Den Privat-Docenten Dr Müller
(betr)betreffend.
In der Original-Anlage hat
mir der Privat-Docent Dr. Müller
aufs Neue sein Bedürfniß einer
Unterstützung aus öffentlichen
Mitteln vorgetragen.
Die Wirksamkeit dieses talentrei-
chen und untadelhaften jungen
Mannes ist in der That von ent-
schiedenen Nutzen für diese
Universität. Sie bestätigt voll-
kommen die Hoffnungen, welche
Euer Excellenz früh schon von
demselben gehegt haben, daß
sich in ihm ein ausgezeichneter
Universitäts-Lehrer und Ge-
lehrter heranbilden werde.
Dagegen hat sich aber die Er-
wartung, welche Euer Excellenz
am 25.n April (c.)currentis [anni] ausgesprochen
haben, nicht bestätigt, und
[67v]weder die Honorarien-Einnahme,
noch die ärztliche Praxis haben
dem Dr Müller die Mittel zu
einer nothdürftigen Subsistenz
hier verschaffen können.
Letzteres erklärt sich sehr leicht
aus der unverhältnißmässigen
Zahl von practischen Aerzten in
dieser Stadt, zu welchen, außer
den Physicis und mehrern andern,
angesessenen, Aerzten, beynah
sämmtliche Mitglieder der me-
dizinischen Facultät gerechnet
werden müssen.
Ersteres aber erweist sich aus
dem anliegenden Auszug aus
den Quästorats:Rechnungen,
welche, mit derdem1, der Eingabe des
p Müller beygelegten, Nachweise
über die Frequenz seiner Vorle-
sungen, beydes, die Uneigennützig-
keit desselben und jene Frequenz,
sattsam an den Tag legen. Auch
darf wohl zum Vortheil desselben
der Umstand bemerklich gemacht
werden, daß die Vorträge
[68r]dieses Docenten über die spezielle
und vergleichende Physiologie
des Menschen von Demonstratio-
nen und Experimenten begleitet
waren, welche um so mehr Auf-
munterung verdienen, da derselbe
in solchen Experimenten eine ganz
besondere Geschicklichkeit besitzt,
und sich keine Ausgabe für diesel-
ben verdrießen läßt.
Wenn ich nun auf meinen früher
geäußerten Grundsatz zurück-
kommen darf, daß fast keine
Ausgabe für die Universität
zweckmäßiger verwendet wer-
den kann, als die für die Heran-
bildung tüchtiger Lehrer, welche
erst im Laufe einer längern
Zeit in die höhern Gehalte ein-
treten können, gemacht wird, so
glaube ich auch jedes vorhandene
Hülfsmittel in Anspruch nehmen,
und Euer Excellenz vorschlagen
zu dürfen, auf die, in dem
Besoldungs-Etat der katho-
lisch-theologischen Facultät sich
[68v]für das laufende Jahr ergebenden,
Ersparnisse dem Dr Müller
Einhundert Thaler außeror-
dentliche Remuneration hochge-
neigtest bewilligen zu wollen.
Regierungsbevollmächtigte.
des Königlichen Wirklichen
Geheimen Staats- und Ministers
der Geistlichen Unterrichts-
und Medizinal-Angelegenheiten
Herrn Freiherrn von Altenstein
Excellenz
in
Berlin.
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- Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek
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- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 9. November 1825. Rehfues an Altenstein (Ausfertigung). Z_1825-11-09_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1D8D-4