Zugleich erlaube ich mir (Ew.)Euer Excellenz mit der Bitte um hochgeneigte Zurückgabe ein unter dem 18ten (v. M.)vorigen Monats an mich gerichtetes Schreiben des Dr. Müller in Bonn nebst Anlagen ganz gehorsamst vorzulegen. Zu den Akten kann ich dieses Schreiben des Müller nicht geben; aber dasselbe zu (Ew.)Euer Excellenz Kenntnis bringen hielt ich für meine Pflicht; ich schmeichle mir, von (Ew.)Euer Excellenz hinreichend gekannt zu seyn, und so darf ich nicht fürchten durch ganz gehorsame Vorlegung dieses Schreibens meiner Seits den Schein einer Eitelkeit zu geben, von der ich mich - Gott sey Dank - frei weiss. Der Doktor Müller ist der Sohn eines Schusters aus Coblenz; sein Vater, ein ordentlicher Mann, ist bereits gestorben. Er hat viele Kinder und kein Vermögen hinterlassen; die edle geistreiche Physiognomie des jungen Müller zog mich an, als ich im Gymnasio zu Coblenz unterrichtete, und durch seine ausserordentliche Wissbegierde, seinen seltenen Fleiss, und sein bestimmtes sicheres und doch bescheidenes Wesen ist er mir damals lieb geworden. Herr Professor von Esenbeck scheint auf ihn einen sehr entschiedenen Einfluss geübt zu haben. Der Doktor Müller ist der vierte meiner Schüler, den ich zur Theologie und Philologie heranzubilden dachte, und der sich späterhin den Naturwissenschaften gewidmet hat. Mich verwundert dieses nicht, wenn ich diese tiefere Beziehung des klassischen Alterthums zur Natur in Erwägung ziehe [...]
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- TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 6. März 1823. Schulze an Altenstein (Auszug). Z_1823-03-06_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-1A4B-2