1777, November.
Mit Christoph Martin Wieland
Lieber Hr. und Kumpan, eine große Bitte! von Goethen und mir gemeinschaftlich. Sie haben doch schon das große opus des jungen Cramers »Klopstock, in Fragmenten aus Briefen von Tellow an Elisa« ..... und wir bitten Sie nun mit aufgehobenen Händen um eine Recension desselben, aber um eine Recension, daß der König und die Königin sagen sollen: Liebes Löwchen, brülle noch einmal! – Hier ist doch wieder einmal Gelegenheit, ein Meisterstück zu machen – eine [48] Recension, die Ihnen so viel Ehre machen soll, als die beste Composition von der Welt – kurz eine Recension, wie nur Sie allein eine machen können. Goethe sagt: Sie sollen nicht bloß die Seide draus ausbrennen, sondern das Metall selbst so lange durch's Feuer gehen lassen und so lange schmelzen, scheiden und läutern, bis vom ganzen Werk nichts als der Titel »Klopstock« übrig bleibe.
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Ich war gestern Nachmittag bei Goethen auf seinem Altan. Kein lieberes, sich wärmer an einen anlegendes, oder, wie die Schwaben sagen, ein mehr anheimelndes Plätzchen auf Gottes Boden müssen Sie nie gesehen haben .... Wenn doch nur Merck itzt bei uns wäre und das auch sehen und nießen könnte, sagte ich; das hier! – und das dort! Das wäre so was für ihn. »Sei ruhig! Er wird schon kommen,« sagte Goethe, und die Gewißheit, womit er's sagte, machte, daß ich Sie schon halb gegenwärtig fühlte.
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