[Freue dich/ bekränckte Seele]

Freue dich/ bekränckte Seele/
Die gewünschte Zeit ist hier/
Da du aus der finstern Höle
Deines Leibes brichst herfür/
Da du aller Sorge loß/
Die dich in der Welt umschloß/
Aller Bande frey solt gehen
Wo viel tausend Engel stehen.
Zwar die matten Glieder klagen/
Daß du sie verlassen wilt/
Und dein Auge sieht mit Zagen/
Das verhaßte Todes-Bild/
Was dir Blutt und Mutt verband/
[124]
Nezt mit Thränen deine Hand/
Was gesündigt/ muß der Sünden
Bittern Sold/ den Tod/ empfinden.
Warum aber wilt du scheuen
Einen Christlich-sanfften Tod?
Solte dich der Wechsel reuen/
Der dich selig führt zu Gott/
Der dich aus der trüben Welt
Bringt zum lichten Himmels-Zelt/
Der/ was sterblich war/ begräbet/
Aber dich zu Gott erhebet.
Muß der todte Cörper liegen
Und im Grabe ruhen aus/
Dich kan unterdeß vergnügen
Das beflammte Sternen-Hauß/
Der verschmachten Glieder Last/
Und was du verlassen hast/
Wirstu/ wenn die Welt muß schwinden/
Neu und besser wieder finden.
Höre deinen Heyland ruffen:
Komm du auserkohrne Braut/
Meine Wohnung steht dir offen/
Wo man nichts als Freude schaut/
Sulamithin komm herzu
Und genüß der stoltzen Ruh/
Komm/ genüß der süssen Freuden/
Die ich sterbend dir bescheiden.
Meiner Unschuld weisse Seide/
Meines Bluttes Purpur-Rock
Dienet dir zum Ehren-Kleide/
Wird dein theurer Hochzeit-Schmuck.
Dich hab ich mir auserwählt/
In Gerechtigkeit vermählt/
Weil man Ewig Ewig nennet/
Bleibstu von mir ungetrennet.
[125]
Wiltu nicht mit Freuden gehen/
Wenn dich Jesus nach sich zieht/
Wiltu länger stille stehen/
Wo dir dein Verderben blüht/
Wiltu bleiben/ wo die Welt
So viel falscher Stricke stellt/
Wo dich zwischen Eiß und Eisen
Thränen-Brod und Galle speisen?
Auff/ erhebe deine Flügel/
Die der Erde kleben an/
Suche dir die Sternen-Hügel/
Wie dein Heyland weist die Bahn.
Laß das Sodom dieser Zeit/
Laß den Leib der Sterbligkeit/
Fleuch/ wo sich zu deinen Füssen
Sonn und Monde neigen müssen!
Freu dich nun/ bekränckte Seele/
Die gewünschte Zeit ist hier/
Da du aus der finstern Höle
Deines Leibes brichst herfür:
Deine Augen schliessen sich/
Und der Himmel fasset dich:
Ihr Grab soll die Schoß der Erden/
Jesus Arm das deine werden.

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TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte. [Freue dich- bekränckte Seele]. [Freue dich- bekränckte Seele]. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D522-9