CCXXV.
Ein schönes lied, von einem ritter aus der Stewermarck, Trianus genandt, und von eines königs tochter aus Denmarck, Floredebel genandt.
1. O reicher Gott im höchsten saal,
hilff mir probieren maß und zahl,
die silben reimen zwingen,
Ich bitt dich stehe mir hülfflich bey,
denn das ist jetzt kein fantasey,
darvon ich euch wil singen,
[309]Von einem ritter aus Steuermarck,
von adel hoch geboren,
der war schön, stoltz, jung und auch starck,
er hett kürtzlich verloren
sein vater durch des todes hand,
sein land gab er eim ritter ein,
reit selbs nach dienst in frembde land.
2. Er kam gen Denmarck an den hoff,
als er von erst empfieng die tauff,
so thet jhm allzeit lieben
Gerechtigkeit, zucht, scham und ehr,
göttliche furcht und weis und lehr,
darin thet er sich uben,
Sein vater an seim letzten end,
hett jhm vier lehr gegeben,
der son verhieß jhm bey der hand,
dieweil er hett das leben,
wolt er jhm des gehorsam sein.
das hielt er stehts bis in sein grab,
des war sein lob und ehr nit klein.
3. Der ersten lehr er trewlich pflag,
er hört Gottes wort teglich alle tag,
wo er das kond geschicken,
Das jn nit hindert leibes noth,
darnach gab er das täglich brodt
den armen offt und dicke,
Das dritt, das jhm sein vater rieth,
er solt kein weibßbild schmehen,
der jungfrawschafft jr ehr behüt,
so wird dir preis verjehen,
das vierdte das ist die priesterschafft,
die soltu allzeit ehren thun,
dadurch so wirstu siegenhafft.
4. Kein manlich that schlug er nit ab,
als ich von jm gelesen hab,
so was er noch viel kühner,
[310]Denn der Hector von Troia was.
gar offt so bewehrt er das,
darzu was er viel schöner,
Denn Salomon der könig werd,
kein ritter lebt im lande,
der jhn mocht letzen auff seinem pferd,
wer gegen jhm helm auffbande,
dem macht er seinen sattel lehr,
in aller ritterlicher that,
behielt er allweg preis und ehr.
5. Der könig hett ein tochter zart,
kein schöner mensch gesehen ward,
ein erb des königreiche,
Floredebel ward sie genandt,
die schön Helena aus Griechenland
möcht jhr gar kaum geleichen,
Die hat den ritter heimlich lieb
umb sein ritterlichs wesen,
ein brieff sie jm gar heimlich schrieb,
der stund also im lesen,
Trianus edler jüngling schon,
in Denmarck mustu werden ein könig,
sol ich und du das leben han.
6. Mein hertz das hat dich außerwehlt,
kein man auff erd mir bas gefelt,
schweig still zu diesen dingen,
Ich hab meins vaters lieb und gunst,
so kan ich noch so viel der kunst,
das ichs darzu wil bringen,
Und das man uns zusammen geit,
ist es deins hertzens wille,
verschreib mir es bey guter zeit
gantz heimlich in der stille,
der jüngling schreib jhr wider her,
wo das mit willen möcht gesein,
kein sach auff erden jm lieber wer.
[311]7. Die jungfraw legt sich an ein beth,
kein wort sie fürbas nit mehr redt,
denn nur schreien und gelffen,
Der könig was betrübet sehr,
nach meistern schickt er nah und fern,
wer seiner tochter möcht helffen,
Dem wolt er geben grosses gut,
da sie jren harm besahen,
ihr hertz das brandt recht wie glut,
der pulß begund jr schlagen,
die meister sprachen zu dem könig,
natürlich ist sie je nicht kranck,
beschawet selbs zu diesem ding.
8. Der könig gieng zu seiner tochter behend,
er sprach, dein augen zu mir wend,
und klag mir deinen schmertzen,
Von natur bistu je nicht kranck,
ist es anfechtung oder gedanck,
das dir liegt in deinem hertzen,
So klag mir hie dein ungefell,
bey meiner königlichen krone,
es sey auff erden was es wöll,
ich will dir helffen schone.
sie sprach, du hast an deinem hoff
ein edlen ritter also klug,
kein nacht ohn ihn ich nimmer schlaff.
9. Wiewol er mich nie hat berürt,
wenn er mir nicht zu theile wird,
so wil ich mich verwegen,
Ehr leib und gut in dieser not,
ich wil mich geben in den todt,
der sol fürbas mein pflegen,
Der könig sprach, ist das dein beger,
stehe auff, er mus dir werden,
und wenn er nur ein sewhirt wer,
wiewol es lebt auff erden,
[312]kein ritter der jm sey geleich,
er ist von gutem stam geboren,
von Stadelburg aus Oesterreich.
10. Der könig samlet seinen rath,
er sagt den herren von der that,
sie sprachen allesampte,
Weil Gott beschuff himmel und erd,
so lebt kein thewrer ritter werd,
in teutsch und welschen landen,
Er ist wol werd das er die kron,
nach euch im reich aufftrage,
sie schickten nach dem jüngling schon,
und nach der edlen maget,
die zwey man da zusammen gab,
es lebt kein mensch im gantzen land,
es hett besonder freud darab.
11. Dem könig sagt er gros lob und danck,
er sprach, ich wil mein leben lang,
in ewren gnaden streben.
Der könig, sprach sie, hat dich hold,
für könig, keyser, fürsten und gold,
dieweil du hast das leben,
Soltu sie des geniessen lan,
darumb sol ich dich bitten,
so ubergeb ich dir die kron,
wenn mich hat hie bestritten
der bitter todt durch all sein krafft,
die sach hastu zu wegen bracht,
mit deiner frommen ritterschafft.
12. Die hochzeit wehret wol dreissig tag,
das man nit solcher freuden pflag
in keines fürsten lande,
Wer die zwey menschen ane sach,
von grund seines hertzens er sprach,
weil die welt wer gestanden,
Hat Gott auff erd zwei menschenbild
so schön nie personieret.
[313]aus Franckreich kam ein ritter mild,
der ward gen hoff geführet,
der schawt die fraw gantz jnniglich,
er sprach, kein fraw jr gleichen mag,
denn die königin aus Frankreich.
13. Die ist die schönest in der welt,
jr form und bild er wol erzelt,
das einer gern möcht schawen,
Trianus nam es in sein ohr,
da etlich zeit vergangen war,
er sprach zu seiner frawen,
Man sagt uns von dem schönsten weib,
das lebt unter der sonnen,
aus Franckreich der königin,
wöllet jr mir das vergönnen,
so wil ich schawen jhr figur,
und euch gemahlen bringen her
die adeliche creatur.
14. Die königin sprach, was wer die müh,
ich wolt jhr bliebet bey mir hie,
darumb wil ich euch bitten,
Die weite reis wer gar umbsunst,
was brecht es euch freud oder lust,
wenn jr schon all jr sitten,
Ihr form und bild und weis erfürt,
was freud hett jhr darinnen?
mich wundert das jrs von mir begert,
was lust mag es euch bringen,
das thu ich fraw durch ewer lieb,
ich glaub nicht das auff erden leb
denn jhr kein adelicher weib.
15. Mein hertz hat weder rast noch ruh,
bis ich die königin schawen thu,
ich wil schnell wider kommen,
Ich bitt euch gebt den willen drein,
so gib ich euch die trewe mein,
das ich mich nicht wil saumen.
[314]Ich wil bald wider kommen her.
die sach was jr gar leide,
er nam ein knecht und auch nicht mehr,
und thet von dannen scheiden,
er kam gen Franckreich in das land,
nun hört hübsch abenthewr,
was lieb und leid jhm sties zu hand.
16. Er kam gen Franckreich an den hoff,
er kund gar wol der welte lauff,
kein man war jhm geleiche
An form und gestalt, an weis und berd,
er was ein edler ritter werth,
die königin aus Franckreiche,
Die hett die Teutschen sonder hold,
da sie die sach vername,
sie zieret sich in silber und gold,
dem ritter sie bekame,
da sie den ritter schawet an,
sie dacht, seid das mich Gott erschuff,
sahe ich auff erdt kein schönern man.
17. Eins tags der könig reit auffs feld,
mit seinen winden in den wald,
nach kurtzweil wolt er jagen,
Die fraw mit liebe was umbstrickt,
heimlich sie nach dem ritter schickt,
sie sprach: ich mus euch fragen,
Was sucht jhr hie in meinem land?
jr seid aus teutscher arte,
der ritter antwort jhr zu hand,
gnedige fraw so zarte,
das schafft ewer reiner stoltzer leib,
ich hab von jugendt auff gehört,
es leb kein adelicher weib.
18. Darumb ich euch im besten schaw,
ich bitt euch adeliche fraw,
jr wöllet mir vergönnen,
[315]Als ich daheim versprochen hab,
ich wöll euch lassen mahlen ab,
ehe ich scheid von hinnen.
Die königin sprach, das thu ich gern,
seid jr darumb ausgeritten,
der sach der wil ich euch gewern,
doch eins wil ich euch bitten,
ihr müsset selbs der mahler sein,
es wer mir auff mein trewe leid,
wo das erführ der herre mein.
19. Er sprach, jr seid des unerwerdt,
bin ich des fraw von euch gewehrt.
sie sprach, ja herr zu hande.
Sie hetten einen kurtzen rath,
sie führt jn in jhr kammer drat,
da zog sie ab jhr gewande,
Sie lies jn schawen jren leib,
nach alle seinem willen,
er legt sich zu dem schönen weib,
gantz heimlich in der stille,
nach solcher freud kompt gern gros leid,
da sie vollnbrachten jren lust,
in dem entschlieffen sie all beyd.
20. Der könig hat ein alt kammerweib,
die solt bewaren der königin leib,
die thet dem könig das kunde,
Wie sie bey einem ritter leg,
und falscher lieb mit jm pfleg,
der könig kam zur stunde,
Und sties schnell auff die kammerthür,
die zwey waren entschlaffen.
er sprach, da hilffet gar nichts für,
am leib wil ich sie straffen,
man führt den ritter in ein thurn.
der könig hett gar schnell ein rath,
wie er wolt leben mit der hurn.
[316]21. Da das erfuhr des ritters knecht,
er dacht, o wehe da hilfft kein recht,
mein herr mus leider sterben,
Der knecht saß auff sein pferdt zu hand,
und reit gen Denmarck in das land,
von stund an gund er werben,
Merck nach der jungen königin klar,
die sach thet jr kunde,
vor leid raufft sie aus manch haar,
jr hende thet sie winden,
in dem saß sie schnell auff ein pferd,
und reit gen Franckreich in das land,
nun hört wie sie jhr trew bewerth.
22. Ein schermesser sie mit jr nam,
und da sie zu dem thurne kam,
da er in lag gefangen,
Seiner hüteten vier mit starckem leib.
sie sprach, ich bin sein ehelich weib,
ich bin weit her gegangen,
Last mich zu jhm in thurn hinab,
jr solt des wol geniessen.
zwey hundert gülden sie jn gab,
sie theten jr auffschliessen,
und liessen sie in thurn zu thal,
ehe das sie mit dem ritter redt,
sie küsset jn wol hundert mal.
23. Sie sprach, ich habs euch vor gesagt,
nu sey es Gott im himmel geklagt,
es geht euch an das leben,
Ach Gott wie sol ich euch bewaren,
nemet diese schüssel faht ewren harn,
ewer angesicht wascht gar eben,
Ein schermesser hab ich wol bewart,
damit wil ich euch scheren,
auff ewrem angesicht haar und bart,
so wil ich euch gewehren,
das ich euch wil helffen darvon,
[317]ewer kleider solt jhr ziehen aus,
die meinen solt jhr legen an.
24. Und vor den hütern klagt euch sehr,
ewer hende wind fast hin und her,
ewer angesicht thut bedecken,
Wenn das geschicht so merckt mich recht,
mit zweyen pferden find jr den knecht,
draus in des waldes hecken,
Sitzt auff das ein und reit darvon,
nit acht wie es mir gange,
des rechten wil ich warten thun,
vielleicht lig ich nit lange,
das ich erlöß ewer beider leib,
der ritter folget jrem rath,
nun höret zu eim trewen weib.
25. In Franckreich lies er seinen knecht,
das er jhm schnell die botschafft brecht,
ob es jr misselinge
Die zeit vergieng, das recht fing an,
die fraw stund alda wie ein man,
der könig sein klag anfienge,
Nach klag und antwort aller sach,
damit wil ich es kürtzen,
die fraw die stundt auff und sprach,
der schaden wil mich schmertzen,
ich mags verbergen nimmermehr,
die königin aus Franckreich,
hat meinet halben noch jr weiblich ehr.
26. So mercket recht das ich nicht leug,
damit ich die wahrheit bezeug,
ich bin fürwar ein weibe,
Ich bin ein fraw und nit ein man,
jr brüst die lies schawen an,
darumb das ich mein leibe
Mit ritters kleidern hab bedeckt,
das thet ich darumb leider,
das mir mein ehr blieb unbefleckt,
[318]thet ich an ritters kleider,
das ich möcht kommen durch das land,
und solt ich reiten wie ein weib,
wie offt hett man mich angerandt.
27. Nun höret was mich darzu zwang,
ich hab gehört mein lebenlang,
die königin aus Franckreiche,
Die sey das allerschönste weib,
die nie gebar keiner frawen leib,
man hat mich jhr geleichet,
Gar offt und dick in schön gesetzt,
darumb wolt ich sie schawen,
jhr ehr die ist noch unverletzt,
der adelichen frawen,
ich sagt jhr gründlich wer ich wer,
ich bin ein königin aus Denmarck,
umb abenthewer so kam ich her.
28. Da ich jhr alle sach erzahlt,
da führt sie mich gar schnell und bald,
in jr kammer gehüre.
Gantz unverholen offentlich
schencket mir in die königin reich
welsch wein und malvasire,
Darnach legt sie mich in jhr beth,
sol man uns darumb straffen,
da sie ein gut weil mit mir redt,
in dem sind wir entschlaffen,
jhr richter sprecht das urtheil,
umb abenthewer so kam ich her,
daraus entspringt mir das unheil.
29. Die richter sprachen da zu recht,
wenn sie der sachen kundschafft brecht,
das sie ein königin were,
Ir würd erboten ehr und zucht,
jn antwort da die edle frucht,
das wil ich wol entberen,
Ich bin zu lang uber die zeit
[319]in diesem land gewesen,
herr könig last genesen,
denn sie ist fromb und tugenthafft.
des frewet sich der edel könig,
und auch sein werde ritterschafft.
30. Der frawen sagt man gros lob und danck,
nun hört was jr der könig schanckt
von gold ein reiche presentze,
Die königin schenckt jhr auch zu hand
jr aller köstlichest gewandt,
mit ander reverentze.
Darnach beleit sie der könig
mit hundert guten mannen,
bis das sie zu dem schiff eingieng,
also lend sie von dannen,
gen Holstein sie gar kürtzlich kam,
da hielt jhrs vaters bruder hoff,
der war ein hertzog lobesan.
31. Ihren knecht schickt sie bald darvon,
das er dem herrn solt botschafft thun,
wie sie zu Holstein were,
Sein wolt sie warten bis er kem,
und wenn jhr herr die sach vernem,
so solt er reiten sehre.
Der knecht der reit schnell tag und nacht,
in Stewrmarck kam er dare,
bis er seim herren die botschafft bracht.
gebt mir das botenbrote,
er sprach, mein hochgeborne fraw,
die hat mich her nach euch gesand,
meine weite reis mich nicht gerawt.
32. Der herr der antwort jhm zu hand,
er sprach, sehe hin mein trew zu pfandt,
das du des solt geniessen,
Wo ist meins hertzen leid vertreib,
auff erden lebt kein trewer weib.
sein augen wurden fliessen,
[320]Vor grosser freude die er hett,
der knecht gab jm antworte,
da sie am letzten mit mir redt,
die hochgelobt von geburte,
das was zu Holstein in dem schlos,
da wolt sie ewer warten thun,
der herr der saß schnell auff sein roß.
33. Er reit dahin in schneller eyl,
des wegs auch gar manche meil,
bis er gen Holstein kame,
Da hub sich freuden manigfalt,
es war kein mensch so jung noch alt,
das solche freud vername,
Da schifften sie gen Denmarck ein,
der alt könig wolt wehnen,
sie weren in Stewrmarck gesein,
den jungen thet man krönen,
kürtzlich darnach der alt könig starb,
das reich nam er ein mit gewalt,
nach preis und ehr er allzeit warb.
34. Nun mercket jr frawen und jr man,
das lied ich euch gesungen han,
und wil euch damit lehren.
Und wenn ein sach geschehen ist,
darfür weis ich kein bessern list,
denn das zum besten keren.
Nembt ein beyspiel bey diesem weib,
sie hat jr trew bewehret,
Gott gnad ewig jr seel und leib,
sie hat zum besten keret
ein sach die unleidlich was,
o wem eine solche wird zu theil,
der danck Gott hie ohn unterlas.
35. Damit wil ich beschliessen hie,
nun möcht mich einer fragen wie
es diesem knecht ergienge,
Der könig schlug jhn zu ritter fein,
[321]und gab jhm da die Stewrmarck ein,
Gott wöll das uns gelinge,
Und gebe uns sein göttlich reich,
wer das begert der sprech amen,
das wünscht euch jmmer ewiglich
Martin Meyer mit namen,
der hat dis gedicht nach seiner sag,
da man zalt fünffzehn hundert jar,
und sieben auff S. Thomas tag.