✍Gutachtlicher Bericht über
die von dem Mahler Raabe
angefertigte Copien der
Herculanischen Figuren,
auf das Min: Rescript
vom 13.' August c:

Ew Exellenz und Ew Eines¹ Hohes Min: Aufforderung [zu-]
folge berichtet die Königliche Academie der Kün[ste]
daß, um über die von dem Mahler Raabe ange[fer-]
tigten Copien der Herculanischen Figuren ein
recht genaues, umständlich, und gründlich
motivirtes Gutachten abgeben zu können,
die Originale sich gegenwärtig befinden
müssen, um die Copien damit in den ein[zel-]
nen Theilen vergleichen zu können: Da dies
aber der Fall nicht ist, so kann das Gutach[ten,]
welches die Academie unter diesen Umstä[n-]
den zu geben vermag, mehr oder wenig[er]
ein allgemeines nur sein. Die Herculani[-]
schen Figuren, werden zu den geistvollsten
mit höchster Leichtigkeit, und Meisterschaft
ausgeführten Kunstleistungen gezählt; wie
bei diesen Eigenschaften es auch nicht wohl
möglich ist, sie durch Copien ganz wiederzu[-]
geben, so kann mann doch mit Recht verla[n-]
[gen,]
[95v] daß wenigstens ein Streben, die Originale
so viel als möglich zu erreichen darin bemerk-
bar sei, welches nun bei den in Rede stehenden
Copien des p Raabe, auch nicht entfernt der Fall
ist, woraus den[n] sattsam die gänzliche Vernach-
lässigung derselben hervorgeht, wenn nicht Un-
fähigkeit dergleichen Arbeit zu unternehmen
vorausgesetzt werden soll. Aus dem von
Einem Hohen Min: an die Academie eingesand[ten]
von den Kunstfreunden zu Weimar über be-
sagte Copien gegebenen Gutachten gehet,
obgleich mit Schonung u möglichster Umgehung
gesagt,² doch nichts weiter als die Unvollkommenheit der[-]
selben hervor; und würde das Gutachten die-
ser Männer, wie sie es unumwunden ab-
geben sollten, gewiß mit dem hier oben
von der Academie abgegeben abgegebenen³ überein stimmend
sind.

Die anwesenden Mitglieder des Senats bedauern
daß sie gedrungen sind ein hartes Urtheil
über diese Arbeiten eines Künstlers ergehen lassen
zu müssen, der in andern Theilen der Kunst manch[es]
verdienstliche vielleicht zu liefern im
Stande ist.