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An den Herzog Carl August

Als man, nicht ohne Überlegung, das kühne Wort aussprach: die allgemeine Litteraturzeitung in Jena fortsetzen zu wollen, sah man voraus daß, besonders[281] Anfangs, bey jedem Schritt Hindernisse entstehen würden, die sich einzeln wohl würden überwinden lassen.

Nachdem nun schon manches in kurzer Zeit beseitigt und eingeleitet ist; so tritt gleich eine Hauptfrage ein, mit welchen bedeutenden Männern man sich verbinden, wen man zur Theilnahme einladen wolle?

Es sey mir erlaubt von zwey derselben zunächst zu sprechen.

Der Präsident Herder ist durch seine Schriften, seinen Stand, seine Persönlichkeit in großem Ansehen durch ganz Deutschland. Ihn, der sich aus mancherley Ursachen und auf mancherley Weise zurückgezogen, glaubt man für das neue Institut gewinnen zu können, wenn Serenissimus die Gnade hätten die bisher verweigerte Anerkennung, bey seiner Rückkunft, aus dem Bade, zu gewähren. Unterzeichneter würde dadurch Gelegenheit erhalten ein, vor kurzem, wieder angeknüpftes altes freundschaftliches Verhältniß zu beleben und ihn mit dem neuen Institute zu befreunden.

Doctor Paulus ist der zweyte den man der Akademie und besonders auch dem Institut zu erhalten wünscht. Der Akademie, weil, nach seinem und Griesbachs Abgang, die Theologische Facultät selbst mit großen Kosten kaum wieder zu restauriren wäre; dem Institut, an dem er bisher den thätigsten Antheil genommen, indem er, bey seinen großen Einsichten in den alten und neuen Orient, eine sehr große Breite der Litteratur beherrscht und glücklich beurtheilt.

[282] Sein, von allen Seiten her, als unaufhaltsam geschilderter Abgang scheint mir noch zu hintertreiben, wenn Serenissimus geneigt wären, auf irgend eine Weise, ihm Fürsorge und Wohlwollen zu bezeigen.

Hofrath von Schiller, der mit ihm in sehr gutem Verhältnisse steht, könnte deßhalb einen unpräjudicirlichen Versuch machen.

In der gegenwärtigen Lage bleibt nichts übrig als die Akademie und Zubehör von allen Seiten zu bedenken, und sowohl die wissenschaftlichen als Landesherrlichen Kräfte sämmtlich aufzubieten. Ich sehe ein Vierteljahr von Mühe, Sorge, Verdruß und Gefahren vor mir, welche alle unnütz überstanden wurden, wenn nicht, von oben herein, die Hebel der Gaben, der Gunst, der Gnade, der Theilnahme gleichfalls angelegt würden.

Weimar am 1. Sept. 1803.

J. W. v. Goethe.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1803. An den Herzog Carl August. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9EC1-F