[1]

Bayone Suntag den 19 (Oct)October, weillen wir gestert so spatt ankomen seindt unsre
Esel kne{c}ht, umb so vil spatter auf gestandten, u{n}dt erst
umb 7 uhr wek gegangen, ich habe unterdessen meeß
gehört, seindt 3 meill stu{n}dt an einer meil gefahren, u{n}dt
gueter lezt sol{c}he berg gefundten, die die chaise offt steken
ma{c}hen, umb 10 seindt wir (ent)entlich zu Iron ankomen,
habe vermeindt alles färtig zu fünden, das ich gleich
weütter künne, dann ich derentwegen voran geschükt,
so ist es glei{c}h wohl so bang zue gangen, das wir erst
umb 11 wek künnen, die postpferdt so sie in mein
chaise eingespandt, das sie in den sandt, u{n}dt hügelen
dann es no{c}h viel auf u{n}dt ab gibt, viel mahl steken
bliben, zu Ordonno, St Jean de luz u{n}dt Bidar haben
wir (nündst)nünderst pferdt gefundten, u{n}dt mit disen biß hieher 6
meill, so sie 4 posten re{c}hnen, gehen müessen, der Comendant
hat mir das thor offen behalten, u{n}dt beӱ den thor die wa{c}ht in
gewöhr gestandten, u{d}t die oficiers es presentirt, M. Bis„
nik
ein Banquier ist glei{c}h zu mir komen, u{n}dt in allen ahsistirt
zum na{c}htmahl bin ich gar wohl tractirt worden, (absond)absonderlich
waren so feiste u{n}dt guete weintropfel, das ich nie keine
bessere geessen, ein clairet piquant u{n}dt angenehm
Ware auch guet, also das ich mit gusto gessen, u{n}dt getrunken habe.

[2]

Montag, den 20 (Oct.)October obwollen ich wegen zuerüchtung meiner
calesche, auß we{c}hslung der münz, u{n}dt andern nit
frhue wek künnen, bin ich do{c}h zeitl{ic}h erwa{c}ht, u{n}dt
aufgestandten, der lieutenant du Roy M.
hat mich besue{c}ht, u{n}dt mit ihme 10 biß 12 oficier von
der garnison, u{n}dt edeleüth von landt komen, habe ich
zu sizen angetragen, weillen aber dise alle mit in
das zimer komen, seindt wir gestandten, u{n}dt nach
deme er sich von des konigs von spanien gesundtheit
erkündiget, u{n}dt versü{c}hert, das mann dessen conservieren
in frankrei{c}h so viel als in spanien selbsten verlangt
u{n}dt, was (d)der Marquis de Harcourt zu Madrid ma{c}het
befragt, hat er sich beurlaubt, ich habe ihn biß zu der
stiegen begleitet, welches er gar hart u{n}dt vielen complement
zuegelassen, ich habe gefruhestuckt, u{n}dt (wid)wider wohl tractirt
worden, gegen 1 Uhr bin ich wek, in hinauß fahren hat
mann mir zu ehren stuk gelest, beÿ den Thor wider
die guarnison u{n}dt oficier das gewöhr presentirt, u{n}dt
das spil gerühret, ich habe no{c}h 8 posten gema{c}ht, aber
erst umb 12 na{c}hts anhero komen, ein schle{c}htes zimer, u{n}dt
nur ein par air zu essen gefu{n}dten, das beste war ein guet
camin

[3]

Bordeaux fr{ei}tag den 21 (oct.)october ich habe heündt vermeundt fruhe
auf zu sein, so habe mit allen eillen vor 7 uhr nit wek
künnen, es hat den ganzen tag einen starken Nebel, windt
u{n}dt kleinen regen gehabt, der aber den weg weillen er
ganz sandig nichts verderbt, 2 posten von den na{c}ht
lager habe ich den grafen von berleps Archimandrita
angetrofen, weillen er aber auf 30 schrit von mir war
nit erkennet, dann er in einer chaise mit 6 rossen
fahret, 3 handtroß, 3 (od)oder 4 oficier zu pferdt, u{n}dt 3 lageÿ
auf den wagen hatte, u{n}dt er in einer weissen peruque, u{n}dt
rotten mantel darinnen sasse, alß ich auf die post kame
die nit weith darvon ware, hat er zuruck geschükt
u{n}dt mich complimentiren lassen, ich bin aber weütter
gefahren, u{n}dt mich der hoffl{ic}hkeit bedancket, ich bin
besser auanzirt als ich gehoft habe, dann ich no{c}h dise
statt erreichen künnen, bin aber ein mahl umbge„
worfen worden, weillen es hier markt ist, seindt
alle würthshaüser voll, habe mit harter mühe, ein
(zümbl)zümblich schle{c}htes zimer gefundten, bin aber wohl tractirt
worden, u{n}dt das essen wohl geschmekt, dann i{c}h zu mittag nüchts
als ein stückel brodt u{n}dt kaeß gessen.

[4]

Reinac Mittwo{c}h den 22 (oct)october ich habe heündt vermeundt fruhe wek zu gehen
weillen aber die post in einen (andn)andern hauß war, u{n}dt die roß spatt
komen, bin ich unterdessen auf den Mark{t} gegangen, welcher
in (d)der bourse war, in zweÿen galerien waren die hütten, (od)oder Körb[?]
u{n}dt in selben die wahren auß gelegt, ich bin nur dur{c}h gangen
aber nüchts gekauft, dann ich vergessen hätte geldt mit zu
nemen, als ich zuruk kame, waren nit alle roß da, no{c}h alles
aufgebakt, also das ich erst umb 9 wek gefahren, seindt
umb das Castel vorbey, welches an fluß an ist, u{n}dt von
aussen gar schon mit quater stuken gebauet ist, ein halbe
stundt von (d)der statt, dann wohl so lang hat die vorstatt an
wasser gewöhret, seindt wir uber die garone mit segeln
in einen kleinen schifel gefahren, auf der (andn)andern post haben
wir (wid)wider einen fluß die Ordogne so eben so breidt alß der
(ande)andere ist auf gleiche weiß pahsirt, welches u{n}dt das der
weg sehr ubel u{n}dt voller kott seindt, u{n}dt es continuilich
mit starken windt klein regnet, hat verursa{c}het
das wir heindt nit mehr als 10 posten machen künnen
bin 2 mahl umbgeworfen worden, dieses, die ubl
weg, regenwetter, das wir keinen Mond schein hätten
hat gema{c}ht das ich hier gebliben, u{n}dt mit einen schle{c}hten
zimer, u{n}dt wenig zu essen verlieb genomen.

[5]

le faignan donners tag den 23 (oct)october, es hat heündt na{c}ht wider ge„
regnet, u{n}dt meisten theils des tags continuirt, welches
die weg in disen ohne das faister erdt also verderbt
hat, das wir gar schwär forth komen sein, wir seindt
dur{c}h 2 stattl pahsirt Barbessieu, u{n}dt uille neuf aber
so schle{c}ht, u{n}dt arm, das sie mehrer dörfer gleich
gesehen, die leüth hier herumb beschwären sich, das sie
wegen des ublen wetter, gar schle{c}hte wein ⹀ u{n}dt traidt
fehstung, no{c}h einiges obst gehabt haben, wel{c}hes
eine grosse armueth u{n}dter ihnen verursa{c}het,
ein postilion hat mich 2 mahl baldt nach ein ander
umb gefahr geworfen, die ursa{c}h ist, das in denen
engen wegen die roß nit neben ein ander gehen
künnen, u{n}dt auch die reÿen alzu kurz sein, die meisten
postilionen haben unß den gehe steig gefürth umb die
grossen luken auß zu weichen, seindt in eine hinein ge„
rathen, das mann die calesche mit 2 kühen herauß
ziehen müessen, wir haben heündt 9 posten verrücht, seindt
aber erst umb 7 ankomen, alda mann mein beth
so naß worden trucken müssen, unangeseh es in den ledern
sack, u{n}dt mit gewixten leinwath zue gedekt war, das zimer
war schle{c}ht, u{n}dt der camin das beste.

[6]

Poitiers freytag den 24 (oct)october, wir haben vermeindt heindt ein starke tagrags[?]
zu ma{c}hen, gleichwohlen erst umb 7 wek komen, die ersten
2 posten seindt wohl von statten gegangen, zu Sauhsè habe ich
zu denen raderen von der chaise sehen lassen lassen, der schmid
hat unß uberredt mann müesse eine neÿe schin machen
endtli{c}h haben wir auf 3 eissene pandt acordirt, welche
anzu legen, wir drithalb stundt warten müessen, der weg
war sehr schlim weillen das regenwetter no{c}h alleweille
anhaltet, bin heindt 2 mahl umbgeworfen worden
u{n}dt gleichwollen mit allen disen zuefallen 2 stundt in der na{c}ht
hier angelangt, u{n}dt in den Wirthshauß gar wohl tractirt
worden, haben gareissel in einer butter supen gehabt, die gar
wohl geschmach waren, la molu, du Rè des Soles (od)oder linguat
u{n}dt platis, welche meerfisch von (d)der Rochelle mit den chasse
marèe
komen, ich habe unterwegs Tartufoli zu kaufen
gefundten, seindt nit so guet als die (Italian)Italianischen aber besser
alß die (span)spanischen u{n}dt (hungar)hungarischen, der ko{c}h hat sie von einander
geschniten, pfefer u{n}dt salz hinein gethan, u{n}dt sie also in asch
gebraten, waren gar guet, auf den ganzen weg seither stadt[?]
haben wir keinen lemoni no{c}h pomeranzen gefundten, sagen das
in Languedoc u{n}dt Prouence von (d)der kälten, alle baum verdorben seindt

[7]

Loches Sambstag den 25 (oct.)october wir seindt heündt mit sambt dem
tag wek, u{n}dt die ersten 2 posten gar glükli{c}h vor
{c}ht, es ist aber ein radt schin gebro{c}hen, welche mannen
mit einen eisenen pandt heften müessen mit wel{c}hen
wir (andthalb)anderthalb stundt zu Clan zuebringen müessen,
ich habe unterdessen ein par aÿr gessen, u{n}dt haben weütter
kein anstoß gehabt, ausser das ich auf den abendt (wid)wider
umbgeworfen worden, bin umb 7 uhr hier ankomen,
kundt baldt zu na{c}ht gessen, aber nü{c}hts als de la molu
u{n}dt aÿer gefundten, der wein ist hier her umb guet,
raÿß raß, u{n}dt leicht, habe mich gleich (nid)nider gelegt,
umb morgen (wid)wider fruhe auf zustehen, heündt 12 1/2 posten gemacht.

Lesi[?] Suntag den 26 (oct)october ich bin heindt vor 5 uhr auf gewest, u{n}dt in
einen Benedictiner kloster meß gehort, u{n}dt gleich
wek gefahren, bin umb 2 uhr zu Blois dur{c}h, u{n}dt
von dannen biß auf das na{c}ht läger gar gueten weg
gefundten, theils auf einer digue, von (d)der loire, u{n}dt
theils auf den pflaster gefahren, habe vermeindt
no{c}h 2 posten biß Orleans zu ma{c}hen, weillen es aber
schon na{c}ht war, u{n}dt mann mir sagte, das ich leichtli{c}h
morgen Paris erreichen künne, bin ich hier gebliben.

[8]

Paris Montag den 27 (oct)october, ich bin heündt umb 4 aufgestandten, u{n}dt
ein viertel vor 5 weck gefahren, (d)der ganze weg von h den
Na{c}htläger, dur{c}h Orleans, alwo wir umb halbe 6 uhr
fruhe dur{c}h sein ist pflastert, u{n}dt ausser (et)etliche luken, wo es
verderbt, das ubrige gar guet unterhalten, die chaise
rodlet, u{n}dt schepert do{c}h viel, welches den kopf was dum
ma{c}het, zu Etampes habe ich einen vollen postilion angetrofen
welcher so stark dur{c}h die statt gefahren, das ich gefor{c}hten
er bre{c}he die chaise, u{n}dt mir den halß, ein viertel
stundt von der statt, ist er endtli{c}h an ein hauß ange
fahren, u{n}dt das endt der ax abgestossen, als das das unten
dur{c}h gezogne eisen mit harter mühe, biß auf die ne{c}hste
post getauret hat, alda haben wir oben auf das die ax
eine eisene schine legen lassen, mit welchen sie biß hieher
gehalten, bin aber erst umb 10 uhr na{c}hts komen, u{n}dt
19 1/2 post heündt gema{c}ht, habe einen page voran geschickt
den Bergeret zu (erindn)erindern, das ich komen werde, der mir
gar sauberes apartement a la Reyne Margarite genommen
wel{c}hes au faubourg S. Germain ist, ein traiteur gibt mir
gar zu essen, u{n}dt Bergeret versü{c}ht mich mit gar gueten mosle
wein, bin erst umb 12 uhr schlafen gangen.

[9]

Paris fr{ei}tag den 28 (oct)october. I{c}h bin umb 5 erwa{c}ht, u{n}dt nit mehr re{c}ht
einschlafen künnen, aber erst umb 8 aufgestandten,
der graf hans Adam von lamberg, u{n}dt mein sohn hans
Joseph
so in (d)der academie beÿ den Lomprè, seindt zu mir
komen, umb halbe 12 bin ich in die meß aux petits
Augustins
, umb halbe 2 seindt wir zum essen gangen,
graf Karl von Manßfeldt hat mich besue{c}ht,
(d)der so groß worden, das ich ihn wohl nit gekendt hätte
umb halbe 5 bin ich mit denen 2 Jungen herren in die
opera gefahren, mann zahlet umb ein loge 4 pistolen
die Sinfonie hat mich gar guet gedunket, die
Music nit ubel, der recitatius ist auf ein (ande)andere
weiß als (d)der (Italian)Italianische, u{n}dt gar wenig arien, meistens
mermets, die stimen seindt schle{c}ht, die action aber guet
die kleider alt, das theatro ubel illuminirt, u{n}dt
schle{c}ht gemahlen, die (Wienner)Wiennersche opera so (d)der kaÿser
singen lasset, seindt besser, Na{c}h 7 war sie auß, u{n}dt
seindt wir naher hauß gefahren, das beste so ich hier
no{c}h fünde, ist das pflaster, welches sehr guet ist, umb
10 habe zu na{c}ht gessen, u{n}dt baldt darauf mich (nid)nider
gelegt.

[10]

Paris Mittwo{c}h den 29 (oct.)october die gewohnheit auf der raÿß fruhe aufgestandten
zu sein, ma{c}ht das ich alzeit no{c}h fruhe erwa{c}he, bin gleich wohl
erst, na{c}h 8 uhr aufgestandten, aber f vormittag nit auß gehen
künnen, weillen der schneider mir das kleidt erst gegen 12 uhr
gebra{c}ht hat, beÿ mir ist (d)der Junge graf von Manßfeldt, u{n}dt
ein (Tirol)Tirolischer Edlmann   genandt, so mit ihme raÿst ge
west, der so groß worden, das ich ihn wohl nit mehr gekent
hätte, (d)der (Monsr)Monsieur Tecklbourg, der des Prince de Longueual in
tendant ist, u{n}dt alle seine affairen unter den handten hat, ist
auß (Nidlandt)Niderlandt herkomen, seine selbige güetter zu verkaufen
zu welchen der comte de Toulose des konigsbatard solle lust
haben. na{c}h mittag ist (d)der graf von lamberg u{n}dt mein sohn mit mir
zu einen mahler gefahren, der contrefait ma{c}het, u{n}dt gar
guet trefet nennet sich Rigaut haben alda des konigs des
Dauphins, Prince de Conti, u{n}dt vieler (andn)andern vornemen
herren von hoff pourtraits gesehen, von dannen seundt wir
zu einen goldtschmidt u{n}dt allerleÿ sa{c}hen von sülber gesehen,
dann in einen laden, wo mann allerleÿ (Indian)Indianische wahren
verkaufet, es hat mi{c}h aber alles so teüer gedunket
das ich nü{c}hts genomen, alß einen ohfen von metal, u{n}dt
ein duzet (Indian)Indianische ecrains, weillen es schon spatt war
sein wir naher hauß.

[11]

Paris donners tag den 30 (oct.)october disen vormittag habe ich fast ganz zue
gebra{c}ht, beÿ einen kaufmann Sautier genandt aller
leÿ zeug zu sehen, mein gemahlin, do{c}hter, u{n}dt mich auf
des (Rom)Romischen konigs ho{c}hzeit zu kleiden, seindt die menge
von gar schönen u{n}dt reichen verhandken, deren ich (et)etliche auf die
seüten legen lassen, umb zu hauß erst auß zu sue{c}hen,
von dannen bin ich gefahren einen wagen zu sehen, der no{c}h
nit gar fertig, aber in 8 tagen kan gelifert werden,
ist schön, u{n}dt scheinet er werde guet gehen, vermeine
ihn zu kaufen, zu mittag haben wir einen ko{c}h Dominique
genandt probirt, der will mit mir naher Teutschlandt
kan, hat unß gar wohl zu essen geben, na{c}hmittag sei{n}dt
wir in einen laden gefahren, wo mann allerleÿ sa{c}hen
von Ebenholz verkauft, habe ein sol{c}hes bretspil
u{n}dt was darzue gehört umb 30 taller genomen, wir
seindt weütter in einen laden, wo mann allerleÿ sa{c}hen
von messing arbeitet, u{n}dt darauf versilbert, wel{c}hes
so wohl auß siehet, als wann es re{c}htes sülber wäre.
der Junge Scaluignoni u{n}dt einer von Scherfenberg
so mit einander raÿsen, haben mich heindt heimgesu{c}ht,
des fürsten von lokowiz 2 söhn haben mich auch besue{c}hen wollen
aber nit gefundten.

[12]

Paris freÿ⟨donners⟩ tag den 30⟨1⟩ (oct)october. ich bin heindt fruhe nü{c}ht auß komen, sondern
habe die zeüg zu unseren (kleidn)kleidern auß gesu{c}ht, vor meine
gemahlin ein brocat von goldt mit schwarz, u{n}dt
einen von goldt u{n}dt blau vor mein do{c}hter Rosa, sehr
schön u{n}dt reich sein, aber auch teÿer, vor mich habe
ich zu uesten genomen, u{n}dt auch auf die beede frauen
kleider die spiz von goldt auß gesue{c}ht, mit disen ist
der ganze vormittag vorbeÿ gangen, die beeden fürsten
von lokowiz
, u{n}dt ein graf von kolonitsch, u{n}dt einer
von Cauriani
haben mich besue{c}ht, es ist auch der
Benier, Cantin Tapezirer, u{n}dt ein Jubilir han[?]
preuker
alle von Wienn beÿ mir gewest, dise
lezte 2 gehen morgen na{c}hts auf der post naher weg
u{n}dt haben sich angefragt, ob ich es befehle, (d)der gestrige Koch
hat heindt wider geko{c}ht, u{n}dt habe ihme aufgenomen
na{c}h den essen seindt wir (et)etliche Englische pferdt zu sehen, ge
fahren, haben mir aber nit gefallen, auf dem abendt
haben sie mir (et)etliche kleine hundt epagneuls zu kaufen
gebra{c}ht, so gar schon aber teüer waren, werden an Sontag
no{c}h mehrer bringen, u{n}dt ich alßdann auß sue{c}hen, es hat
heindt na{c}ht stark geregnet, aber auf den abendt gebessert.

[13]

Paris Sambstag den 1 (Nou.)Nouember Es hat heündt na{c}ht wider geregnet
u{n}dt frhue no{c}h aller trüeb u{n}dt nebli{c}h gewest, wir haben
umb halbe 12 die meeß aux grans Augustins gehort,
ein alt vatterische unsaubere kürchen, in welcher die
betler einen plagen, u{n}dt die leüth stossen, das mann nit
ruheig beten kan, der concierge von dem Duque de
Bouillon
, hat unß sagen lassen, das die (Made)Madame la duchesse
umb 12 uhr nit zu hauß sein werde, wann wir dem
hotel sehen wollen, also sein wir hin, der eingang
u{n}dt stiegen seindt ganz schle{c}ht, klein u{n}dt eng, in gleichen
das erste zimer wo die leüth (od)oder lagaÿ warten, u{n}dt nur
mit grob gemahlenen lambris (od)oder täfelwerk gema{c}ht,
gleich darauf ist der duchesse zimer mit der alcoue
u{n}dt auf beeden seüten 2 cabinet, ein schönes beth von grünen
goldtstuk, u{n}dt solchen franzen, schle{c}hte sessel, u{n}dt ein
marmel steinen tisch, ein ordry tapezereÿ mit weiß
u{n}dt vergolten lambris eingefast, einen grossen spiegel
von (et)etlichen stuken ober den camin, die cabinetlen waren ganz
von tafelwerk, wie die gemeldten lambris, hünter einen
von disen lambris cabinetlen ist das ordry schlafzimer,
mit einen kleinen betl, u{n}dt (nidland)niderlandischen tapezereÿen, da
waren Dreÿ epagneuls darunter einer schwarz u{n}dt

[14]468

weiß mit so langen ohren, u{n}dt schönen gesü{c}ht, das ich niemahls
der gleichen gesehen habe; von dannen hat mann unß u{n}dt das
apartement d’etè gefürth, das erste zimer ware mit
roth damast mit lambrien, u{n}dt in denen grossen feldern
(et)etliche gar guete gemahl in schönen verguldten ramen, das
(ande)andere Zimer oder cabinet, ware ganz von tafelwerk
mit unterschidli{c}hen schmalen langle{c}hten, u{n}dt auch grossen Spiegeln
untermischet, der fond mat verguldt, u{n}dt darauf
gar sauber gemahlen, das beth sessel u{n}dt fürhang vor
die fenster waren weiß damast, u{n}dt mit (Indian)Indianischen ge ⹀
mahlenen zeüg eingefast so gar wohl gestandten, als wir
wek gehen wollen, ist unß ein dame (od)oder Damoi
selle auf der stiegen begegnet, so unß ein grosses
compliment von (d)der (Made)Madame la duchesse gema{c}ht,
das sie betaure nit zu hauß zu sein, unß zu sehen
in denen unteren zimeren, so nit mobilirt waren
haben wir allein ein gelbrotsamets, mit rothen ein
gefastes beth gesehen, so aber nü{c}hts (absondlhes)absonderl{ic}hes war
weillen mann, wegen des vornemen feÿertag heündt
{c}hts sehen kan, bin ich na{c}hmittag nit außgangen
(sondn)sondern mit dem Tapezirer Cantin, (d)der auf (d)der post nahe
Wienn gehet, geschriben.

[15]

Paris Suntag dem 2 (Nou.)Nouember wir haben heindt die heilige meß beÿ
denen P. Paulineren (od)oder Minimes gehort, so gar ein
schöne kür{c}hen haben, seindt a la place Royale vorbeÿ
gefahren, in miten deßselben stehet ein grosses metalenes
pferdt mit des konigs (Lud.ci)Ludovici statua, umb das selbe
herumb ist ein parterre mit grossen (feldn)feldern von
wasen, diser parterre ist mit einen eisenen
gatter eingefangen, u{n}dt von selben biß an die häuser
ist so grosses spatium, das 3 wagen zu gleich fahren
künnen, die haüser aber sehen von aussen her gar nit
schön auß, obwollen sie ganz gleiche facciate haben,
es hat heündt na{c}ht wider stark geregnet, u{n}dt ist
die Seine sehr ho{c}h angelofen, u{n}dt ganz gelb von der
erdten, die sie führet; wir haben na{c}hmittag nit ge„
wust wohin zu gehen, (d)der von lamberg u{n}dt hans
Joseph
seindt in die comedi, u{n}dt auf den abendt
bin ich zu einen handtschueh ma{c}her, alwo ich allerleÿ
vor mann u{n}dt weiber auß gesu{c}ht, u{n}dt eau de la
Reyne, Syprope de Capilaire, cachoux
haarpulfer
u{n}dt sol{c}he sachen genomen, bin (wid)wider naher hauß, u{n}dt
biß umb 10 uhr allerleÿ kupfersti{c}h geschaut.

[16]

Paris Montag den 3 (Nou.)Nouember wir haben heindt aux petits Jacobins
meeß gehört, ist gar ein schöne kür{c}hen a la moderne
u{n}dt der altar mit marbelsteinen saülen gar bizar
gema{c}ht, von dannen seindt wir gefahren kleine epagneuls
zu sehen, u{n}dt waren in unterschidli{c}hen zimeren u{n}dt kerblen
uber 50, ich habe umb einen schwarz weissn hundt, u{n}dt
eine fast ganze schwarze hündtin 13 louis d’or geben
wollen, welches unser minz 122 fl sein, glaube aber ich
werde sie no{c}h wohl darumben bekomen, na{c}hmittag
hat mich der Baron hazfeldt, u{n}dt na{c}h seiner (d)der graf
von Questen berg
besue{c}ht, u{n}dt der Scaliugnoni hat mir
ein compliment von seinen vatteren außgerücht,
wir seindt in die Tuillerie gefahren, u{n}dt obwollen
der palast nit mobilirt ist, selben sehen wollen
habe mich no{c}h alles erindt, wie er Anno 1669 war,
da ich von dem kaÿser zu des konigs (andten)anderten sohns, taufe
anhero geschükt ware, die stiegen ist wie die in meinen
hauß zu Wienn, u{n}dt glaube das die meinige eine
bessere proportion habe, dann sie weütter u{n}dt nit
zu so gach ist, (d)der erste Saal des 100 Suisses ist nur mit
tafelwerk weislet u{n}dt gelb angestri{c}hen, la sale des

[17]471

Gardes ingleichen die antecamera wo (d)der konig si{c}h
anlegt ist mit Tapezereÿ behenk, u{n}dt dise mit lambris
eingefast, aniezo aber seindt keine da, in gleichen
la chambre, cabinet, et alcoue du Roy, alwo nü{c}hts
magnifiques zu sehen, die galerie wo (d)der konig au„
dienz
gibt stehen viel gar schöne schreübtisch,
das theatre so wir auch gesehen ist gar schön, wir
seindt von dannen au garde meubles du Roy gefahren,
alwo mann ein beth gesehen, so (d)der konig (d)der herzogin
von lottringen
schüket, ist von einen sehr reüchen
brocart d’or, sehr groß, ein tisch tepi{c}h fauteiule,
u{n}dt 2 tauoret (d)derglei{c}hen. wir seindt naher hauß
u{n}dt ist der Scaluignoni hoffmeister zu mir komen,
u{n}dt den handl erzehlet, den sein Junger herr mit den
Jungen hartik hat, das sie in reden zu samen komen, u{n}dt nit
erst verstandten, der hartik den Scaluignoni ein ohr
feigen, (od)oder mit den fueß in hünteren gegeben, (d)der den degen gezukt,
der hartik aber si{c}h reterirt, gefallen, u{n}dt in degen gegrifen
ihme die beede händt zerschniten, hardik sagt er habe
ihme nit zeit gelassen zum degen zu greifen, u{n}dt ihme assassiniren
wollen, betrohet ihme zu ataquiren, u{n}dt der hoffmeister be ⹀
gehrt i{c}h solle sie verglei{c}hen, so ich thuen werde.

[18]

Paris fr{ei}tag den 4 (Nou.)Nouember weillen heindt S. Charles Boromè feier
ist habe ich wollen meeß hören, u{n}dt weillen ich ohne diß
au faubourg S. Antoine gewest, habe ich es beÿ
denen Jesuiteren gehört, ist eine grosse schöne kür{c}hen
u{n}dt 20 gar gueten wohl inuentirten altaren, bin zu
einen kerbel ma{c}her gefahren, u{n}dt alda 2 seruice
zu den desert gekauft, deren eines verstülbar
u{n}dt 50 unsere gulden bezahlen müssen. von dannen
zu einen satler eine chaise roulante zu kaufen
hat gleich eine in der arbeit, mit resorts auf die
neÿe manier, wann er sie mit samet füetert
begerth er 550 teütsche gulden, u{n}dt mit roten thuch 400, habe
{c}hts resoluirt; na{c}hmittag haben wir des (M.)Monsieur d’Orat[?]
hauß
besü{c}htiget, ist weütters s{c}hts alß sein apart
ment
von 3 zimeren zu sehen, das erste ist ganz
lambrisirt, weiß u{n}dt gelb gemahlen, u{n}dt (et)etliche gar
guete bilder in guldenen ramen aufgehenkt, das (ande)andere
hat ein tapezereÿ einen strich von samet, u{n}dt den (ande)andere
a la chinese mit kleinen figuren gestükt, (d)der gleichen
4 ganapèen (od)oder sesseln wo 2 personen neben ein
(and)ander sizen künen, u{n}dt schreübtisch von Charon, u{n}dt von

[19]473

hiesiger eingelegten arbeit, grosse verguldte ge„
schnizte gueridons auf welchen Cristalene lustre stundten
in (d)der mitten ein henketer Cristallener leüchter gar
schon gema{c}ht, auf denen schreübtischen kleine ver
guldte tellerle u{n}dt darauf allerleÿ porzelanen
mit deklen von uermeille d’orè. das dritte zimer
ist die Tapezereÿ von roth samet, u{n}dt wenig erhebte saülen von
eben disen samet mit guldenen galonen gestükt, vor grosse
spiegel mit einen halb rundten oben, u{n}dt diser gegen (einand)einander
uber, ober den camin (wid)wider grosse spiegel in allen 3
zimeren, die camin klein, auf untersch{i}dl{ic}he manier
u{n}dt von gar schönen marmel stein, auf denen sameten
spaliren (et)etliche gar guete bilder in guldenen ramen,
die lambris von disen beeden zimeren weiß gefirneist,
mit verguldten leistlen, alles zu samen stehet uberaus
wohl u{n}dt schön, u{n}dt hat mich gefreÿet es zu sehen. wir haben
nit gewust wohin so sein wir gegen den cours de la
Reyne
, u{n}dt re{c}hte handt in die statt uber die place Ven„
dome
, da der könig die faciata von selben plaz bauen
last, 3 seütten seindt schon färtig, u{n}dt kan mann
ein hauß so groß mann will kaufen u{n}dt bauen
wann nur die facciata glei{c}h bleibet, in selber

[20]474

Gegendt haben wir die metalene statue des iezigen
konig zu pferdt gesehen, welches aldorten von einen
schweizer gegossen worden, ist uber 3 klafter ho{c}h
u{n}dt gar wohl gema{c}ht, solle in die mitten des plaz ge
sezt werden, welchen mann la place des conquetes
nennen wirdt. wir seindt naher hauß gefahren
(d)der Bergeret gibt meinen oficiren ein Soupè habe ihme
wollen zeit darzue lassen wollen, habe umb der Jungen
hardik hoffmeister geschükt, u{n}dt ihme gesagt, ich ver
neme, das einer von ihnen mit den Jungen Scaluignoni
handl habe, weillen ich beeder ihrer vätter gueter freund
bin, ware mir unlieb, wann etwann die sa{c}h weütter
kome, solle mir die sach erzehlen, welches er eben auf die
weiß wie gemeldt, gethan, ich fragte ihme wie er
meine das die sa{c}h künne verglichen werden, er sagte der
hardik werde alles thun was ich werde schafen, ich ver ⹀
meinte also sie sollen beede zu mir komen ein ander
umbfangen, die handt geben, alles vergessen was geschehen
u{n}dt mir angeloben, das sie die sa{c}h nit mehr rühren
(sondn)sondern beÿ beschehenen bleiben lassen wollen, er aprobirte es
sagendt, (d)der hardik werde komen, so baldt er werde auff
künen, dann beede händt zerschniten, u{n}dt darmit die sa{c}h vergli{c}hen sein.

[21]

Paris Mittwo{c}h den 5 (Nou.)Nouember in deme mich die meinigen öff{t}ers geplagt
haben mich mahlen zu lassen, damit mein contrefait
zur geda{c}htnuß in hauß verbleibe, habe ich mich (endt)endtlich
resoluirt u{n}dt heündt vormittag den Rigaut, welcher
vor (et)etlichen monathen den konig sehr wohlgetrofen, zu sizen,
bin von halbe 10 uhr biß 1 beÿ ihme gewesen, u{n}dt will ich
solle no{c}h 2 mahl komen, der Bergeret war alda mit
deme u{n}dt ihme mahler ich alleweill reden müessen,
damit ich nit eine so serieuse mine ma{c}he, alß wir
da waren, liesse sich einer vor des (Rom)Romischen konig mahler
ansagen, den er auf na{c}hMittag bestelte, ich liesse
aber fragen das es ein gwisser Schwedt nahmens
rüchter ware, der vor (et)etlichen Jahren des (Rom)Romischen konigs
contrefait ma{c}hte. ich habe nit gewust na{c}hmittag
wohin zu gehen, alß auf den abendt au Palais wo
mann allerleÿ sachen verkaufet, u{n}dt auch allerleÿ
posten eingekauff{t}, spatter ist (d)der ältere hardig des refe ⹀
rendarÿ
von (d)der (bohm)bohmischen kanzleÿ
sohn, mit seinen (hoffm)hoffmeister
zu mir komen, diser lezte hat mir gesagt, das der
Jüngere hardik alles thun werde, was ich außspre{c}hen
wolle, werde also ihme u{n}dt den Scaluignoni zu mir
ruefen, das sie sich umbfangen, u{n}dt vergleichen.

[22]

Paris donners tag den 6 (Nou.)Nouember ich bin vormittag nit außkomen
habe mit denen schneideren u{n}dt kaufleüthen zu thuen ge
habt, umb halbe 2 na{c}h Mittag bin ich mit den g. von lamberg
u{n}dt hans Joseph auf Saint Cloux des Monsieur palast
u{n}dt garten zu sehen, der erste ist schon aber nü{c}hts (absondliches)absonderliches
die balustre von (d)der stiegen, welche auch dopelt, ist von marbel
das erste zimer wo die gardes sein, ist ganz lambri
sirt
, das (andte)anderte so die antecamera ma{c}het, mit eine
alten tapezereÿ behenckt, das dritte in welchen ein
reiches gestükt u{n}dt von dauzerl arbeit reinl gema{c}ht
altes bestehet, ist (d)der Madame Zimer seindt viel
(Indian)Indianische u{n}dt (ande)andere schreibtisch, u{n}dt viel porcelaines u{n}dt
grosse geschir von delff{t} darinnen, einen alte aber zimlich
guete Tapezereÿ die Sistori von Julio Cesare ist auf
gehenkt, welche somer u{n}dt wünter bleibet, aber nur
2 grosse stuk auf einer seütten, das ubrige von zimer
ist alles lambrisirt, na{c}h disen ist (wid)wider ein sol{c}hes Zimer
mit eben disen tapezereÿen, porcelainen, u{n}dt lambris, auf
eines alt gestükten baldaquins unter welchen (d)der Monsieur
audienz gibt, von disen gehet mann in einen saal
auf eine lange gemahlene galerie aboutirt, ein
u{n}dt (ande)andere gar schön von den Mignard gemahlen

[23]477

von dannen hat mann unß in das zimer geführt,
wo (d)der Monsieur rath haltet, u{n}dt auf den abendt
spilet, so aber nü{c}hts (absondliches)absonderliches, daran seindt
2 cabinet, in welchen (et)etliche guete bilder sein, das
erste
ist mit einen samet von vielerleÿ farben
bluemen auß spalirt, in welchen die menge porze ⹀
lainen
seindt, unter (andn)andern einige die sie zu Saint
Cloux
ma{c}hen, u{n}dt von denen (Indian)Indianischen hart zu unter
scheiden sein, das leztere, ist von (Indian)Indianischen charon
blater so braidt als ein samet, u{n}dt alzeit darneben
eben so braidt von spieglen reÿ weiß, wie die Tapezereÿ
von Samet u{n}dt goldtstuk blatter weiß pflegen
aufgema{c}ht zu sein, welches gar wohl stehet,
auf kleinen stellen u{n}dt piedestallen seindt unter
schidliche guldene, Cristalene, u{n}dt (ande)andere biJoux
gestandten, so zu samen gar einen gueten efect gema{c}ht.
a plein pied seindt wir von dannen in den garten
zu (d)der orangerie gegangen, welches eine lange
ho{c}h gegwölbte, u{n}dt gemahlene galerie ware,
in welcher 3 reÿ pomeranzen baum stundten
derglei{c}hen grösse, u{n}dt schonheit halber, ich (nündst)nünderst gesehen,

[24]478

sie seundt inwendig ganz auß geschwazt, welches mich
glauben ma{c}het, das die Cron von aussen her schöner u{n}dt reicher
von bläteren wa{c}hset, gleich darueben ist ein grosses bassin
in wel{c}hendessen miten ein grosser Jet d’eau ist, welcher so
dik alß ein huet breit, wasser springen ma{c}het, wir
seindt weütter in garten abwerts gegangen, dann
er ganz ungleich u{n}dt higlet ist, haben unterschidliche
schöne waltl, u{n}dt kleine allèes von bux baum gesehen
auch derglei{c}hen spalier so nur beÿ laüfig 3 schueh ho{c}h, u{n}dt
ein spanen braidt seindt, so gar herzig stehen, es seindt
auch hin undt wider unterschidli{c}he parterre, theils mit
pux baum, u{n}dt theils mit waasen außgesezt, fast uber
all bassins mit jetes d’eau, (od)oder fontaine, welche man
alle springen lassen, mann arbeitete gleich an einer
cascate, welche gar schön zu sehen sein wirdt, solle auf
Ostern färtig werden, endtli{c}h seindt wir zu den Jet
d’eau
komen, (d)der 90 schueh ho{c}h treübet, so etwas gar schön
ist, mann hat unsere wagen ma{c}hen dahin komen
das wir also allen weg erspart haben (wid)wider hinauf zu gehen
welches unß gar gelegen war, dann von den (continurl)continuierlichen
regen es sehr naß, u{n}dt kottig gewesen.

[25]

Paris freÿtag den 7 (Nou.)Nouember ein dur{c}h bruch hat mich heündt frhue umb
5 aufgewekt, u{n}dt habe nit mehr auf einschlafen künen,
weillen es mich gerissen, u{n}dt auch gar ubel wetter war, dann
es die ganze na{c}ht geregnet, habe ich mich nit mahlen
lassen, (sondn)sondern es auf morgen verschoben, habe darvor mit
einkaufung allerhandt sachen, u{n}dt mit schreüben
aus Teütschlandt, die zeit zue gebra{c}ht, es ist auch die
spanische post komen, u{n}dt der ordry Curier von San
Sebastien
(d)der sie bringet, ist selbsten komen mir ein
paquet einzuhandigen, in welchen die despachos
u{n}dt collar vor dem Jungen grafen Carl von Wallstein,
u{n}dt an mich die comission von konig ware, das ich
ihme sollen geben solle, in (d)der meinung, das wir ein
ander hier antrefen wurden, mein sohn schreübt mir
von Madrid, das sein frau eine do{c}hter gebohren so er
Maria Anna Josepha Ursula nennen lassen, u{n}dt 2
arme leüth zu gevatter gestandten. Auf den
abendt, da ich ganz allein ware, sagt mann mir die
fürstin von fürstenberg habe fragen lassen, ob ich zu hauß
seÿe, gleich darauf ist sie selbsten komen, unter den pretext
sie habe die (made)madame de Fontaine die eben in disen hauß wohnet, besue{c}ht
u{n}dt also mich sehen wollen, so eine (absondl{ic}he)absonderl{ic}he gnadt ist.

[26]

Paris Sambstag den 8 (Nou.)Nouember weillen ich mich an dur{c}hbruch u{n}dt in magen
besser befundten habe ich mich disen morgen (wid)wider mahlen lassen
u{n}dt von 9 uhr biß halbe 1 gesessen, so ein grosse plagen
er hat verlangt ich solle na{c}hmittag (wid)wider komen, welches
ich gethan, u{n}dt wider 2 1/2 stu{n}dt gesessen, mit disen bleibt
mir nur no{c}h ein tag ubrig, u{n}dt will er es Mittwoch
fruhe endten, glaubt nit allein ein gleuchsehendtes
(sondn)sondern auch künstli{c}hes contrefait zu ma{c}hen, es hat
heündt (wid)wider immer zue stark geregnet, u{n}dt kan das
wetter nit ubler sein, bin sonsten heündt (nündst)nünderst hin
gefahren, alß mit den von lamberg u{n}dt meinen sohn
die fürstin von fürstemberg besue{c}hen wollen, die
wir aber nit gefundten, zu hauß habe ich mir ein
verbrambtes kleidt mit guldenen galonen außgesuecht
u{n}dt auch (ande)andere sachen bringen lassen u{n}dt gekauff{t}, heündt
ist erst mein lageÿ u{n}dt die valisen, so ich mit den wagen
de Baionne geschükt gekomen, spatt, hat (d)der Monsieur
de HemsKerke
mich dur{c}h einen Edlmann wissen lassen,
das er gleich von Fontainebleau komen seÿe mich zu sehen
weillen mann ihme gesagt, das ich Montag (wid)wider wek wollte
ich habe mich diser höffli{c}hkeit bedankt, u{n}dt (erindt)erindert das ich erst
in 4 (od)oder 5 tagen wek gehe, u{n}dt ihme zu sehen verhoffe.

[27]

Paris Suntag den 9 (Nou.)Nouember weillen wir heündt Versailles sehen wollen
bin ich umb 6 aufgestandten, umb 7 Uhr seindt wir wek
gefahren, undt baldt na{c}h 9 hinkomen, hat alleweil klein
geregnet, u{n}dt ein küeler windt gegangen, die erste veue
(od)oder einfarth ist nit so schön alß sie in kupferstich scheinet,
dann die geschnitene quaterstein, von dem wetter ganz
schwarz worden, das ta{c}h stehet wohl, ist mit schifen stein
ardoise bedekt, u{n}dt oben her mit verguldten bleÿ
bedeckt, u{n}dt an vielen orthen gezürth. wir seindt beÿ
der hoff Capellen abgestigen, wo die Peres Missionaires
oficiren
, haben kl keine kleine meß angetrofen,
weillen das ambt angefangen, hat unß der (Monsr)Monsieur
du Role
garde des meubles du Roy unterdessen die zimer
von konig gezeigt, u{n}dt von der berüembten stiegen
angefangen, die ist ein (zümb)zümblich groß u{n}dt hohes gewelb
hat kein lie{c}ht als von oben in (d)der mit eine eroffnung
u{n}dt ein tachel von spiegelglaser dur{c}h wel{c}he das lie{c}ht
hinein scheinet, alß ich dem (Mr)Monsieur du Role sagte die inuention
seÿe bizarre, antwortete er die noth habe sie erfundten,
dann mann kein (andes)anderes lie{c}ht geben künnen, wel{c}hes
ich glaube, aber nit aprobire, das sie die stiegen dahin
dahin gesezt haben, dann sie zuegeflückt scheinet,

[28]482

sonsten ist sie schon, gehet auf zweÿ seüten, u{n}dt alle stafel
balustre, u{n}dt kleidungen der mauer, ausser was gemahlen
von marmelstein. das grosse apartement so in
zimer bestehet, ist mit hohen zimeren en dome, alle mit
unterschidli{c}hen marmelen gepflastert, die Thüren, camin, u{n}dt
u{n}dt lambris auch von (d)der gleichen, die mauren seindt mit samet
Tapezereÿen theil mit guldenen galonen, theils mit gestückten
saulen (od)oder thermen, aber alles alt, behenkt, u{n}dt no{c}h drokber
schöne schildereÿen, im verguldten ramen, von denen vornembsten
mahleren in Italien, dise zimer seindt, wo der konig die
apartements haltet, aber gar selten darzue komet, (sondn)sondern
in seinen cabinet mit affairen sich occupirt, (od)oder mit der
(Made)Madame de Maintenon sich unterhaltet, sein cabinet de
conseil
, ist mit vielen spiegln in die mauren, u{n}dt mit marmel
eingefast, sein beth wo er schlaff{t} von einen alten goldtstuk
die fürhang undt mit einen roth tüe{c}henen verhenkt, na{c}h diesem
apartement ist eine grosse u{n}dt schöne galerie, wel{c}he
auf beeden seüten 2 vierekten gleichen Saalen aboutirt, die hat
auf einer seüten die fenster, u{n}dt auf der (andn)andern eben (d)dergleichen
eroffnungen mit spiegelgläseren, zwischen ein u{n}dt (andn)andern tische
von unterschidli{c}hen steinen, u{n}dt vor denen spiegl eroffnungen[?]
uases von agate, Jaspe, u{n}dt derglei{c}hen, die mauren
seindt alle von marmel, u{n}dt das gwölb (od)oder plat fond gemahlen.

[29]483

von dannen haben wir ein kleines apartement ge
sehen, in welchen die lambris von holz, weiß gemahlen
u{n}dt die endt, (od)oder filets verguldt sein, darinnen seindt auch
dergleichen steinene tisch, spalier von blauen samet, u{n}dt
führhang von blauen damast, in (d)der mit ist ein oual
zimer
, mit 4 niches in welchen metalene schöne statuen
stehen, ist alles gar galant, der konig will dises aber ab⹀
bre{c}hen lassen, umb die terrasse vor den eingang des palast
zu erweütteren. unweit von dannen hat mann unß 2
cabinet von rareteten
gezeigt, die, wann ich re{c}ht ge„
merkt 8 eket sein, die seindt mit spiegel in (d)der wandt
gezirth, u{n}dt allerleÿ arth stellen, (od)oder consoles piedestalli
gesezt, u{n}dt auf denen selben allerleÿ geschür, trügele, u{n}dt
statuen von unterschidli{c}hen Statuacristal u{n}dt steinen, so mich aber
{c}hts (absond)absonderli{c}hes zu sein, bedunket, mann hat unß
auch des Dauphin apartement so unten ist gezeigt,
dieses ist aber viel schle{c}hter, die zimer alle nider, u{n}dt
mit holz auß getaflet; welches weiß gemahlen, u{n}dt
mit goldt die endt gezürth sein, hat auch ein (d)der glei{c}hen
cabinet von curiositeten, aber schle{c}hter alß des konigs
u{n}dt in denen zimeren ober denen thüren, caminen u{n}dt
tischen viel unterschidli{c}he groß u{n}dt kleine porcelainen.

[30]484

dises war alles was in palast zu sehen war, wir haben
vermeindt gleich in garten zu gehen, so war aber ein
sol{c}her sturm windt, u{n}dt regen, das es unmogli{c}h war
unterdessen hat sich das ambt geendet, u{n}dt eine kleine
meß gelesen worden, welche wir gehört, unterdessen hat der
(Mr)Monsieur tuRola dem (Monsr)Monsieur de Bontemp gesagt, wel{c}her
Gouerneur de Versailles ist, que le comte d Harrach est
icy, et desiroit uoir le Jardin
, diser hat mich an namen
erkent, u{n}dt geantwortet, c’est un grand ministre de
l
(Empr)Empire, qui sert bien a son maitre, et son fils est
(Amb.r)Ambassadeur en Espagne, qu’on lui fasse Jouer les eaux
ie le prens sur moy, le
Roy Roy en sera content
auf dises hat sich na{c}h der meeß (d)der (Mr)Monsieur Lambert, der die
incumbenz uber die fontaines u{n}dt wasser hat, mit dem
(Mr)Monsieur du Role (wid)wider gezeigt, u{n}dt gerathen, wir sollen unter
dessen, etwas essen, biß mann die fontainiers zusamen
bringet, u{n}dt der regen vergehet, welches wir gethan,
u{n}dt in den nehsten würths hauß ein stuck rindtfleisch
u{n}dt einen Capauner gessen, u{n}dt unß beÿ den camin ge
warmet, dann der regen u{n}dt windt, sehr kalt war,
mann hat unß durch einen schweizer (erindt)erindert das wir
komen künnen, der hat unß gleich in garten gefürth

[31]485

Alwo schon die leüth warteten unß alles zu zeigen,
der regen hat auf gehörth aber der windt continuirt
vor mich waren 2 sessel auf (redn)redern, u{n}dt beÿ iedem
2 schweizer in des konigs liberén so mich führen
u{n}dt abwe{c}hslen sollen, der konig bediendt si{c}h diser
in garten hin u{n}dt (wid)wider zu spaziren, ich habe mich
in einen gesezt, u{n}dt der (ande)andere folgte lahr, weillen
aber beÿ der ersten fontaine der (Mr)Monsieur Lambert, u{n}dt
der (Mr)Monsieur du Role waren, bin ich alleweill zu fueß mit
ihnen discurrirendt gegangen, die fontaines, allèes
grosse u{n}dt kleinere statuen, unterschidli{c}he bassins
bosquets
, u{n}dt spallier zu beschreüben ware zu lang
u{n}dt seindt in büe{c}hern, u{n}dt kupferstichen zu sehen,
wie wir uberall gewesen, haben wir unß in die
wagen gesezt, u{n}dt auf Trianon gefahren, alwo mann
unß wider den palast, u{n}dt garten gezeigt, des konigs
apartement ist gar hipsch aber nit so groß no{c}h rei{c}h als
zu Versailles, des Dauphins Prince et Princesses
zimer seindt klein, u{n}dt nur mit holz lambrisirt,
u{n}dt die camin von Marmel, mann hat no{c}h daran
gearbeitet, weillen der konig die mobilien herauß
nemen, u{n}dt darvor das tafelwerk sezen lassen

[32]486

die fontainen, allèes, u{n}dt kleine wäldel sein gar
schön, u{n}dt hat der konig in disen garten, somers zeit
die menge schöne bluemen, wir haben auch hier u{n}dt
zu Versailles die 2 pomeranzen häuser (od)oder orangerien
gesehen, dise zu Versailles ist ganz gewölbt, u{n}dt eine
weite galerie auf 3 seüten, die zu Trianon ist nit
so magnifique, in ein u{n}dt (ander)anderer aber die menge
pomeranzen baum, unter (andn)andern einer Bourbon
genandt, der 300 Jahr alt sein solle, ist ho{c}h, u{n}dt hat
eine sehr dicke Cron, von (andn)andern allerleÿ sorten gibt
die menge. in disen beeden garten werden stätts 120 gar
tner gehalten, ohne (d)der extra arbeiter, wann es die zeit
(erfordt)erfordert, 150 schweizer seindt besoldt allein alle die thör
von denen Thür⹀ u{n}dt (andn)andern disen garten zu hüetten, u{n}dt auf
u{n}dt zue zu ma{c}hen, in beeden disen häuseren, seindt auch
(ande)andere besoldte schweizer die auf die zimer a{c}ht haben
das wetter hat unß no{c}h so viel fauorisirt, das wir
dises alles ohne regen sehen künnen, der windt
aber ware kalt, u{n}dt stark, u{n}dt hat immer zue geschnibe
weillen es so spatt war, haben wir die menagerie u{n}dt
die ecuries nit sehen künnen, seindt erst umb
8 uhr na{c}hts heim komen,

[33]

Paris Montag den 10 (Nou.)Nouember ich bin heündt fruhe in die academie
des (M.)Monsieur de Lomprè, u{n}dt Bernardi gefahren, alwo der
graf von lamberg u{n}dt mein sohn Reüten, u{n}dt die exercicen
lehrnen, es waren sehr viel scholaren, als das die 3
meister .|. der dritte ist des Lomprè sohn .|. gnueg
zu thuen haben, es waren des landtgrafen von hessen Cassel
zweÿ Sohn, u{n}dt der Jüngere Prince von Anspach
die da reütten, u{n}dt der ältere dessen (brued)brueder so regerendter
herr ist, hat zue geschauet; die manier so sie alhier
haben, ist schon guet, einen Jungen mentschen schön zu
pferdt zu sezen, u{n}dt vest reithen ma{c}hen, aber kein
erst gerüchtes pferdt sieht mann nit, unter allen
die da waren, hat mir ein barbre ein rapel zum
besten gefallen. es ware so kalt, aber schon wetter, das ich
nit lang bleiben wollen, zu mittag hat der graf von
manßeldt
mit unß gessen, ist aber baldt wider
wek gangen, ich aber bin weütter nit außkomen,
(andn)andern habe einen gwissen architect (M.r)Monsieur Cotart genandt
hollen lassen, der mir einen riß (od)oder dessein uber das garten
gebau zu Pruk gema{c}ht, mit deme habe ich daruber
discurrirt, u{n}dt ihme auch den plan meines hauß zu
Wienn gezeigt, mit disen den abendt zue gebra{c}ht.

[34]

Paris fr{ei}tag den 11 (Nov.)November Wir haben heündt gleich na{c}h 9 uhr aux
petits Augustins meeß gehört, gefrhuestucket
u{n}dt auf Marli gefahren, (d)der tag war schön, aber so kalt
das der weg u{n}dt alle lacken gefrohren waren, seindt dreÿ
viertel auf 12 wek, u{n}dt uber drithalb stundt hin
auß gefahren, es ist weütter, u{n}dt der weg nit so guet
als auf Versailles, wir haben aldorten den (M.)Monsieur Tur[?]
gefundten, (d)der gleich ordre gegeben das mann uns
den palast, die pauillons, garten sehen, u{n}dt die fon
taines
springen lasse, welches wir auch schrüff{t}li{c}h
von (M.)Monsieur de Bontemp mit hatten, das hauß bestehet
in einen grossen viereketen salon, der vier eingang
von garten hat, u{n}dt das ubrige seindt 4 apartement
die gar schon u{n}dt sauber aber nit so magnifique
als zu Versailles seindt, u{n}dt sagt der konig, Ver
sailles
seÿe la richesse et la magnificence, Trianon
la gentilesse, et Marli la comodite et propreté

die bilder in disen zimer seindt die meisten von einem
Van der Meule gemahlet, u{n}dt representiren die Siege
wo der konig selbst comendirt gehen, seindt
meisten in kupfer gesto{c}hen, mann hat unß auch
in die zimer welche die (Made)Madame de maintenon bewohnet

[35]489

Gezeigt, so unweith von des konig seinen seindt,
von dannen seindt wir in die obrigen zimer gegangen,
wo die Princes et Princesses u{n}dt (ande)andere die (d)der konig
mit meinet .|. dann keine hieher komen künnen,
als die (d)der konig benennet, auf ein zetl zeichnet
u{n}dt befihlt wo sie wohnen sollen .|. logiren, dise seindt
mit aller noturff{t} aber schle{c}ht versehen, die beth
führhäng u{n}dt sessel seindt von ringen damast mit
sol{c}hen seidenen franzen, das ubrige als von gemeinen
tafelwerk, wie in Reich die Würths⹀ u{n}dt (ande)andere
häuser, undt alle zimer ganz klein, aber indes
seinen eignen auß⹀ (od)oder eingang, wo die vornemeren
wohnen seindt kleine (nidland)niderlandische Tapezereÿen
so in Gobelin gema{c}ht worden, u{n}dt alle des konigs
häuser auf unterschidli{c}he manier representiren,
aber nit zum besten exequirt, in dem nehsten Pauillon
beÿ des konigs palast hat der Monsieur seinen,
wir seindt aber nit hinein gegangen, auf einer (andn)andern
seiten ist ein gebaü mit einen hoff, wo alle ofices, ales
kuchel, Somilier, sülber diener u{n}dt dergleichen wohnen,
in einen Pauillion haben sie unß zeigt, wo sich die dames
baaden, in vor zimer stehen 2 bether, u{n}dt in (andn)andern

[36]490

zweÿ kupferne wannen deren iede 2 bleÿerne röhren
hat, dur{c}h wel{c}he sie das warme u{n}dt kalte wasser na{c}h
belieben hinein rinnen lassen, dise wannen seindt mit
einen leinwathen führhang, oben wie die pauillon beten
angehenkt, welche auf denen seüten (od)oder ganz die wannen
bedecken, wir seindt auch in einen pauillion gegangen
wo die cavalliers wohnen, seindt 4 in einen, u{n}dt hat
ieder ein paar kleine zimerl mit aller noturft
versehen, in garten seindt 2 corps de gardes gegen ein
(and)ander uber, aber so nidrig u{n}dt in der erdt, das sie
an (d)der neue{c}hts (hündn)hündern, der garten gehet abwerts
en penchant, hat seine bassins, cascaden, iets
d’eaux
, u{n}dt fontainen, alles gar schon u{n}dt reich
zu endt seindt wir beÿ den thor (wid)wider auf gehen
u{n}dt vor die machine so vo alles wasser vor Versail
les
, u{n}dt Marli auß der Seine schöpfet, gesehen, wir
seindt aber nit hinein gegangen, dann es schon
spat, u{n}dt sehr kalt war, seindt fast 3 stundt
naher hauß gefahren, u{n}dt obwollen der Mondt ge
schinen, unß nit wenig gefür{c}ht, dann der weg
ist nit uberall gepflastert, (sondn)sondern an vielen
orthen luket

[37]

Paris Mittwo{c}h den 12 (Nou.)Nouember

[38]

Paris Mittwo{c}h den 12 (Nou.)Nouember ich habe mich vormittag wider mahlen
lassen, u{n}dt geglaubt, das es das lezte mahl seÿe, so hat
aber der mahler verlangt ich solle na{c}hmittag (wid)wider
komen, u{n}dt habe ein schon no{c}h sizen müessen, von dannen
seindt wir auf den abendt au faubourg St. Germain
gefahren; (et)etliche gema{c}hte chaise roulante zusehen,
die mir aber nit gefallen, habe also mit einen satler
tractirt, der mir eine neÿe ma{c}het, so Montag
so zeitli{c}h fertig solle sein, das ich no{c}h selben abendt
darmit abfahren künne, mir ist alda (d)der dur{c}h bruch
so ga{c}hling u{n}dt schmerzli{c}h ankomen, das ich aldorten
eine gelegenheit sue{c}hen müessen, wir seindt von dannen
in einen garten in selber gegendt gefahren, kleine
bäumel von pux baum, u{n}dt Oruietain zu sehen
so war aber der gartner nit zu hauß, haben es also
auf morgen bestelt; ein edlmann so gestert
von fürst von fürstenberg auß sachsen komen, hat
hat mich in seinen namen complimentirt, u{n}dt sie
mir wissen lassen, das sie auf ein gaar tag verraÿset,
freÿtag Aber hier sein, u{n}dt mich in die Opera führen
wolle.

[39]

Paris donners tag den 13 (Nou)Nouember ich bin vormittag nit außkomen
habe allerleÿ zeüg zu meinen mantel kleidt gesehen
u{n}dt (endt)endtlich einen cafè farb u{n}dt goldt außerwehlt
(Mr)Monsieur Tekelburg ist zu mir komen, u{n}dt wegen des Prince
de longueual
interéen, des verkauf seiner (nidlandschen)niderlandschen
güetter geredt, beklagt sich auch, das er einen so starken
dur{c}h bruch gehabt, das er (et)etliche tag nit auß gehen künnen
weillen ich na{c}hmittag nit gewust die zeit zue zu
bringen, seindt wir au ual de grace gefahren selbige
kür{c}hen zu sehen, wel{c}he a la moderne u{n}dt gar schön
gebauet ist, es ware gleich ein predig alda, u{n}dt
kanzel stundte vor einen sehr grossen gatter, hünter
welchen die klosterfrauen waren, wir seindt von dann
zu denen Carmeliterinen, so unweit von dannen seien
haben gar ein sauberes kür{c}hel, mit schönen gemahlten
gezürth, u{n}dt den Altar balustres, u{n}dt stafel, alles von
schwarzen marmel gar sauber, seindt von dann
naher hauß, weillen mich (wid)wider der dur{c}h bruch geplaget
hat, ich habe dur{c}h den Bergeret den (hl)heiligen Nuntio wissen
lassen das ich hier seÿe, u{n}dt nit abraÿsen wollen, ohne ihn
zu sehen.

[40]

Paris freÿtag den 14 (Nou.)Nouember disen morgen hat mich der herr
Nuntio besue{c}ht, ist ein uberauß feiner herr, von
dem hauß Delphin, sagte das mann beÿ hoff
zu Fontainebleau meine hiesige ankunff{t}
gewust, u{n}dt der konig Monsieur, u{n}dt (ande)andere vornehme
herren von hoff gesagt, das sie sich wohl (erindn)erindern mich (Ao)Anno 1669
.|. wie mich der kaÿser zu (d)der kündts tauf des konigs (andten)anderten
sohn
zu assistiren geschükt .|. gesehen u{n}dt gekendt haben,
er fragte mich ob ich mich wolte zu Versailles sehen
lassen, ich antwortete, das ich mich nit wohl so lang auf
halten künne, seÿe fast schon 3 wo{c}hen hier, u{n}dt wann
ich den konig u{n}dt (Monsr)Monsieur sehe, därff{t}e mann mich no{c}h
(ande)andere 3 wochen aufhalten, wuste auch nit ob ich ange„
nehm wäre, dessen er mich zwar versücherte, u{n}dt sagte
der konig verlange mit den kaÿser den in gueter
correspondenz zu sehen, süder der (Mr)Monsieur de Louuois
todt, seÿe der konig ganz (geändt)geändert, u{n}dt einer wahren
anda{c}ht ergeben, wir redeten auch von (d)der reforme hiesiger
trupen, u{n}dt erzehlte er mir, von den (Marqs)Marquis de Bar„
bissieu
(Secret)Secretaire détat et de guerre des verstorbenen
Louuois sohn, gehört zu haben, das der konig (würk)würklich

[41]494

süder des (frid)friden (m)1000/130 mann reformirt habe, u{n}dt aniezo
u{n}dt künftigen früehling eine grosse reforme vor
nehmen werde, dann er in wehrendten krieg (m)1000/445 mann
auf den fueß gehabt habe. diser Nuntio ist ein Venedig
von den hauß, u{n}dt Nipote des (Cardl)Cardinal Delphin, gar ein
feiner lieber herr, er hat mich auf morgen zu gast
geladen, u{n}dt die uisita in blauen rok, mozeta u{n}dt mantel
gegeben, ich habe ihme .|. weillen ich in einen apartement be
wohne .|. gleich beÿ der Thür an hoff empfangen, u{n}dt
biß zum wagen bekleitet. als er wek war, bin ich
mit den von lamberg u{n}dt meinen sohn zu (d)der fürstin von
fürsten berg
gefahren, die sich gleich anlegte, u{n}dt beÿ der
toilete mit ihr geschwäzt, sie hat unß wollen in die opera
führen, welche wir schon gesehen haben, ich habe mich aber end
schuldiget, das ich nottwendig den herren Nuntio besue{c}hen
müesse, ehe ich morgen zu ihme zum essen gehe, wie ich dann
na{c}hmittag gethan, sein schweizer aber gesagt er seÿe
nit zu hauß, hat aber auf die post geschriben, die heündt
wek gehet, habe den (holland)hollandischen pottschaffer (Mr)Monsieur de Hems
Kerke
gesue{c}ht, der sehr weith wohnet, er komet aber
erst morgen von Fontainebleau zuruck.

[42]

Paris Sambstag den 15 (Nou.)Nouember ich habe mich heündt fruhe mit unter
schidli{c}hen sachen occupirt, das ich kein meeß gehört, wie
ich zu thuen vermeinte, weillen das fest des heiligen
Leopoldi in Osterreich ist, gegen ein uhr seindt wir
zu dem herren Nuntio, der mich beÿ den wagen em⹀
pfangen, u{n}dt in sein obiges apartement gefürth
hat, da war der (hl)heilige (Cardl)Cardinal d’Etrèe der sagte mich von
(Ao)Anno 69 her gekent zu haben, u{n}dt das ich mich nü{c}hts ge⹀
(ändt)ändert hätte, ich habe dem Erzbischou von Reims von selber
zeit her auch erkent, ist aber viel grauer worden,
es ware auch da der (Portugues)Portueguesische pottschaff{t}er (Marqs)Marquis
de Cascaes
, der (Vened)Venedische G{esand}te[?] Erizo, der aniezo in diser
qualitet na{c}h Rom gehet, der (dänn)dännische Envoye (Monsr)Monsieur
de Meirscron
, (d)der Marquis Saluiati enuoye von
florenz, sambt seinen (brued)brueder den Abbate, u{n}dt einen
(andn)andern (florent)florentinischen cauallier, udt der envoyè von Mo⹀
dena
, u{n}dt der Junge graf von dietrichstein des (g.)grafen Maxen
ältester sohn, er hat unß in das untere apartement
zum essen gefürth, u{n}dt gar wohl tractirt, 13 schisel groß
u{n}dt kleine auf einmahl, 2 mahl aufgehebt, u{n}dt
das desert so gar schon mit bluemen gezürth in kerblen war

[43]496

wir seundt na{c}h dem essen wider in die obige zimer
unß zu den Camin gesezt, u{n}dt geschwäzt biß der
(Cardl)Cardinal den aufbruch gema{c}ht, u{n}dt wir alle wek ge⹀
gangen. (hl)heilige Nuncio hat mich (wid)wider biß zu den wagen
begleitet, ich bin mit den von lamberg u{n}dt meinem
sohn
auf den roßmark gefahren in (d)der meinung
4 zu kaufen die einen wagen, so ich hier ma{c}hen lassen,
hinauß führen kunnten, es war aber zu spatt, u{n}dt haben
wir nü{c}hts taugli{c}hes mehr gesehen no{c}h gefundten,
u{n}dt weillen es auch geregnet, sein wir naher hauß
gefahren, da hat sich der (Monsr)Monsieur de HemsKerke ansagen
lassen, u{n}dt erst ein (andthalb)anderthalb stundt herna{c}h komen
so weith wohnet er, unter dessen hat mich der bauch
wehe angegrifen, u{n}dt weillen ich nit wuste ob er bald
kome, habe ich unterdessen grosse schmerzen auß
gestandten, er hat mich persuadiren wollen länger
hier zu bleiben, als er aber vernomen, das ich komenden
montag gwiß wek gehen wolle, u{n}dt mich der (Portugues)Portuguesische
pottschaff{t}er
zum essen geladen, hat er mich auch auf morgen
gebetten, welches ich ihme verspro{c}hen habe.

[44]

Paris Suntag den 16 (Nou.)Nouember Wir haben fruhe die Meeß aux petits Augus„
tins
gehört, u{n}dt wider naher hauß gefahren, da hat mir
der (M.)Monsieur Lomprè 2 (Engel)Engelsche pferdt in wagen (od)oder chaise
zu brauchen, sehen lassen, die er nur umb 500 francs
haltet, seindt aber etwas zu klein darzue, do{c}h habe
ich ihme gesagt, wann ich 2 stärkere an die stangen
fünde, das ich dise nemen wolle. wir seindt zu dem
(Mr)Monsieur de HemsKerke gefahren, u{n}dt habe ich seine frau
u{n}dt do{c}hter mit den hauß auf (franz)französisch gegrüesset,
uber ein weill ist (d)der (hl)heilige Nuntio, u{n}dt die (Engel)Engelsche pott„
schäff{t}erin
des Milord Gersei gemahlin komen,
beÿ den essen seindt unser 13 gewesen, die pottschaff{t}erin
(hl)heilige Nuntio, ich, der Junge Reingraf ein gwisser (Mr)Monsieur
freiberg ein (ander)anderer (holland)hollandischer Edlmann, der (Enge)Engelscher
pottschafts (Secret)Secretaire Prior, u{n}dt der (holland)hollandische Hamel brüning
die 3 von hauß, der (g)graf (̊v)von lamberg, u{n}dt mein sohn, wir
haben alles in hauß besue{c}het, ist der Hotel de Beauuais
so in kupfer außgehet, in welchen er besser auß sihet,
als in gebaü, er hat unß auch zweÿ seiner wagen
gewisen, die schön aber nit zu den gebrauch sein, weillen
sie gar zu viel beschlächt, bildthauereÿ u{n}dt verguldung haben

[45]498

Er hat gar wohl zu essen geben, u{n}dt herna{c}h in einer galerie
caphèe
u{n}dt Thèe, (hl)heilige Nuntio hat mich aber in ein fenster
gefürth, u{n}dt allerleÿ sachen discurrirt, unter (andn)andern große
contestationes gegen J R M gema{c}ht, denen sein hauß
(absond)absonderlich obligirt seÿe, das sie in lezten conclaui sein
vetteren den (Cardl)Cardinal zum Pabsten zu verlangen erklart haben
er hat mir auch vertrauet das (d)der herzog von lotringen
anizo sich Altesse Royale nennen lasse, u{n}dt eine ofe
ne (konigl)konigliche Cron führe, mann zweifle ob es hiesiger
konig zue lassen werde, dann auch das diser, als er ihm
die antworth welche der kaÿser auf die notificirung
der heÿrath des duc de Borgogne ihme Nuntio wieder
zuegeschükt, ubergeben, der konig gesagt habe, der
kaÿser hatte mit ihme alles comercio so gar der brief
in sol{c}hen begebenheiten, in wehrendten krieg aufgehet
u{n}dt ihme auf die seinigen nit geantwortet, da sie
do{c}h so nahete befreündten seÿen, u{n}dt gezeigt, das er
es empfundten habe, wir seindt zu gleicher zeit wek
u{n}dt hat unß der pottschaff{t}er biß zu der gutschen begleitet
weillen mann mir gesagt, das (d)der Portuguesische

[46]499

pottschaff{t}er, als ich in (d)der meeß ware besue{c}hen wollen, u{n}dt
nit gefundten, bin ich zu ihme gefahren, der mich
lang warten aber (endt)endtlich komen lassen, er ist in dem
hotel de Guise logirt, von welchen er einen Theil in
bestandt hat, hat gar guete mobilien, u{n}dt die zimer
mit schreibtischen spiegln u{n}dt (andn)andern sehr wohl gezürth,
er hat in Portugal zu schreüben gehabt, also bin ich
nit lang gebliben, u{n}dt hat mich biß zu den wagen begleitet,
ein Camerdiener aber unß mit 2 le{c}hteren geleihtet,
der duc de Croiy ist hier, u{n}dt beÿ mir gewest, hat
mir erzehlet, das er in Moscau raÿsen wollen, in Pollen
aber vernomen, das (d)der Zar in holl⹀ u{n}dt Engelandt seÿe,
war zu danzig u{n}dt Marien burg als (d)der Prince de Conti
da ware, hat zu Amsderdam den Zaar gesehen, u{n}dt seine
dienst anerboten, aniezo ist er hier wegen eines
proces so er mit den comte d’Auuergne fürthe. ich habe den
Jungen Scaluignoni, u{n}dt hardik hollen lassen, u{n}dt sie
wegen ihres gehabten handel verglü{c}hen, habe sie ma{c}hen
alß guete freündt umbfangen, u{n}dt mir angeloben,
das sie das beschehene nit mehr moniren wollen.

[47]

la Claye Montag den 17 (Nou.)Nouember ich habe heündt frühe geschwindt meine
sa{c}hen zusamen gerücht u{n}dt einpacken lassen, ein balbirer hat
mir die zändt gebuzt, u{n}dt (et)etliche faule stumpfen abgefeilet
zu mir ist ein Junger graf Göz dessen frau Mueter ein
Slawatin, u{n}dt sein Ahndl ein Terskin mein geschwister
kindt ist, komen, ist erst gestert auß Engelandt angelangt
es haben S⟨m⟩ich auch die Jungen fürsten von lokowiz, (d)der von
Proskau
, Questen berg, Manßfeldt von hardik u{n}dt (ande)andere
beurlauben wollen, weillen ich aber mit saüberung der zimmer
occupirt war habe ich mich entschuldigen lassen, bin drokber
zu (d)der fürstin von fürsten berg, u{n}dt mein abschidt genomen
die sich gleich einschnirte, u{n}dt vor unser anlegte, sie sagte
der Monsieur habe sie befragt, das weillen er aniezo
hier in Palais Royal ist, ob ich ihme nit sehen werde, sie
habe geantwortet, wann ich naher Versailles gehe, werde
ich gwiß auch zu ihme komen, sie glaubte er wurde es estimieren
dann er gern hat, das mann disen palast, so sehr wohl modern
sein solle sehe, ich habe mich bedankt, das sie so wohl vor
mich geantwort habe, u{n}dt ihr widerhollet, was ich dem
(hl)heilige Nuntio, u{n}dt (holland)hollandische pottschaff{t}er gesagt habe.

[48]501

Ich bin von dannen mit den grafen von lamberg zu den Portu
(gues)guesische pottschaff{t}er
.|. dann mein sohn glaubt er habe heundt
na{c}ht ein füeber gehabt .|. alda ware beÿ dem essen der (Cardl)Cardinal
d’Etrèe
, der mir den Dictionaire de l’academie
2 tom: in folio
geschenkt, sein vetter (d)der Abbé d Etrèe
so vor disen pottschaff{t}er in Portugal ware, der Pfalzgraf
von Pürken feldt
mit seinen sohn, die beede in (franzos)franzosischen
diensten sein, (d)der (Monsign)Monsignore Nuntio, (Mr)Monsieur de HeemsKerke
die beeden Jungen landtgrafen von hessen Cassel u{n}dt ihr
hoffmeister
, der (dann)dannische (Monsr)Monsieur MeirsCron, (d)der (schwed)schwedische
(Mr)Monsieur Palmeskist, u{n}dt der (Modenes)Modenesische enuoyè, ein gwisser
(Mr)Monsieur d’Ozier, so sich sehr wohl auf die Genealogie ver
stehet, u{n}dt der graf von lamberg, er hat sehr statli{c}h
tractirt, eine olla supen mit gewirfelten brodt, in einen
grossen wohl gema{c}hten sülbernen höffen, die mann herauß
genomen, u{n}dt eine (ande)andere potage hinein gesezt,
(d)der desert war a⟨i⟩n statt der körbel, in sülbernen
(d)derglei{c}hen täpen, u{n}dt herumb mit kleinen Soucoupen,
u{n}dt auf die ek 2 uasi (od)oder kessel in welchen ieden ein
flaschen mit uin sec stundte, u{n}dt 2 tellerle von
sülber mit kleinen fläschel auf denen (anden)anderen seüten.

[49]502

Na{c}h den essen hat er Thèe, cafèe, u{n}dt chocolate in einen (andn)andern zimer
gegeben, dise haben die pagen auf 4 eketen, sülbern tazen auf welchen 5 rachen[?]
vest gema{c}ht waren, u{n}dt sülbere be{c}herle darauf zu stundten
gebra{c}ht, die (andn)andern 2 sorten waren in porzelanen, er hat mich
in sein cabinet gefürth, welches mit grossen spieglen, schreüb
tischen bureaux u{n}dt (bildn)bildern gezürth war, er hat mich da ver⹀
traüli{c}h gefragt, wie es mit des konigs von Spanien ge
sundtheit stehe, so ich ihme wie allen (andn)andern offendtli{c}h, beant⹀
wortet, das es kein gefahr habe, u{n}dt er viel Jahr leben
künne, ihme aber remonstrirt wie sein konig interessiert
seÿe, das die zweÿ Monarquien Spanien u{n}dt frankrei{c}h nit zu
samen komen, welches, das es der seine apprehendire, u{n}dt
darauf gedenke, versü{c}hert, leztli{c}h sagte er hoffe mich bald
zu Wienn zu sehen, welches ich zu wüntschen ihme mit eine
abraso vergwiste, u{n}dt mich von ihme u{n}dt allen (andn)andern be
urlaubte, die no{c}h mahlen sagten, das wann ich mich zu hof
hatte sehen lassen, ich vor 14 tagen nit wek komete, dann ieder
mann verlangt hatte, mich zu tractiren u{n}dt einige ehr
an zu thuen, wie dann (d)der (Cardl)Cardinal d Etrèe mir sagte, (d)der Maré
chal de Villeroy
(erindn)erindern sich meiner gar wohl mich
(Ao)Anno 1663 wie er in hungaren in vor lezten Türken krieg stand

[50]503

zu Wienn, u{n}dt (Ao)Anno 1669 hier gesehen zu haben, u{n}dt den
duc de Beauuilliers Gouuerneur des enfants de
France (erindte)erinderte sich mit mir beÿ den Marquis de Guitri
gessen zu haben, u{n}dt habe ihme der konig schon er
laubt, das er auf Paris kome mich zu besue{c}hen,
ich habe aber betra{c}ht, das ich schon 3 wochen hier bin,
mann zu Wienn meiner erwartet, ich nit
weiß wie ich es mit dem bedecken alß pottschaff{t}er
halten solle, (od)oder gehalten wurde, u{n}dt wie mann ens zu
Wienn aufnehmete, alß habe mich resoluirt
weck zu gehen, der pottschaff{t}er hat mich, (wid)wider alles
protestiren biß zu den wagen begleitet, alda mit
mit grossen contestationen seiner freündtschaft umb
halset, u{n}dt ich also naher hauß gefahren, alwo ich meine
neÿe chaise färtig, u{n}dt alles aufgeladen gefundten,
graf von Manßfeldt mein sohn u{n}dt (ande)andere teutsche
(Cau)Caualier waren da, von dannen mich beurlaubt, u{n}dt gleich wek
gefahren, ich habe zwar vermeindt na{c}h disen 3 posten
no{c}h 2 auf Meaux zu ma{c}hen, weillen es aber ganz uber
zogen u{n}dt fünster die weg sehe schlim, u{n}dt ich von dur{c}h bruch
geplagt ware, bin ich hier gebliben.

[51]

Dormans fr{ei}tag den 18 (Nou.)Nouember wir seindt heundt fruhe
auf gewest, u{n}dt vor tags wek, aber wenig auanzirt
dann die weg so schlim sein, das wir meistens einen
schrit gehen künnen, sonsten ist die chaise (od)oder caleche gut
gelegen, gehet sanft, dann sie auf 6 resorts henket
aber etwas schwär, mein beth mit denen ualisen
gehet auf einen brancart so mann sur tout nennet
u{n}dt habe den (hoffm)hoffmeister 2 pages u{n}dt Camerdiener mit mir
unweith Meaux bin ich in einen lo{c}h steken bliben, u{n}dt
darmit ein halbe stundt verzehrt, umb 3 seundt
wir zu Chateau Thierry ankomen, welches ein guet
statt ist, die postmeisterin hat mich persuadiren wollen
hier zu bleiben, weillen wir no{c}h eine dopelte post zu
ma{c}hen, es den ganzen abendt na{c}hmittag regnet
die weg sehr schlim seindt, u{n}dt alle wasser angelofen
ich habe aber nit uber das herz bringen künen„
fruhe in würtshauß zu bleiben, u{n}dt in Gottes namen
forth gefahren, aber 3 roß in die chaise u{n}dt surtout
genomen, gleich alß wir in den ublesten weg waren, das an
gelofene wasser uber einen berg umbzu fahren, hat unß ein
Orage getrofen, seindt do{c}h glückli{c}h in (d)der fünster anhero komen

[52]

Chausèe Mittwo{c}h den 19 (Nou)Nouember, wir seindt wie gewohnli{c}h (zeit)zeitlich
abgefahren, u{n}dt verhoft den Mondt schein zue
geniessen, der unß aber wenig gedienet hat,
dann es fast ganz uberzogen ware, u{n}dt oft
geregnet hat, mann fahret von Meaux auß
meistens an der Marne so uber all so ange„
lofen, das mann alle wisen u{n}dt felder in der
nider, glei{c}h einen grossen see uberschwembt
sühet, gleich wohlen profitiren die postillionen so wohl
des wegs, das wo es mogli{c}h stark fahren,
u{n}dt führen die chaise sehr wohl haben heündt
  posten gema{c}ht, umb 3 zu Chalon dur{c}h
alwo mann meinen paaß bref auf (d)der mauth
zu sehen begerth, aber weütter nü{c}hts (gefordt)gefordert hat
der postilion hat mir hier zue gespro{c}hen von den uin
de
Champagne zu kosten, sagendt Vous n’en
boires pas de meilleur en toute
(ure)uotre vie, ich
habe es gethan, aber nit so kostli{c}h gefundten, wir seindt sehr
schwär; spatt u{n}dt in (d)der fünster hehm komen,
wenig zu essen, u{n}dt ein schlimes (logemt)logement gefundten.

[53]

Steenville den 20 (Nou)Nouember es hat heündt die ganze na{c}ht
u{n}dt darauf den ganzen tag, ohne aufhören klein
geregnet, darbeÿ so warm alß wie in (Augt)August (od)oder (7br)September
gewest, welches die wasser no{c}h mehrers wird an
laufen, u{n}dt die weg schlimer machen wirdt, auf
der (andten)anderten post von Dormans war es gleich beÿ den
dorf so tief, das die post roß fast geschwumen sein,
u{n}dt hat der bach zümbli{c}h lang also gewehret, zu
Saint Bezier, welches ein zümbli{c}h grosse statt
ist, habe ich vermeindt was zu essen, aber nü{c}hts als
einen kalten Capauner, schunken, buter u{n}dt kaß gefundten
von denen ich etwas gessen, hier schnepfen u{n}dt ein
rephäendel alda vor das na{c}htmahl gekauft, wir
seindt spatt anhero komen, u{n}dt den ganzen tag
  posten gema{c}ht, das Stattl ligt in den bergen
u{n}dt schon in lotringen, gehöret anizo den herzog
es pretendirt es aber der Comte von disen namen
u{n}dt hoffet es zu erlangen, ich bin na{c}h den essen glei{c}h
schlafen gangen morgen frueher aufzustehen.

[54]

Touls freÿtag den 21 (Nou)Nouember wir seindt heindt zeitli{c}her auf
gewesen, u{n}dt auß gefahren weillen es zu regnen
aufgehört, u{n}dt der Mondt fruhe geschinen, disen
landt ist da herumb sehr bergig, also das mann
einen hinauf u{n}dt (wid)wider hinunter gehet, die thäler
seindt alle uberschwemet, also das mann nü{c}hts
als wasser uberall sihet, wir seindt umb
halbe 3 hier ankomen, so hat mann unß gesagt,
das ein pruken an der chaussèe gegen Nanci ge„
bro{c}hen seÿe, undt mann nit uber künne,
ich habe den hoffmeister hinauß geschükt zu sehen, wie
es seÿe, der baldt zuruk komen, u{n}dt gebra{c}ht, das un⹀
mögli{c}h seÿe uber zu komen, mann glaube aber das
wasser werde sich verlaufen, das mann morgen passiren
werde künnen, also habe nottwendig hier bleiben
müessen, u{n}dt heündt nur   posten gema{c}ht; es ligen
hier 3 (franzos)franzosische regimenter in quartir eines
zu pferdt, u{n}dt 2 dragoner, die mannschaft u{n}dt pferdt
so ich auf denen gassen gesehen, künnen kein besseres ausehen haben

[55]

Saint Nicolas Sambstag den 22 (Nou.)Nouember ich habe gestert befohlen
das mann in aller frhue sehen solle ob das wasser
gefallen, u{n}dt ob mann hinuber küne, weillen aber
die thör spatt eröffnet worden, ist die na{c}hrücht erst gegen
9 komen, das mann nit dur{c}h künne, (et)etliche lottringer
Edleüth die in würths hauß waren, haben gerathen
wir sollen auf Rosier zue, so (andthalb)anderthalb posten
sein, u{n}dt von dannen zu   uber die Prucken gehen
deren rath wir gefolgt, u{n}dt glükli{c}h hinuber komen
obwollen ein pach so angelofen war, das es denen
rossen biß an den bauch gegangen, wir seindt
umb halbe 4 erst auf Nanci komen, u{n}dt dur{c}h die
alte u{n}dt neÿe statt, u{n}dt vor deß herzog palast
fahren müessen, haben viel von seinen guardien u{n}dt
bediendten angetrofen, so alle neÿe gekleidt sein
von grüenen tue{c}h, rotte außschlag, u{n}dt sülbere porten
ich bin glei{c}h wider weütter, u{n}dt beÿ anbre{c}hendter na{c}ht
dise post gema{c}ht, weillen aber in diser keine pferde
angetrofen habe i{c}h nottwendig h{i}er bleiben müessen

[56]

Haumont Suntag den 23 (Nou)Nouember ich bin heündt umb 4 aufgestandten
undt in den Benedictiner kloster beÿ S. Nicolas meeß
gehort, in der meinung glückli{c}h u{n}dt weith forth zu komen,
so hat es aber angefangen stark zu regnen, u{n}dt auf den
abendt zu schneiben, welches die ublen weg no{c}h mehrers
verderbt hat, das ubleste aber ware, das zwischen
LuneVille u{n}dt Benameni die ax von den Surtout
von einander gebro{c}hen, u{n}dt mann von den nehsten
dorf einen wagner hollen müessen eine neÿe zu ma{c}hen,
mit deme er 3 stundt zue gebra{c}ht hat, ich habe
unterdessen zu Benanemi in posthauß gewarth, u{n}dt
etwas weniges gessen, biß sie komen sein, u{n}dt wir wider
fortfahren künnen, ein stundt von hier seindt ihnen
die negel so den korb an der ax halten herauß gefallen,
also das ich gefor{c}hten dise na{c}ht mein beth nit zu haben,
endtli{c}h seindt sie aber erschinen, u{n}dt hat mann die
na{c}ht hindur{c}h, alles erst zuegerücht, der herzog von
lottringen
hat heündt na{c}ht einen seiner bediendten auf (d)der
post naher S. Nicolas geschückt, zu wissen wer ich seÿe,
welches mein (hoffm)hoffmeister dem (postm)postmeister vertrauet, ich aber habe
den comte Carlingsfort einen brief geschriben, mich entschuldgendt
das ich unangemeldte dur{c}hgehen. haben heindt 4 1/3 post gema{c}ht

[57]

Sauerne (od)oder Elsas zaberen Montag den 24 (Nou)Nouember. wir seindt heündt wie
alzeit fruhe aufgewest, u{n}dt alles ganz weiß gefundten
in deme es die ganze na{c}ht geschneibt, u{n}dt der schnee
(andthalb)anderthalb schueh ho{c}h, darunter aber alles wach ware, so wie
ein neӱe ungelegenheit ist, in deme mann nit
weiß wo mann hinfahret, u{n}dt ob mann ein grueben
oder stok unter den schnee antrifft, die pferdt von Blaumons
waren sehr schlim, u{n}dt seindt immer zue steken gebliben
endtli{c}h hat mann unß von einer (andn)andern post, so ein viertel
stundt ausser (d)der straß ist, u{n}dt von Metz gehet, gesagt, da ha_
wir gewe{c}hslet, u{n}dt baldt auf Sarburg komen, da haben
wir so guete roß angetrofen die unß 3 posten bißhieher
gefürth, u{n}dt ein halbe stundt in (d)der na{c}ht glükli{c}h angelangt
alß wir zu Pfalzburg dur{c}h die Vestung gefahren, haben
wir einen Soldaten von (d)der guarnison an galgen gesehen,
der disen morgen gehenkt worden, u{n}dt der hennker glei{c}h
herunter gelest hat, er hat seinen camaraden ein halb
pistollen gestollen, u{n}dt außreissen wollen, ist gestert abendt bei
komen u{n}dt heündt morgen gehenkt worden, die Vestung ligt
schön auf einer kleinen anhöhe, alle bastionen cortinen der
lunes
mit quaterstuken gemauret, u{d}t die graben außgefürte

[58]

Straßburg fr{ei}tag den 25 (Nou)Nouember. I{c}h habe den hoffmeister von den Na{c}ht
lager voran hieher geschüket, zu sehen wie wir weütter
reӱsen künnen, ob mann auf deme Rei{c}hsposten meine
chaise annemen werde, die laist nit gegen (d)der ax zu eng
seӱe, u{n}dt ob ich etwann leü{c}hter a mes Journèes gienge,
habe vor tags in den franciscaner kloster wegen
des heiligen Catharina vest meeß gehört, u{n}dt die 3 1/2
posten in 6 stundten gemacht, ware sehr ubel zu fahren,
in deme es so stark gefroren, das der weg ganz
knoperet ware, ich habe beӱ den raben eingekehrt,
u{n}dt bin auf teütsch tractirt worden, ein Saures
krauth mit bratwürsten hat mir gar wohl geschmekt,
na{c}hmittag ist (d)der M. Cornemans ein hiesiger Banquier
an welchen mich der Bergeret adressirt zu mir komen,
habe mit ihme wegen außwe{c}hslung (d)der münz, u{n}dt wie
ich naher ulm komen möge, geredt, werde auf sein
einrathen morgen wider die post nemen, u{n}dt sehen wie
ich forth kome, es seindt hier uber (m)1000/12 mann in
(d)der guarnison, auß (d)der kellschanz ist (d)der (g°)graf dietri{c}hstein haubt[…]
von (lotring)lotringen (regim)regiment so vor disen knab unter mir war, mich
zu besu{c}hen komen.

[59]

Rastatt Mittwo{c}h den 26 (Nou)Nouember. obwollen ich vor 5 aufgestandten, bin ich gleich
wohl erst umb 7 uhr wek, (d)der graf von dietri{c}hstein
u{n}dt der hiesige statt bereütter   haben mich noch
besue{c}ht, dieser lezte ist erst vor wenig tagen von Wien
komen, alwo er grosse gnaden, u{n}dt ehren empfangen zu
haben sagte, scheindt gar ein feiner mensch zu sein
(d)der M. Cornemans hat mich mit einen rauch tabak, der
in zimer gar gueten geruch lasset, u{n}dt einen (anden)anderren
den mann rapirt, (od)oder auf den ribeisen reibet zum schnupfen
regalirt, ich bin kaum ein viertel stundt vor der
statt komen, so seindt die zweӱ eisene nägel, so
den kasten (od)oder korb an (d)der ax halten, tourz abgebr…
sagen seӱe von der grossen kälte, wir haben gleich einen
zu pferdt umb (and)ander nägel geschükt, welche ein
schmidt selbsten gebra{c}ht, haben gleichwohl uber ein halb
stundt zeit verlohren, in (d)der kellschanz seindt alle
corps de gardes iner in das gewöhr gestandten
u{n}dt das spil gerürth, (d)der (Gnrl)General Würz so alda comand
no{c}h einiger oficier haben sich nit sehen lassen, wir
haben sehr viel u{n}dt grosses wasser angetrofen, do{c}h g...
dur{c}h komen, hier ein halbe stundt in der na{c}ht ange
langt, u{n}dt heündt   gema{c}ht.

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TextGrid Repository (2019). Tagebuch des Grafen Ferdinand Bonaventura I. von Harrach vom Jahre 1697 und 1698 (German Edition). Tagebuch des Grafen Ferdinand Bonaventura I. von Harrach vom Jahre 1697 und 1698. Architrave. ARCHITRAVE. https://hdl.handle.net/21.11113/0000-000B-D964-0