[1r]
(Ew.)Euer Wohlgeboren

erhalten hiebey einen Theil des Heftes
welches zunächst vollständig folgen soll. Eine aus-
führlichere Arbeit über die entoptischen Farben ist
vorbereitet, wo denn die Bedingungen vorausgehen
müssen wodurch künstliche Körper die geforderte
Eigenschaft erlangen deren Entdeckung wir Ihnen
schuldig sind; dann würden die äußern Bedingungen
folgen der Beleuchtung und Spiegelung in dem
Sinne wie Sie solche in Schweigers Hefte vorgetragen
und wo mein kurzer Aufsatz hindeutet, denn nur
alsdann können wir den natürlichen Körpern näherkommen,
denen von Haus aus jene Eigenschaften zugetheilt werden.
[1v]Die Lehre von der Mäßigung des Lichts, vom
Trüben, des Erhellens und Beschattens im Gegen-
satze, der Farben die sich fordern um die
Totalität hervorzubringen; alles erhält, wie
vorauszusehen war die schönste Bekräftigung.

Daß uns der so einsichtsvolle als tüchtige Hegel
kräftig zu Hülfe kommt, sind wir auch Ihrer
daurenden Mitwirkung schuldig. Durch fort-
gesetzten Umgang mit Ihnen hat er entschiedene
und vollständige Kenntniß der Sache genommen,
und weiß ihr nun als Philosoph in dem ungeheuremungeheuren1
Ganzen ihren Platz zu bestimmen, wofür wir
[2r]ihm nicht genug danken können, denn nun wird
sich im Einzelnen viel leichter fortarbeiten lassen.
Von manchen Seiten her werd ich aufgefordert
einen Auszug meiner Farbenlehre zu geben. Unsere
Bemühungen finden in der jüngeren Welt Zutraun
und Theilnahme. Nur war freilich bisher der Zutritt
zu unsern offenbaren Geheimnissen schwerscheinend
und abschreckend. Da Sie noch mehr wissen wie es
im Publikum aussieht als ich, so sagen Sie mir doch
hierüber Ihre Gedanken.

Ich wiederhole meinen Dank für die Mittheilung der
hier abgedruckten Blätter.

[2v]

Da ich in der Lage bin den nächsten Winter auf
alle Fälle ein 2tes Stück des naturwisssenschaft-
lichen Heftes zu bearbeiten; so haben Sie ja die
Güte mir zu sagen was an der Zeit wäre und
beehren mich mit einigem Beitrag. Mir scheint
es ein günstiger Moment um endlich ein Über-
gewicht über die Mißwollenden zu erlangen.
Sagen Sie mir bald ein Wort des freundlichen
Empfangs

ergebenst
Goethe
ungeheuremungeheuren]
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TextGrid Repository (2022). Goethes Farbenlehre in Berlin. Repositorium. 8. Juli 1817. Goethe an Seebeck. Z_1817-07-08_d.xml. Wirkungsgeschichte von Goethes Werk „Zur Farbenlehre“ in Berlin 1810-1832. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek. https://hdl.handle.net/21.T11991/0000-001C-0E24-B