haben hochgeneigtest beliebt, vermöge Hohen Rescripts vom 5. Febr.
v. J. durch den Königl. außerordentlichen Regier. Bevollmächtigten
Herrn Geheimen Reg. Rath Neumann die unterzeichnete Facultät
aufzufordern: daß sie für die durch den Abgang des Prof. Bar-
tels erledigte Professur der Physiologie andere ganz geeignete
Männer in Vorschlag brnige, von welchen sich mit Sicherheit erwar-
ten lasse, daß sie einem Rufe an die hiesige Universität folgen
werden. Seit wir, nach erfolgtem Abschlusse der Unterhandlungen mit
dem Prof. Carus in Dresden, jenen Hohen Auftrag erhielten, sind wir
unablässig bedacht gewesen, denselben ins Werk zu setzen, ohne daß
der Erfolg unsern Bemühungen entsprochen hätte. Zwar gaben
mehrere Gelehrte unaufgefordert uns Beweise ihrer Bereitwilligkeit
jene Lehrstelle zu übernehmen, allein bey allen ihren Verdiensten
konnten wir uns doch nicht überzeugen, daß sie für dieselbe ganz
geeignet seyen. Andere, welche diesem Erfordernisse zu entsprechen
schienen und von denen wir glauben mußten, daß eine Verbesserung
ihrer Lage ihnen willkommen seyn würde, wie z. B. der Prof. Weber
in Leipzig, gaben uns auf vorläufige Erkundigung eine abschlägige
Antwort. Ein Mann jedoch, dessen Ruf in der Gelehrten-Welt als
experimentirender und kenntnißreicher Physiolog uns hinlänglich begrün-
[26v]det scheint und der seit einer Reihe von Jahren mit Bey-
fall als Lehrer wirkt, hat auf unsere vorläufige Anfrage
eine Erklärung gegeben, welche uns zu der Hoffnung berechtiget,
ihn, falls unsere Ansicht Ew. Excellenz Hohen Beyfall erlangen
sollte, für uns erwerben zu können: es ist der Doctor Franz
von Paula Gruithuisen in München. Selbiger hat seit 1809. bey
der Schule für Landärzte daselbst Vorlesungen über die Physiolo-
gie und Pathologie in ihrem ganzen Umfange gehalten und
während dieser Zeit mehrere in die erstgenannte Wissenschaft
einschlagende beyfallswürdige Schriften herausgegeben: so daß
da er diese Studien und Ernst und Glück treibt, von ihm noch Be-
deutendes zu erwarten ist, wenn er veranlasset wird, sich ihnen
ganz zu widmen. Auf eine Anfrage hat er erkäret, für 1200 rh
nebst einem der Weite des Weges und der Größe seines litterarischen
Apparats angemessenen Summe zur Bestreitung der Kosten seiner
Ortsveränderung der Unsrige werden zu wollen, wenn der des-
falsige bestimmte Ruf an ihn erginge und wir haben die
Ehre, sein letztes Schreiben in dieser Angelegenheit zu
Hochgefälliger Einsicht im Original beyzulegen.
Indem wir solchemnach uns beehrt haben, Ew.
Excellenz von dieser Lage der für uns höchst wichtigen
Angelegenheit gehorsamst in Kenntniß zu setzen, sehen
wir Hochdero ferneren Befehlen so ehrfurchtsvoll
[27r]als vertrauend entgegen.
1822.
Professores der medicin. Fa-
cultät hiesiger Kön. Universität
L. C. Treviranus
z. Z. Decan.
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- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 5. Mai 1822. Breslauer medizinische Fakultät an Kultusministerium (Ausfertigung). Z_1822-05-05_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-178F-8