Uber die Worte der Schöpffung:
Im Anfang schuff Gott Himmel und Erden

O Anfang sonder Ort/ o Anfang sonder Ende/
Wo warestu/ eh Welt und Menschen fiengen an?
Eh man bereitet sah des blauen Himmels Wände/
Eh noch bewohnet war der Erde Kugel-Plan?
Ein Archimedes will den gantzen Bau verrücken/
Weiß aber ausser ihm zu finden keinen Stand:
Wo läst sich denn ein Raum vor deine Grösse blicken/
Eh sich die gantze Welt noch ungebildet fand?
Ich schwör es/ Fleiß und Witz kan deinen Sitz nicht finden/
Das unerschaffne Schloß der Sternen schloß dich nicht
In seine Mauren ein/ die du noch soltest gründen/
Die Erde trug dich nicht/ die noch unzugericht:
Und dennoch warestu/ o dreyvereintes Wesen/
O Schöpffer aller Welt/ Gott Vater/ Sohn und Geist/
Wie wir davon Bericht in deinem Worte lesen/
Und deiner Hände Werck uns dessen überweist.
Seh ich den Himmel an/ so muß ich dich erkennen/
Und glauben/ daß ein Gott sein Meister müsse seyn.
Wie könten Sonn und Mond aus eignen Kräfften brennen/
Wenn nicht ein hellers Licht entzündet ihren Schein.
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Die Sternen löschten aus/ ihr Feuer müst erkalten/
Wenn sie der Höchste nicht zum Leuchten auserwählt.
Wie könte sich die Erd in freyer Lufft erhalten/
Dafern sie nicht die Hand des Schöpffers angepfählt?
Wer heisset Finsternis und Licht die Tag' entscheiden/
Das ungeheure Meer in seinen Gräntzen stehn?
Gewächse mancher Art die Felder überkleiden/
Die Lufft befiedert/ Land und See voll Thiere gehn?
Wer hat dem Menschen Geist und Odem eingegossen/
Die Sinnen in das Haubt/ die Sprach in Mund gelegt?
Von wem ist Fruchtbarkeit und Segen hergeflossen/
Daß die verallte Welt sich nimmer müde trägt?
Es muß doch etwas seyn/ von dem diß alles kommen/
Das alle dem sein Ziel und Ordnung hat bestimmt/
Das/ eh als alles diß/ den Anfang hat genommen/
Und welches folgbarlich von nichts den Anfang nimmt.
Was aber dieses sey/ und wo es sey zu wissen/
Ist keinem/ welcher noch die Erde baut/ erlaubt/
Wohl dem/ wer die Vernunfft legt zu des Glaubens Füssen/
Zwar wenig weiß/ doch viel nach Gottes Worte glaubt.
Ich glaube/ grosser Gott/ und ehre dich mit Schweigen/
Mein Suchen suchet ihm in deinem Worte Ruh/
Ich lasse mir den Weg zu dir darinnen zeigen/
Und frage nun nicht mehr/ wie vor/ wo warest du?
Verzeihe/ wo sich hier mein Vorwitz hat vergangen/
Und nachgeforscht von dir/ was unergründlich ist.
Du wohntest in dir selbst/ an keinem Ort gefangen/
Da/ wo du heute noch und immer wohnend bist.
Wo ewig um dich her die reinen Geister schweben/
Wo deinen Ruhm besingt der frohen Väter Schaar/
Wo ich nach dieser Zeit werd ohne Sterben leben/
Und ungefragt verstehn/ was hier zu dunkel war.
O Anfang sonder Ort/ der alles angefangen/
O Anfang/ welcher nichts von keinem Ende weiß/
Gieb/ daß ich dessen bald den Anfang mög erlangen/
So singet dir mein Mund ohn Ende Lob und Preiß.

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TextGrid Repository (2011). Abschatz, Hans Aßmann von. Gedichte. Gedichte. Himmelschlüssel oder Geistliche Gedichte. Uber die Worte der Schöpffung: Im Anfang schuff Gott Himmel und Erden. Uber die Worte der Schöpffung: Im Anfang schuff Gott Himmel und Erden. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0001-D2C3-8