So geht der alte liebe Herr nun auch dahin

»Auff das selige Absterben und Christliche Beerdigung des umb diese gantze Stadt viel Jahr lang wolverdienten Herrn Bürgermeisters, Herrn Benedicti Reichardts« (Berlin 1667)

1.
So geht der alte liebe Herr nun auch dahin:
Nachdem er achtzig und was drüber ist erlebet.
Er geht zu Gott: Und legt und schlägt aus seinem Sinn
Das, was noch, wies Gott weiß, uns überm Haupte schwebet.
2.
Die Kinder klagen ihn, ach Vater, unser Schutz!
Die Ehgenossin läßt die Tränen häufig fließen.
Was Kindeskinder sind, bedenken, was für Nutz
Sie hiebevor gehabt und nun nicht mehr genießen
[379] 3.
Und weinen bitterlich. Die werte Bürgerschaft
Folgt ihrem Haupte nach und gibt ihm das Geleite
Zu seinem Schlafgemach, dahin der Tod ihn rafft
Gleich wie uns allzumal. Ich aber setz ihm heute
4.
Zu Ehren diese Schrift: Ein Mann von alter Treu
Und deutscher Redlichkeit, ein Mann von vielen Gaben
Und großer Wissenschaft, ein Mann, der frisch und frei
Das Recht geschützt, die Stadt regiert, wird jetzt begraben.

»Zur Bezeugung Christlichen Mitleidens gegen die gesambte Hochbetrübte Leidtragende setzte dieses Paulus Gerhardt.«

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TextGrid Repository (2012). Gerhardt, Paul. Gedichte. Gedichte. So geht der alte liebe Herr nun auch dahin. So geht der alte liebe Herr nun auch dahin. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A8B9-5