1831 (?).


Mit Friedrich Wilhelm Riemer

»Der zweite Theil [des ›Faust‹] sollte und konnte nicht so fragmentarisch sein, als der erste. Der Verstand hat mehr Forderungen daran, als an den ersten, und in diesem Sinne mußte dem vernünftigen Leser[123] entgegengearbeitet werden. Die Fabel mußte sich dem Ideellen nähern und zuletzt darin entfalten, die Behandlung aber des Dichters eigenen Weg nehmen. Es gab noch manche andere, herrliche, reale und phantastische Irrthümer, in welche der arme Mensch sich edler, würdiger, höher, als im ersten gemeinen Theile geschieht, verlieren durfte. Die Behandlung mußte aus dem Specifischen mehr in das Generische gehen; denn Specification und Varietät gehören der Jugend an.«

Tizian, der große Colorist, malte im hohen Alter diejenigen Stoffe, die er früher so concret nachzuahmen gewußt hatte, auch nur in abstracto, z.B. den Sammet, nur als Idee davon – eine Anekdote, die Goethe mir mehrmals mit Beziehung auf sich erzählte.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Gespräche. 1831. 1831 (?). Mit Friedrich Wilhelm Riemer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-A148-0