1831, 5. April.


Mit Johann Peter Eckermann

Mittags mit Goethe. »In der Kunst« – sagte er – »ist mir nicht leicht ein erfreulicheres Talent vorgekommen, als das von Neureuther. Es beschränkt sich selten ein Künstler auf das, was er vermag, die meisten wollen mehr thun, als sie können, und gehen gar zu gern über den Kreis hinaus, den die Natur ihrem Talente gesetzt hat. Von Neureuther jedoch läßt sich[76] sagen, daß er über seinem Tatente stehe. Die Gegenstände aus allen Reichen der Natur sind ihm geläufig, er zeichnet ebensowohl Gründe, Felsen und Bäume wie Thiere und Menschen; Erfindung, Kunst und Geschmack besitzt er im hohen Grade, und indem er eine solche Fülle in leichten Randzeichnungen gewissermaßen vergeudet, scheint er mit seinen Fähigkeiten zu spielen, und es geht auf den Beschauer das Behagen über, welches die bequeme freie Spende eines reichen Vermögens immer zu begleiten pflegt.

In Randzeichnungen hat es auch niemand zu der Höhe gebracht wie er, und selbst das große Talent von Albrecht Dürer war ihm darin weniger ein Muster als eine Anregung.

Ich werde,« fuhr Goethe fort, »ein Exemplar dieser Zeichnungen von Neureuther an Herrn Carlyle nach Schottland senden, und hoffe, jenem Freunde damit kein unwillkommenes Geschenk zu machen.«

[77]

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1831. 1831, 5. April. Mit Johann Peter Eckermann. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A4E1-D