1829, 29. August.
Mit Lambert Adolphe Jacques Quetelet
Bei Tische bewegte sich das Gespräch, welches vorzugsweise von Goethe und Herrn Quetelet unterhalten wurde, hauptsächlich, ja ausschließlich um die Naturwissenschaften. Er selber sagte, das sei für ihn das interessanteste Thema und sollte es auch für jeden denkenden Menschen sein; denn niemand könne es jemals völlig ergründen oder erschöpfen. »La nature a l'attrait et le charme de l'infini.« – »Man muß consequent im Forschen sein und die Natur täuscht niemanden.« – »Die Schätze der Natur sind verzauberte Schätze, welche kein Spaten, sondern das Wort bloßlegt.« – »Wenn ich an alle die neuen Entdeckungen und Erfindungen denke, welche während meines Lebens gemacht wurden, und welche ich langsam kennen lernte, bedauere ich die Jugend, welche das alles in wenigen [139] Jahren erlernen muß; freilich ist auch die Unterrichtsmethode eine bessere.« – »Ich war öfters mit der Natur im Streite, mais j'ai fini toujours par lui demander pardon.« – »Wenn ich mit einem Menschen disputire, so bin ich niemals ganz sicher, wer von uns beiden recht hat, mais en disputant avec la nature, je sais d'avance que c'est elle qui a raison.« – Da hast Du [Korsak] einige Aphorismen Goethes, deren ich mich schnell erinnern kann. Und wenn Du etwa darüber betroffen wirst, daß in denselben immer nur der Natur Erwähnung geschieht, was sagst Du dann dazu, daß dies wenigstens zweihundertmal der Fall war und das Wort Gott nicht ein einziges Mal vorkam?
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