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An Johann Heinrich Meyer

Eine Stelle aus dem so eben erhaltenen Briefe des Herrn Staatsrath Schultz theile ungesäumt mit und versichere: daß es mich sehr freuen würde, wenn Sie sich baldigst zu dieser Reise entschließen könnten. Es ist nicht zu berechnen, was, gerad in diesem Augenblick, nach dem kurz Vorhergegangenen, Ihre Gegenwart in Berlin wirken und auch unsern besondern Vortheil befördern könne; lassen Sie die Ausstellung abnehmen und leiten das Übrige nöthigst ein. Sie wissen, daß wir schon vor einigen Jahren dasselbe wünschten, der Moment aber ist prägnanter als je. Schreiben Sie mir bald, direct, ohne die Briefe an meinen Sohn zu schicken, mit dem Boten, oder der Post, unfrankirt.

Ein wunderliches Paradoxon der Leipziger Auction muß ich noch mit Vergnügen melden, daß ein ganz kostbarer Abdruck der großen nächtlichen Flucht nach Ägypten, von Goudt nach Elsheimer, welcher jede Vergrößerung [233] durch die convexe Linse aushält und immer mehr Erstaunen erregt, für 8 Groschen, sage acht Groschen, mir zugekommen, so wie auch ein guter Druck Jupiter und Mercur bey Philemon und Baucis, dieser kostet aber schon 1 rh. und 3 Groschen; ein geringer kleiner Tobias 12 Groschen, und die Aurora, so gut wie verdorben, 14 Groschen. Welches wunderliche Zeug durch einander! Wenn man persönlich gegenwärtig wäre und die Tagesgrillen der Liebhaber beobachtete, so müßte man die größten Schätze zusammen bringen.

treulichst

Jena den 19. September 1820.

Goethe.


Copia.

»In Bezug auf meine Rücksprache mit Herrn v. Altenstein, schreibe ich so eben an Herrn Hofrath Meyer, um ihn zu bitten, seine mir mündlich mitgetheilte Meinung, uns hier zu besuchen, ja recht bald in Ausführung zu bringen. Wie nützlich und erfreulich uns sein Blick und sein Rath in unseren Unternehmungen, die Kunst betreffend, seyn wird, ermessen Sie selbst am besten, und da gerade jetzt ein sehr wichtiger Moment für diese Dinge eintritt, so könnte nichts glücklicher seyn, als ihn baldigst hier zu sehen. Seine Neigung und die günstige Witterung werden, wenn Sie vollends ein Wort für unsern Wunsch gegen ihn äußern wollen, ihn hoffentlich schnell dafür [234] bestimmen. Lassen Sie es sich gütigst angelegen seyn, dazu mitzuwirken.«

Wenn ich nur bedenke, daß Sie für unser Kunst und Alterthum so vieles aufsammeln könnten und daß wir ferner, durch eben diese Hefte und sonst, jenen, insofern sie das Rechte wollen, zu Hülfe kämen, so giebt das alles sehr weite und bedeutende Aussichten.

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TextGrid Repository (2012). Goethe: Briefe. 1820. An Johann Heinrich Meyer. Digitale Bibliothek. TextGrid. https://hdl.handle.net/11858/00-1734-0000-0006-9E80-1