[19r]

(Ewr.)Euer Durchlaucht gestriger gnädiger Aufforderung ge-
mäß, über die Arretirung des ehemaligen Regierungs
Referendarius v. Henning zu berichten, ermangle ich
nicht, den deßhalb von der Untersuchungs-Kommission erfor-
derten Bericht ehrerbietigst vorzulegen.

Nachdem ich sämtliche bei demselben in Beschlag genom-
menen Papiere durchgelesen, kann ich dem Antrage der
Kommission um so mehr beipflichten, als der p v.
Henning
nicht allein mit den vorzüglich gravirten Theil-
nehmern an den bisherigen demagogischen Umtrieben
in den genauesten Verhältnissen steht, sondern auch die
in Frage stehenden Grundsätze nicht bloß als Student aus-
gebildet und bekannt, sondern auch als Staatsdiener zur
Anwendung gebracht hat.

(Ewr.)Euer Durchlaucht geruhen aus dem abschriftlich anlie-
genden Protokolle zu ersehn, daß der p v. Henning, als
ehemaliger Königlicher Regierungs-Referendarius einen,
von dem in Frankfurth (a/M.)am Main bestehenden, mit den Ver-
einen in Giessen und Darmstadt affiliirten, Vereine in
mehrern Gegenden Deutschlands herumgesandten Antrag
an die Bundesversamlung, die (resp.)respectiven deutschen Fürsten
zur endlichen Erfüllung des 13n Artikels der Bundes-Akte
zu bestimmen, in Gemeinschaft mit dem RegierungsRathe
Werneburg in Erfurt unterzeichnet hat, obgleich beide Mit-
glieder derjenigen Landesbehörde waren, welcher die
[19v]Pflicht oblag, dergleichen Umtriebe und Verleitungen
der Unterthanen zu verhindern.

Da auch hierüber noch die Akten des Ober Landes Ge-
richtes zu Naumburg und anderweitige nähere nachrichten
täglich erwartet werden; so glaube ich auch aus diesem
Grunde den Antrag der Kommission unterstützen zu
müssen, gebe jedoch ehrerbietigst anheim, dem p v.
Henning
zu eröffnen

daß seine Entlassung, wenn sie gleich jetzt noch nicht
erfolgen könne, doch so bald erfolgen werde, als sie
irgend zulässig sey, und daß er deßhalb das Wei-
tere von der Untersuchungs Kommission mit Ver-
trauen zu erwarten, aber auch um so mehr in den
Gränzen der derselben schuldigen Achtung sich zu ver-
halten habe.

(Ewr.)Euer Durchlaucht bitte ich, bei Remission der Anlagen
mich von dem Verfügten huldreichst in Kenntniß zu setzen.


Kamptz
An
des Königlichen Staats Kanzlers
Herrn Fürsten v. Hardenberg
Durchlaucht.
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 17. Juli 1819. Kamptz an Hardenberg (Ausfertigung). Z_1819-07-17_k.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-0FCB-E