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Mir hat das Herz gepocht, als ich vor seinem Hause stillhielt, als ich die Treppe hinaufging, als sich die Stubenthür öffnete. Der Mann war mir so furchtbar majestätisch. Aber wie ganz anders war mir zumuthe, als er mich freundlich anblickte und ich Durchgefrorner seinen warmen Händedruck fühlte. Er sing auch gar nicht aufderstelle ein ernsthaftes Gespräch an; er fragte mich mit herzlicher Stimme nach meiner Gesundheit, die ich zumerstenmal einem so strengen Winter- und Windtage ausgesetzt hatte, ließ mich nahe an den Ofen rücken, wollte mir Kaffee, Wein, kurz alles Mögliche zum Frühstück auftischen. Der Ton, in dem er mit mir redete, war wie der eines Vaters, und da ward es mir nicht schwer, so viel Zutrauen zu ihm zu fassen und den Muth in seiner Gegenwart zu behaupten, was er so gerne an jungen Leuten wahrzunehmen scheint.
Wir kamen unvermerkt in das erste Gespräch über Schulunterricht hinein, das denn über eine Stunde dauerte, bis wir zu Tische gerufen wurden. Bei Tische ward Goethe aufgeweckt und munter und erzählte viel [208] von seinen Reisen, besonders von Venedig. Nach dem Essen entließ er mich und ging auf sein Zimmer; um fünf Uhr beschied er mich wieder zu sich. Er ist mit mir zufrieden; ich habe es aus seinem eigenen Munde, daß er mich der Stelle würdig erkennt, daß er Zutrauen zu mir hat, daß er mich liebgewonnen.