1807, 21. Mai.
Mit Friedrich Wilhelm Riemer
Zu Goethe. »Die neue Melusine«. Abends zu Frommanns. Über die Eitelkeit. Man mußte sich jetzt in der Gesellschaft einander die Eitelkeit auf. Dadurch gehe die Gesellschaft zu Grunde; denn nun würden die einen bloß passiv, indem sie dächten: wenn ich die angenehme Eigenschaft, die ich besitze, nicht zeigen soll, so will ich thun als hätte ich gar keine. Und nun passen sie den andern auf. Dadurch bemächtigt sich gerade der Schlechteste der Gesellschaft, der dreist genug ist. – »Im Alter schlafe man eigentlich nicht, der Schlaf ziehe sich nur über die Gegenstände des Tags wie eine Art von Flor und lasse sie durchscheinen.« So sah Goethe vorige Nacht sein Märchen von der Melusine unter einer Architektur hervorschimmern. Er hielt das im Traume für das Schöne und Rechte und wollte es festhalten; aber wie er erwachte, verschwand der Unsinn. – Die Nachtigallen, bemerkte Büffon, schlagen [169] nur so schön während der Begattungszeit. Nachher ist ihre Stimme rauh und ganz anders, so daß man einen andern Vogel zu haben glaubt. Die Griechen kannten daher die Nachtigall als zwei verschiedene Vögel unter zweierlei Namen, wie Plinius bemerkt. Die Thiere werden erst vocal in dieser Zeit, als Hirsche, Auerhähne u. dergl.
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