1813, Ende November oder Anfang December.
Mit Luise Seidler
Von Goethe kann ich Dir [Pauline Schelling] wenig Erfreuliches mittheilen; diese unruhigen Zeiten haben seine Behaglichkeit gestört und das empfindet er übel und soll es auch wiederum empfinden lassen. Ich war neulich auch Mittags bei ihm und empfand es doch auch etwas, ob er gleich die Güte selbst war und mir drei herrliche Stunden mit der Mittheilung einiger Mappen Handzeichnungen und alter herrlicher Kupferstiche schenkte; denn er war weniger lebhaft, als sonst. Auch meinte er: man müsse sich auf alle Art zerstreuen und er arrangire jetzt seine Kupferstiche nach den Schulen; das sei Opium für die jetzige Zeit. Nimm dies, wie Du willst: mir war es leid, daß er für die jetzige Zeit, die freilich lastenvoll, aber doch überall [109] groß und herrlich ist, Opium will. Auch meinte er: es sei unrecht, von den Studirenden und Professoren, mit in den Kampf ziehen zu wollen, da jetzt schon so viel geschehe, dadurch Wissenschaften gestört etc. würden. – Übrigens ließ er sich nicht weiter über die Sachen aus; aber daß er nicht dafür enthusiasmirt ist, beweist er doch auch, indem er seinem Sohn verweigert, sich unter die Freiwilligen zu stellen, der es wünscht und in kein gutes Licht durch sein Bleiben gestellt wird.
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