Solte ein augenblickliches leiden nicht zu ertragen seyn / worauf ein immerwårendes wolergehen erfolget? Scheuet man auch wol eine bittere arzenei /die uns kan zur gesundheit verhelfen? Und wie verlanget man doch zu bette / wan man von der arbeit müde ist! solte dan nicht uns nach der ewigen ruhe gelüsten / die wir dieser welt leiden so vielfältig gekostet haben? Lasset uns / durch ein augenblickliches feuer / dem angstfeuer entfliehen / das uns bisher gequälet hat / und mit diesem zeitlichen leben ablegen alle verfolgungen / die uns so häufig darin zugestossen! [797] Euer Dison / liebste schwester / und euer Elieser / werteste Ahalibama! warten euer mit verlangen. Weil wir von des höchsten Gottes gerichten nicht urteilen müßen / so wollen wir hoffen / daß auch Amraphel seine Indaride in jener welt mit freuden ersehen werde. Bleiben Armizar / Hemor und Cimber nach uns in der welt / üm unsren tod zu beweinen: so bin ich doch versichert / daß Armizar und Cimber uns lieber todt / als in des Pharao und Belochus armen / wissen werden. Wan auch Hemor dermaleins / wie ich ihm wůnsche / zur wahren glaubenskentnis gelanget /wird er erfreuet sich erinnern / daß seine Milcaride üm deß willen ihr leben hat verlieren wollen.
Wan ich nichts (versezte Indaride) den trost haben solte / meinen Amraphel dort für zu finden / wůrde mir / wo es müglich / auch in der seeligkeit / die ruhe ermanglen. Ach nein! dieses edlen Königs tugend war viel zu gros / als daß ihme der himmel die wonung der seeligkeit hätte versagen können! Meinem Hemor wünsche ich / (sezte Milcaride hinzu) daß mein tod ihn zur erkentnis bringe / mir die liebe zu erweisen /die er mir in meinem leben versaget. Und meinem Dison (sagte die Königin von Ninive) wird mein tod in jener welt anzeigen / wie ich bereue / daß ich auf ihn unschüldigen einen haß geworfen. Kommet /(sagte die K \nigin von Syrien) und lasset uns / das übrige der nacht / mit heilsamer zubereitung zu unserer morgigen reise / verbringen! Und weil die einsame stille betrachtungen die bästen sind / als wehlet euch /meinem beispiel zu folge / von diesen erkern iede einen aus / deren eben sechse sind / als wan sie fůr uns erbauet wären / und begrabet darinn alle eure weltliche gedanken und sorgen: üm nachgehends[798] desto geschickter zu seyn / mit himlischen gedanken dieses leben zu verlassen.
Als sie diß gesagt / begabe sie sich ganz allein in ein ausgebäude des tempels / da ihr / die klarheit der vielen hin und wieder angezůndten lampen / eine marmorne bank zeigte / auf die sie sich niederließe. Indem die andern in den ůbrigen auslagen dergleichen täten / überlegte sie bei sich ihren ganzen lebenslauf /wie so nichtig und flüchtig das wenige gute gewesen /daß sie darin genossen / und wie hingegen das widrige ihr so lang und häufig zugestoßen. Die unwissende ungerechte liebe zu dem Aramenes ihrem bruder /dem sie unter des Abimelech namen so herzinnigst gewogen gewesen / bereuete sie nicht weniger / als wie sie auch die fůrsorge des H \chsten hierbei prieße / die allemal ihrer vermålung so viel hinternise in den weg geschicket. Das lezte / worüm sie ihre lezte tränen vergoße / war der schleunige tod dieses ihres mehr dan lieben bruders / und das gedåchtnis des Cimbers / den sie hinter ihr lassen muste. Wie aber dessen andenken einen widerwillen zum tode in ihr erwecken wolte / bannete sie diesen treuen liebhaber aus ihren sinnen / und gabe ihm tausend guter nacht: nichtes mehr beklagend / als daß sie / vor ihrem sterben / nicht die gelegenheit haben sollen / dem Tuscus Sicanus / als ihrem geliebten Cimber / bewust zu machen / wie sie seine liebe wol erkant / auch ihres bruders leztem befehl gemås / ihm wieder liebe zu erweisen bereit gewesen.
Hierauf wandte sie sich ganz von der welt ab / und schwunge sich mit ihren gedanken in den himmel: da dan die sch \nheit desselben / und die beständige ruhe / welche sie darinn zu gewarten hatte / ihr die sinne dermassen einname / daß sie nun sich recht glůcklich zu achten [799] anfinge / weil sie / für das irdische / ein so herrliches ewiges reich beziehen solte. In solcher betrachtung fielen ihr / auf ihren zustand / diese reimen ein / welche sie mit einem griffel in die marmorne wand eingezeichnet.
Was solt mich wol auf Erden halten /
da mir der himmel offen steht?
mein sehn und sehnen aufwarts geht:
ich wil nicht mehr hiernieden schalten.
der erd wil ich die erde geben /
mit meinem geist im leben leben.
Muß ich / das sternen-reich zu fassen /
schon brechen durch den bittren tod:
es daurt nur einen blick die noht /
die mich sol ewig leben lassen.
ein saurer weg ist leicht gegangen /
wan wir ein süßes ziel erlangen.
Muß schon mein leib zernichtet werden:
was nüzt das alte wonhaus mir?
da mir ein neues stehet fůr /
das nicht gebauet ist von erden.
Ich laß die bauerhütte schwinden:
weil ein palast für mich zu finden.
Verlaß ich hier schon liebe freunde:
den liebsten freund / den find ich dort.
Verlaß ich güter: jener ort
gibt mir die kron / trutz allem feinde!
Was ich hier hinter mir kan lassen
das werd ich dort weit größer fassen.
Mir wird nit folgen nach / das leiden;
es stirbet mit / und bleibt zurůck:
dafür erlang ich fästes glück /
das nie kein unbestand mag scheiden.
Solt ich den tod dan nicht erkiesen /
da mir wird solche freud gewiesen?
Lang leben hier / ist lange sterben.
Ein früher abschied mir behagt.
Das harren / nicht der tod / mich plagt.
[800]Drům wůnsch' ich eilend zu verderben:
üm desto eher / mit den frommen /
zu heisen ewiglich-vollkommen.
In diesen schönen sterbensgedanken / wurde sie durch die ankunft der Isis-priestern gestöret: welche ihnen eine herrliche malzeit auftrugen / und sie n \tigen wolten / sich zu setzen / und von den speisen zu genießen. Wie sie sich aber dessen geweigert / machten diese priestere sich darüber her / und verzehrten alles an ihrer stat / worbei die gefangene große angst anstunden: weil die Königin von Ninive / als deren ihre weise wol bekant war / die andern warnete / vor diesen betrunkenen / die ihnen etwas ungebürliches ansinnen m \chten / sich fürzusehen. Die fünfe namen demnach ihre zuflucht hinter die K \nigin von Syrien: welche ein messer herfür zoge / üm / auf bedürfenden fall / ihre und der andern ehre damit zu beschirmen. Es ware aber hierinn ihre sorge vergebens: weil die ehrerbietung bei diesen priestern / ungeacht sie sich angesoffen / soviel gewirket / daß sie / sonder den gefangenen etwas zu sagen / ihres wegs wieder fortgingen / nachdem sie wol gezechet und gezehret hatten.
Die Könige hatten unterdessen in ihren palästen sich etwas zu ruhe begeben / konten aber deren nicht lang genießen: massen der Prinz Bildat die unglückliche post anmeldete / wiedaß der Prinz Sinear / sein sohn / mit dem gesamten heer geschlagen / und vor dem K \nig Marsius flüchtig / mit den ůbrigen in die stadt entronnen auch der feind nun schon an der stadt wäre / und zum stůrmen alle anstalt machete. Wie der Bildat noch also redte / kame der verwundte Sinear dazu / und dem König von Assyrien zu fus fallend /beklagte er sein unglůck / daß er einem so großen heer der Teutschen nicht långer wiederstand thun /noch seinem König mehr [801] dienste leisten können. Er ůberlieferte zugleich etliche gefangene von des Marsius heer: welche / nachdem Belochus den Sinear aufstehen lassen / verh \ret wurden / und beståtigten /wiedaß diß heer sechzig tausend man stark wäre. Einer unter ihnen / ein Egypter von geburt / gabe den K \nigen diese ausfůrliche nachricht.
Es hat mein herr / der König von Basan / (sagte er) fürlängst / wiewol ganz heimlich / sich hier in Syrien aufgehalten / und zwar aus liebe zu der Königin von Syrien: deren zu dienst alle manschaft in Basan und auf dem Amoriter gebirge aufgeboten / und also bei huntert tausend man zusammen gebracht worden. Von diesen hat der Suevus erstlich dreißig tausend / nachgehends der Prinz Baalis zehen tausend / und nun unser König selber sechzig tausend / zu hülfe den Syrern / hieher gefůret. Dieses lezte heer / stunde an den grånzen von Basan und Syrien / als vor einem paar wochen / unser K \nig / ganz betrübt aus Syrien zu uns kame / und dem Prinzen Trebetes befahle / uns nach Syrien zu füren. Aber bald darauf ånderte sich dieser schluß / weil zeitung einliefe / daß die K \nigin von Syrien in Damasco hinein wäre entfüret worden: daher unser König selber mit uns nach Syrien ümkehrte. Im nåher-kommen erfuhre er / daß die Königin / wie auch ihr erkanter bruder / der vermeinte Prinz Abimelech von Gerar / in einer gruft befallen wären: da er dan seine bisher-geheime liebe nicht långer zu bergen vermochte / sondern mit so häftiger gemüts-bewegung hervor brache / daß er schwure / zu rächung des todes dieser beiden / keinen stein in Damasco auf dem anderen zu lassen.
Wir gingen also in Syrien: da weder des Prinzen[802] Suevus warnung / der uns begegenete / noch der K \nigin von Elassar anzug nach dem Amoriter-gebir ge / unsren König zurück halten k \nnen. Gestriges tages wurde er in unbeschreibliche freude gesetzet /als er von denen zu uns gestoßenen Syrern vername /daß die Königin alhier noch lebe: welche zeitung unsren halbtodten K \nig völlig wieder aufgemuntert /also daß er mit gr \ßerm mute seinen zug gegen diese stadt fortgesetzet / und / nach iezt-erlangtem ersten siege / nun die stadt zu stürmen gewillet ist. Er eilet aber damit also / weil etliche von hiesigen gefangenen uns berichtet / daß die K \nigin in großer lebens gefahr schwebe.
Wie hiermit dieser Egypter seinen bericht beschlossen / fragte ihn der Pharao / weil Belochus in tiefen gedanken stunde / ob die seinen nichtes von dem anzuge des Armizars aus Ophir wůsten? Dieser K \nig (antwortete der Egypter) ist bereits mit einem großen heer in Mesopotamien / und wird auch der Fürst Esau / von Aroer her / morgen bei uns erwartet. Wir wissen nun gnug! sagte hierauf Belochus / und befahle diesen gefangenen abzufüren. Hierauf sahe dieser bestůrzte König die andren wehmütig an / und sagte: Was raht ist hier zu fassen / da die verteidigung dieser ringmauren das lezte ist / so Babel / Egypten und Canaan von einer nie-erh \rten beschimpfung ihrer K \nige erretten kan? ô verfluchte liebe! die uns in dieses elend stürzet / und solchen abbruch unsrer ehre uns leiden machet!
Gnädigster König! (sagte Bildat) E. Maj. stellen bei diesem handel ihr gemüt zu ruhe: es ist noch mancher treuer und dapferer soldat hier in Damasco / der seinen kopf daran wagen / und solchen lieber verlieren wird / als daß er seines Königs freiheit notleiden sehe. So viel tausend Assyrier / Egypter / Canaaniter und [803] Araber / die wir noch beisammen haben / worden ja verhůten / daß nicht gleich der feind meister von der stadt werde: und können wir nur etwas zeit gewinnen / so weiß ich gewiß / daß die Cussiten / wie auch die fůnfzig tausend man / die der Prinz Hiarbas herzu zufůren / auf dem wege begriffen ist / ingleichen der Königin von Elassar fürhaben wider ihren bruder / so auf das land der Amoriter gerichtet / und die ankunft des Prinzen von Tyro / den wir aus Elam erwarten /uns zum vorteil dienen / und dieser gefahr ein anders ansehen geben werden. Man thue demnach nur gleich zur sache / und setze sich in gute gegenwehr: Damasco wird nicht so leicht erstiegen seyn.
Durch dieses mutige zureden des Prinzen von Chaldea / wurden die niedergeschlagene gemüter der Könige wieder aufgerichtet. Und weil sie nun / die liebe und alle andere betrachtungen hintangesetzet / ihre gröste vergnügung seyn ließen / sich an ihren feinden gerochen zu sehen / als ließen sie geschehen / daß /gleich bei anbrechen des tages / die hinrichtung der schönen verurteilten / (die sie / da sie sich von ihnen beständig verachtet sahen / nun auch tödlich zu hassen begunten) in dem Isistempel solte vorgenommen werden / ehe der verliebte K \nig von Basan / wie auch der Armizar und Esau / es verhintern könten: und war ihre wut so groß / daß sie selbst in person solchem blutigen opfer beiwonen / und also ihre rachgierde bůßen wolten. Weil immittels post über post einliefe / daß die gefahr sich größerte / und sie bereits drausen zu stürmen anfingen / begabe sich alles / was fechten kunte / auf die türne und mauren / ihre stadt bis auf das äuserste zu verteidigen.
Dieses verstörte des Prinzen Mardocentes und Hemors anschlag / den sie mit dem Elhanan und Thebah[804] diese nacht gemacht hatten / die Königinnen und Prinzessinnen zu befreien. Diese viere fületen mehr eifer für diese schönen / als verehrung fůr die göttin Isis /und machten ihnen kein gewissen / die jenigen zu erlösen die alle welt des todes würdig erkante. Was hierin bei dem Mardocentes die bloße grosmut verrichtete / daß tåte bei dem Hemor die liebe zu der jůngern Aramena / und das erbarmen gegen der Milcaride /bei dem Elhanan und Thebah aber / die liebe zu dem Syrischen Königlichen geblüte. Sie waren nun eben /als dieser auflauf entstunde / schlůßig worden / mit den Arabern und teils Canaanitern / die der Piream auf des Hemors seite gebracht / in den tempel zu brechen / das frauenzimmer zu erlösen / und mit ihnen aus der stadt nach Aroer zu eilen / ům sie alda / bei den Cussiten und den andern völkern / in sicherheit zu bringen. Es sezte sie aber aus dieser entschließung /das geschrei von des K \nigs von Basan erlangtem siege ůber den Sinear / und von dessen starkem angriff auf die stadt: und wusten sie nicht / wie sie nun bei diesem zufall sich bezeigen solten. Einen lårmen bei solcher bewandnis in der stadt anzufahen / und dadurch die ihrige zu schwächen / auch deren gegenwehr wider den feind zu verhintern / hielten sie fůr bedenklich / auch ihnen selbst gefärlich. Sie konten sich aber auch nicht entschließen / die schöne gefangene hůlflos zu lassen: zumal wie sie erfaren / daß mit dem morgen die hinopferung erfolgen solte.
Sie gingen zu den Königen / und suchten viel vernůnftige gründe hervor / sie zu ůberreden / daß es mit dieser hinrichtung im tempel so lang anstand haben möchte / bis man den feind von den mauren würde haben abgetrieben. Sie richteten aber nichtes aus /und musten geschehen lassen / daß die K \nige / nachdem sie dem [805] Prinzen Bildat / wie auch dem Zalmon /Laristenes / Epha und Aner / die verteidigung der stadt anbefohlen / selbst nach der Isistempel gingen /üm diesem grausamen opfer beizuwonen. Weil Beor den Prinzen Hemor / seinen sohn / in tiefen gedanken ersahe / schwanete ihm / was er im sinn hatte: und hiervon ihn abzuhalten / befahl er ihme / den ausfall der zehentausend man / den sie thun wolten / neben dem Zalmon / gegen dem feind zu fůren. Der verzweifelte Hemor dorfte sich diesem befehl nicht widersetzen / sondern muste gehorchen: wiewol sein scheiden von dem Isistempel / bei dem sie sich nahe befanden /mit solcher bewegung zuginge / daß ihm die trånen scheinbar aus den augen drungen. Wie er nun alle hofnung verloren hatte / die jenige zu erretten / die ihm so lieb ware / name er ihm fůr / den tod bei diesem ausfall zu suchen / und eilete demnach mit dem Zalmon und den zehentausend soldaten hinaus / des willens / nicht lebendig wieder in Damasco zu kommen.
Mardocentes / dem seine jugend und sein frischer muht nicht zuließe / bei diesem zustande mit den Königen müßig nach dem tempel zugehen / muste / weil auch die K \nigin Petasiride zu pferd daher kame /und ihn aufmanete / ihr zu folgen / den fürsatz fahren lassen / die gefangenen zu erl \sen. Wie man ihme nun sein pferd gebracht / und er die Petasiride nach den mauren / da sie den stürmen mit zusehen und ihre Sabeer anfrischen wolte / begleitet / erlitte er solchen verdrus in seinem gemüte / und ward in seiner unschlůßigkeit / so verdrossen / daß seine Königin nicht wuste / was sie von ihm gedenken solte. Er dorfte ihr /auf ihr befragen / weil sie schon mit der Königin von Ninive geeivert / sein anligen nicht entdecken. Er konte aber / als die Petasiride des elenden zustandes der beiden Königinnen und vier Prinzessinnen [806] erwehnte / sich nicht enthalten / tief darüber zu seufzen / und also sein mitleiden zu verstehen zu geben.
Ihr beseufzet billig diese unglůckseligen (sagte sie zu ihm) und gestehe ich mit euch gerne / daß der klägliche untergang der kindern des hauses Syrien sehr frömd und beklagens wůrdig sei. Aber Mardocentes! da es der götter ehre betrift / und diese elenden nicht allein selbst vorsetzlich in diß unglück sich gestürzet / sondern auch hartsinnig dariñen verharret haben: sehe ich nicht / wie man / sonder die götter zu beleidigen / dieses tadlen dörfe / was iezt mit ihnen geschehen sol. Gleichwol ist nicht erhöret / (antwortete Mardocentes) daß eine solche metzelung an so hohen Königlichen personen jemals fürgenommen worden. Weil auch die zwangheuraten sie guten teils / wiewol nicht alle / zu dieser verzweiflung getrieben / den tod auf so fr \mde art zu suchen: finde ich nicht / daß wol gethan sei / der göttin rache durch verheißung dieses K \niglichen blutes zu fördern. Unser blut (gabe Petasiride zur antwort) ist vor den g \ttern nicht edler / als das blut anderer menschen: und da eine solche entheiligung geschihet wie man hier erlebet hat / muß die straffe billig sonder ansehen der personen / vorgenommen werden. Weil sie damit zu den mauren kamen / bliebe Mardocentes überhoben / dieses verdriesliche gespråche zu erlängern. Als er nun seine K \nigin auf die mauren gefüret / sahen sie / bei der morgendemmerung / das gewaltige heer der Celten /wie solches ům Damasco her sich ausgebreitet / und wie nicht weit von ihnen eine poste / die die Araber besetzet hielten / gewaltig gestürmet wurde. Weil diese nicht zum dapfersten fochten / rante Mardocentes dahin / sie anzufrischen: da dan die Petasiride ihren Sabeern auch zusprache / und [807] alle helden in Damasco zum widerstand ihr äuserstes täten.
Die drei K \nige befanden sich indessen bei dem Mephres in tempelbau der Isis / und warteten mit verlangen auf den anbrechenden tag: weil nicht / verm \g ihrer gesetze / als beim sonnenscheine / dergleichen blutopfere kunten verrichtet werden. Man hatte / im innern hof des tempels / sechs unterschiedene holzhaufen / und vor iedem einen altar / aufgerichtet /auch alle opferbereitschaft darzu geleget. Wie man aber lang auf den hohenpriester / den Prinzen Mamellus / vergeblich gewartet / üm die neue einweihung der g \ttin Isis / welche vorhergehen muste / vorzunemen / schickten endlich die Könige den Abdeel zu ihme / ihn anzutreiben / daß er bei dieser großen verrichtung sich einfinden solte. Wie dieser in des Mamellus palast gekommen / und fürgelassen worden /fande er den hohenpriester auf dem bette / mit so verstellten augen und gråßlichem aussehen / daß er sich sehr dafür entsezte.
Nachdem er seine anwerbung gethan / gabe Mamellus ihm dieses zur antwort: Saget dem K \nig von Babel / daß ich mich unwürdig erkenne / das hohepriesterliche amt zu fůren / weil ich / als ein Königsm \rder / nicht wert bin / mit meinen händen heilige dinge zu verrichten. Meine ehrfucht nicht allein Syrien unter meine gewalt zu bringen / sondern auch des grösten weltreiches mich endlich zu bemächtigen / hat mich gereitzet / dem grossen Belochus ein langsames gift beizubringen / daß ihn in wenig tagen tödten wird. Die zeit leidet es nicht / ist auch nun nicht mehr nötig / alle anschläge / die ich hierbei im sinn gehabt /hier kund zu machen. Alles / was geschehen / hab ich gethan / um meine einige tochter gros zu machen. Weil aber / die gerechte rache und [808] straffe des himmels mir diese iezt nimmet / bin ich ermüdet / forthin mehr bosheit in der welt zu verůben. Ich wil dieses ehrsüchtige blut / daß mich der erbarkeit und tugend /auch aller meiner gebůr und pflicht vergessen gemacht / hiermit ausschůtten / als ein rach-opfer für meine begangene unthaten. Als er diß gesaget / zoge er einen dolch herfür / den er bei sich verborgen ligen gehabt / und stieße ihm solchen zweimal nacheinander mit solcher gewalt in die brust / daß er mit dem lezten das herze treffend / seinen kåmmerlingen unter den hånden verschiede.
Abdeel war so erschrocken und entstellt ůber diese greuliche bekäntnis und begebnis / daß er lange nicht wieder zu sich selber kommen kunte. Das geschrei der bedienten im hause / erweckte die Tharasile / und machte sie aus ihrem schlafgemach herzu laufen: da sie dan ihren gemal in so elendem zustand antraffe. Man hatte ihr verhelet / was es mit ihrer tochter / der Milcaride / fůr eine bewandnis hatte: daher befande sich die Prinzessin in zimlicher gemüts-ruhe / als ein so großes unglück sie so pl \tzlich daraus setzete. Daher war ihr schrecken ům so viel größer / also daß sie / wie todt / bei ihres herrn leiche niederfiele.
Indem nun dieses unglück alles im ganzen palast wach machte / und man der Tharasile beizuspringen bemühet ware / entstunde unversehens auf der gassen ein großes getümmel / und wurde geruffen: wiedaß die stadt gewonnen und von den Celten erstiegen wäre. Abdeel / hierdurch vollends in t \dlichen schrecken gestürzet / eilte aus des Mamellus palast / üm den Königen diese unglückliche botschaft zu bringen. Auf der gassen sahe er alsobald den augenschein dessen: massen die feinde schon über all haufenweis liefen /die håuser [809] zu ersteigen und beute zu machen / und er also mit mühe durchkommen konte. Wie er nun den Isis-tempel erreichet / war er der erste / so den unversehenen ůbergang von Damasco daselbst kund machte. Er verursachte hiermit / daß die zwölftausend man / so den tempel ümlägert hatten / sich in eine schlachtordnung zusammen zogen / ům den ankommenden feind aufzuhalten.
Die ergrimte K \nige befahlen also fort / daß man /mit der hinrichtung der Königinnen und Prinzessinnen fortfahren solte / sonder die sonst bestimte und ůbliche gebräuche dabei zu begehen: damit der feind diese nicht lebendig in seine hände bekåme / üm derer willen er dieses stůrmen vorgenommen hatte. Die priestere / so die hinrichtung verrichten solten / eilten hierauf zu diesen unschüldigen hinein / und schleppten sie ohn alle ehrerbietung / deren sie doch bisher gegen ihnen sich gebraucht hatten / auf den platz: da die unsinnige K \nige mit unmenschlicher belustigung zu sahen / wie man diese schönen auf die holzhaufen sezte / auch ihre zarte hände und arme mit ketten an die pfäle anfässelte. Die priestere gingen folgends /die fakeln / welche sie auf dem altar der Isis im inneren tempel anzünden musten / herbei zu holen / üm damit diesen scheiterhaufen das feuer zu geben / welches die edelste und schönste creaturen der welt verzehren solte. Die Königin von Syrien die mit ihrem geiste schon aus der welt war / seufzete ohn unterlaß /in dieser lezten todesnoht / zu ihrem Gotte: deren herrlichen beispiele die andere eifrig nachfolgten.
Inzwischen hatten die siegende Celten das heer der Assyrier zertrennet / und ließen sich eben auf den platze bei den Königen sehen / als diese mordfakeln ankamen / und der schönen Aramena scheiterhaufe schon angezündet wurde. Der dampf begunte ihr allbereit [810] [812]gewaltig zu zusetzen / als sie durch die flammen einen ritter / der ganz blutig war / auf sie zu dringen sahe / dan sie sofort / ungeachtet ihrer todesangst / fůr den edlen Cimber erkante. Dieser l \sete ihr die fässel ab / name sie folgends auf seine arme / sprange mit ihr durch das feuer / und brachte sie onmåchtig in eines von den nähsten gebäuden am tempel. Als diese schöne daselbst wieder zu sich selber kame / sahe sie sich in den armen ihrer schwester und der andren Prinzessinnen / die gleichfalls vom tod errettet waren: wiewol der ihnen nicht so nahe gewesen / weil ihre scheiterhaufen noch nicht angezůndt waren. Wie gehet dieses zu / (fragte die schöne Syrerin /) daß wir noch leben? und was für ein wunderwerk hat den Tuscus Sicanus hieher gefůret / uns zu erlösen. Nicht dieser / (antwortete Ahalibama) sondern der König von Basan ist es / der uns befreiet hat: wie mir solches der Prinz von Ammon gesaget / den das glück zu meinem holzhauffen geführet. Dieser brachte mich / durch das blutige gefechte / hie herein: da ich E. Maj. neben der Prinzessin Indaride und Amesses / vor mir gefunden.
Der so genannte Cimber / (sagte Indaride) hat freilich die K \nigin von Syrien errettet / massen ich ihn selbst gesprochen: und befahle er mir die sorge für seine K \nigin / die er verlassen müste / sowol / weil er schwerlich verwundet / als weil ietziger zustand ihn / bei den soldaten zu seyn / antriebe. Und mir sagte er / (sezte Amesses hinzu) daß wir uns nicht fůrchten solten / weil wir an diesem orte sicher wären. Es stehen aber etliche tausend man / hier vor dem eingange / zu unserer sicherheit: von denen ich zwar nicht sagen kan / ob sie dem K \nig von Basan / oder dem König der Aborigener / zugeh \ren. Gott gebe / daß sie des lezten seien / (sagte [812] die Königin von Syrien mit seufzen) sonst wůrde mein zustand sich mehr veråndert als verbåssert haben. Es sind freilich die Celten unsere erlöser / (sagte die K \nigin von Ninive) dan der / so mich hieher gebracht / war der Prinz Suevus: welcher seinen geschwinden abtritt damit entschüldigte / weil er nach seinem K \nig sich begeben müste. Wan die todes-angst (sezte Milcaride hinzu) mich hat recht sehen lassen / so vermeine ich / der Prinz Hemor / mein gemal / sei derjenige gewesen / der mich hieher gebracht. Dem sei / wie ihm wolle / (sagte die sch \ne Syrerin seufzend) so sehen wir doch aus dieser begebenheit / daß unsere stunde des todes noch nicht vorhanden war / und daß der Höchste uns noch länger die widerwårtigkeit der welt wolle kosten lassen.
Indem trate ein ansehlicher großer ritter zu ihnen hinein / den keine von ihnen kante / welcher zu der K \nigin von Syrien eilend / sie bei der hand name /und sagte: Ich komme / auf befehl des K \nigs von Basan / meines herrn / E. Maj. von hier / aus dieser abermaligen feuersgefahr / in sicherheit zu bringen /und ihr anzukünden / daß sie von allen ihren feinden befreiet / und alle Celten zu ihrem gebote stehen / sich deren / wie ihrer Syrischen untertanen / zu gebrauchen. Vergebet mir / unbekanter ritter! (gabe ihm die Königin zur antwort / sich ihme zu folgen weigerend) daß mein schrecken mir iezt hinterlich ist / nach gebür für so gute zeitung zu danken / und daß ich mich erkündige / wo man mit mir hinwolle? Mein König hat verordnet / (sagte dieser hinwieder) E. Maj. und die anwesende Prinzessinnen auf die Kemuelsburg zu begleiten / die von allen feinden geraumet ist / weil S Maj. vermeinen / sie werden daselbst am bästen und ruhigsten sich aufhalten können. Alhier ist / aus gerechter rache des himmels / der tempel [813] in brand geraten / der so eine vollkommene sch \nheit verbrennen wollen. Meines K \nigs wunden verwehren ihme / dieser ehre zu genießen / und E. Maj. abermals zu erlösen: drum hat er solche mir gegönnet / der ich der Sesai von Astaroth bin / welchen ganz Basan für einen treuen diener des großen Marsius kennet.
Diese worte befriedigten die besorgte K \nigin /und truge sie ferner kein bedenken / dem Sesai zu folgen: der sie mit den andren auf wägen sezte / und in begleitung einer starken reuterei / nach der Kemuelsburg fürete. Im abfahren zeigte sich ihnen so fort der große brand des tempels / wie auch die blutige niederlage der Assyrier über deren todte leichname sie herfuhren / und auch die drei Könige / ihre verfolgern / in ihrem blut ausgestrekt ligen sahen. Dieses traurschauspiel / kunten die Königinnen und Prinzessinnen sonder grausen nicht ansehen. Die tugendhafte Amesses / der geilheit ihres vatters auf einmal vergessend / ließe ihrer kindlichen entfindlichkeit den freien zaum schießen / und schickte / in ihrer befreiungs-freude / ihr klaggeschrei gen himmel. Die grosmütige Syrerin folgte dem beispiel dieser Prinzessin mit den andern / und beweinten also diese schönen / der dreien K \nige unglůckliches ende / baten auch ihre begleitere / zu verschaffen / daß die k \rpere so großer Könige auf die seite gebracht und ferner unbeschimpft bleiben möchten. Nachdem solches durch den Sesai befördert worden / und die Königin von Syrien / im fürbeifahren / das plůndern und morden ersahe / rieffe und bate sie / daß man mit solcher grausamkeit einhalten wolte: welches dan mehr kraft und nachdruck bei den Celten hatte / als alle dieserwegen vorher von ihren obern beschehene scharfe bedrohungen. Es schiene demnach / als wan allein die gegenwart dieser sch \nen den [814] frieden und die ruhe in Damasco wiederbrächte / und rieffen alle Celten / die ihrer nur unsichtig wurden: wiedaß sie die schöne K \nigin von Syrien für ihre Königin erkennten / die der himmel mit ewigem glücke beseeligen solte.
Unter solchem glůcks-zuruff / kamen sie auf die burg / woselbst sofort der alte Hus / der Zophar und Elhanan / und der getreue Thebah / neben der Königin frauenzimmer sich einfunden / ihrer erlösten K \nigin ihre freude zu bezeugen. Der alte Fůrst von Hus / bate mit trånen und auf den kniehen üm vergebung / wan etwan sein bezeigen der K \nigin misfallen håtte. Der Thebah aber konte für freudentränen kein wort hervor bringen / seines K \nigs Aramenes beide töchter in diesem unvermuteten glückswechsel zu sehen. Wenig stunden hernach / stellten sich auch die übrige Syrische Fůrsten in Damasco ein: da der Husan / Nahor /Thare / Rames und die andern schier für freuden gestorben wåren / als sie ihrer Königin ansichtig wurden. Der verwirrte zustand g \nnte ihnen nicht / dißmal einander ausfürlich zu berichten / wie alles dieses zugegangen / und vergnügten sich die Syrer damit /des Königs von Basan / als ihres erlösens / lob und ruhm himmel-an zu heben / und ihn den befreier von Syrien zu nennen: das dan der K \nigin von Syrien nicht wenig nahe ginge / weil man ihres Cimbers dabei ganz vergaße / welcher / was die errettung ihres lebens betraffe / den meisten dank billig davon tragen sollen. Gleichwie sie aber sich scheute / öffentlich dessen zu erwehnen / also ware sie daneben in geheim sehr bemühet / von diesem vermeinten K \nig der Aborigener etwas zu erfragen. Sie wurde aber mit so großer angst als verwunderung ümgeben / wie sie bei dem Prinzen Baalis / welcher ihr [815] aufzuwarten kame /sich erkundigte / wie es mit eroberung der stadt wäre zugegangen / und diese nachricht von ihm bekame.
Als wir im lager (erzehlte er) nach dem wir etliche tage E. Maj. todt beweinet / durch einige herausgeschossene pfeile die fr \liche nachricht erhalten / daß E. Maj. noch lebte / und uns dabei die gefahr / darin sie schwebten / entdecket worden / fasseten wir den schluß / Damasco zu stürmen: waren aber so unglůcklich / daß / weil eben zu den Assyrern ein neues heer stieße / wir abkehren / unser lager verlassen / und an den Libanon uns zurück ziehen musten. Dieses unser unglück / tåte ich sofort meinem König nach Basan zu wissen: wiewol er es bereits unterwegs erfahren hatte / und darům seine hieherkunft beschleunigt. Also haben wir zu rechter zeit zusammen gestoßen: da dan der Prinz Sinear das treffen gestern verloren /und der unvergleichliche Marsius nun meister von dieser mächtigen haubtstadt des Syrischen reiches worden ist. Es haben diesen Monarchen keine betrachtungen von der welt k \nnen abhalten noch wendig machen / dergestalt die K \nigin von Syrien von ihren feinden zu erlösen. Und ob gleich die Königin von Elassar / seine schwester / unversehens einen gefährlichen aufstand bei uns erreget / auch der König der Aborigener / von dem Riphatischen gebirge /seine völker nähret / und durch viele ůmstände nicht wenig argwan von sich gibet / daß er eher unser feind als freund seyn wolle / so ist doch / E. Maj. heil zu bef \rdern / seine einige sorge gewesen: wie er dan auch iezt / da ich gleich von ihm komme / so gefårlich er auch an seinen wunden krank liget / für nichts anders sorget / als daß er seiner Königin wolergehen /und sie der ruhe / die er ihr mit seinem blut erlanget /nach wunsch genießen m \chte.
[816] Als der Prinz von Ammon vermerkte / daß / diese lezte worte / der K \nigin eine röte abjagten / sagte er ferner: E. Maj. verzeihen mir / daß ich so kůnlich dem großen Marsius das wort hier rede / und E. Maj. seine Königin nenne: ich habe ja so wenig ursache / dieses unvergleichlichen tugendhelden nunmehr weltbekante liebe zu verschweigen / als dieselbe nicht fůr höchstbillig zu achten. Mein ietziger zustand / (antwortete die K \nigin) da ich kaum dem tode aus dem rachen entkommen / machet mich so unfähig / meine gedanken auf etwas anders zu richten / daß der Prinz von Ammon mir nicht verůblen wird / wan ich ihm hierauf keine antwort zu geben weiß. Doch kan ich mich nicht entbrechen / zu fragen / ob der K \nig der Aborigener kein teil an diesem erlangten siege des K \nigs von Basan mit habe? Niemand / als der unüberwindliche Marsius / (wiederantwortete Baalis) hat bei diese fast-unglaubliche heldenthat verübet / und wird keine zeit eines solchen wundersiegs gedenken / wie wir heut erlebet. Die schöne K \nigin scheuete sich / dem Baalis zu er \ffnen / wie der Tuscus Sicanus / als sie gläubte / sie aus dem feuer errettet / weil sie aus allen ůmständen warname / daß dieser K \nig heimlich mit den Celten in Damasco můste gekommen seyn: daher sie auch diese unterredung abbrache.
Wie sie aber nachgehends allein sich befande /stellte sie ihrem gemüte alles grausamste von ihrem Cimber fůr / und bildete ihr nicht anders ein / als daß er ümgekommen wäre: zumal die Prinzessinnen Indaride und Amesses ihn hart verwundet gesehen hatten. Ist mir nur darům mein leben gefristet / (sagte sie bei sich selber) daß ich noch des treuen Cimbers tod erfaren / und dieser neuen sorge unterworfen seyn müste /[817] mich in eines mächtigen liebhabers handen zu sehen /dem ich mein K \nigreich Syrien zu danken habe / und dem ich / sonder undankbarkeit / nicht sagen darf /daß ich ihn nicht lieben könne? Ach weh! warüm haben die flammen mich nicht erstecket? oder was hat es dem armen Cimber geholfen mich von demselben zu befreien / da ich / nicht die seine zu seyn / von dem himmel ausersehen bin? Warüm muste ich den tod nicht finden / da ihn mein Abimelech und Cimber gefunden? Habe ich dan noch nicht gnug gelitten? und sol sich der feirabend noch nicht einstellen / der mir heut so nahe gewesen? Aber hüte dich / Aramena! (sagte sie ferner / über eine weile) gegen dem himmel also zu murren. Fange dein neues leben nicht mit ungedult an / sondern erwarte ferner in der stille / was dir sol aufgelegt werden. Mit der zeit wird doch einmal das ende kommen / und dein sieg desto herrlicher seyn / je mehr anfechtungen du ausgestanden.
Mit solchen trostworten richtete sie ihr niedergeschlagenes gemůte wieder auf / und nachdem sie sich hierbei fast ganz in tränen ertränket / gönnte sie ihren leuten / ihre halb-verbrante kleider ihr abzunemen /und sie zu bette zu bringen. Sie ließe auch zu / auf deren inständiges zureden / daß ihr die ärzte / für den ausgestandenen schrecken / etwas zubrachten: wiewol solche arzenei nicht fähig war / ihrem gemüte die kräfte / so der leib davon entfande / mitzuteilen. Diese erste nacht / nach so unvermuteter erlösung / wurde nun von diesen schönen / auser der Königin von Syrien und der Milcaride / zimlich ruhig verbracht: da indessen das wůrgen und metzeln in der stadt / die ganze nacht hindurch / gewäret.
[818] Milcaride / über dem ungewissen zustand ihres Hemors und ihrer eltern beängstigt / kunte kaum das taglicht erwarten: da sie von neuem anfinge / bei allen Celten und Syrern / die auf die burg kamen / sich zu erkundigen / ob sie nichts von dem Prinzen Mamellus / oder von dem Hemor gehört hätten? Die / so den kläglichen fall ihres vatters wusten / stellten sich dessen unwissend / und wolten sie nicht betrůben. Die andre aber / denen davon noch nichtes zu ohren gekommen / boten sich an / hiervon erkundigung einzuziehen. Der Fürst Nahor / ihr nächster blutsverwandter / gabe ihr von dem Hemor die nachricht / wie daß er an seinen wunden zu bette läge. Wegen des Mamellus sie auch zu befriedigen / sezte er sich zu pferd und verfügte sich mit seinen Leuten nach dem palast des stathalters. Es zeigte sich ihm daselbst ein greuliches schauspiel / weil die soldaten in diesem köstlichen gebäude alles verheeret / und kein lebendiger mensch darinn mehr anzutreffen / auch alle gemächer ausgefüret waren. Als er in des Mamellus kammer eintrate / fande er denselben todt auf der erden ligen: welches ihm nicht wenig zu herzen ginge.
Nachdem er etlichen seinen leuten / bei dem körper zu bleiben und den / bis auf weitere verordnung / zu bewachen / anbefohlen / ritte er fůrter / von der stathalterin bei der Königin von Tyro etwas zu vernemen. Er fande / vor deren palast auf dem königlichen schloßplatz / eine starke manschaft von etlichen tausend Celten: welche / mehr die königliche personen wider alle besorgende gefahr vor den unbändigen soldaten zu beschützen / als sie wie gefangne zubewachen / dahin gestellet waren. Wie er nun frei hindurch gelassen worden / und in den vorsaal der Delbois sich eingefunden / meldete [819] man ihn gleich bei dieser betrůbeten Königin an: welche begierig / einen bekanten zusprechen / ihn so fort für sich kommen liesse. Er fande in ihrem zimmer eine traurige gesellschaft beisammen / als / neben der alten Delbois / die Königin ihre tochter / die Petasiride von Saba / und die Prinzessin Tharasile / welche miteinander ihr elend beweinten. Aber ihrer keine war trostloser / als die stathalterin: die fast von sinnen kommen wolte. Weil ihnen allerseits noch anderst nicht wissend war / als daß die Königinnen von Syrien und Ninive / neben den andern / darunter auch Milcaride sich befunden /im Isis-tempel verbronnen wären / als mehrete solches ihren kummer: massen sie diese nicht weniger / als den König von Assyrien / den Prinzen Mardocentes /ihre verlorne freiheit und des Mamellus unstern / beklagten.
Ach! Fürst Nahor! (sagte die Königin von Tyro) wie teuer kostet euch und uns die eroberung dieser stadt / da ihr nicht allein eure Königinnen verloren /sondern auch eure dienstbarkeit nur verwechslet / und / an stat der Assyrier / die von Basan zu herren bekommen! Wie / gnädigste Königin! (antwortete Nahor /) stehen sie dan in dem wahn / als solte unsere Königin samt unsrer freiheit verloren seyn? Ach nein! der so gerechte als gütige Himmel gönnet uns annoch beides / und ist der große Marsius nicht gemeinet /unser herr auf andere weise / als mit gutem willen unserer Königin / zu werden. Wie nun die Königin von Tyro hievon ausfürlichern bericht begehrte / eröffnete ihr Nahor alles / wie es in Damasco zustünde / und sagte: Es ist die hülfe des Königs von Basan uns zu so rechter zeit erschienen / daß / wann er noch einen augenblick gesäumet hätte / unsres grossen Aramenes tochter der grausamen [820] wut der Könige wäre aufgeopfert worden. Aber der Celten glückliche ankunft auf dem Isisplatze / verwendete dieses traurspiel / und musten die Könige das leben einbüßen / als sie solches eben den unschuldigen Königinnen und Prinzessinnen wolten nemen lassen. Der Prinz Hemor / der kurz vorher einen ausfall mit dem Zalmon thun müssen / kehrte wieder in die stadt / als er erfuhre / daß die Celten bereits die mauren erstiegen hätten: und weil diese hieriñ eines sinnes mit ihme waren / die bedrangte Prinzessinnen zu erlösen / schluge er sich zu ihnen / und brachte also seine Milcaride glücklich von dem scheiterhaufen / an den sie schon angefässelt ware. Dieses habe ich / meiner höchstbetrübten mume zum troste / vorzubringen / nicht ermanglen sollen. Dieser Prinz / nunmehr König in Canaan / kranket jezt an seinen wunden: wiewol deren keine t \dlich ist / wie mich dessen ärzte versichern.
Die halbtodte Tharasile / erholete sich nicht wenig / dieses von dem Nahor vernemend / welcher / als er die andern noch aufmerksam ersahe / in seiner erzehlung also fortfuhre: Der König von Basan ist auch schwerlich verwundet / weil er mehr als menschlich gefochten / und hat ihm niemand gr \ssern widerstand gethan / als der Prinz Mardocentes / welcher bis auf das äuserste wider die Celten gestanden: doch hat unsere gerechte sache uns den sieg erobert / und liget nun dieser dapfere Prinz / wie auch der Prinz Sinear /an vielen wunden darnieder. Soviel man sonst bei jetziger verwirrung erfahren können / so sind nächst den dreien Königen / von fürnemen kriegsbedienten / auf der walstat geblieben / der Prinz Bildat von Chaldea /der Laristenes / Oneballus / Ascrasapes / Aner / Epha / Ardeus / Arteman und Zaphis / der Fürst Abdeel und der Abieser. [821] Diesen morgen haben / die noch übrige Egypter / neben ihrem fůrer dem Petosivis / sich ergeben / und von dem Marsius erlaubnis erlanget / aus Damasco ihrem neuen König / dem Amosis / entgegen zu ziehen / der heute / mit dem König von Cus /dem Prinzen von Hevila / dem Fürsten von Edom und allen Canaanitischen Königen / auch dem königlichen frauenzimmer / welches sie in Aroer aus des Königs von Hazor händen errettet / alhier ankommen werden. Die Assyrier / so unter dem Zalmon noch vorhanden /haben auch erlaubnis / zu gehen wohin sie wollen. Wegen der Sabeer und Araber / wird es nun lediglich bei der Königin Petasiride stehen / wan sie unsere freundin zu seyn begehret / daß die auch ihre freiheit wieder erlangen können. Dan der grosmütige Marsius / wie gesagt / begehrt ihm diesen erhaltenen sieg weiter nicht zu nutze zu machen / als unserer Königin /die er liebet / und unsrem reiche / damit zu dienen: und wird er / der ganzen welt den frieden zu geben verlangen / nun er diesen seinen edlen zweck erreichet.
Also endete Nahor seinen bericht / und hatte damit seine zuhörerinnen in nicht geringe zufriedenheit gesetzet. Die Königin von Tyro / ob gleich ihre tränen /über den tod ihres lieben bruders / und ihrer beiden vettern / des Bildat und Mamellus / noch i erflossen / befande sich doch nun etwas ruhiger / da sie der Königin von Syrien und der andern ihr leben vernommen / deren besorgter erbärmliche tod ihr so nahe / als alles ihr andres leiden / gegangen ware. Sie hoffete auch eine leidlicher gefängnis / weil Aramena noch lebte / und daß die / üm ehmaliger freundschaft willen / sie nicht verlassen würde. Die Königin von Elam /muste hierher sich zwingen / ům ihre freude nicht so völlig kund zu [822] machen / die sie in sich entfande. Petasiride ward auch üm ein gutes ruhiger als zuvor / da sie nun gewiße nachricht erhalten / wie es dem Mardocentes und ihren völkern erginge. Jede von ihnen /gab ihre vergnügung dem Nahor zu verstehen: und als die betrübte Tharasile ferner von ihm vernommen /daß ihre tochter / nach dem zustand ihres vattern / des Mamellus / sich zu erkundigen / ihn ausgeschickt hätte / bate sie ihn / daß er ihr / zwar nicht dessen tod / doch aber dessen grausame art / und die selbst-ermordung (die sie ihm hingegen erzehlte /) verhelen wolte.
Er wolte eben wieder von ihnen gehen / als der Prinz von Ammon sich anmelden ließe / wegen des Königs von Basan ihnen etwas anzubringen. Wie dieser fürgelassen worden / begrůste er sie alle im namen des grossen Marsius / der ihnen sein misbehagen ließe zu erkennen geben / daß er solcher massen sie beunruhigen müssen: worfůr er ihnen anderweit seine dienste anbote / und hiermit ihnen zu wissen gabe / daß sie in Damasco so frei als zuvor wären / ihnen heimstellend / ob sie auch hierüm die schöne Aramena / als nunmehr gebietende Königin von Syrien / begrüßen wolten. Diese höflichkeit des Königs von Basan / sezte sie alle in eine sonderbare hochachtung für seine person: und gaben sie hingegen ihre erkentlichkeit / dem Prinzen Baalis zu verstehen / bezeugten auch ihre sorgfalt für den zustand ihres grosmütigen überwinders. Sie folgten auch alsofort / nachdem Baalis seinen abscheid wieder genommen / des Marsius erinnerung / und schickten den Cosdron an die Königin von Syrien ab / derselbigen zu ihrem wolveränderten zustande glück zu wünschen / und ihre freiheit auch von ihr zu begehren.
Der Fürst von Haran begleitete diesen gesandten[823] dahin / und wurde die schöne Syrerin ganz beschämet / solche demůtigung von den andren Königinnen zu vernemen. Sie färtigte demnach den Cosdron mit aller höflichkeit wieder ab / und sezte sich folgends mit den bei sich habenden zu wagen / diese drei K \niginnen selber zu besuchen. Sie entfingen daselbst einander mit tränen / und der geschehenen dinge nicht erwehnend / um allen anlaß einiger verbitterung zu verhüten / versicherten sie einander einer ewig-beståndigen freundschaft. Tharasile und Milcaride fielen einander fast onmächtig um den hals: und weil deren verlangen beiderseits dahin ginge / den Hemor zu besuchen / unterließ die Petasiride nicht / um des Mardocentes willen / sie dahin zu begleiten.
Wie nun diese / gleichwie auch die Königin von Ninive / neben der Amesses und Indaride / die Orosmada anzusprechen / hinweg gegangen waren / blieben die Königinnen von Syrien und Tyro / neben der von Elam und der Ahalibama / eine weile allein beisammen; da dan / unter andren gesprächen / die von Tyro die schöne Syrerin erinnerte: Ob ihr nicht gefällig / den König von Basan zu besuchen? so wolte sie ihr dahin eine gefärtin abgeben. Diese ansprache sezte die Königin von Syrien in nicht geringe beunruhigung: massen die billigkeit erforderte ihrem erl \ser diese höflichkeit zu erweisen / die sie aber der liebe gegen ihrem Cimber entgegen zu seyn befande. Die Delbois und ihre tochter merkten gleich / daß diese frage bei der schönen Aramena eine bestürzung erwecket: die sie doch nirgend hin zu deuten wusten /weil ihr anligen ihnen nicht bekant war. Endlich sagte diese Königin zu der von Tyro: Sie hielte es für noch zu frühe / durch diese besuchung den K \nig von Basan zu beunruhigen / weil [824] seine wunden / wie sie vernommen / also beschaffen wären / daß die ärzte ihm verboten hätten / viele gesellschaft zu sich zulassen. Solcher gestalt wurde / fůr dißmal / diese besuchung abgewendet. Die Königin von Tyro ließe hierauf die Perseis und Merone vor sie kommen / und bate üm deren aussönung: da dan die schöne Syrerin sich so grosmütig erwiese / und ihnen verziehe; doch musten sie auser ihren diensten verbleiben.
Nachdem sie folgends / neben der Königin von Ninive und den Prinzessinnen / in der Königin von Tyro palast gespeiset / begabe sie sich mit ihren gefärtinnen wieder nach der Kemuelsburg. Sie war nicht lang daselbst gewesen / da wurde ihr durch den Husan angemeldet / wie daß ihre ganze ehmalige k \nigliche gesellschaft / die sie in lager vor Damasco gehabt /neben den andern Canaanitischen K \nigen / in Damasco angekommen wären: welches sie dan mit sonderbarer freude vername. Weil diese gesellschaft verlangte / die Königin von Syrien wieder in so glücklichem zustande zu sehen / als unterliessen sie nicht /so fort bei ihr sich einzufinden: da dan der König Eridanus seine Delbora / der König Amosis die Prinzessin Danede / der Melchisedech seine liebste Eurilinde / der Fürst von Edom die Königin Hermione / der Prinz von Hevila die Königin Roma / der Ephron seine Coricide / und der Prinz Adonisedech die Jaelinde / in der Königin von Syrien gemach hinein füreten / denen der König Thogarma von Armenien / der Ahusath von Caphtor / und die andere Canaanitische Könige / wie auch die Mehetabeel und Casbiane folgten / und das zimmer also anfüllten / daß man sich fast nicht darinn regen kunte.
Eine jede von diesen ankommenden Damen / wolte[825] die nächste bei der Königin von Syrien seyn. Mitlerweile aber bei der das ümhelfen und küssen kein ende gewonne / begabe sich der Amosis zu seiner schwester: welche beide einander mit tränen üm den hals fielen / und also ihre leidfreude zu erkennen gaben; welches auch die Delbora und Danede / bei dieser Prinzessin erwiesen. Wie Ahalibama und der Fürst von Edom einander erblicket / erröteten sie beiderseits / und eilte er zu ihr / ihr den rock zu küssen: da sie ihn hingegen / als ihren versprochenen bräutgam /entfinge / wiewol mit einer solchen gebärde / die satsam anzeigte / wie bei ihr mehr der zwang / als die liebe / regirte. Die Königin Eurilinde fůrete hierauf ihren liebsten Melchisedech zu der Königin von Syrien / ihr denselben zu kennen gebend: da sie dan beide mit grosser vergnügung einander entfingen / und sich glücklich achteten / den tag nunmehr erlebt zu haben /daß eines das andre zu sehen bekame / welches sie beiderseits so oft gewünschet. Die mänge der andern ließe aber nicht zu / sich in ein weitläufiges gespräche einzulassen: welches dieser ansehnliche alte alles auf eine bequemere zeit versparte / und indessen dem König von Armenien / seiner Eurilinde vattern / raum machte / seine begrüßung abzulegen / welches auch die andern alle nacheinander verrichteten. Die schöne Syrerin konte den dapfern Ahusath / ihrer Cölidiane herrvattern / wie der sich ihr zu erkennen gabe / nicht sonder tränen und seufzen ansehen / in fürstellung des verlustes dieser so edlen Prinzessin. Es lockte ihr auch / des Edoms gegenwart / die tränen häufig aus den augen: weil sie sich / bei ihme / seines liebsten freundes / des Abimelech / erinnerte / und daran gedachte / wie sie beide zugleich von ihr das leztemal aus Syrien abgeschieden waren.
[826] Mich dünkt / es sei ein traum / (redte sie diese fürtrefliche gesellschaft an) so viel liebe freunde und freundinnen hier in Damasco bei mir zu sehen / und zwar bei so verändertem zustande / da ich in meinem reiche / nicht mehr gefangen / sondern frei mich nen nen darf. Der gerechte himmel / (antwortete hierauf Melchisedech in ihrer aller namen) hat endlich erwiesen / daß er auch wisse gütig zu seyn / wann die rechte zeit vorhanden ist / und daß doch die gedult noch gekrönet werde / ob es schon zuweilen lang anstehet. Des K \nigs von Salem eignes beispiel / (gabe die Königin von Syrien zur antwort) bekräftiget dieses / und sehe ich mit nicht geringer vergnügung / daß auch die K \nigin Eurilinde aus ihrer so lang-erduldeten unruhe entkommen ist. Gott hat mich sehen lassen / (antwortete Melchisedech) was ich nimmermehr verhoffet /und erkenne ich mich unwürdig alles des guten /womit der himmel mich überschüttet.
Die Prinzessin Jaelinde (sagte die schöne Syrerin) wird / als ich spüre / des Prinzen Adonisedech liebe aufgenommen haben / wie seiner fraumutter verlangen allemal gewesen? Wir haben beiderseits (antwortete Jaelinde) unsere erste liebesneigung verlassen / und der wahren vernunft gefolget. Diese worte jagten / so wol dieser Prinzessin / als dem Adonisedech und der sch \nen Königin / eine röte ab: welche / bei der Aramena die erinnerung des Cimbers / verursachte. Dieser Königin fiele hiermit die Cölidiane wieder ein /daher sie / diese ihrer freundin schwester ganz beweglich anschauend / zu ihr sagte: Ach werte Jaelinde! wie finden wir einander wieder? welchen grossen verlust haben wir indessen beiderseits erlitten? Der himmel (versezte Jaelinde) hat bei diesem traurfalle / dennoch erwiesen / daß er es in allen [827] seinen ordnungen heilsam und gut meine: massen meine schwester nicht vergnüglicher hätte sterben können; und hat des Abimelech tod diesen liebhaber überhoben / einen andren an seiner stat geliebt zu sehen.
Hiemit brachte Ahalibama die Coricide zu der Königin / welche sie / als ihr unbekant / noch nicht begrüsset hatte / und sagte ihr / wer sie wäre; daher die Königin / der Jaelinde zu antworten / verhindert wurde / und dieser Prinzessin von Canaan also zusprache: Ich bin erfreut / eine so liebe freundin meiner Ahalibama kennen zu lernen / und zwar dieselbe /weil ich ihre lezte verfolgung vernommen / nun wieder frei zusehen. Mein unstern / (antwortete Coricide) der fast alle diese königliche personen in Arror mit betroffen / würde mich die unglückseligste von der welt gemacht haben / wenn dadurch das unglück / so der Königin von Syrien gedrohet / völlig zugeschlagen wäre: dan / wie dieserwegen der König von Cus und die andren aus dem lager giengen / haben sie damit verursachet / daß alhier der Assyrier gewalt wider E. Maj. gewachsen ist. Ich habe (sagte der Prinz von Hevila) meinen aufbruch aus dem lager hoch zu entschuldigen / dadurch den Syrern / und ihrer grossen Königin / so ein mächtiges unheil zukommen können. Und ich / (sagte Eridanus) misgönne dem König von Basan diese ehre / der alhier das gethan hat / was ich zu thun mich schuldig befunden. Wan E. Maj. (sezte der Esau hinzu) von mir nach dieser meiner lezten bezeigung urteilen / so werde ich den namen des allerundankbarsten davon tragen / daß ich nicht mehr geeilet / E. Maj. als meine höchste woltäterin / aus dieser grossen gefahr erretten zu helfen. Es hat niemand von euch ursach / (antwortete die sch \ne Königin) dieserwegen einige entschuldigung zu machen: [828] massen ich weiß / daß es keinem an dem willen gemanglet / und bezeuget mir nun euer aller freude genugsam / daß der himmel mit vielen freunden mich versehen habe. Was aber die befreiung der Prinzessin Coricide und der andren angekommenen betrifft / davon verlange ich ůmständlichere nachricht / was nämlich in Aroer sich damit begeben habe. Die Prinzessin Jaelinde machte sich hierauf anheisig / bei etwas mehr ruhiger zeit / der Königin verlangen zu erfůllen.
Nachdem diese unterredung noch eine weile gedauret / und der abend anfinge einzutreten / begabe sich diese gesellschaft wieder voneinander: wiewol die beide K \niginnen von Kitim / wie auch die Coricide /Jaelinde / Mehetabeel und Casbiane / auf der Kemuelsburg verblieben. Aber der junge K \nig von Egypten / der K \nig von Cus samt dessen gemalin und schwester / der König von Armenien / der K \nig und die Königin von Salem / der dapfere Ahusath / der große Edom / Prinz Ephron / die K \nige von Jericho /Jarmuth / Lachis und Gibeon / wie auch die Prinzen von Hevila und Salem / wurden / auf verordnung der Syrischen Königin / durch dero Fůrsten / in verschiedene paläste der stadt Damasco verleget: und verschoben sie / bis auf den andern tag / ihre besuchung bei dem K \nig von Basan abzulegen.
Wie aber nun die unruhige K \nigin von Syrien wieder allein war / und durch alle ihre ausgeschickte kundschaftere nicht das geringste von ihrem Cimber erfahren hatte / legte sie sich endlich h \chst-betrůbt zu bette. Als aber kein schlaff in ihre augen kommen wolte / vermeinte sie ihr ruhe zu schaffen / wan sie von ihrem neuen leiden mit der Jaelinde redte. Demnach ließe sie dieselbe vor ihr bette kommen / und nachdem sie sich [829] auf dasselbe niedersetzen müßen /sagte sie zu ihr: Ich würde mich entsehen / werte Jaelinde gegen euch ferner des ehmals-geliebten Cimbers zu erwehnen / wan ich nicht heut erfreulich vernommen hätte / daß ihr nunmehr den Prinzen von Salem liebet. Demnach wil ich euch nicht bergen / daß Cimber bis gestrigen morgen noch gelebet / daß ich ihn erkant / als er mich von dem tod errettet / und daß ich ihn auch zuvor im lager gesehen und gesprochen habe. Wie / große K \nigin! (fragte die bestůrzte Jaelinde) lebet der Cimber noch? Ob er noch lebe / (antwortete sie seufzend) solches kan ich nicht sagen. Dieses aber weiß ich / daß er nicht / wie ihr und iederman vermeinet / dortmals in Damasco ümgekommen /massen er mich gestern aus dem feuer erl \set: wiewol ich dabei muß sorge tragen / daß dieser unvergleichlicher held und liebhaber hierbei sein leben habe eingebüßet. Ach! wan dem also wäre / (gab Jaelinde zur antwort) so müste man sagen / der himmel hatte ihm nur solang sein leben gefristet / üm diesen dienst der großen K \nigin von Syrien zu erweisen: weil weder er / noch sonst einiger sterblicher / wůrdig erkant worden / nach des Abimelech tode / die unvergleichliche Aramena zu erlangen. Ach! viel eher (sagte diese schöne) bin ich seiner nicht wert gewesen: darüm lässet mich der himmel leben / und schicket mir nun diese neue anfechtung zu / daß mein erlöser / der König von Basan / mich muß mit seiner liebe verfolgen. Ob gleich der Cimber (antwortete Jaelinde /) von mir nicht mehr also geliebet wird / wie vordessen / so ist ihm doch mein herz noch so gewogen / daß ich für ihn bitten muß / E. Maj. wollen ihm ihre gnadgewogenheit / er sei lebendig oder todt / unverrůckt lassen. Liebste Jaelinde! (beantwortete die K \nigin dieses) nimmermehr werde ich zum drittenmal [830] der liebe geh \r geben. Und kan es nicht seyn /daß meines erkanten bruders lezter wunsch und verlangen / an den Cimber mich vermålt zu sehen / erfůl let werde / so sol sonst keiner / solang ich Königin heiße / diesen tron betretten.
In diesen vorsatz wurde sie durch die Jaelinde måchtig gestärket: von welcher sie hierauf begehrte /ihr zu erzehlen / was ihnen in Aroer mit der Coricide und sonst begegnet wåre; üm damit für dißmal ihre schlafflose unruhe zu kůrzen. Ich werde dißorts (begunte die Prinzessin / ihr wilfarend / zu erzehlen) E. Maj. nicht weitlåufig fůrbringen / was für ein schrecken uns sämtlich im lager überfallen / als wir die zeitung von dem jämmerlichen erdfall erfuhren: massen solches E. Maj. als denen unsre treu bekant ist / vonselbst leicht ermessen können. Einmal ware dieserwegen unsere traur so groß und allgemein / daß wir /nach Aroer zu ruck zu ziehen / uns entschloßen: ům alda sůglicher in der einsamkeit / als im lager / unsren verlust zu beweinen.
Die Prinzessin Coricide / die wenig tage vorher zu uns ins lager gekommen / tåte mit uns diese reise. Nun verfolgte sie der K \nig von Hazor / der / sie in seine gewalt zu bekommen / ihr mit einem großen heer aus Canaan bis in Syrien nachgesetzet. Wie nun dieser zu Aroer sie ausgekundschaftet / wardselbige stadt von ihme / den anderen tag nach unserer dahinkunft / überraschet und eingenommen. Dieses pl \tzliche schrecken / neben der vor-ausgestandenen betrůbnis / verursachte bei der Fürstin Timna / die wir da selbst angetroffen / daß sie zu den geburt-wehen griffe / und mit einem jungen sohne / den sie Amaleck nennen lassen / niederkame. Wiewol nun diese trübselige / vieler ursachen wegen / nichts als den tod verlangte /da E. Maj. und der Ahalibama [831] verlust / bei ihren andren widerwärtigkeiten / ihr unerträglich fiele: so muste sie dannoch leben / verhoffentlich zu einem bäßern glůcke / als sie ihr vermuten können. Wie wir nun also des K \nigs von Hazor gefangene worden / hatte es niemand schlimmer als die arme Coricide / welche ohn alle gnade sterben solte; und keine bäßer / als die Fürstin Mehetabeel / welcher er / als seiner tochter kinde / große zuneigung erwiese: massen wir andere durch ihre vermittelung erlangten / daß wir wol gehalten wurden. Die ursach dieses hasses mit wenigem zu rüren / so hatte der K \nig von Hazor / durch anstiften der Prinzessin Jerode / die unschüldige Coricide in verdacht / als hätte sie ehmals zu Hebron seinen einigen sohn / den Prinzen Madon / ermorden lassen: daß dan dieser unvers \nliche vatter mit ihrem blute råchen wolte / und nach vielen vergeblichen bemühungen nunmehr seinen zweck erreichet zu haben vermeinte.
Indem er nun mit dieser rache ümginge / hörten der König von Cus / der Prinz von Egypten / und der Jethur von Hevila alhier im lager / wie es uns ergangen; daher sie / ihre geliebte K \niginnen und Prinzessinnen wieder zu erlösen / in der eile vor Aroer rückten /und dem K \nig von Hazor sagen ließen: Er solte das frauenzimmer alsobald heraus geben / oder gewärtig seyn / daß er und alle die seinige durch die schärfe des schwerds aufgerieben würden. Der Fůrst von Seir /der Ahalibama herrvatter / der sich in Aroer aufhielte / ware mittelsperson zwischen beiden teilen / und håtte der König von Hazor uns andere / auser der Coricide / wol fahren lassen / wan der böswicht Eliphelet nicht wäre aus seinen banden entronnen / und in Aroer gekommen: welcher / als ein ehmaliger aufwärter der Prinzessin Danede / sofort des Königs von Hazor gemüte einname / [832] und ihn deredte / uns alle anzuhalten / weil es wider seine Königliche hoheit wäre / auf drauworte nachzugeben / mit der vertröstung /daß die Assyrier aus Damasco ihnen beistehen würden. Hierdurch nun wurde die handlung ümgestossen. Aber der K \nig befiele / zu diesem guten glücke / mit einer schweren krankheit: weswegen die opferung /die er mit ihr in des Milcons tempel wolte fürnemen lassen / aufgeschoben wurde.
Immittels stießen / die Könige von Canaan und der von Armenien / wie auch mein herrvatter / und der Fůrst von Edom / der Prinz Ephron und der damals so-genante Adonias / mit einem großen heer zu den Cussiten. Als sie auch die gefahr der Coricide vernommen / sandten sie den Fůrsten Achsaph / einen verwandten des Königs von Hazor / zu ihm in die stadt: welcher ům alles wuste / wie der Coricide zu nahe geschahe / und daß nicht sie / sondern die Jerode des Prinzen von Hazor tod angestiftet hatte. Achsaph / solches in Canaan laut machend / hatte damit alle K \nige / so bisher der Jerode und ihren lügen glauben beigemessen / von ihr abgewendet / also daß sie / von iederman verlassen / aus Hebron / (alwo sie / nach heimlicher ermordung ihres brudern / sich zur K \nigin aufgeworfen) unwissend wohin / entfliehen müßen. Dieses verursachte / daß alle Canaanitische K \nige / mit dem Beri / als rechtmäßigem K \nig zu Kiriath Arba / frieden gemachet / folgends mit dessen sohne / dem verliebten Ephron / und mit ihren bundsverwandten / hieher ihren zug genommen / üm sowol die Coricide und uns andere zu befreien / als hier in Syrien E. Maj. wider die Assyrier beizuspringen.
Als Achsaph bei dem König von Hazor gehör erlanget / und mit der Jerode eigenen briefen / auch mit dreien lebendigen zeugen / deren bosheit ůmständlich erwiesen [833] hatte / öffnete der K \nig die augen / und sahe sich genötigt / seinen unbilligen zorn wider die unschůldige Coricide fahren zu lassen. Also ward friede gemacht / und der Eliphelet / an stat so vieler tausenden / die er aufopfern wollen / zur wolverdienten straffe seiner übeltaten / an die sonne aufgehenket: womit man zugleich die tore von Aroer geöffnet / und die / so uns belagert / eingelassen.
Wir waren alle in des K \nigs palast beisammen /wie unsre erlösere hinein kamen: da ich dann nicht gnug die freude beschreiben kan / die der gute Melchisedech und Eurilinde / einander wieder sehend /bezeigten: massen diese große vergnügung gleichsam der andern ihre geringscheinend gemachet. Weil der K \nig Thogarma / der Eurilinde herrvatter / bereits in Canaan gegen dem Melchisedech sich für der Eurilinde vatter zu kennen gegeben / und dadurch dieses frommen K \nigs gemüte / das soviel jahre unruh erlitten / zufrieden gestellet / erkeñte er sie gleich / ungeacht sie so lang von einander gewesen / und fehlte es nicht viel / sie wären eins in des andern armen verschieden / so häftig ware hierbei ihre gemůtsbewegung. Endlich trennete sie der Adonias welcher seiner fraumutter zu fus fiele / und dergestalt ihr dankte /daß sie sich seiner erziehung so wol angenommen. Sie gedachte / in dieser ihrer großen freude / alsofort an mich / und indem ich mich nicht enthalten kunte /bald meinen herrvattern / bald meinen pflegvatter / zu ůmarmen / fürete sie mir diesen ihren sohn zu / und sagte: Sehet hier / Jaelinde! den Adonisedech / der euer verlobter von kindesbeinen an gewesen. Lasset nun meine freude vollkommen seyn / die mir iezt der himmel gönnet / und erkläret euch fůr meine tochter /in annemung meines sohnes / der eure schönheit anbetet. Hiemit fiele mir der Prinz zu [834] fus / und als ich mei nen herrvattern angesehen / welcher so wol als Melchisedech mir deswegen zugeredet / hube ich den Adonisedech von der erden auf / und gabe ihm die versicherung / die ich zu gleicher zeit von ihm entfinge /daß wir einander beständig lieben wolten. Indem dieses zwischen uns fürginge / hatten auch Ephron und Coricide mit tausend freudbezeigungen sich zusammen gefunden. So waren / der Eridanus und seine Delbora / der Amosis und die Danede / der Jethur und die Roma / auch lange zeit nicht voneinander zu bringen: bis endlich der wolstand erforderte / den König von Hazor anzusprechen / und mit deme den frieden zu bestätigen; der auch bald darauf mit seinen v \lkern wieder zurůcke nach Canaan abgezogen.
Solcher massen verginge nun selbiger glůcklicher tag / in welchem auch der große Esau mit seiner besuchung die Timna noch erfreute / und ihr gute vertröstung gabe / den Eliphas bald wieder zur wahren vernunft zu bringen: und sagte man damals / wiedaß er in Edom sich befånde. Weil alle freude / wegen E. Maj. und der andren vermeinten todes / unvolkommen ware / als musten wir / dieselbe zu ergänzen / mit der zeitung von E. Maj. leben noch selbigen abend beseligt werden / das dan uns allen / sonderlich aber dem Fürsten von Edom und dem alten Ana / wegen seiner tochter / eine angeneme botschaft war. Der große Esau ginge / E. Maj. aus hiesiger gefahr zu erlösen /mit einem heer füraus: deme wir andere in gesamt den andern tag folgeten. Wir behielten unterwegs tausend widrige zeitungen / bis uns endlich der augenschein selber wiese / was wir nun glauben können. Weil in dieser welt nichts vollkommen seyn kan / als muß des Abimelech / des Disons und meiner schwester ableiben / neben der ungewißheit [835] von des Cimbers zustande / die v \llige vergnůgung hier verwehren: wiewol wir unterwegs uns mit der hofnung gespeiset / daß /gleichwie E. Maj. aus diesem erdfall errettet worden /also es auch den andren möchte ergangen seyn. Weil Jaelinde hiermit warname / daß die Königin Aramena eingeschlummert / stunde sie sacht vom bette auf /und begabe sich in ihr zimmer: da dan / das andenken von dem noch lebenden Cimber / ihren sinnen widerwillens einen guten teil der nacht hinweg name. Doch hinterte sie solches nicht an der liebe / mit der sie nun ihrem verlobten Abdonisedech ewig treu verbleiben wolte.
Am folgenden tag kamen auch in Damasco unvermutlich an / der K \nig von Ophir / der Prinz von Tyro und Hadoran: welche / da sie mit einem måchtigen heer aus Ophir und Elam im anzuge gewesen /auf erhaltene nachricht von dem zustand in Damasco /fůraus geritten waren. Sie verteilten sich in der stadt /wie einen jeden seine neigung triebe / und eilte der Armizar nach des Amosis palaste / Tiribaces und Hadoran aber gingen nach der K \nigin von Tyro: die von ungemeiner freude überfallen wurde / als sie ihren sohn so unvermutlich ersahe. Sie hatte eben iemanden von Tyro bei sich / durch den ihr gemal ihr zu wissen tåte / wiedaß man in Sidon die Königin samt dem Prinzen Sidon heimlich hinrichten lassen / weil man wahr befunden / was Orosmada ehmals von ihnen beiden ausgesaget: daher der verliebte Tiribaces nicht gewünschter hätte kommen k \nnen / da hierdurch der K \nigin / seiner fraumutter / aller groll gegen der Prinzessin von Sidon vergangen war. Daher sie ihm auch gern erlaubte / nach der Orosmada zu gehen: welche er aber nicht in ihrem zi er fande / weil sie /sobald sie am morgen vernommen / [836] daß die Königin Eurilinde in Damasco sich befände / nach deren palast gefahren war; dahin ihr dan Tiribaces folgte / den Hadoran inmittels bei der K \nigin von Elam / seiner schwester / lassend.
Er fande seine Orosmada / in gesellschaft des Melchisedech / der Eurilinde und des Adonisedech: und gerieten diese zwei / neben der Orosmada / in nicht geringere bestürzung / als er selber / wie sie solcher gestalt wieder zusammen gekommen. Tiribaces wuste nicht / wen er von diesen vieren zu erst ansprechen solte / und stunde noch in solchem zweifel / als Melchisedech / wie ihm Eurilinde seinen namen gesaget /ihm entgegen eilte / ihn zu ümarmen. Der Prinz von Tyro / (redte er ihn an) kommet zu recht-gewünschter zeit / ům den streit aufzuheben / der sich zwischen meinen sohne und meiner tochter kinde / gegenwårtiger Prinzessin von Sidon / angesponnen. Es haben diese / unwissend wer sie waren / einander geliebet; und weil man sie beiderseits betrogen / indeme man den Adonisedech überredt / Orosmada liebte den Jethur von Hevila / ihr aber fürgesaget / als wan ihr Adionas todt wäre / als wollen sie nun einander die schuld geben / daß eins dem andern ungetreu worden. Ungetreu! (antwortete der verliebte Tiribaces) kein gewünschters wort håtte ich vernemen können. Ich wil auch nicht hoffen / daß / wan Orosmada den ehmals-geliebten Adonias verlässet / ein ander / als Tiribaces / seine stelle werde bekleiden d \rfen. Wie er diß gesagt / warfe er sich zu der Orosmada füßen /und diese noch wankende Prinzessin desto eher zu bewegen / er \ffnete er ihr / welcher gestalt der himmel sie an der Naema und dem Sidon gerochen / und sie ihre bosheit / welche ruchtbar worden / mit ihrem leben hätte bezahlen lassen. Dieses war der Orosmada eine erfreuliche [837] zeitung / und / den Tiribaces aufhebend / sagte sie zu ihm: Ihr wisset / Prinz von Tiro! mein gelübde / daß ich der Diana abgelegt / das auch mit ihrem herrlichen tempelbau / den ihr verbrant /nicht mit zu rauch worden ist.
Wie / Orosmada! (sagte Eurilinde) ist das meiner treuen unterrichtung gemäs / also abg \ttisch wieder den reinen glauben zu reden. Es hat mir Eurilinde (sezte Melchisedech hinzu) gerůmt / wie glücklich sie allezeit in eurer erziehung gewesen: welches aber diese eure reden keines wegs erweisen. Eur grosherrvatter / (sagte Eurilinde ferner) befihlet euch / sowol als ich / daß ihr den Prinzen von Tyro lieben sollet. So einen befehl (antwortete sie) bekommet aber der Prinz nicht von seiner fraumutter. Vergebet mir /schöne Prinzessin! (versezte Tiribaces) daß ich euch dessen gegenspiel erweise: die Königin / meine fraumutter / wünschet nichts häftiger / als dieses. Wollet dan ihr / Prinz von Salem! (sagte Orosmada zu dem Adonias) daß ich euch meine treu / gleichwie ihr mir gethan / aufsage? Da der himmel wil / (antwortete dieser) daß wir uns als schwester und bruder lieben müßen / so verüble ich der sch \nen Orosmada nicht mehr / wan sie dem Prinzen von Tyro meinen platz gibet. Weil nun Orosmada sich von allen seiten geschlagen sahe / gabe sie endlich ihren willen darein /und machte den Prinzen von Tyro ihre liebe hoffen: wordurch dieser getreue liebhaber in eine solche freud-enzůckung gesezt wurde / daß er fast nicht wuste / wie ihm geschahe. Adonisedech begabe sich hierauf von dar nach der Kemuelsburg / zu seiner Jaelinde: üm diesen verliebten nicht hinterlich zu seyn /ihre gemütsneigungen einander zu entdecken. Der verliebte Armizar befande sich immittels in eben solcher vergnügung / [838] bei seiner sch \nen Amesses / zu der ihn der K \nig / ihr bruder / auf die burg ganz unvermutet gefüret hatte: er stunde aber noch tödliche angst für sie aus / wan er ihm fůrstellte / wie sie bereits auf dem scheiterhaufen gestanden ware. Seine schwester / die Prinzessin Indaride / genoße dieser freude auch mit /diesen ihren liebsten bruder wieder ersehend. Indem sie aber dieses verliebte par beisammen ließe / und der K \nig von Egypten mit der Danede schwäzte / die seine schwester zu besuchen gekommen war / muste Ascadates / den der Armizar aus Ophir mitgebracht /ihr erzehlen / wie es ihrem bruder seit seiner abwesenheit ergangen ware: das dan / dieser ihr getreuer bedienter / folgender massen verrichtete.
Die K \nigin Rehuma / meiner gnådigen Prinzessin fraumutter / (sagte er) ist aus antrieb ihrer rumwürdigen grosmut / die einige ursach gewesen / daß dero herrbruder sich iezt kan K \nig in Ophir sehen: womit sie das unrecht ersetzen wollen / welches vordessen dem Armizar angethan worden als derselbe / in seiner zartesten kindheit / aus seinem vatterlande nach Egypten / entweichen muste. Die abwesenheit des Hiarbas / beförderte nun auch nicht wenig den glücklichen fortgang unsrer waffen in Ophir / und wie der Armizar seinen våtterlichen tron eingenommen / ward diese seine erlangte glückseligkeit gemäßigt durch die widrige zeitung aus Elam / wiedaß alda die Prinzessin Amesses in des Sadrach hände geraten wäre. Dieses machte den verliebten König andere betrachtungen hintan setzen / und bewegte ihn / den Migdol als stathalter im reich hinterlassend / mit einem heer in Elam einzufallen. Wir kamen daselbst an / als nicht lang vorher die Prinzessin hinweg gekommen. Weil der siegende Hadoran / der in einer [839] schlacht den Sadrach ůberwunden / uns nachricht gabe / wo die Prinzessinnen Amesses und Orosmada geblieben wären / als beschlossen wir / neben dem Prinzen von Tyro / ihnen hieher zu folgen: das wir nun auch / wiewol zu spat /ins werk gerichtet / massen unsere hülfe hier wenig würde gethan haben / wan nicht der gerechte himmel den König von Basan also zur rechter zeit hergeschickt hätte. Ohne dessen beistand / (sagte hierauf Indaride) wåre es freilich mit uns aus gewesen: wiewol / was meine person betrift / ich lieber / durch dieses mittel / der erde hätte gute nacht sagen mögen /die ich nur mit unlust betrete.
Als Ascadates dieses beantworten wolte / kam der König Eridanus mit seiner Delbora zu ihnen in das zimmer: der den Armizar auf das höflichste entfinge /und über dessen wolergehen / auch der vergnügung seiner Prinzessin / sich hoch erfreute. Diese fůrete folgends ihren Armizar zu der sch \nen K \nigin von Syrien hinein: die auch ihre freude erwiese / daß ihr also dieses weltberümten helden kentnis zu teil wurde. Nicht lang hernach / stellte sich auch der Prinz Tiribaces ein: daß also in ihrem zimmer alle diese fürneme gesellschaft endlich zusammen kame. Nachdem sie eine weile von allen vorgefallenen begebenheiten sich unterredet / und nun / bei den K \niginnen von Tyro /Elam und Saba / auch bei den K \nigen Marsius und Hemor / den Prinzen Mardocentes und Sinear / ihre besuchung abzulegen / sich wieder von einander begaben / bliebe Ephron mit seiner Coricide bei der betrůbten Ahalibama allein: die ihr ihres Eliesers verlust von neuem fürstellte / sobald sie dieses seines lieben bruders war ansichtig worden. Dieserwegen handelte ihre ganze unterredung von dem Elieser / und wolte sie schier in trånen [840] sich ertrånken / wan sie daran gedachte / daß sie an dem Fürsten von Edom verlobt ware. Ephron und Coricide sprachen sie zu frieden /soviel sie konten / und leisteten dieser trostlosen Prinzessin gesellschaft / bis an den abend.
Der Prinz Ephron wurde endlich von dannen beruffen / einer unterredung mit beizuwonen / die in des K \nigs von Cus palast solte gehalten werden: worbei / neben dem Eridanus / und den vier Königen der Canaaniter / die Könige von Armenien / Salem / Egypten und Ophir / wie auch die Fůrsten von Caphtor / Seir /und Hevila / samt ihre räten und kriegsbedienten /sich bereits eingefunden hatten. Die beratschlagung ware / wie man beständigen frieden in Syrien / auch in den benachbarten landen und Königreichen / stiften und erhalten m \chte: da Eridanus und Amosis / als bundsverwandten des hauses Babel / für den abwesenden Baleus sorge trugen. Gleichwie sie nun bereits dem K \nig von Basan / als welcher / durch die Prinzessin seine schwester / ein schwager des Baleus /werden solte / und den andern verwundten / die sie besuchet / verheißen hatten / ingesamt dahin zu trachten / daß die Babylonier mit den Syrern ausgesönet wůrden / also warẽ etliche / die dem Baleus auch wider die Meden beizustehen sich anheisig machten: wiewol der Jethur / und Esau als nächste blutsfreunde des Nebajoth / hierzu nicht einstimmen konten. Nach diesem kamen sie auf den Hemor zu reden / dessen land die andere K \nige von Canaan meist hinweg hatten: und wurde / auf zureden des Melchisedech / die sache dahin verglichen / daß ihm das Königreich Sichem / wie es vordem gewesen / wieder eingeraumt werden und unverruckt verbleiben solte. Zwischen dem Armizar und Hiarbas / wie auch [841] zwischen der Mirina und dem Marsius / wolten sie sich bemühen /frieden zu machen.
Weil das fürnemste / so zur beständigen ruhe dienen konte / dieses war / daß sich die schöne Königin von Syrien / den Marsius von Basan zu heuraten bequemen möchte / als wurde fůr gut angesehen / dieses / neben dem ersten punct / den Syrischen Fůrsten anzutragen. Demnach wurde der Hus / Husan / Rames /Thare / Elhanan / Nahor / Gahan und die andren hinein beruffen / und solches ihnen fürgestellet: welche mit h \chst-erfreutem gemüte dieses annamen / und es selbsten für h \chstbillig erkennend / den Königen angelobten / ihre Königin hierzu zu bereden. Weil der Prinz Suevus dieses bereits vorher / aus äuserster sorgfalt / die ruhe und glückseligkeit seines Königs zu bef \rdern / den Syrischen Fürsten hatte zu verstehen gegeben / als ließen sie sich hierzu dißmal desto williger finden. Wie diese hinweg waren / ließen die Könige auch den Prinzen Suevus fůrfordern / und gaben ihm diese ihre meinung an den großen Marsius zu hinterbringen: der dan / dessen liebe zu der schönen Aramena / ihnen nicht gnugsam zu beschreiben wuste / die auch mit solcher ehrerbietung begleitet wäre / daß er / ungeacht seiner habenden gewalt /auch der ihr und dem reiche Syrien erwiesenen dienste / sich dennoch niemals vonselbsten wůrde erkünet haben / seine häftige liebe der Königin Aramena fürtragen zu lassen. Dieser treue Prinz erfreute sich darüm üm soviel mehr wegen seines K \nigs / daß nun durch andere der schönen Syrerin solte angebracht werden / was der große Marsius von ihr verlangte.
Wie man hierauf / den Zalmon an dem König Baleus / den sie in Basan bei der Hercinde zu seyn vermuteten / und den Petosiris zu dem Prinzen Hiarbas[842] abgefärtigt hatte / üm ihnen die gegenwärtige bewandnis der sachen und die große veränderung / so sich in Damasco zugetragen / anzumelden / begabe sich diese große K \nigliche gesellschaft wieder voneinander. Nach diesem arbeitete nun alles in Damasco / dahin alle stånde aus Syrien sich versamleten / die heurat zwischen dem grossen Marsius und der schönen Aramena von Syrien zu befördern: von welcher der getreue Suevus mit fleiß überall unter den Celten ausbreiten ließe / daß hieran ihres Königs leben und wolfart einig und allein hinge; ům dadurch das volk /von den Syrern diese heurat zu erlangen / desto eivriger zu machen. Wie nun dieselben auch ihres orts nichtes höher wünschten / als muste die Königin von Syrien noch selbigen abend von ihren gesamten Fůrsten diesen fürtrag anhören: Wiedaß / einen beständigen frieden in Asien zu erhalten / nicht allein die siegende Celten / sondern auch alle anwesende Könige / ja ihre eigene verwandten und unterthanen /einmütig verlangten / dem K \nig von Basan mit ihr verlobt zu sehen. Es ware ihr dieses anbringen nicht so frömd als widrig / weil sie es wol vermuten k \nnen / und gabe sie ihnen / mit mehrerer wehmut / als sie sonst gewonet war / diese antwort: Erinnert sich keiner unter euch / des zugleich ersten und lezten befehls meines bruders Aramenes / da er von mir begehret /daß ich niemand als den Tuscus Sicanus / liebensolte. Waren nicht euer etliche dabei / wie ich ihm dieses verhieße? Und bedingte er nicht darbei ausdrücklich /daß ich weder den König von Basan / noch einigen andern / diesem treuen liebhaber / der des Abimelech herzensfreund gewesen / fůrziehen solte? Ich war ja zugegen / (antwortete Nahor) wie diese reden in der unglůckseligen [843] h \le fürgingen. So habt ihr ja vernommen (fragte sie ferner) wessen ich mich habe anheisig gemacht?
Wann Tuscus Sicanus (finge der Fůrst von Hus an) die dienste / so der K \nig von Basan gethan / unsrem reich erwiesen hätte / und mit gleicher macht sich in Syrien befände / wolte ich nichts dagegen sagen. Nun aber spricht alles für den unvergleichlichen König von Basan / und wollen wir nicht unsren völligen untergang auf uns laden / so kan und muß es nicht anders seyn / als daß E. Maj. sich hierzu bequemen /was ihr die wahre vernunft / die sorgfalt für ihre unterthanen / und die schuldige erkentlichkeit rätet und lehret. Das arme Syrien (sezte Rames hinzu) seufzet nun so lange nach dem edlen frieden / daß es unmüglich ist / daß unsere so gůtige Königin / uns denselben zu verschaffen / solte können in bedenken ziehen. Wir sind verloren / (sagte Thare) wan E. Maj. nicht die Celten / welche mächtiger als wir sind / in einer so billigen sache vergnůgen. Nun die kentnis des Aramenes (redte Husan dazu) und dessen tod E. Maj. von der / dem Abimelech gelobten / liebestreue ledig spricht / finde ich je keine schwerigkeit dabei / dem unvergleichlichen Marsius die ehliche hand zu geben: zumal / da Syrien einen K \nig fordert / dieser aber der würdigste unter allen menschen ist / unsere Aramena zu lieben / und Syrien zu beherschen. Ihr seit alle (gabe hierauf die betrübte Königin zur antwort) auf des Marsius seite. Nicht wir allein (fiele ihr der alte Hus in die rede) sondern auch das ganze volk wil den Marsius / der sie aus der Assyrischen dienstbarkeit erl \set / zum König haben: weil / wan es wäre ohn diesen helden gewesen / es uns ewig an der hoffnung fehlen wůrde / das / so wir nun besitzen / iemals zu erlangen. Uber diesen reden des alten Hus / bliebe die schöne Syrerin eine [844] weile in gedanken / endlich aber erholte sie sich wieder / und sagte: Ich wil Syrien vergnůgen / und sol morgen mit dem tage alles volk sehen und erkennen / daß ich ihnen den frieden zu verschaffen begehre. Diese worte brachte sie mit solcher standhaftigkeit herfůr / daß ihre Fürsten über so schleuniger entschließung sich so sehr verwunderten /als erfreuten: und fielen sie ihr ingesamt zu fus / ihr in namen des ganzen Syrien für diese grosmütige erklärung zu danken.
Wie sie nun hierauf die K \nigin verlassen / ginge dieselbe zu ihrer schwester / der Königin von Ninive /bei denen sie die Casbiane ganz allein antraffe. Es überlegte die sch \ne Niniviten / mit dieser ihrer vertrauten freundin / ihren ganzen lebenslauf / und den tod ihres Prinzen Disons dabei herzlich beweinend /sagte sie / als eben die Königin von Syrien zu ihr in das gemach trate: Dessen wåre ich gånzlich gesonnen / mich in der Diana tempel zu verschließen / und den Niniviten den Bethuel zum König zu geben. Wie /liebste schwester! (redte ihr sobald die Königin von Syrien ein) sprechet ihr noch von dem g \tzentempel der Diana? Ich spreche von demselben / (antwortete diese K \nigin) weil ich denselben ehmals verehrt habe / solches aber nun nicht mehr thue / gleichwol aber wünsche / daß ich / bei meinem ietzigen glauben / eine solche absonderung von der welt / wie dieser tempel ware / finden m \chte: alsdan wolte ich doch noch mein fůrhaben erfüllen / dem Bethuel / zur vergeltung seiner ungemeinen liebe / mein reich zu überlassen / und meinen Dison in solcher einsamkeit stäts zu beweinen. Wie gleichförmig sind doch unsere sinne! (gabe die åltere Aramena zur antwort) und komme ich iezt eben / euch zu eröffnen wie es mir ergehet. Als hierauf Casbiane / aus ehrerbietung / hinaus gegangen / [845] und sich nun diese beide durchleuchtige Aramenen allein beisammen sahen / fuhre die ältere fort / sich also zu erklären: Man zwinget mich /liebste schwester! den K \nig von Basan alhier zum K \nig über Syrien zu machen / weil mein ganzes land denselben zum König begehret: und kan ich mich hierin nicht widersetzen / ohne alles in unruhe / und Syrien in äuserstes verderben zu stürzen. Weil aber / den treuen Tuscus Sicanus / der mich so lang unter des Cimbers namen geliebet / zu verlassen / mir unmüglich fället / als wil ich / üm zugleich meine liebe und mein volk zu vergnügen / mein kron und zepter dem König von Basan übergeben / und mit euch nach Ninive reisen / ům mein übriges leben alda in stiller einsamkeit zu zubringen wan ja / wie ich gläube / der treue Tuscus Sicanus nicht mehr in der welt seyn solte. Wie hoch sind wir beiderseits dieses zu thun befugt / da uns der tod diejenige genommen / üm derer willen wir allein gelebet haben; und da uns selbst bereits der tod so nahe gewesen / daß dieses absterben der eitlen welt uns nicht wird k \nnen verůblet werden.
Ich bin zu schwach / (gabe die jüngere Aramena hierauf zur antwort) gegen diese gründe etwas einzuwenden: zumal ich an mir selbst befinde / wie unmüglich es mir fallen würde / den Bethuel zu lieben / da ich den Dison verloren besorge: Ich halte aber dafůr /der König von Basan / wan er häftig liebet / werde damit nicht zu frieden seyn / wan er Syrien sonder seine Königin ůberkommet. Man hat mir diesen K \nig (antwortete die åltere) von solchem gemüte beschrieben / daß seine bescheidenheit ihm nicht zulassen wird / wider die unmůglichkeit etwas von mir zu verlangen. So beklage ich dan billig diesen helden /(versezte die andere) daß der himmel nicht ihn / an stat des Tuscus Sicanus / zum [846] Cimber werden lassen. Der dem Bethuel (wandte die K \nigin von Syrien dargegen ein) die gaben nicht verliehen hat / sich so beliebt als der Dison zu machen / der hat es auch also geordnet / daß ich den Tuscus Sicanus für den Marsius lieben muß / ob gleich des letzern tugend ja so weit / als des ersten sein ruhm / durch die welt gegangen ist. Mit solchen und dergleichen gespråchen /brachten diese beide betrübte K \niginnen einen guten teil der nacht zum ende / und wandte die von Syrien das ůbrige von derselben dazu an / sich wol zu bedenken / wie sie folgenden tags ihr vorhaben zu werk richten wolte.
Die sonne war nicht sobald wieder herfürgekommen / da ließe sie ihre Fürsten beruffen / und befahle dem Hus / die Syrische kron und zepter ihr zu bringen / die er in seiner bewarung hatte. Wie nun solches geschehen / sandte sie den Elhanan nach dem K \nig von Basan / und ließe ihm sagen / daß sie kommen wolte /ihn zu besuchen. Dieser brachte die antwort zurücke: daß er solcher gnadbezeugung der Königin sich unwert erkenne / und seine wunden anklage / die ihn des bettes hüten hießen / und ihn hinterten / dieses / so er zwar fůr sein h \chstes glůck hielte / wegen seiner unwürdigkeit bei ihr abzuwenden; er můste aber geschehen lassen / was ihrer gütigkeit hierin fürzunemen beliebte. So lasset uns dan gehen! (sagte die Königin /mit sonderbarer bewegung) üm für das heil von Syrien zu sorgen. Hiemit stiege sie zu wagen / und folgte ihr der Fürst Hus / mit der K \niglichẽ krone / auf einem andern wagen / wie auch alles ihr frauenzi er /und ihre gesamte Fürsten. Weil bereits durch ganz Damasco erschollen war / daß die Königin von Syrien zu dem König von Basan fahren wolte / und sich erklårt hätte / den zu ehlichen / als drunge das volk von allen nationen / [847] sonderlich aber die Celten und Syrer /häufig hinzu / üm dieser schönen Königin glůck zuzuruffen / und ihr den segen von himmel anzuwünschen. Sie / voll unruhe / sahe immittels nach allen häusern hinauf / wo sie fürbei fuhre / ob sie nicht ihren Cimber an einem ort erblicken möchte. Es war aber solches alles ůmsonst / und kame sie endlich vor den palast des K \nigs von Basan. Sie wurde alda von dem Prinzen Suevus / auch den fürnemsten Celten / mit ungemeiner freude entfangen / und zu dem K \nig ins zimmer begleitet.
Es ware darin ganz dunkel / weil die årzte es also geordnet / und sahe sie den König von Basan im bette ligen mit verbundenem haubte / welches er / wegen einer geschwulst / so ihm das halbe gesicht bezogen /mit tüchern also bedecken můssen: üm deß willen sie seine gestalt nicht erkennen kunte. Nachdeme man ihr einen sessel gebracht / und sie auf denselben sich niedergelassen / auch alle anwesende / in das andre ecke des zimmers / weit von ihnen sich begeben hatten /sagte er zu ihr mit schwacher stimme / weil er nicht wol sprechen kunte: Womit habe ich solche gütigkeit verdienet / die mich meine schönste K \nigin iezt genießen lässet? da billig meine begangene kůnheit /daß ich die unvergleichliche Aramena lieben dörfen /dessen kein sterblicher würdig ist / anderst hätten sollen angesehen werden. Dieses sagte er / weil ihme von den Syrischen Fürsten bereits er \fnung geschehen /wie die K \nigin üm seine liebe wůste / und dieselbe billigte.
Er entfienge aber diese antwort: Ich bin dem großen K \nig von Basan so viel schůldig / als deme ich mehr als einmal mein leben und meine freiheit zu danken habe / daß / wan ich mehr in meinem vermögen håtte / als dieses / so ich zur erkentlichkeit hier überliefern [848] wil / ich solches hierzu zu thun nicht unterlassen würde. Alle meine stånde und unterthanen / begehren den König von Basan zu ihrem herrn und regenten. Ich finde diese ihre wahl / für sie und das ganze land / so nůtzlich / daß ich dem obsieger von Damasco / nicht allein diese stadt / sondern ganz Syrien / hiermit abzutreten und zu ůbergeben / gesonnen bin: wie ich dan / zu dem ende / mein kron und zepter mit gebracht / ům solche dem großmůtigen Marsius zu überliefern. Diß ist es alles / dapferer held! womit ich meine erkentlichkeit kan zu tage legen. Ein mehrers vermag ich nicht / weil ich so unwůrdig als unfähig bin / diese liebe anzunemen / die E. Maj. gegen mir eine geraume zeit mit solcher bescheidenheit geheget. Ich weiß alles / wie mein unglückseliges bildnis eine so edle ruhe stören müßen / und wie der große Marsius unter verdecktem namen und stand /sich bei mir in Syrien aufgehalten. Wie aber damals meine liebe zu dem Abimelech E. Maj. so billig befunden / daß sie auch / ům selbige nicht zu stören /lieber schweigen und leiden / als sich erklären wollen: also erwarte ich iezt eben dergleichen grosmut von dem unvergleichlichen K \nig zu Basan / und entsehe mich nicht / E. Maj. offenherzig zu entdecken / daß der König der Aborigener / Tuscus Sicanus / gleicher massen sich verborgen bei mir aufgehalten / und meine gewogenheit / durch vermittelung meines Abimelech / wie der in der unglůckseligen höle für meinen bruder erkant worden / völlig erlanget: massen er mir geboten / daß ich forthin den Tuscus Sicanus meinen Abimelech solte seyn lassen / weil der eben so sein ander ich / als wie Cölidiane die andere Aramena / wäre. Dieses habe ich diesem lieben bruder zu-schw \ren můßen / und waren damals seine lezte worte / die er auf erden geredet / daß er alle anwesende [849] zu zeugen angeruffen wie ich mich erklårt hätte / daß ich weder dem König Marsius von Basan / noch dem Baleus von Assyrien / noch einigem andern / iemals einigen vorzug vor dem Tuscus Sicanus g \nnen / sondern den allein / vor allen künftig meine gunst wolte genießen lassen. Dieses habe ich geschworen / und dieses machet mich untůchtig / des Königs von Basan eheliche hand anzunemen. Und ob zwar mein volk zu dieser heurat mich zwingen wil / auch E. Maj. alle gewalt über mich haben / zweifele ich doch nicht / sie werden die jenige verlassen / die an einen andren verlobt ist / und auser demselben / er sei lebendig oder todt / keinen menschen iemals in der welt zu lieben /sich fähig befindet.
Nachdem sie ausgeredet / schluge der K \nig von Basan die hände über sich zusammen / und brache in die worte heraus: O Abimelech! ô Tuscus Sicanus! erkenne ich euch also? Hiermit wurde er etwas stille /endlich aber die Königin anschauend / die doch das herz nicht hatte / sich nach ihm ůmzusehen / sagte er zu ihr: Ich habe genug geh \ret! es ist nun fůr mich nichtes mehr übrig / als der tod: diesen / und nicht die kron von Syrien / verlange ich / zu meiner beruhigung. Weil Marsius leise redte / und die sch \ne K \nigin voll verwirrung war / als hatte sie diese worte nicht eigentlich vernommen. Aber dieser sonderbaren besuchung ein ende zu geben / womit ihnen beiderseits nicht gedienet war / stunde sie auf / und ginge zu dem Fürsten von Hus / der an der tür des gemaches sich befande / name kron und zepter von ihm / und legte dieselbe auf des Marsius bette / der eben onmächtig zu werden begunte. Hierauf eilte sie aus dem zimmer hinaus / und die Celten / wie auch ihre Fürsten / im vorsaal antreffend / wandte sie sich zu ihnen / und sagte: Ihr habt nun euren König von Syrien /[850] nach welchem euch so sehr verlanget. Mein zepter und kron / sind in des großen Marsius handen / und begehre ich von aller meiner gehabten macht ein mehrers nicht / als dieses / daß ich mich aus Syrien ehist hinweg begeben dörfe. Niemand von den ůmstehenden wuste aus diesen reden etwas zu fassen / und als die Syrische Fůrsten ihrer K \nigin folgen wolten /verwehrete sie es ihnen / und sagte: Lasset mich allein meinen rückweg nemen / und bleibet bei eurem König / den ich euch / auf euer begehren / hinterlasse. Hierauf sezte sie sich mit ihrem frauenzimmer zu wagen /und kehrte wieder nach der Kemuelsburg / allein von ihrer leibwacht begleitet.
Als sie daselbst angelanget / beschiede sie so fort den Fůrsten von Edom zu sich / dem sie entdeckte /was sie gethan hatte: worüber dieser held in solche verwunderung geriete / daß er nicht wuste / was er ihr solte zur antwort geben. Sie bate ihn ferner / daß er /auf allen notfall / mit seinen Edomiten sie schützen wolte / wan etwan der Marsius / mit dieser ihrer erklårung nicht vergnůgt / wider ihre person etwas beginnen wolte: worzu er sich willigst erbote. Es bliebe hierauf nicht lang heimlich / was für eine ungemeine grosmut die sch \ne K \nigin von Syrien erwiesen /und wie sie / lieber ihr Königreich abtreten / als dem Tuscus Sicanus / den sie liebte / untreu werden wollen. Ganz Damasco truge sich mit dieser zeitung / und vergaßen alle anwesende Könige und herren ihrer eigenen angelegenheiten / üm dieses zu bewundern. Indem aber iederman das ende hiervon zu erfaren verlangte / erscholle am folgenden morgen das unvermutete gerüchte / daß der kranke König von Basan / selbige nacht / in einer sänfte davon gereiset wäre. Der darauf folgende aufbruch der Celten / die häufig aus Damasco zogen / bekräftigte diese [851] zeitung. Es wusten aber die Celten selber nicht / warüm sie so schleunig fort müsten: auser daß man ihnen gesagt / wie die gefahr in Basan / wegen des einfalls der Königin Mirina / sehr groß wäre. Als aber die K \nigin von Syrien dieses vername / kunte sie einer so guten zeitung kaum glauben: und überlegte sie annoch dieses beginnen bei sich selber / als der Prinz Baalis bei ihr angemeldet wurde. Wie sie ihn fůrgelassen / überlieferte er ihr wieder den zepter und die kron von Syrien / neben einem schreiben von dem K \nig aus Basan / welches er / wegen eignen unverm \gens / dem Suevus / dessen hand es war / in die feder gesagt hatte. Sie lase / und fande folgenden inhalt.